Toby Weston

Zielobjekt: Untreue Ehefrauen (Band 8)


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wieder vergessen. Es war für immer und ewig auf der Festplatte seines Lebens gespeichert.

      Er konnte sich nicht vorstellen, einen anderen Menschen zu töten. Aber Marie Losenstein hatte eindeutig einen an der Waffel. Die Frau gehörte in eine Psychiatrie! Aber nein, sie schien mit dem Mord durchzukommen und künftig ein privilegiertes Leben führen zu dürfen. Ob die Gerechtigkeit einen Menschen wirklich früher oder später einholt? Toby zuckte mit den Schultern. Er glaubte nicht an Gerechtigkeit. Der Mensch sollte selbst das Heft des Handels in den Händen behalten, und nicht darauf warten, dass es eine unsichtbare Macht für ihn tat.

      Er konnte sogar das Verhalten von Jasmin Karras verstehen, die nicht bereit gewesen war, das vereinbarte Honorar zu begleichen. Na und! Es wäre nur Sex gewesen. Auf diese Schuldbegleichung konnte er verzichten. Frauen, die sich von ihm ficken lassen wollten, gab es mehr als genug. Scheiß Weiber. Alles Huren!

      Egal. Er versuchte die negativen Gedanken an die Vergangenheit aus seinem Kopf zu vertreiben. Wenn das nur einfacher gewesen wäre. Die beste Taktik, um dieses Kunststück zu vollbringen, so beschloss er, war Arbeit. So machten es bereits die Menschen, seit es Menschen auf der Erde gab. Also nahm Toby einen neuen Auftrag an und versuchte, sich das Gehirn wieder frei zu ficken.

      Es war auch alles einfacher gegangen, als er es vermutet hätte. Ein Architekt aus München-Pasing, mit dem bescheuerten Namen: Karl Eisenklammer, hatte ihn per E-Mail kontaktiert. Der Bursche führte eine heimliche Affäre mit seiner Sekretärin und wollte dies nicht mehr so diskret tun müssen. Also hatte der Schlaumeier beschlossen, seiner Ehefrau ebenfalls eine Affäre aufzuhängen und damit das Druckmittel zu erzeugen, um sich weiter mit der Sekretärin treffen zu können. Toby fand eigentlich, das dem Architekten der Arsch versohlt gehörte, aber es war sein Job und seine Leidenschaft, im Auftrag der Ehemänner deren Frauen zu verführen.

      Also hatte er seinen Charme gegenüber Louise Eisenklammer versprüht und nach kürzester Zeit den gewünschten Erfolg verzeichnen können. Er traf sich einmal mit der Frau in einem Café, dann folgte ein Spaziergang durch den Englischen Garten. Nun war die Frucht reif, um genossen zu werden. Er beschloss, die Frau anzurufen, um das entscheidende Fick-Date zu vereinbaren. Der bescheuerte Ehemann hatte darauf bestanden, dass der Seitensprung in der Doppelhaushälfte des Ehepaares zu vollziehen war. Warum auch immer. Toby machte sich darüber keine Gedanken. Die Weiber waren alle bescheuert und die Männer Arschlöcher. Na und? So ist die Welt.

      Er ärgerte sich nur darüber, keine solche Spy-Brille zu besitzen, die er bei den beiden letzten Aufträgen benutzt hatte. Im Darknet konnte er die Brille nicht auftreiben. Er hat über den TOR Browser, jeden anderen Zugang zum Internet lehnte er energisch ab, alle entsprechenden Marktplätze wie den AlphaBay Market, den TheRealDeal Market und den Dream Market nach der Spy Brille durchsucht, aber nichts finden können. Wenn Sie, liebe Leser, wissen, wo es diese Brille zu kaufen gibt, dann schickt doch Toby Weston eine E-Mail. Er wird diese für seine künftigen Aufträge benötigen.

      Toby hatte kurzzeitig sogar überlegt, Jasmin Karras anzurufen und nach der Quelle zu fragen. Aber das brachte seine verletzte Eitelkeit nicht zustande. Die Frau hatte ihn aus dem Büro geworfen, also konnte sie ihn am Arsch lecken.

      Also musste für die eindeutigen Fotos und Filme wieder das gute alte Handy herhalten.

      Er wusste aus den persönlichen Gesprächen, dass sich Louise Eisenklammer derzeit in jener hilflosen, verlorenen Stimmung befand, wie sie einen im Alter von zehn an manchen Sommernachmittagen überkommt. Man läuft trostlos zwischen Sonne und Schatten herum, kickt Kieselsteine durch die Gegend; zertritt, was einem vor den Füßen herumkriecht und wünscht sich, man könnte sonst wo sein oder irgendetwas tun. Doch Louise war nicht mehr zehn. Nächste Woche wurde sie achtundzwanzig, und an all den langen Sommernachmittagen des vergangenen Monats hatte sie sich gefragt, wo all die Jahre geblieben waren. Zur Eintönigkeit ihrer Pflichten als Ehefrau gesellte sich die Monotonie der langweiligen Nachmittage, die durch die Einsamkeit noch unerträglicher wurde.

      Genau die richtige Verfassung für einen Seitensprung. Toby wusste und spürte das genau. Es waren seine Instinkte als Jäger, die ihm eindeutig signalisiert hatten, dass die Frau reif zum Ficken war.

      Als rief er Louise an, die sofort das Gespräch annahm.

      „Hallo, Toby.“

      „Du hast gestern bei unserem Spaziergang so abwesend gewirkt. Hast du Probleme?“

      „Keine anderen, als sie die meisten Ehefrauen haben, deren Männer sich heimlich mit der Sekretärin treffen.“

      „Wir sollten darüber sprechen.“

      „Ach, ja?“

      „Ja“, antwortete Toby. „Ich würde dich gerne treffen.“

      „Du kannst mich gerne besuchen kommen. Mein Mann ist verreist, wohin auch immer.“

      „Interessiert es dich nicht?“

      „Nein. Nicht mehr.“

      „Okay. Ich komme dich heute Nachmittag besuchen. Wir können über deine Probleme sprechen. Dafür sind doch Freunde da, in Ordnung?“

      „Ja.“

      Sie gab ihm die Adresse. Er beendete die Verbindung. Lächelnd legte sie das Handy auf den Tisch. Das Geräusch der Einsamkeit erschien ihr nicht mehr so monoton, eher erregend. Tief in ihrem Leib fühlte sie eine kaum merkliche Regung.

      Louise Eisenklammer sah aus dem Fenster und beobachtete ihren schmutzigen fünfjährigen Sohn Fabian, der sich an einem Steinhaufen auf dem Rasenplatz zu schaffen machte, als der schwarze Porsche vor dem Haus hielt.

      Toby Weston stieg aus und entfaltete sich zu seiner vollen Größe. Louise betrachtete den jungen Mann bewundernd. Er war schlank, muskulös und blendend aussehend. Warum hatte sie nicht so ein Exemplar geheiratet, sondern ein Arschloch wie Karl. Sie wusste es nicht. Es war eindeutig ein großer Fehler gewesen. Toby Weston war ehrlich, und würde sie nie betrügen. Das spürte sie. Aber wie es der Normalität entsprach, täusche sich die Frau in dem Mann. Wenn es um Untreue und Seitensprünge ging, wollten Frauen getäuscht und belogen werden. Das scheint ein Gendefekt in der Weiblichkeit zu sein. Ähnlich der Anomalie, dass sich das Verhalten einer Frau gegenüber dem Ehemann ändert, sobald ein Kind geboren wurde. Klick macht es in diesem Moment. Vorbei die Liebe und Erotik. Klick. Nun ist sie Mutter und hat nur noch Interesse an dem Wohlbefinden des Nachwuchses. Durch diesen Gendefekt entstand das Gewerbe der Huren. Männern war dies bewusst. Sie handelten danach. Nur die Frauen beschwerten sich darüber, obwohl sie die Schuld daran trugen. Blöde Weiber, dachte Toby erneut, wie so oft in seinem Leben.

      Als Toby zu der biederen Doppelhaushälfte herüberblickte und sie am Fenster stehen sah, hob er die Hand zu einem gemessenen Gruß und kam den Plattenweg herauf. Hoffentlich werde ich nie gezwungen, ein so langweiligen, biederes und faden Vorstadtleben führen zu müssen. Doppelhaushälfte. Bäh.

      Louise öffnete die Tür. Er musterte sie intensiv und neugierig. Mit unverhohlener Neugier erwiderte sie seinen Blick.

      „Übrigens, ich habe eine Tochter von zwölf Monaten, sie schläft oben, und einen fünfjährigen Jungen. Du hast ihn vielleicht gesehen, es ist das kleine Monster, das draußen spielt.“

      „Ich gratuliere dir. Deine Lebensziele sollten alle erreicht sein, oder?“

      „Was meinst du?“

      „Zwei Kinder, eine Doppelhaushälfte in Pasing, einen Architekten zum Ehemann. Klingt doch perfekt, oder?“

      „Wahrscheinlich hast du recht“, entgegnete sie und setzte sich neben ihn auf den geräumigen Diwan.

      Wieder sah sie ihn lange an, und seine Augen hielten ihren Blick fest. Ich wünschte, er würde mich nicht auf diese Art ansehen, dachte sie. Oder wollte sie es? Sie fühlte diese warme Regung tief in ihrem Körper. Mühsam versuchte sie, die zunehmende sexuelle Lust vor ihm zu verbergen.

      „Wo liegen dann die Probleme, von denen du am Telefon gesprochen hast?“

      „Nach der Geburt unserer Kinder ist vieles in eine Art Routine übergegangen“,