I. Tame

Malik Mantikor: Ein Lichtermeer wird leuchten


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martialischen schwarzen Lederklamotten und natürlich brausen die beiden Verrückten mit aufgemotzten Motorrädern durch die Gegend. Ihr wildes Gelächter eilt ihrem Eintreffen oft voraus. Meist sind sie trotz ihres Auftretens friedfertig, doch wenn sie Streit bekommen, tragen sie diesen gerne auf die herkömmliche Weise aus. Eine handfeste Schlägerei … was gibt es besseres? Leider gehen ihnen die meisten Menschen – vor allem Männer – lieber aus dem Weg. Daher vertreiben sie sich ihre Zeit oft mit Motorradrennen in der nahegelegenen Kiesgrube, mit Filmnächten voller Action- und Horrorfilme und mit Fressorgien der besonderen Art: viel – von allem!

      Ihre Weibergeschichten sind legendär, doch die „normalen“ Mädchen aus Löwenherz und Umgebung halten sich ebenfalls lieber von den Ausgeflippten fern. Ihr Ruf ist einfach zu furchteinflößend. Denn es gibt auch andere Gerüchte, die besagen, dass die Brüder im Geiste Seancen abhalten würden, Blutopfer bringen und andere unsägliche Dinge tun … die niemand genau benennen mag. Die Villa sei verflucht und ihre Bewohner kämen direkt aus der Hölle.

      Kato und Kess – Luzifers Gehilfen.

      In der Tat erledigen sie ab und zu kleinere Aufträge für Karess. Immer dann, wenn „der liebe Malik“ – wie sie die Hohe Rätin gerne höhnisch nachäffen – sich zu fein dafür ist. Das stimmt natürlich nicht, doch beide geben einen Scheiß darum, ob sie mit ihrer Vermutung recht haben. Malik ist ihnen weitaus überlegen was seine Mächte betrifft; vielleicht spielt der Neid darauf eine Rolle in ihrer Beziehung zu ihm … ganz bestimmt sogar.

      Diese ganzen Dinge weiß Fynn auf einmal. Der Mantikor-Anteil in ihm ist zwar noch recht schwach, doch Wissen … Erinnerungen … kann er jederzeit schon an seinen menschlichen Part weitergeben. Er kommuniziert mit Fynn; nicht immer direkt verbal, sondern auch über Gefühle und plötzliche Ahnungen, die ihn überkommen. Nach 3-4 Stunden hat er den Dreh heraus, dass er diese Ahnungen ebenfalls als konkrete Aussagen zu deuten weiß.

      Völlig erschöpft liegt er auf seinem protzigen Bett und schließt die Augen. Gerne würde er jetzt eine Mütze voll Schlaf nehmen, doch wenn er die restliche Nacht verschläft, dann steht Karess morgen irgendwann vor seiner Türe und Fynn hat die Gelegenheit verpasst, sich wenigstens rudimentär mit seinem Mantikor auszutauschen.

      Sein Mantikor … ein wenig fühlt sich Fynn wie von einem Parasiten befallen. Er spürt – ganz tief in sich – die Präsenz des Anderen, des Fremden. Doch sobald ein Gefühl der Angst oder sogar des Ekels aufkommt, legt sich der Trost des Mantikors wie eine beruhigende Decke über sein Gemüt. Er spürt regelrecht wie ihn starke Arme umfangen und liebevoll wiegen. Das erinnert ihn dermaßen an Malik, dass Fynn sofort lächelt und sich ein bisschen tiefer in die Kissen kuschelt. Obwohl er wirklich kaum mit seinem Macho geschmust hat … doch was soll's. In diesem Moment kann er wieder durchatmen und revanchiert sich mit liebevollen Gedanken.

      Geht es Malik gut? Immer und immer wieder stellt er sich zwischendurch diese Frage. Er weiß, dass sich der Mantikor geteilt hat, doch trotzdem immer noch eine schwache Verbindung zu seinem abgetrennten ätherischen Körper hat. Folglich muss er auch wissen, wie es Malik geht.

      Natürlich, antwortet jedes Mal die tiefe sonore Stimme.

      Warum kann ich nicht mit ihm sprechen? Wie ein stures Kind lässt Fynn nicht von dieser Idee ab.

      Hat der Mantikor etwa geseufzt? Nein! Das muss wohl der Wind gewesen sein, der von draußen herein weht.

      Ein Gefühl der Dringlichkeit durchzieht Fynns Körper.

      Du hast Recht, gibt er nach. Ich sollte darüber nachdenken, wie ich mich morgen Karess gegenüber verhalte.

      Der Mantikor stimmt ihm zu. Ein zärtliches Brummen in seinem Inneren fährt Fynns Rückgrat rauf und runter. Normalerweise würde es ihn zutiefst erregen.

      Wie von selbst wendet sich Fynns Kopf und sein Blick fällt auf die dunkle Tablette auf seinem Nachttisch.

      „Nein“, keucht er voller Widerwillen.

      Du musst es tun, fordert sein Mantikor. Selbst wenn du Karess durch deine Lichtermauer irritiert hast, darfst du nicht darauf bauen, sie zu besiegen! Ich bin noch zu schwach und du musst deine Kräfte erst kennenlernen. Wir müssen es schaffen, dass sie uns wohlgesonnen ist. Dann lässt sie uns entweder frei oder wir nutzen einen unbeobachteten Moment und fliehen.

      Ich gehe nicht ohne Malik, stellt Fynn fest.

      Der Mantikor knurrt das erste Mal widerwillig.

       Wenn es nicht anders geht, musst du es tun! Malik würde es nicht anders wollen. Du bist wichtiger, Fynn Lichtermeer. Ohne dich kann Karess niemals besiegt werden. Du hast keine Ahnung, welche Energie sie in den tausenden von Jahren darauf verwendet hat, die Menschen zu manipulieren. Sie denken, sie leben in Frieden und Freiheit, doch sie haben keine Ahnung welche Möglichkeiten ihnen entgehen. Sie entfalten nicht ihr volles Potential.

      Er schweigt einen Moment.

       Ich hätte niemals gedacht, dass gerade ich dies zu einem Menschen sage … und auch noch einem Menschen, der die reinsten Lichtermeer-Gene in sich trägt, die man sich vorstellen kann. Gene, die mir immer noch Schmerzen zufügen. Gene, die von jeher nie zu den Mantikoren gepasst haben.

       Doch … ich liebe dich und ich liebe Malik. Diese Liebe verbindet uns mehr als die Umstände uns trennen könnten. Liebe mich, Fynn. Deine Liebe macht es mir leichter, mich in dir zu entfalten, deine unglaublich hellen Anteile aufzunehmen. Ich merke bereits jetzt wie sie mich verändern. Es schmerzt, doch es ist ein befriedigender Schmerz. Er macht mich fast süchtig.

      Fynn laufen inzwischen Tränen über die Wangen. Denn er hört nicht nur die Worte des Mantikors in seinem Kopf. Nein, er spürt dessen Emotionen als wären es seine eigenen. Ja, er wird alles tun, um sie zu retten. Morgen wird er Karess ein Kind machen und – wenn es sein muss – wird er ohne Malik fliehen.

       Aber dann Gnade dir Gott, Karess, wenn ich zurück komme.

      Kapitel 2

      Ein letztes tiefes Seufzen und Fynn schluckt die schwarze Pille. Eine strahlende Karess sitzt bei ihm auf der Bettkante und tätschelt beruhigend seinen Unterarm.

      „Ich habe dir versprochen, dass es sehr schnell geht, mein lieber Fynn und es wird äußerst angenehm für dich sein.“

      Ich bin bei dir, murmelt der Mantikor in Fynns Kopf. Auch wenn du unter Drogen stehst, wache ich über dich, also sei unbesorgt.

      Nicht zum ersten Mal versichert ihm sein Mantikor, dass er ihn beschützen wird. Fynn atmet tief durch, schließt die Augen und räkelt sich nackt auf der weichen Matratze. Die Anwesenheit seines übernatürlichen Begleiters gibt ihm neue Zuversicht.

      „Du bist ein wunderschöner Mann“, flüstert Karess ihm zu. Doch in Fynns Ohren hört sich ihre Stimme an wie Maliks. Er lächelt selig. Hat er es doch geschafft, sich aus seinem Gefängnis zu befreien? Super!

      Warme Hände streichen über Fynns entspannten Körper. Die Berührungen erregen ihn dermaßen, dass sein Schwanz von selbst erigiert.

      Zusätzlich umarmt ihn sein Mantikor – hart und männlich – und flüstert unablässig die geilsten Dinge in sein inneres Ohr.

      In seiner Fantasie wälzt sich Fynn mit Malik in den Kissen. Sein ganzer Körper ist unglaublich empfindlich. Jede Berührung entlockt ihm ein tiefes Stöhnen. So realisiert er überhaupt nicht mit wem er gerade Sex hat. Irgendwann kommt er in der Frau, die auf ihm sitzt.

      Wie versprochen, geht der ganze Akt sehr schnell vonstatten. Fynn hat sich benutzen lassen, um dem mächtigsten aller Mantikore ein Kind zu schenken.

      Sein Versprechen wurde eingelöst.

      Bereits