die Hohe Rätin wird ihre eigene Entscheidung treffen dürfen.“
„Das glaubst du doch selbst nicht!“, murrt Packh leise zurück und presst unwillig die Lippen aufeinander. „Ich bin auch kein Freund von Gewalt, doch Karess ist aus einem anderen Holz geschnitzt, glaub' mir! Frag' Malik! Er kann dir genug Geschichten erzählen; weitaus mehr als ich! Ich weiß nur, dass sie noch immer bekommen hat was sie wollte. Jetzt ist sie schwanger. Die Gerüchte darüber überschlagen sich. Die Menschen befürchten das Schlimmste!“
Fynn seufzt ratlos. „Ehrlich, Packh! Hätte ich ein Rezept zur Lösung der ganzen Situation, ich würde es dir sagen. Doch ich weiß es selbst nicht. Ich muss versuchen, Schritt für Schritt meinen Weg zu gehen.“
„Unseren“, wirft Malik ein.
„Genau“, bestätigt Yassin prompt.
„Du kannst auf mich zählen“, verspricht Packh bei der Gelegenheit.
„Jetzt überlegt doch mal, wie viel Macht wir schon vereinen!!“ Yassin strahlt in die Runde. „Da bist ja nicht nur du mit deinen neuen Kräften, sondern auch Packhs Mantikor und auch noch Malik!“
Er breitet die Arme aus und blickt nach Zustimmung heischend die anderen an. „Das ist doch schon eine ganze Menge würde ich meinen!“
„Und nicht zu vergessen: Yassin, der Große!“, dröhnt Maliks Mantikor als dieser kurz das Ruder übernimmt, während Malik sein Bier erhebt und in die Runde prostet.
Mit gequälter Miene blickt Malik zu Fynn hinüber.
'Ich hasse es', haucht er ihm lautlos zu. Seine Stirn liegt dabei genervt in Falten. Fynn könnte ihn auffressen, so sehr liebt er diese andere, menschliche Seite an Malik … wenn er eben nicht so überheblich daher kommt. Er entwickelt sich immer mehr zu einem süßen normalen Typen. Diese Tatsache lässt sein Herz höher schlagen.
Irgendwann wird ihre Unterhaltung durch erbostes Gebrüll unterbrochen.
„Hau ab!! Und lass' mein Bein in Ruhe! - Malik!! Gehört dieses Riesenvieh zu dir??“
Wie auf ein Kommando blicken die Vier in Katos Richtung. Cool liegt vor den beiden Männern und hangelt verspielt nach den Fransen an Katos Lederhose. Empört versucht er dem Kater eine hinter die Ohren zu verpassen, doch seine Bewegungen sind so langsam, dass sein Versuch grotesk anmutet. Es ist nicht zu übersehen. Cool findet das Spiel toll.
Kato mault genervt herum, doch Kess reißt geschockt die Augen auf. Was macht so ein riesiges Raubtier in diesem Wald? Natürlich weiß er von den eigenartigen Wachstumsschüben, die die Tiere in der Wildnis haben können, doch wie konnte diese Hauskatze nur so groß werden??
Malik und Fynn lachen laut.
„Cool! Komm' her! Sei ein braver Kater, hörst du?“ Malik zuckt mit den Achseln. „Er hört nicht auf mich. Tut mir echt Leid!“
„Er weiß genau, dass ich mich nicht bewegen kann!“, mault Kato weiter. „Der denkt, ich bin 'ne verdammte Maus! Nimm' ihn weg!“
In der Zwischenzeit hat sich Yassin langsam erhoben.
Mit vor Staunen geöffnetem Mund geht er langsam auf den Kater zu.
„Cool? Bist du das? - Ach, du meine Güte!“
Fast andächtig bleibt er neben Cool stehen. Als er Yassin mit seinen großen grünen Augen fixiert, lächelt dieser.
„Der Wahnsinn“, haucht er und streckt seine Hand aus um ihn zu kraulen. Er wird mit einem tiefen lauten Schnurren belohnt. Yassin mochte er schon immer gut leiden und jetzt strahlt der große Mann selbst etwas von einer Katze aus. Kein Wunder! Er hat sich ja auch mit dem Katzen-Mann gepaart. Cool liebt diese Welt.
„Komm mit ans Feuer“, lockt Yassin ihn. „Da gibt's was Leckeres zu futtern. Na, komm!“
Cool steht auf, schüttelt sich und trottet ihm hinterher. Am Feuer angekommen, drängt er sich dicht an Fynn heran, nicht ohne Malik zuvor einen verächtlichen Blick zuzuwerfen.
„Hoffentlich hast du es dir nicht mit ihm versaut, Kato“, lacht Malik hämisch. „Cool verzeiht nicht so schnell!“
„Kommt doch auch zu uns ans Feuer“, fordert Fynn die beiden Männer auf. Kaum hat er seine Bitte ausgesprochen, können sie sich bewegen. Natürlich hat er seine Macht über sie nicht ganz aufgehoben, damit sie nicht in der Lage sind, zu fliehen. Ein wenig eingerostet rappeln sie sich auf und schlendern in sehr gemächlichem Tempo auf den Lagerplatz zu.
In sicherer Entfernung von Cool lassen sich die beiden nieder und nehmen mit einem dankbaren Nicken ein kühles Bier entgegen. Ihre Flaschen klacken aneinander, bevor sie sich bedienen. Erst nachdem das erste Bier ausgetrunken wurde, wenden sie den restlichen Männern ihre Aufmerksamkeit zu.
„Wie sieht's aus? Sind wir jetzt für immer deine Gefangenen?“, fragt Kato lakonisch.
Fynn mustert ihn eine Weile, bevor er antwortet.
„Ich brauche deine Hilfe“, setzt er ruhig an. „Deine und die von Kess.“
Übertrieben schlägt Kato die Hand vor die Brust.
„Im Ernst? Der große Lichtermeer braucht unsere Hilfe? Wie das?“
Fynn lächelt, obwohl Malik bereits angesäuert den Mund verzieht.
„Ich weiß, dass ihr Karess Treue geschworen habt, doch ...“
„Außer meinem Bruder schwöre ich niemandem die Treue!“, unterbricht Kato ihn aufgebracht.
„Erzähl' keinen Quatsch, ihr seid ihre neuen Handlanger“, provoziert Malik weiter.
„Na, du kennst dich ja bestens aus, mein Lieber“, poltert Kato zurück. „Wann bist du denn aus ihrem Arschloch raus geklettert? Ist noch nicht so lange her, wenn ich recht überlege, oder?“
Er beugt sich zornig vor. „Und nicht nur, dass du auf einmal die Seiten wechselst, nein, du tust es ohne Ankündigung … hinterhältig … so bist du schon immer gewesen und es würde mich mächtig wundern, wenn du dich plötzlich geändert hättest, Malik!“
Fynn greift zur Seite und legt Malik warnend eine Hand auf den Oberschenkel.
„Er hat mir das Leben gerettet … aus Liebe“, erklärt Fynn eindringlich. Er blickt zu Malik hinüber. Soll ich es ihnen überhaupt schon sagen?
Du brauchst ihre Hilfe, erwidert Malik, du wirst es ihnen sowieso sagen müssen.
Fynn wendet sich wieder an Kato.
„Maliks Mantikor hat sich geteilt und mit mir vereinigt.“
„Pfff“, entfährt es Kato ungläubig. „Wie soll das denn gehen? Die Mantikore suchen sich ihre Menschen oft schon vor deren Geburt aus. Klar, unser kleiner Punker hier wurde erst als Teenager ausgewählt, doch was soll's … auf jeden Fall kann ein Mantikor nicht mehrere Wesen benutzen.“
„Kann er wohl!“, unterbricht Malik ihn herrisch. „Auch wenn du meinst, das ganze Wissen des Universums in dir zu vereinen, gibt es sehr wohl Dinge, von denen du keine Ahnung hast. Andererseits ...“ Er zuckt mit den Achseln und grinst hämisch. „Ich bin fast überzeugt davon, dass dein Mantikor viel zu schwach ist, um vom Lichtermeer geteilt und aufgenommen zu werden. Würde mich nicht wundern, du Maulheld!“
Katos Augen flackern gelblich auf, doch noch hat er sich im Griff.
„Was in meiner Macht liegt oder nicht, das binde ich dir ganz sicher nicht auf die Nase“, ranzt er beleidigt zurück.
„Das musst du auch nicht, da ich sowieso über die drei Murmeln Bescheid weiß, die statt eines Gehirns in Zeitlupe in deinem Schädel kreisen“, grinst Malik gemein.
„Warum hat er sich geteilt?“, fragt Kess leise und sieht Fynn nachdenklich an.
„Er