Sara Jacob

Das Sex-Phantom


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ihn mit dem Finger, und schob ihn vor das Regal, an ihren Beinen vorbei, berührte sie beinahe am Unterschenkel mit meiner Schulter.

      »Mist«, fluchte sie. Mein Herz blieb fast stehen. Der Deckel verschwand unter dem Regal.

      Ich rutschte auf dem Boden zurück in die Ecke zwischen Badewanne und Heizkörper. Sah zu ihr hoch, sah auf ihren Hintern. Jetzt bück dich.

      Sie seufzte, ging vor dem Regal in die Hocke. Ihr Arsch teilte sich. So geil, so gut. Das Licht im Bad ließ nichts verborgen. Auf die Knie. Und vorbeugen.

      Jaaa, jubelte ich. Da war sie, auf allen Vieren, vor dem Regal.

      Ihr Po teilte sich, wie auf den Bildern, wie bei den Pornos, die ich zu Tausenden angestarrt und mir gewünscht hatte, ich könne die Models nur einmal ficken, ohne Vorspiel, ohne Nachspiel, ohne Konsequenz. Einfach nur von hinten ficken.

      »Oh, komm schon, du scheiß Deckel.«

      Sie fluchte und streckte mir den Po noch weiter entgegen, griff unter das Regal, ging ins Hohlkreuz. Ihre Pobacken spreizten sich und die Möse darunter geöffnet, die Schamlippen geteilt, rosa lockte ihr Loch.

      Ficken, dachte ich nur noch, jetzt ficken.

      Sie wusste nicht, dass sie mir das Signal gab. Und dann übernahm der Schwanz das Denken.

      In einer raschen Bewegung war ich hinter ihr, über ihr, auf ihr.

      Als ich sie mit beiden Händen packte, eine auf dem Rücken, die andere am Hintern, drückte ich sie gegen das Regal, das klappernd wackelte. Ihr Kopf verschwand zwischen den beiden unteren Regalbrettern inmitten von Handtüchern. Ihre Schultern prallten gegen die Beine des Regals.

      Sie schrie vor Schreck und Angst und Schmerz auf, doch das war mir egal. Ich musste sie jetzt ficken, jetzt und hier, oder ich verlor den Verstand. Falls ich ihn nicht bereits verloren hatte.

      Mit meinen Knien drückte ich ihre Beine auseinander. Ihre hintere Öffnung weitete sich, und das machte mich noch geiler. Sie war komplett bewegungslos, konnte nicht einen Zentimeter nach links oder rechts ausweichen. Vor ihr das Regal, dessen oberstes Regalbrett hart in den Nacken drückte und auf der Haut eine rote Strieme zurückließ.

      Ich drückte meine linke Hand in ihren Rücken und presste mich mit dem ganzen Gewicht gegen sie, so dass sich ihr Hintern an meinen Bauch schmiegte.

      Jetzt eindringen, nur einmal.

      In meinen Ohren rauschte das Blut, meine Hände waren wie mit Gas gefüllt. Von irgendwo kam Kreischen, hysterisch, ängstlich.

      Sie schrie und jammerte und flehte um Hilfe. Ich hörte, wie ihre Fingernägel über die Fliesen kratzten. Wie Krallen einer Katze, eines gefangenen Tieres.

      Mit dem Kopf schlug sie von unten gegen das Regal, ihre Hände fuchtelten.

      »Tun Sie mir das nicht an, bitte«, bettelte sie. Das Regal bewegte sich aufwärts, die Döschen, Tuben, Flaschen kippten zur Seite, krachten scheppernd auf den Boden, Handtücher rutschten, ich fiel nach hinten, bevor die Frau vom Regal begraben wurde, unter Flanell und Plastik, unter einem Radiowecker, Modeschmuck.

      Atemlos stand ich auf, benommen, schwankend. Mein harter Schwanz schimmerte in der Luft wie ein Fettfleck auf einer Fensterscheibe. Rasch griff ich nach einem Handtuch.

      Die Frau lag kreischend unter dem Regal, wimmernd, hatte die Beine angezogen, sich unter dem Inhalt des Regals verborgen.

      Ich spürte die Tür in meinem Rücken.

      Oh, mein Gott, dachte ich, was hast du nur gemacht? Ficken, ohne an die Konsequenzen zu denken.

      Du bist wie dein Vater, hallte es in meinen Ohren.

      Ich war aus lauter Gier zum Vergewaltiger geworden. Genau deshalb ist es mit Katrin vorbei gewesen. Weil du nur mit dem Schwanz denkst.

      »Hau ab, bitte«, rief sie mit tränenerstickter Stimme. »Ich ruf auch nicht die Polizei.«

      Polizei, Gentest, Vergewaltiger, Gefängnis.

      Polizei? Ich war ein Fall für das Irrenhaus.

      Es war nicht so sehr der Gedanke an die Frau, der mich erschreckte, sondern die Angst vor dem, was es für mich bedeutete, und das erschreckte mich noch mehr.

      Die Türklinke war kalt. Im Flur war es still. Die Wohnungstür knallte hinter mir. Der Kokosläufer auf der Treppe kratzte an meinen Fußsohlen. Was hatte ich nur gemacht?

      Ich hätte beinahe eine Frau vergewaltigt, aus lauter Gier. Draußen empfing mich brüllende Hitze.

       4.

      Rasch entfernte ich mich vom Haus. Ich war doch nicht ganz dicht. Ich hatte die Kontrolle verloren.

      Schwanzgesteuert, auf die schlimmste Art und Weise.

      Sexuelle Frustration hatte mich zum um ein Haar dazu gebracht, eine Frau zum Sex zu zwingen. Das Schlimmste war, dass mich das Selbstmitleid mehr schmerzte, als irgendein Gedanke an die Verletzungen, die ich der Frau zugefügt hatte. Der Schreck, den ich ihr zugefügt hatte, die Demütigung, die Erniedrigung – nichts davon konnte ich nachfühlen. Ich konnte nur an mich denken und in Selbstmitleid zerfließen.

      Über mir raste die S-Bahn und ich lief immer weiter, heulend, voller Scham. Passierte schwitzende Omas, glühende Briefkästen, glänzende Autos, flatternde Sonnenschirme.

      Meine Füße klatschten auf das heiße Pflaster.

      Immer wieder konnte ich die Fingernägel über die Fliesen kratzen hören, ihre Schreie. Wie eingebrannt in meinem inneren Auge war die rote Strieme, die das Regal mit der Kante in die Haut der Frau gezeichnet hatte.

      Mit Gewalt.

      Am liebsten hätte ich mich übergeben. Ich lief und fluchte und rannte, ganz instinktiv in eine Richtung, und merkte erst an der nächsten roten Ampel, die mich davor bewahrte, kopflos auf eine vielbefahrene Straße zu rennen, dass ich wieder auf dem Weg in unser altes Viertel war.

      Zuhause. Das gab es nicht mehr.

      Ich hatte kein Zuhause.

      Katrin war ausgezogen, ich würde die Wohnung aufgeben müssen, eine Wohnung, die mir zu groß und zu teuer sein würde, alleine.

      Natürlich war ich alleine, niemand konnte sich mit einem Menschen abgeben der nur mit dem Schwanz dachte.

      Alleine war ich ohnehin besser dran.

      Die Schreie der Frau. Die rote Strieme auf der Haut.

      Grübelnd wanderte ich die Straßen entlang, wich Passanten, Scherben und Hundehaufen aus, vermied, von Rechtsabbiegern, die mich nicht sahen, überfahren zu werden, und erreichte ich schließlich, wonach ich gesucht hatte. Es gab in meinem Viertel am Nollendorfplatz, dort, wo ich fast zwei Jahre lang mit Katrin gelebt hatte, zwei Sexshops, von denen ich wusste.

      Einer war ein großer Laden mit Cruisingarea, der bis weit nach Mitternacht geöffnet hatte. Der zweite schloss schon um 18:00 Uhr.

      In dem einen war ich früher einmal gewesen, hatte mich durch Magazine, DVD-Hüllen und Dildos erregen lassen und mir damals schon gewünscht, einfach mal wieder meiner Lust endlosen Pornokonsum nachzugeben.

      Einfach so. Weil es Spaß machte.

      Alleine.

      Vielleicht war es, was in dieser Situation am besten zu mir passte.

      Kurz vor vier Uhr am Nachmittag trat ich über die Schwelle in den schummrigen, etwa 80 Quadratmeter großen Verkaufsraum.

      Als ich mit mir alleine war, vor der Webcam und mit meinen Pornos, war die Idee, eine Nacht in einem Sex-Shop zu verbringen, ein geiler, aber unerfüllter, weil unrealistischer Traum gewesen.

      Diesmal war alles anders.

      Wie selbstverständlich ging ich am grauhaarigen Mann hinter dem Schalter vorbei und spürte sofort die Erregung. Mit kribbelnden Fingerspitzen marschierte ich durch den Sexshop.

      Ich