Luca Farnese

Das Model in der Sexfalle


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das in Neonlicht getauchte, fast futuristisch eingerichtete Lokal betrat. In ihrem eher unauffälligen, knöchellangen, schwarzen, körperbetonten Kleid, wurde sie beim Gang zur Bar sofort von den wenigen Gästen angeglotzt.

      „Benvenuto, Sofia, lang nicht mehr da gewesen“, begrüßte sie Pietro, der Barkeeper. „Das Übliche?“

      Sofia Farnese nickte.

      Der Mann hinter der Bar mixte seinem Gast einen Cocktail und stellte das Glas auf die Theke.

      „Ich war viel unterwegs“, antwortete Sofia knapp und sah sich im Lokal um, konnte jedoch niemanden ihrer Bekannten entdecken.

      Die Bar war um diese Uhrzeit nur noch von wenigen Menschen besucht.

      An einem Tischchen in einer Ecke saß ein Pärchen, das die Köpfe zusammensteckte und miteinander Zärtlichkeiten austauschte. Es schien seine Umwelt vollkommen vergessen zu haben.

      Neidisch um ihr heimliches Glück betrachtete Sofia einige Sekunden das sich aneinander kuschelnde Paar.

      Ein weiterer Tisch war mit zwei Mädchen und einem jungen Mann in salopper, aber doch teurer Kleidung besetzt. In der Tischmitte stand ein Sektkübel. Der Mann, der aussah wie ein Möchtegernplayboy erzählte und die Mädchen lachten und tranken. Wobei zu beobachten war, dass den Mädchen die scheinbare Angeberei ihres Begleiters doch unangenehm zu sein schien.

      An der Bar saß ein weiteres Pärchen, das sich ernsthaft zu unterhalten schien. Außer dem Paar saß Sofia schräg gegenüber ein gutaussehender Mann, der sie ständig betrachtete. Erst hatte sie ihn gar nicht richtig wahrgenommen. Doch während sie an ihrem Drink schlürfte und sich im Lokal umsah, begegneten sich ihre Blicke häufiger.

      Gut sieht er ja aus, dachte das Model. Ein feingeschnittenes Gesicht, breite Schultern und doch nicht zu machohaft. Der würde mich interessieren, das ist mein Typ. Soll ich den ersten Schritt machen, oder wird er mich ansprechen?

      „Kennst du den Mann dort?“, wollte Sofia von Pietro wissen, der sich zu ihr lehnte.

      „In letzter Zeit kommt er öfter her“, antwortete der Barkeeper mit gekünstelter hoher Stimme. „Soll hier hergezogen sein. Sieht nicht schlecht aus. Verführ ihn mir nicht, ciccina!“

      „Hattest du was mit ihm?“

      „Um Gottes Willen nein“, beteuerte Pietro hinter der Theke. „Du weißt, ich bin meinem Mann treu. Außerdem ist er keiner von uns.“

      Gott sei Dank, dachte Sofia. Ein solch stattlicher Mann darf nur eine Frau verwöhnen.

      Sie sah zu ihm hin und entdeckte ein freundliches Lächeln in seinen Zügen. Sie lächelte zurück und fuhr leicht mit der Zungenspitze über ihre vollen, sinnlichen Lippen.

      Er nahm sein Glas und hob es in ihre Richtung hoch, sie nickte, nahm ebenfalls ihr Glas und prostete ihrem Gegenüber wortlos zu. Wie erhofft, kam der attraktive Mann – er mochte wohl Mitte dreißig sein -, nachdem er sein Glas geleert hatte, zu ihr und fragte höflich, ob er auf dem Stuhl neben ihr Platz nehmen durfte. Sie bejahte und blickte in seine hellblauen Augen.

      Er sah in ihr makelloses Gesicht, als ob er es in sich einsaugen wollte.

      „Darf ich Sie zu einem weiteren Cocktail einladen?“

      „Noch mal dasselbe“, antwortete Sofia.

      Er machte dem Barkeeper ein Zeichen und bestellte Sofia einen weiteren Cocktail und sich ein Glas Rotwein.

      „Ich habe Sie noch nie hier gesehen. Aber da der Barkeeper Sie offenbar kennt, sind Sie wohl öfter in diesem Lokal“, begann der Mann das Gespräch.

      „Es ist mein Stammlokal. Ich war jedoch die letzten Wochen ständig unterwegs“, antwortete Sofia und sah in sein offenes, sympathisches Gesicht.

      Er sah ihr tief in die Augen und diese beiden hellen Pupillen fixierten ihr Gesicht. Sie hatte das Gefühl, als würde jeder Millimeter ihres Gesichtes von heißen Küssen überdeckt, sie spürte, wie sich in ihr langsam die Lust zu regen begann.

      „Kommen Sie öfter in diese Bar?“, fragte Sofia, wandte ihr Gesicht von seinem eindringlichen Blick ab und griff, wie nach einem Rettungsanker, schnell nach ihrem Glas.

      „Ja. Ich bin vor kurzem hierher gezogen. Ich wohne gleich um die Ecke.“

      „Dann sind wir ja fast Nachbarn.“

      Er lächelte und stieß sein Glas an das ihre.

      Er erzählte ihr, dass er Ingenieur und erst vor kurzem aus Turin nach Florenz gezogen sei. Er lobte die Stadt und deren Menschen; in Turin bekäme man nicht so schnell Kontakt wie in Florenz, man fühle sich hier viel schneller zu Hause. Florenz sei irgendwie gemütlicher.

      Sofia bestätigte seine Einschätzung. Wo immer sie auch gewesen war, und sie kam schließlich durch ihren Beruf in die ganze Welt, am wohlsten fühlte sie sich doch in Florenz, ihrer Heimatstadt.

      „Ich liebe Florenz“, meinte sie.

      Er nickte und schweigend betrachtete er sie. Wieder hatte Sofia das Gefühl warm durchdrungen zu werden.

      „Sind Sie schon weit rumgekommen?“, fragte er nach einem weiteren Schluck aus seinem Glas.

      „Ja. Ich glaube, es gibt wenige Ecken dieser Welt, an denen ich noch nicht gewesen bin.“

      Er sah sie an und überlegte sich, was sie wohl beruflich mache. So wie sie aussah, schätzte er sie als Schauspielerin ein.

      „Darf ich raten, was Sie beruflich machen?“

      „Gerne!“

      Nun war sie es, die ihn fest anschaute.

      „Also, Sie sagen, Sie hätten fast die ganze Welt bereist, so könnten Sie Diplomatin sein, aber nein, da würden Sie ja eher in einem oder zwei Ländern Ihren Dienst haben, außerdem sind Diplomatinnen alt und hässlich, ...hm!“

      Sie amüsierte sich über sein Herantasten.

      Er zog seine Stirn künstlich zusammen und machte ein nachdenkliches Gesicht. Als sie ihm weiterhelfen wollte, wehrte er sich.

      „Nein, nichts sagen. Ich bekomme es schon raus. Also Diplomatin schließen wir einmal aus. Spione kommen weit herum. Nein. Auch Spione sind hässlich und kalt.“

      „Das muss nicht sein“, lächelte sie, „schließlich braucht man junge, attraktive Agentinnen, um irgendwelche Politiker oder andere Opfer zu verführen. Durch Sex erhält man schließlich die meisten Geheimnisse“, erwiderte sie.

      „Sind Sie vielleicht auf mich angesetzt?“

      „Wer weiß!“

      „Nein, nein, nein. Spionin können Sie nicht sein. Außerdem ist das, was ich mache, kein Geheimnis, ich bin wie ein offenes Buch. Nein, Sie sind keine Spionin. Also fassen wir nochmals zusammen: Diplomatinnen sind alt und verschrumpelt; das können Sie also nicht sein. Agentinnen sind kalt. Das sind Sie auch nicht. Im Gegenteil, ich schätze Sie als eine warmherzige Person ein. Schauspielerinnen kommen auch überall hin. Ja“, er taxierte sie, „doch Schauspielerin sind Sie. Daher kommen Sie mir so bekannt vor. Ich habe vorhin schon die ganze Zeit überlegt, woher ich Sie denn kenne.“

      „Das kann sein, dass Sie mich bereits gesehen haben.“ Sofia dachte an die unzähligen Zeitschriften, auf deren Titelseite ihr Konterfei bereits prangte. „Aber Schauspielerin stimmt nur zum Teil Ich habe zwar bereits...“, sie stockte; sollte sie erwähnen, dass sie bereits vor der Kamera agierte. Sie zögerte nicht lange und sagte es ihm, „...eine kleine Rolle in einem Film gehabt“, den du sicher nie gesehen hast, dachte sie.

      „Na, dann sind Sie Fotomodel“, unterbrach er sie.

      „Der Kandidat hat hundert Punkte, dafür darf er noch einen Drink bestellen“, sagte sie lachend.

      5

      Über eine Stunde verbrachte das Paar, sich unterhaltend,