Virginia Cole

Ti amo - Trilogie


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sie so nebeneinander her liefen hatte Marco das Gefühl, dass auch Olivia ihn anziehend fand. Manchmal berührte sie ihn wie zufällig am Arm, sie erzählte ihm Persönliches und Peinliches, was wohl am erhöhten Alkoholpegel lag und sah ihn mit einem Funkeln in den Augen an, das er nicht so recht deuten konnte. In ihrem Blick lag etwas flehendes, als würde sie ihm sagen wollen: Bitte, lass meinen Urlaub unvergesslich werden.

      Die Worte verebbten und das Schweigen hielt Einzug. Marco musste das dringend unterbinden, sonst kam sie womöglich noch auf die Idee, sich auf den Heimweg zu machen. Dabei wollte er sie doch noch gar nicht gehen lassen. Er war sich so sicher, ihre Zeichen richtig gedeutet zu haben…

      "Möchtest du noch etwas von Tropea sehen? Es gibt hier noch einige Stellen, die die Touristen ohne einheimische Hilfe nur selten finden."

      Verschmitzt sah er sie an, ein freches Schmunzeln umspielte seine Lippen, wie sie im Mondlicht erkennen konnte.

      Lag sie richtig mit ihrer Vermutung? Er tat so geheimnisvoll, hatte er etwa ganz bestimmte Absichten? Oder bildete sie sich das nur ein, weil sie tief im Inneren eine Hoffnung hegte, vor der sie auch ein wenig Angst hatte? War sie zu schüchtern oder würde sie sich trauen, wenn er sie wollte?

      "Ja, gerne! Wann hat man denn schon mal eine ganz persönliche Führung durch Tropea?" Sie lachte und beschloss, die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Sie würde schon das Richtige tun, und wenn Marco sich unangemessen verhalten sollte, würde sie sich schon zu wehren wissen.

      "Gut, dann komm. Hier lang." Entschlossen nahm er sie bei der Hand und zog sie vom Strand weg bis zu einem kleinen Weg, der sehr bald links und rechts von kleinen Bäumen und Sträuchern gesäumt war.

      Marco war sich nun sicher, einen Punkt bei ihr gelandet zu haben. Es schien ihr nichts auszumachen, Hand in Hand mit ihm durch einen ihr noch recht fremden Ort zu laufen, obwohl sie ihn erst seit kurzer Zeit kannte.

      Ihre Haut fühlte sich so weich an, wie er es sich vorgestellt hatte. Sie hatte schmale, zarte Hände denen man nicht ansah, dass sie viel schrieben und somit ständig in Bewegung sein mussten. Was sie mit ihren Händen wohl sonst noch so anstellen konnte?

      Zum Glück war es schon so dunkel, dass sie die erneute Ausbuchtung in seiner Hose nicht sehen konnte. Und selbst, wenn sie darauf aufmerksam würde, so würde es ihm nur die Bestätigung geben, dass sie sich auch körperlich für ihn interessierte.

      Die Wärme, die ihre rechte Hand umschloss, fühlte sich irgendwie vertraut an. Sie verspürte Sicherheit und bekam so neuen Mut, etwas zu wagen, wozu sie sonst viel zu schüchtern und vorsichtig gewesen wäre. Sie hoffte, dass er ihren Traum wahr werden und diese Wärme auch auf den Rest ihres Körpers verteilen würde.

      Im Schutz der Felsen

      Obwohl es schon dunkel und der Strand an dieser Stelle nur spärlich beleuchtet war, führte Marco seine hübsche Touristin geradewegs zu seinem Ziel. Er musste von vornherein gewusst haben, wohin er sie führen wollte, seine Schritte – und noch etwas anderes – zeugten von bestimmter Zielstrebigkeit.

      "Pass auf, hier müssen wir über ein paar größere Steine steigen. Halt dich gut fest." Olivia tat, wie ihr geheißen. Sie fasste seinen linken Arm mit beiden Händen und folgte ihm, so gut sie konnte. Nachdem sie endlich wieder mit beiden Füßen den Sand berührte, blieben sie stehen. Marco hielt sie noch immer bei der Hand, während sie sich staunend umschaute. Sie befanden sich noch immer direkt am Meer, hinter ihnen eine mittelhohe Felswand mit einer kleinen Höhle, die beinahe wie eine Grotte wirkte, in ihrer Mitte. Links und rechts führten große Steine von der Felswand weg, die ein Stück weit ins Meer ragten. Steine, die sie gerade eben noch mit ihren Füßen bestiegen hatte.

      "Wow, wo sind wir hier?"

       Wusste ich's doch, dass es ihr hier gefallen würde…

      "Dieser Ort nennt sich Capo Vaticano, einer der schönsten Aussichtspunkte Kalabriens. Tagsüber sieht man hier natürlich mehr als jetzt, aber ich liebe diese Stelle einfach."

      Olivia war nicht entgangen, dass er diesen Ort wohl schon öfter aufgesucht hatte. Hatte er andere Touristinnen auch hierher mitgenommen, um sie zu beeindrucken? Beinahe hätte sie sich in ihrer Bereitschaft, sich dem Einheimischen hinzugeben und ihm zu vertrauen, beirren lassen.

      Sie wollte es genauer wissen und setzte eine möglicherweise heiße Nacht aufs Spiel. "Wie vielen Frauen hast du diese Stelle denn schon gezeigt?" Sie versuchte, ihre Unsicherheit mit einem frechen Grinsen zu überspielen, aber Marco war sich durchaus darüber im Klaren, worauf sie anspielte.

      "Bis auf die Frauen in meiner Familie oder meinem weitläufigen Freundeskreis hat mich noch keine hierher begleitet."

      Sie wusste nicht, warum, aber sie glaubte ihm. Er hatte etwas Vertrauen erweckendes an sich. Er wirkte nicht wie ein Casanova, obwohl er wie einer aussah.

      Olivia versuchte, wieder nüchtern auf das eigentliche Thema, diesen Ort, zurückzukommen. "Es ist wunderschön hier." Nickend stimmte Marco ihr zu. "Ich komme gerne hierher, wenn ich kurz vor dem Malen eines neuen Bildes stehe. Hier habe ich die schönsten Dinge vor Augen." Er bedachte sie mit einem intensiven und leicht anzüglichen Blick.

      Sie drehte ihren Kopf wieder in seine Richtung, sah im tief in die Augen, spürte, wie die Zeit stillstand. Er hielt ihren Blicken stand, ließ seine Augen ihren wundervollen Körper hinunter wandern, zwang sich, den Blick wieder nach oben zu lenken und blieb an ihren Lippen haften.

      Sollte er es wagen? Sollte er nach all der Zeit der Hartnäckigkeit schwach werden und einer Touristin den Kopf verdrehen, die in wenigen Tagen das Land verlassen würde, ungewiss, ob sie jemals wieder hierher kommen würde? Noch einmal rief er sich ins Gedächtnis, weder Olivia, noch sich selbst verletzen zu wollen. Aber war er nicht genau deswegen hierhergekommen? Um sie nach Strich und Faden zu verwöhnen, um ihr die italienische Leidenschaft ein Stück nähere zu bringen und zu erfahren, wie Engländer in Sachen Sex und Liebe so tickten? Was hätte dieser Abend für einen Sinn gehabt, wenn er nun doch noch einen Rückzieher gemacht hätte, nur, weil er von Grund auf ein vernünftiger Kerl war?

      Außerdem gab es da noch jemanden, der meinte, wohl ein Wörtchen mitzureden zu haben. Er konnte es nicht mehr länger unterdrücken.

      Olivia fragte sich, ob er sich tatsächlich an sie ran trauen würde. Sie selbst hatte bereits während des ersten Cocktails, den sie nach dem gemeinsamen Essen getrunken hatten für sich entschieden, dass sie Jake endlich vergessen und sich entgegen ihrer eigenen Erwartungen bewusst in ein Abenteuer stürzen wollte. Sie wusste, welche Folgen das haben konnte, aber in dieser Nacht wollte sie nicht daran denken.

       Bitte, küss mich…

      Als hätte er ihre Gedanken lesen können, ging er zwei Schritte auf sie zu, umfasste sie sanft an der Taille und beugte sich langsam zu ihr runter.

      Sie legte ihre Arme um seinen Hals und schloss langsam die Augen in freudiger Erwartung auf das, was nun folgen würde.

      Endlich warf auch Marco seine letzten Zweifel über Bord, zog dieses wahnsinnig anziehende Wesen näher an sich heran und küsste sie. Es traf ihn beinahe wie ein Schlag. Die Lippen weich wie Butter, warm wie ein Sommerregen in Kalabrien, feucht wie der Schweiß auf seiner Haut in einer schwülen Sommernacht. Erst ganz sanft, dann immer fordernder umschlossen seine Lippen die ihren, ehe seine Zunge vorsichtig anklopfte, um kurz darauf in ihre Mundhöhle eintreten zu dürfen. Sie spielte mit ihm, ihre Zungen spielten miteinander wie zwei junge Hunde, die sich gerade erst begegnet waren.

      Nur schwer konnte er sich von ihren Lippen lösen, aber das Pochen in seinem Schritt deutete ihm, den Rest ihres Körpers zu erforschen.

      Mit leisem Stöhnen ließ er seine Lippen weiter wandern, übersäte ihre Wangen, ihr Ohrläppchen, ihren Nacken und schließlich ihre Schultern mit sanften Küssen, die sich anfühlten wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.

      Ihr Herz raste, ihr Puls beschleunigte sich und ehe sie es sich versah, lag sie zum wiederholten Male im Sand, er über sie gebeugt. Allerdings