Doreen Brigadon

Jhoseph und die Villeroy Lady


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      „Du weißt ja gar nicht, wofür ich das Gebäude brauche“, sagte sie etwas beleidigt.

      „Das ist egal. Es ist für alles zu teuer.“

      „Und das andere?“

      „Von außen sieht es ziemlich gut aus. Mich würde das Innenleben interessieren. Und wie viel sollten Sie für das Gebäude bezahlen?“

      „900 000 Euro“

      „Viel zu teuer! Die wollen von Ihnen abkassieren und das alte Gebäude weghaben wollen. Nicht einmal der Grund alleine wäre es wert. Besser alles abreißen und neu bauen.“

      „Meine Manager sagen, neu bauen würde teurer kommen.“

      „Wofür brauchen Sie es eigentlich?“

      „Wir müssen einige Zweigstellen vom Gebäude ausquartieren. Für die würde ich das brauchen.“

      „Ehrlich gesagt würde ich dort nicht einmal Tiere nach der Renovierung unterbringen.“

      „Wieso?“

      „Ich würde mich fürchten, dass irgendwann alles zusammenfällt. Trotz Renovierung.“

      „Und was würdest du mir vorschlagen?“, fragte sie jetzt ganz neugierig.

      „Entweder würde ich nebenan neu dazu bauen oder Zweigstellen mit gleicher Richtung zusammenlegen. Ich habe heute beim Rundgang gesehen, dass sehr viele Plätze frei sind und nicht genutzt werden.“

      „Und was würde dir da vorschweben?“

      „Bei manchen Räumen würde es reichen, Trennwände aufzustellen. Und man könnte aus einem großen Raum zwei kleinere Räume machen. Das käme sicher um vieles billiger.“

      Ich sah, wie es bei ihr arbeitete.

      „An so etwas haben meine Manager nicht gedacht.“

      „Ja, die denken mehr in ihre Tasche!“

      Sie lächelte und dann grübelte sie die weitere Fahrt darüber nach. Zu Hause angekommen, ging sie ins Haupthaus. Nachdem ich das Auto in die Garage gestellt hatte, ging ich in die Küche. Der Range Rover war auch schon wie versprochen hier. Es war wie gestern, nur Herta da. Ich bekam mein Abendessen und wir redeten, was heute so los gewesen war. Das wichtigste hatte sie mir nicht gesagt und ich dachte auch nicht daran. Erst als ich in das Nebenhaus ging, fiel mir zuerst der Duft auf. Dann ging ich durch alle Räume. Es war alles ganz frisch geputzt. Sogar meine Bettwäsche war frisch überzogen. Alle Achtung! Die spurten ja direkt, wenn sie was sagte. Ich brachte noch meine Ordner in das Büro und auch die restlichen Utensilien und schlichtete alles ein. Dann ging ich wieder zur Garage und testete den Range Rover. Der spurte nun wie eine Eins! Kaum war ich wieder im Haus, läutete das Telefon. Frau Voss rief an.

      „Und wie geht es dem Range Rover?“

      „Der schnurrt wie eine Katze. Aber wieso wissen Sie es?“

      Zuerst dachte ich, sie hat aus dem Fenster gesehen.

      „Rudolf“, sagte sie nur.

      „Ach herrje! Habe ich ihn nicht gefragt, ob ich damit fahren darf?“

      Sie lachte wieder laut.

      „Ja, er ist ganz erbost gekommen und hat dich verpetzt, dass du ohne Erlaubnis gefahren bist. Ich musste es ihm wiedersagen, dass du keine Erlaubnis dafür brauchst, das gehört zu deiner Arbeit. Ihn wurmt es nur, dass ich nichts mehr über ihn ausrichten lasse und dass du nicht über ihn fragen lässt, ob du etwas erledigen musst, sollst oder darfst. Geschieht ihm ganz recht. Denn ich bin mittlerweile draufgekommen, dass er manches falsch weitergibt. Dass die anderen dann immer die schlimmen und dummen gewesen sind. Speziell die Chauffeure, und den Grund kennst du ja. Also, gute Nacht, bis morgen.“

      Ich kam gar nicht dazu, auch noch „Gute Nacht“ zu sagen, denn sie hatte schon wieder aufgehängt. Aber diesmal hatte sie sich verabschiedet.

      Eigentlich wollte ich danach noch etwas arbeiten, aber ich war schon so müde, dass ich nach dem Duschen sofort ins Bett fiel.

      Am nächsten Morgen fing das gleiche Spiel wieder an. Duschen, frühstücken, Auto vors Haus fahren, in die Firma. Heute sagte sie gar nichts während der Fahrt. Erst als wir vor der Firma standen.

      „Ich werde mich melden, wenn ich dich brauche.“

      So stellte ich das Auto wieder auf seinen Platz und holte mir noch einen Kaffee. Diesmal kam der Anruf schon früher.

      „Bitte um halb 11 vor der Firma warten.“

      Ich fuhr dann wieder zu der angegebenen Adresse. Diesmal war es ein Restaurant, dort warteten schon einige Männer auf sie. Ich wollte mir gerade einen Parkplatz suchen, als ein Kellner zu mir kam und sagte: „Das Auto können Sie dort drüben parken, wo steht ‚reserviert‘. Und dann sollen Sie auch reinkommen und bekommen ein Mittagessen.“

      Ich musste ihn überrascht angesehen haben, denn dann sagte er noch: „Befehl von Frau Voss“, drehte sich um und verschwand.

      Also gehorchte ich dem Befehl. Ich dachte, ich würde irgendwo hinten sitzen, doch weit gefehlt: Ich durfte vorne in ihrer Nähe sitzen.

      „Frau Voss möchte, dass Sie in ihrer Nähe sind, falls sie Sie schnell benötigt“, sagte mir der Kellner, weil ich meinte, das wäre sicher der falsche Tisch.

      Also hieß es sie beobachten, ohne dass es auffällt. Und noch vorm Nachtisch war es so weit. Sie stützte ständig den Kopf auf ihre Hand. War das auch hier ein Zeichen? Während ich zu ihnen hinüber ging, überlegte ich, wie ich sie hier wegbringen könnte, ohne dass es auffällt. Mir fiel nichts Besseres ein als: „Frau Voss, wir müssen leider schon fahren. Ihr 14 Uhr Termin. Und wir brauchen von hier noch eine Stunde.“

      Sie sah auf die Uhr.

      „Oh ja danke! Den hätte ich fast vergessen.“

      Rasch verabschiedete sie sich noch von ihnen und wir gingen. Als wir so einfach raus gingen, fragte ich noch: „Müssen wir nicht noch bezahlen?“

      „Nein, das machen die Herren.“

      Kurze Pause.

      „Aber danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Und danke, dass du mich gerettet hast. Es funktioniert doch, trotz kurzer Einschulung!“

      Im Auto fragte ich dann: „Wo geht es jetzt hin? Wieder zur Firma?“

      „Nein, fahre bitte zum Hafen.“

      Ich sah sie überrascht an. Aber sie sah nicht mehr her. So fuhr ich zum Hafen und parkte mich wohin, wo ich nicht stören konnte. Sie stieg aus, blieb kurz stehen und sog die Luft ein. Ich stieg ebenfalls aus. Die Luft roch salzig. Sie ging zum Geländer. Ich hoffte nur, dass sie nichts anstellen würde, so wie sie momentan drauf war. Sie stand nur da, hielt die Augen geschlossen und sog die Luft ein. Ich wusste nicht, sollte ich näherkommen oder sie doch lieber alleine lassen. Darum wartete ich ab. Nach einer Weile drehte sie sich um.

      „Komm näher! Du musst nicht wie angewurzelt dort stehen und mich beobachten.“

      Ich ging langsam näher und hielt mich auch am Geländer an. Sie fing dann von ganz alleine an zu sprechen.

      „Ich habe sie gerne, die salzige Luft. War oft mit meinem Vater hier, oder wenn es möglich war, am Strand. Aber der ist zu weit weg, um mal kurz dort hin zu fahren. Darum komme ich gerne hier her. Dann ist mir, als wäre mein Vater neben mir und würde mir Kraft geben. Leider kenne ich mich nicht so gut in der Firma aus. Auch wenn ich sie schon zwei Jahre leite. Er hat mir zwar einiges beigebracht, aber zu den Tricks und Kniffen sind wir nie gekommen. Sie wollen mich immer wieder übers Ohr hauen. Ich habe dann die Arbeit, alles auszurechnen und gut abzuwägen.“

      „Und warum suchen Sie sich keinen Mann, der Ihnen hilft dabei?“, fragte ich dazwischen.

      „Das ist das nächste Problem. Ich dachte, ich hätte