sinnlich. Er schaute ihr tief und herausfordernd in die grünen Augen, und sie hielt seinem Blick stand. Der erste Kontakt war bereits hergestellt, noch ehe sie ein Wort miteinander gewechselt hatten.
„Nehmen Sie doch Platz“, bat er sie.
„Wäre das alles, Herr Elsenbeck?“, fragte Lena Reiter und wandte sich der Tür zu,
„Ja, ich glaube im Moment schon.“
Nur für Marcel sichtbar, nickte sie kurz mit dem Kopf und zwinkerte ihm zu. Es war klar, dass auch seine Sekretärin einen sehr positiven ersten Eindruck gewonnen hatte.
Verbindlich lächelnd schaute er die Bewerberin an, und sie erwiderte die Geste. Mit ihrem klaren, offenen Blick verwirrte sie ihn und er suchte Zuflucht in den Papieren auf seinem Tisch.
„Sie wollen also zu uns kommen, Frau Berwang“, stellte er schließlich nicht sehr geistreich fest.
Sie nickte leicht.
„Ja, allerdings“, bestätigte sie. „Ich fühlte mich durch Ihr Inserat irgendwie angesprochen, obwohl ich offen gesagt gleich hinzufügen muss, dass ich sie vielleicht nicht richtig verstanden habe.“
„Wie meinen Sie das?“
„Ich weiß selbst nicht genau. Sie klang so vielversprechend, so geheimnisvoll, und so, als ob es zu gut wäre, um wahr sein zu können.“
„Da kann ich Sie gleich beruhigen. Was wir da in der Anzeige behauptet haben, stimmt absolut. Und was das Geheimnisvolle, wie Sie es nennen, anbetrifft – nun, so möchte ich im Moment nur sagen, dass man eben in einer Personalanzeige manchmal nicht ganz so offen sein kann, wie man es vielleicht gerne möchte. Wir mussten uns darauf verlassen, dass die für uns richtige Bewerberin auch in der Lage sein würde, zwischen den Zeilen zu lesen. Genauso, wie Sie das ja auch getan haben.“
„Meinen Sie wirklich?“
„Durchaus“, versicherte ihr Marcel und gab sich alle Mühe, seine innere Erregung zu beruhigen, denn was er sah, gefiel ihm.
„Vielleicht haben Sie Recht“, meinte sie.
„Sind Sie unabhängig, Frau Berwang?“
„Völlig.“
„Wie sieht den das mit Ihrer Tochter aus? Wohnt sie nicht bei Ihnen?“
„Nein. Als ich mich scheiden ließ und wieder berufstätig werden musste, brachte ich sie zu meinen Eltern, und da ist sie während der Schulzeit auch heute noch.“
„Und während der Ferien?“
„Sie ist alt genug, um auf sich selber aufzupassen, und ist ein sehr moderner Teenager. Sie lässt sich nur noch bedingt etwas von mir sagen, und ich möchte nicht wissen, mit wie vielen Jungs sie schon gefickt... oh, entschuldigen Sie, ich meinte: geschlafen hat.“
„Ich verstehe. Wo arbeiten Sie derzeit?“
„Überhaupt nicht. Um es ganz offen zu sagen, Herr Elsenbeck, ich hatte mich bei meiner letzten Firma in den Chef verliebt, und glaubte schon, dass er mich heiraten würde. Es ging schon so weit, dass ich mit in seine Wohnung gezogen war, aber das ist jetzt vorbei. Ich wohne wieder alleine und suche derzeit einen Job, der nicht nur gut bezahlt ist, sondern mir vor allen Dingen auch viel Spaß macht und mir Gelegenheit gibt, etwas zu reisen. Wissen Sie, seitdem ich bei der Lufthansa weg bin, sehne ich mich danach, wieder viel zu reisen, Länder und Leute kennenzulernen. Und das ist hoffentlich das, was mir hier bei Ihnen geboten wird.“
„Ich denke schon. Darf ich mal fragen, warum die Geschichte mit Ihrem damaligen Chef in die Brüche gegangen ist? Ich möchte natürlich nicht in Ihre Intimsphäre eindringen. Ich frage auch nicht aus Neugierde, Frau Berwang, sondern nur, um festzustellen, ob Sie auch wirklich die geeignete Frau für uns sind.“
„Nun ja, was soll ich sagen? Eigentlich sind das ja sehr persönliche Gründe...“
„Ich verstehe vollkommen...“
„... aber anderseits bin ich jetzt damit fertig, und warum sollte ich es Ihnen nicht sagen? Es lag am Bett.“
„Wie bitte?“, fragte Marcel verblüfft.
„Wir bekamen zum Schluss Schwierigkeiten im Bett. Sie müssen nämlich wissen, dass ich sexuell sehr leicht erregbar bin, und das hatte mein Chef sehr schnell herausbekommen. Aber ich bildete mir ein, dass er mich liebte, wo er doch in Wirklichkeit nur mit mir ins Bett steigen wollte. Und da ich dazu eigentlich immer und bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit bereit war, schloss er daraus, dass er in dieser Beziehung alles mit mir machen zu können. Aber ehrlich gesagt, liebe ich nur den Sex als solchen, ich... ich... na ja, wie soll ich sagen? Ich gehe halt wahnsinnig gerne mit einem Mann ins Bett. Aber für Perversionen habe ich mich bis heute noch nicht begeistern können, und als mein geliebter Chef immer wieder davon anfing, dass er nur dann voll befriedigt werden könnte, wenn er zusehen dürfte, wie mich andere Männer vernaschen, da hörte es bei mir plötzlich auf. Ich bin bestimmt nicht prüde, Herr Elsenbeck, glauben Sie mir. Wenn ich erst richtig in Fahrt bin – und das geschieht bei mir sehr schnell – kann von mir aus zugucken wer will, aber die Tatsache, dass ich glaubte, wir wären verliebt, und er trotzdem absolut darauf bestand, fremde Männer und Frauen zusehen zu lassen, wie ich mich bumsen ließ, war einfach zu viel. Können Sie das verstehen?“, flehte sie ihn an.
Marcel drückte sein steifgewordenes Glied nach unten und versuchte, seine Erektion in Hose wieder in die richtige Position zu bringen. Er nickte der Bewerberin verständnisvoll zu.
„Das ist allerdings nicht die feine englische Art“, gab er ihr Recht.
„Und das war eigentlich erst der Anfang“, setzte sie dann unaufgefordert fort. „Es ging soweit, dass er mich auspeitschen wollte, während ich seinen... äh, Penis in den Mund nehmen musste. Und dann wollte er, dass ich mich von zwei oder gar drei Männern gleichzeitig gebrauchen lassen sollte, während er nur zusah und höchstens ein paar Aufnahmen machte. Wissen Sie, Herr Elsenbeck, ich war ja im Prinzip zu allem bereit. Mich störte einfach nur die Tatsache, dass er nie an mir selber genug hatte. Dass er zusätzliche Reize brauchte. Da war es wohl mit seiner Liebe nicht so weit her...“
„Sagten Sie eben, mit drei Männern gleichzeitig?“, fragte er, betont langsam und unschuldig.
„Ja, natürlich, kennen Sie das denn nicht?“
„Jaaaa... nun...“
„Im Prinzip ist das sogar eine ganz feine Sache. Wissen Sie, einen Mann vorne, einen hinten und den dritten im Mund. Das ist etwas Herrliches für eine Frau, und wenn mein ehemaliger Chef einer der drei beteiligten Männer gewesen wäre, hätte ich es auch von Herzen gerne oft getan, wie er nur wollte. Es störte mich nur, dass ausgerechnet er nur zusehen wollte!“
„Das kann ich gerne glauben“, versicherte Marcel.
„Aber wir sind vom Thema abgekommen...“, meinte Sabrina Berwang.
„Nein, ganz und gar nicht“, erwiderte Marcel, „denn schließlich geht es hier um das Zwischen-den-Zeilen-Lesen, und dabei spielt Ihr... Ihre sexuelle Verhaltensweise eine ganz entscheidende Rolle...“
„Inwiefern?“, unterbrach sie interessiert.
„Darf ich ganz offen mit Ihnen reden, Frau Berwang?“
„Ich bitte darum. Schließlich bin ich doch auch mehr als offen Ihnen gegenüber, oder?“
„Ja, das stimmt“, sagte er, und wieder bohrte sich sein Blick in ihre offenherzigen Augen. Was da geschrieben stand, war nicht schwer zu lesen und gefiel ihm außerordentlich. Dann sprach er weiter:
„Sehen Sie, Frau Berwang, es gibt so viele verheiratete Männer, die gerne einmal ohne ihre Ehefrau in Urlaub fahren würden, um sich von den monotonen Routine des Ehelebens zu erholen, um neue Ideen zu sammeln, um auch mal eine andere Frau kennenzulernen, damit ihnen anschließend ihre eigene Frau wieder umso mehr Spaß und Freude macht. Aber diese Männer sind im Allgemeinen nicht die klassischen Aufreißertypen. Die wollen nicht tagelang Zeit investieren, um