Konstruktion der Natur, ein Mensch ohne Halswirbel! Warum hatten wir übrigen Menschen eigentlich einen Hals? Vermutlich, um ihn sich im Laufe des Lebens öfter mal zu brechen. Wie kam der arme Kerl wohl morgens in seine hautengen Jeans, die wie angegossen saßen? Das überlasse ich lieber der Fantasie meiner Mitmenschen, mir wäre es, das auszusprechen doch ein wenig zu peinlich. Seine Jacke, ebenfalls in Stoff und Farbe perfekt zu seiner Hose passend, war so groß, ich hätte bestimmt dreimal da reingepasst. Bestimmt war das alles eine Spezialanfertigung von einem türkischen Änderungsschneider, da waren die Preise noch erschwinglich und human. Alles, die herrliche Menschlichkeit und der riesige Aufwand an Jeansstoff und das Baumwollene darunter, wurde getragen von zwei ungewöhnlich großen Füßen und den dazugehörigen Schuhen. Diese Schuhe konnte man bestimmt nicht in einem Schuhgeschäft einmal verwechseln, da passte wohl kein anderer Fuß rein. Der arme, oder der glückliche hielt sich während der restlichen Fahrt bis zur Bushaltestelle mit beiden Händen an zwei Haltestangen im Bus Gang fest. Einen Sitzplatz gab es in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht. Hätte ein Sitzplatz in der Breite vielleicht doch gepasst, so reichte die Sitzreihentiefe bestimmt mal wieder nicht. So blieb er lieber stehen. An seinem Arbeitsplatz gab es bestimmt für ihn einen speziellen Sitzplatz. Darauf konnte er sich nach der Busfahrt und vielleicht nach einer weiteren U-Bahnfahrt dann freuen. Wie schön für ihn! Ob er verlobt oder sogar verheiratet war, konnte ich leider nicht erkennen, obwohl ich ihn jeden Morgen ausgiebig und sehr interessiert musterte. Einen Ring an einem Finger konnte ich nirgends entdecken. Nun ja, bei diesen Fingern! Aus zwei Ringen vielleicht einen passenden verlöten beim Goldschmied, das wäre doch durchaus möglich. Der Preis, vielleicht, vielleicht auch noch tragbar. Der Umfang seiner Hände glichen denen einer Salatschüssel. Wenn er einmal zupackt, müsste ich dreimal zugreifen. Er könnte vieles mindestens zwei oder gar dreimal so schnell erledigen, wäre es eine Tätigkeit, bei der es um das Volumen der Hände ginge.
Bei bestimmten Tätigkeiten wäre mir der junge Mann haushoch überlegen. Darüber gab es bei mir keinen Zweifel. Oh je, was machte er im Winter, bei Frost und klirrender Kälte? Was ist mit Handschuhen für ihn? Sowas könnte nur noch Oma für ihn stricken. Vermutlich benutzte er seine Jackentaschen oder die Taschen eines passenden Mantels als wärmendes Plätzchen für seine Hände. Man oh man, dieser Mann führte schon jetzt ein aufregend aufwendiges Leben! Wie viele Jahre hatte er wohl noch vor sich? Vielleicht wurde ihm von einem entsprechenden Arzt einmal geholfen, etwa mit einer Magenverkleinerung oder so Ähnlichem! So ohne Grund, nur auf Grund irgendwelcher Gene, war er bestimmt nicht so geworden, wie er jetzt war! Er musste sein ganzes Leben nur für sich arbeiten, für seinen aufwendigen Lebenswandel, der bestimmt in allen Punkten sehr kostspielig war. Heiraten, eine Familie, war bestimmt sehr schwer sich für ihn vorzustellen. Ja, ja, so hatte eben jeder Mensch seinen kleinen oder großen Kummer mit sich und der Welt. Dem einen flog alles nur so zu, der andere musste sich abrackern bis zur Vergasung. Aber glücklich waren wir doch ab und zu mal, wie wir es später immer wieder feststellen können. Das er aus einem begüterten Elternhaus stammte, konnte ich mir eigentlich nicht gerade vorstellen, denn dann wäre er nicht jeden Morgen zur gleichen Uhrzeit mit uns in unserem Bus.
Er würde dann bestimmt, oder sicherlich, einen von diesen sogenannten Fan´s benutzen mit sieben Sitzplätzen. Der Fahrersitz wäre dann bestimmt eine von diesen Sonderanfertigen, die so teuer sind, wie ein gut erhaltener Gebrauchtwagen der unteren Klasse. Dieser Fahrersitz, für den jungen übermäßig korpulenten Mann, hätte dann bestimmt auch einen Drehmechanismus, der es ermöglichte, den Fahrersitz elektrisch zur Fahrertürnische zu schwenken, um so ein einfaches Ein- und Aussteigen zu ermöglichen, ohne sich quetschen, zusammenfalten, bücken und die Luft anhalten zu müssen. Was wäre das für ein Luxus, ein Fortschritt im Leben des jungen Mannes. „Ja, ja, der arme Kerl hatte noch ein schweres Leben vor sich!“ Tönte es aus mir hervor. „Vielleicht war sein Leben gar nicht so schwer! Er hatte einen tollen Job in der Medienbranche, war dort Aufgrund seiner Leibesfülle schon so etwas wie eine Ikone, von allen verehrt und geschätzt, weil er sehr gewitzt und sprachgewandt war und seine Figur war praktisch sein unverkennbares Markenzeichen mit einem hohen Erkennungszeichen. Wir sollten alle zu ihm aufblicken und ihn beneiden. Er bewohnte ein luxeröses Haus mit einem parkartigen Garten und seiner Garage stand bestimmt eines von diesen Luxus-Van`s mit allen nur erdenklichen Rafinessen. Er brauchte die Fahrt, mit uns, jeden Morgen. Er brauchte unsere Nähe, die Nähe der einfachen Menschen, um das zu sein, was er ebnen war, ein ungewöhnlicher noch junger Mann mit einer enormen Zukunft.“ „Puh, du hast mich jetzt aber tatsächlich überzeugt. So ausführlich und erschöpfend hast du schon lange nicht mehr etwas erklärt. Ich danke dir! Du könntest vielleicht recht haben.“ Antwortete ich meinem Ich sehr nachdenklich.
Der Mensch ist doch sehr ungern ein Einzellebewesen. Klappt es bei einigen aus irgendwelchen mir unerklärlichen Gründen nicht mit einem menschlichen Partner, so sind sehr viele inzwischen auf den Hund gekommen. Der ist schnell, wegen seiner vier Beine, spricht nicht, was der größte Vorteil ist und ist, je nach seiner Größe für jeden Finanzbeutel der passende Partner.
Aber wiederum ziehen sich Gegensätze ungemein an, so sagt eine alte Weisheit. So müsste die passende Partnerin für unseren jungen Mann., klein, schlank bis dürr sein..
„Mensch, du hast aber eine merkwürdige Vorstellung. Wer hat dir denn diese Weisheiten eingebläut? Warum nicht noch einmal so dick? Das wäre doch viel fäirer und gerecht. So dünn und dürr wäre doch für die arme Frau ein Leidensweg ohne Ende. Sie hätte doch nur Nachteile. Wie sollte sie da überhaupt glücklich sein oder werden, überleg doch mal ein bisschen! Du kleiner Spinner,“ erklärte das Ich mir.
„Es gibt doch im Leben von euch Menschen die gewissen Stündchen, wie soll es denn da ablaufen? Das wäre doch ein glatter Mordversuch der übelsten Art,“ tönte es von meinem Ich weiter. „Mindestens zweihundertfünfzig Kilogramm auf fünfundvierzig Kilogramm oder umgekehrt,“ murmelte es leise in meinem Kopf. „Ich hatte so etwas schon einmal gehört oder in der Zeitung oder einer Zeitschrift gelesen. Es hatte tatsächlich gewisse Früchte getragen und es war tatsächlich ein ganz brauchbarer Mensch daraus hervorgegangen. Ob du es mir glaubst oder nicht, das ist mir scheißegal!“ erwiderte ich empört.
Anders herum, geht man davon, gleich und gleich gesellt sich gern, da müsste dann alle sehr groß sein. Das Bett eine Spezialanfertigung aus Holz und viel Stahl, die Matratzen wären bestimmt alle zwei Jahre, oder noch eher, vollkommen hinüber und platt. Der Fußboden müsste verstärkt und besonders trittisoliert sein. Alle Türöffnungen erheblich verbreitert, ausgenommen die Haus-,Balkon- und Terrassentür, die waren schon meist etwas breiter und könnte man somit noch gebrauchen, denn da ginge es vielleicht noch eben mit Luft anhalten und dann hindurch.. Wenn es dann beim ersten Mal nicht gleich klappte, vielleicht seitlich und mit bauchanhalten., bis es einem schwarz vor den Augen wurde.
Der Kühlschrank, entweder mit normalem Fassungsvermögen und täglicher Auffüllung oder doppeltes Fassungsvermögen oder mehrere Kühlschranke neben einander, das müsste dann schon irgendwie klappen, bei der Nahrungsmenge für den täglichen Bedarf von zwei so dicken Menschen.
Die Toilette und das Badezimmer, der schwierigste Raum im Leben so eines Menschen, die richtige Stellung für die richtige Stelle zu finden. Baden klappte vermutlich erst richtig im Sommer in einem Pool oder im Freibad, das war dann sprichwörtlich baden in treffendster Form. Im Winter, im Badezimmer, war es dann nur ein Duschbad in eingeengster Form oder es war überhaupt nur noch mit einem riesigen Waschlappen möglich. Und die Badewanne wurde zum Ausspülen für den Waschlappen genutzt.
„oh je, oh je, deine Phantasie macht mir dir wieder Sprünge. Wenn man dich so hört, oder deine Gedanken lesen kann, so kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Oh nein, oh nein,“ ermahnte mich mein olles Ich mal wieder so treffend. Ich war für mein Ich bestimmt ein sehr schwieriger Fall hin und wieder.
Dann war da an der Bushaltestelle noch ein Mann mittleren Alters mit einem schwarzen, glänzenden Koffer, vielleicht aus echtem Leder, eingestiegen. Dieser Mann stieg jeden Morgen vorne, direkt beim Busfahrer, oder heute einer Busfahrerin, ein. Der Grund war, der Zeitungsständer im Busfahrerbereich mit der neusten Bildzeitung jeden Morgen. Nach Erhalt und Bezahlung der bewussten Tageszeitung faltete der Mann der soeben erworbenen neusten Nachrichten sorgfältig zusammen, kniff sie an den Kanten genüsslich fest zusammen und klemmte sich die Zeitung