I. Tame

Malik Mantikor: Ein Lichtermeer wird leuchten


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steht und 'ne Kippe im Mund hat? Er beobachtet seinen Liebhaber ganz genau. Jetzt entspannen sich dessen Gesichtszüge und ein schnurrendes Geräusch ertönt … ganz leise, kaum hörbar.

      Auf einmal fährt so etwas wie ein frischer Wind durch Yassins Lungen. Als hätte er eine ganze Flasche Menthol inhaliert. Seine Lungen sind frei von … allem. Sie fühlen sich völlig unbelastet an, leicht … einfach gesund. Wunderbar!

      Jetzt öffnet Packh die Augen und greift dabei schnell nach seiner Zigarette.

      „Gut so?“, fragt er nach.

      „Jaaa“, haucht Yassin begeistert. „Was hast du gemacht? Meine Lungen fühlen sich an wie neu. Wenn ich atme, spüre ich geradezu, wie die Luft durch meinen Körper strömt.“

      Packh lächelt und setzt sich an den Tisch.

      „So soll es auch sein. Das Rauchen wird dir jetzt nicht mehr schaden. Deine Lungen sind wie neu und bleiben es auch. Was ist? Hast du keinen Hunger?“

      Yassin traut seinen Ohren kaum.

      „Du hast meine Lungen … rundum erneuert? So wie bei einem Auto??“ Fassungslos starrt er auf Packh, der sich gerade ein frisches Brötchen schnappt.

      „Er ist ein Heiler!“, erklärt Fuxx mit sanftem Blick auf den Punk, als er an den Tisch tritt und zwei Platten mit Wurst und Käse serviert.

      „Quatsch, Heiler!“, wehrt Packh unwillig ab.

      „Natürlich ist er ein Heiler!“, bekräftigt Fuxx in Yassins Richtung. „Und was für einer. Seine Kräfte sind unglaublich. Die einzige Schwachstelle besteht darin, dass er zu bescheiden ist, um zu seinen Fähigkeiten zu stehen.“

      „Blablabla!“ Packh verdreht die Augen. „Hör' nicht auf ihn, mein Großer! Menschengeplapper!“

      Yassin lacht befreit. Die kleine Zankerei hat etwas so Natürliches an sich, dass er sich an Zuhause erinnert fühlt. Doch augenblicklich verdunkelt sich seine Miene. ZuhauseFynn! Wo bist du nur, Alter?! Hoffentlich holt Malik dich bald zurück. Das könnte dann ein richtig tolles Leben werden … hier … mit meiner großen Liebe … und deiner.

      Packh blickt ihm tief in die Augen. Ihm ist klar, woher die Stimmungsschwankung rührt. „Er ist bestimmt bald wieder da!“ Aufmunternd bekräftigt er seine Worte mit einem zärtlichen Streicheln über Yassins Handrücken. Dieser reißt plötzlich die Augen auf. Seine Lippen verformen sich zu einem lautlosen 'Oooh'.

      „Fynn!!!“, presst er schließlich bewegt hervor. Gleichzeitig folgen Fuxx und Packh seinem Blick Richtung Eingang.

      Wie der Blitz springt Packh auf und stürzt auf den angeschlagenen Ankömmling zu. Kaum berührt er dessen Schulter, verschwinden sie. Sekunden später finden sich auch die anderen beiden auf Packhs Lichtung ein.

      Fynns Anblick sagte Packh sofort, dass er geflohen sein musste. Und wenn er abgehauen war, dann suchte ihn Karess bestimmt zuerst in Fuxx' Kneipe.

      Ein wenig verloren steht Fynn mitten auf der Lichtung. Zerrupft, zerrissen, mit etlichen blutenden Kratzern lächelt er doch erleichtert, als er die Freunde erblickt.

      „FYNN!“, brüllt Yassin als er auf seinen Freund zustürzt und ihn in seine Arme reißt.

      „Oh, mein Gott! Ich hab' mir solche Sorgen gemacht. Wo warst du nur so lange und warum hast du dich nicht mal gemeldet?!“ Yassins Stimme ertönt dumpf an Fynns Ohr, da er ihn so fest an sich drückt, dass sich sein Mund gegen die malträtierten Schultern presst.

      „Au! Yassin! Nicht so fest!“, protestiert er prompt und versucht, den Hünen von sich zu schieben.

      „Oh! Entschuldige!“ Schnell lässt Yassin los und tritt einen Schritt zurück. „Alter!! Was hast du nur angestellt? Ist dir Karess an den Kragen gegangen und hat ihre Fingernägel an dir gewetzt?“

      Fynn grinst müde. „So ähnlich“, bestätigt er. „Mann, hab' ich einen Durst.“

      Im Nu hält Packh ihm ein riesiges Glas Wasser hin, das er in Rekordzeit austrinkt.

      Als sie alle zur Ruhe kommen und sich auf dem weichen Waldboden niederlassen, starrt Packh Fynn plötzlich an. Sein Blick fährt ungläubig an dessen Gestalt auf und ab. Schließlich senkt er mit ungewöhnlich blassem Gesicht sein Haupt und murmelt etwas in dieser arabisch klingenden Sprache.

      Und Fynn … er antwortet … ohne die Sprache zu kennen, die er da gerade von sich gibt. Sein Mantikor übernimmt ganz selbstverständlich die Regie über sein Sprachzentrum. Übersetzt würde ihr kurzer Dialog ungefähr so lauten:

       „Du bist es! Ich beuge mein Haupt vor deiner Macht! Einer Macht, die nun grenzenlos ist!“

       „Auch ich erkenne dich! Halte dich bereit! Du wirst mein Gefährte sein!“

      „Häh?“, entfährt es Yassin erstaunt, als er Fynn mit fremden Zungen reden hört. Und auch Fuxx klappt der Kiefer nach unten.

      „Nein“, haucht der kleine Kellner. „Das ist nicht möglich! Er ist der Lichtermeer. Kein Mantikor ...“

      „Erweise ihm gefälligst Respekt“, zischt Packh ärgerlich.

      Sofort senkt Fuxx demütig den Kopf.

      „Mantikor-Ma-Kor-Té. Verzeih' mir, Fynn Lichtermeer. Ich habe einfach nicht mit solch' einem Wunder gerechnet.“

      Yassin schlägt vor Schock eine Hand vor den Mund.

      „Du bist jetzt ein Dschinn? Aaalter!!!“

      Schließlich sitzen sie um ein kleines Lagerfeuer. Packh materialisierte dafür weiche Sitzkissen. Fuxx kümmert sich um die – Gott sei Dank – nur oberflächlichen Kratzer; desinfiziert sie und bestreicht sie mit einer Wundsalbe. Für solche Kleinigkeiten will er nicht um Packhs Gabe bitten.

      Über den Flammen brutzeln unheimlich lecker duftende Spiegeleier mit Speck. Fynn stopft sich damit den Mund voll. Ihm ist, als hätte er seit Wochen nichts gegessen. Es schmeckt einfach besser in Gesellschaft von Freunden. Währenddessen zappelt Yassin ungeduldig herum.

      „Jetzt erzähl' doch endlich“, kann er sich schließlich nicht mehr beherrschen. „Was ist passiert? Wo ist Malik und warum zum Henker bist du auf einmal ein Mantikor?“

      Fynn seufzt tief und nimmt einen großen Schluck Kaffee, bevor er alles erklärt.

      „Es war ein Notfall. Ich habe keinen eigenen Mantikor … also, es hat sich keiner für mich entschieden und mich dann … besetzt, oder so.“

      „Sondern?“, hakt Yassin neugierig nach.

      Fynn fixiert mit traurigem Blick die Flammen.

      Packh kommt ihm zur Hilfe.

      „Es ist Maliks Mantikor“, erklärt er leise.

      „Waas?“, kiekst Fuxx entsetzt. „Ist Malik etwa ...“

      „Nein!!“, fällt Fynn ihm schnell ins Wort. „Malik lebt. Doch die Hohe Rätin hat ihn außer Gefecht gesetzt. Sie hält ihn gefangen. Es ist seinem Mantikor gelungen, sich zu teilen und eine Hälfte an mich weiterzugeben.“

      „Nie im Leben!“, entfährt es Fuxx spontan.

      „Es ist Maliks Mantikor!“, bestätigt Packh erneut. „Doch er ist noch recht schwach. Ich habe noch nie davon gehört, dass sich ein Mantikor teilt und mit einem anderen Menschen verbindet … geschweige denn mit einem Lichtermeer. Das ist wirklich unvorstellbar, doch ich fühle es genau!“

      Fynn nickt und erzählt nun der Reihe nach. Als er endet, blickt er auf und sieht wie sich Packh auf den überraschten Fuxx wirft und mit einer seiner kräftigen Hände nach seiner Kehle packt. Ein verzweifeltes Krächzen ertönt. Der Kleine rudert panisch mit den Armen, doch gegen die Kraft des Mantikors ist er hilflos.

      „Du