Thomas Sommer

Erotikgeschichten mit Nicole


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"Sie glauben mir nicht?"

       "Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich glaube nämlich, dass

       jeder Mensch ein wenig Voyeur ist und nicht wegschaut, wenn er so etwas

       sieht. Einerlei, ob Männlein oder Weiblein. Nur angesichts der vielen

       unappetitlich gemachten Pornofilme gibt es die Alternative, dass man

       sich vor den gezeigten Szenen ekelt. Das glaube ich, trifft eher auf

       Frauen zu, weil die doch etwas sensibler gestrickt sind. Deshalb war

       ich eher auf die Antwort gefasst: Die sind mir zu unappetitlich. Oder:

       Ich ekele mich vor solchen Filmen. Vielleicht aber geben Sie auch zu,

       dass auch Sie gerne hinschauen, wenn sie einen guten Porno sehen."

       "Wie ist es denn bei Ihnen?" wollte sie wissen.

       "Ich gebe zu, dass mir ein gut gemachter Pornofilm Spaß macht. Und der

       geht auch nicht spurlos an mir vorbei."

       "Und weil es bei Ihnen so ist, glauben Sie, dass es bei allen so ist."

       "Das ist ja eben der springende Punkt. Ja, ich glaube, dass ein

       Pornofilm auf jeden Menschen wirkt. Einerlei, ob Frau oder Mann. Nur

       die Pornofilme, die man sich heutzutage in jeder Videothek ausleihen

       kann, sind klar auf die Zielgruppe Männer zugeschnitten. Ein Pornofilm

       für Frauen muss anders gestaltet werden."

       "Und wie?"

       "Das weiß ich nicht. Ich kann es bestenfalls ahnen. Nicht umsonst habe

       ich Sie ja vorhin gefragt, was es ist, was Sie geil macht."

       "Was glauben Sie denn, was es ist, worauf eine Frau anspringt?"

       "Ich kann mir vorstellen, dass man die Szenen in eine Handlung packen

       muss. Außerdem müssen die Personen glaubwürdig sein. Es stimmt ganz

       einfach nicht, dass die Frauen nimmersatte Nymphomaninnen sind, denen

       die Männer eigentlich nur einen Gefallen tun, wenn sie sie vögeln. So

       nämlich werden sie in den Filmen dargestellt. Dieses Bild entspricht

       aber nur den Wunschvorstellungen vieler Männer. Jedenfalls der Männer,

       die Freude an den Pornofilmen haben."

       "Also Sie?"

       "Eben nicht. Ich bin nach wie vor auf der Suche nach einem guten

       Pornofilm. Ich kann mir vorstellen, dass ich bei einem gut gemachten

       Pornofilm so angeregt werde, dass ich die Wände hochgehe. Aber diesen

       gut gemachten Pornofilm gibt es nicht."

       "Und wie muss ein Porno gemacht sein, damit Sie ihn gut finden?"

       "Das will ich Ihnen genau sagen: Die gezeigten Szenen müssen weitgehend

       meinen Phantasien entsprechen. Es dürfen keine Praktiken gezeigt

       werden, die mir zuwider sind. Der Film sollte in eine glaubwürdige

       Handlung verpackt werden. Der Film muss so gestaltet sein, dass die

       sexuelle Erregung der Darsteller auf mich als den Zuschauer

       überspringt. Ich muss den Wunsch haben, die Rolle des Darstellers zu

       übernehmen."

       Sie antwortete nicht, sondern lächelte ihn listig an.

       Er stutzte und meinte dann: "Jetzt haben Sie aus mir herausgelockt, was

       ich eigentlich von Ihnen wissen wollte. Eigentlich stehen Sie jetzt in

       meiner Schuld."

       "Das stimmt nicht. Ich habe Ihnen ja schon erklärt, was ich von

       Pornofilmen halte. Und Sie haben mir eben erklärt, wie Sie gerne einen

       Pornofilm haben würden. Ich würde sagen, wir sind quitt."

       "Eigentlich ist ein guter Pornofilm der Film, der die eigenen sexuellen

       Phantasien des Betrachters ins Bild setzt." Er sprach mehr zu sich

       selbst als zu ihr. Dann aber wandte er sich ihr wieder zu. "Können Sie

       sich vorstellen, dass Sie von einem Film erregt werden, der ihre

       heimlichen Träume zeigt. Der eine Situation zeigt, von der Sie sagen:

       Da möchte ich dabei sein.‘ Oder sogar: Die Frau dort bin ich?'

       Vielleicht ist es schon eine Art Identifikation, wenn die Betrachterin

       sagt: So macht man das nicht.‘"

       Er schaute ihr fragend in die Augen. "Stimmt das?"

       "Ich weiß nicht," antwortete sie. "Soweit habe ich darüber noch niemals

       nachgedacht."

       "Gehen wir doch einfach einmal ins Eingemachte. So manches Mal habe ich

       mir schon gesagt. Mein Gott, was macht die mit dem Pimmel?!", wenn ich

       gesehen habe, wie manche Frau das beste Stück des Mannes bearbeitet

       hat. Ich glaube sogar, dass viele Frauen keine Ahnung haben, wie sie

       einen Mann richtig in Fahrt bringen können."

       "Und wie, glauben Sie, ist es richtig?"

       "Die Sexualität steht auf drei Säulen: Die eine ist das Herz. Vielleicht

       sollte man es auch Liebe oder wenigstens Zuneigung nennen. Die zweite

       ist die Phantasie. Vielleicht am besten an einem Beispiel zu erklären.

       Der Mann wird sexuell erregt, wenn er eine gut gebaute nackte Frau

       sieht. Oder wenn er zum Beispiel einen Pornofilm sieht. Die dritte

       Säule ist die körperliche Reizung. Also das Reizen der Nerven. An den

       erogenen Zonen und an den Geschlechtsteilen."

       Er machte eine Pause und schaute ihr in die Augen.

       "Stimmen Sie mir zu?" fragte er.

       "Bis jetzt stimmt alles, was Sie sagen," antwortete sie. "Und wie geht

       es weiter?"

       "Der Unterschied zwischen Mann und Frau liegt darin, dass die Gewichtung

       auf den verschiedenen Säulen unterschiedlich ist. Der Mann zum Beispiel

       kann sexuell aktiv sein, ohne das Herz einzuschalten. Er kann zur Hure

       gehen, dort vögeln - das ist in diesem Fall wohl der richtige Ausdruck

       - und anschließend die ganze Sache vergessen. Die Frau kann so etwas

       nicht. Bei ihr spielt in jedem Fall das Herz mit. Sie kann sich einem

       Mann nicht hingeben, ohne dass sie für ihn etwas empfindet."

       Er sah sie an und als sie nichts sagte, fragte er: "Richtig?"

       "Das dürfte für die meisten Frauen zutreffen," antwortete sie.

       "Sehen Sie. Und jetzt kehren wir zurück zu den Filmen. Das Herz ist dort

       stets ausgeklammert. Dort wollen die Frauen nur gebumst werden. Sie

       wollen einen Schwanz haben. Wem er gehört, ist einerlei. Und das stimmt

       eben nicht. So wird es niemals gelingen, einer Frau Spaß an einem