Michael Feldmann

Ein neuer Anfang


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gar nicht seine Art war, auch mal die Tagesziele außer Acht zu lassen, klopfte sein Herz bei dem Gedanken, vielleicht doch aus einem schlechten Gewissen heraus, ein paar Schläge schneller.

      Wieder schaute er auf Ben, der wie ein lebloser Stein quer über beide Betten lag. Heute würde er sowieso nichts mehr ändern können. Der Schlaf war nun wichtiger als alles andere. Vorsichtig legte er seine Hände auf das gummierte Hinterteil des Anwalts und drückte ihn vorsichtig, aber mit Kraft, schubweise nach vorne, bis er seiner Meinung nach genug Platz für sich selber erkämpft hatte. Seine Kleidung plumpste leblos neben seine Seite des Doppelbetts auf die Erde. Heute war es so eine Art Ausnahmezustand für die übliche Sorgfalt. Der stumme Diener, welcher sonst immer als Ablage seiner Kleidung diente, ging leer aus.

      Mit einem stummen Seufzer ließ er sich auf die weiche Matratze nieder. Er war komplett nackt und schmiegte sich in der Löffelstellung an Bens Rückseite. Sein Schwanz und die Eier berührten den glatten Gummiarsch des Anwalts. Mark war müde, doch er merkte schon wieder die Erregung in seinem Glied. Unmöglich konnte das vom Kopf gesteuert sein, dachte er. Dafür war er viel zu müde. Es schien, als wenn sein Schwanz für sich selber denken würde. Er legte seinen linken Arm um den gleichmäßig auf und ab bebenden Oberkörper vor ihm. Einen kurzen Augenblick später hatte auch ihn der Schlaf überrollt. Nur sein Schwanz, der nicht zur Ruhe zu bringen war, wippte in Abständen am Gummiarsch des Anwalts hin und her, als wenn er einen Plan aushecken wollte.

      Die Nacht war kurz und unruhig. In Marks Kopf spielten sich immer wieder die gleichen Szenen ab, Erlebnisse der letzten Tage, vermischt mit wirren und fiktiven Geschehnissen, die sich heimlich in den Ablauf der Träume einschlichen.

      3 - Der nächste Tag

      Als er nach ein paar Stunden schweißgebadet wach wurde und fast aus dem Bett fiel, war die Seite neben ihm bereits leer. Nur ein kleines Schokoladenherz in einer goldenen Verpackung lag in der Mulde, die noch ein wenig die Silhouette des Anwalts erkennen ließ. Mark griff nach der Köstlichkeit, wobei ein Stück Papier aus dem Rand der beiden sich überlappenden Schichten der Verpackung fiel.

      „Wie die Schokolade auf deiner Zunge schmelze ich jeden Tag aufs Neue dahin, wenn ich weiß, dass du bei mir bist.“

      Marks Augen wurden feucht. Er fühlte sich ein wenig wie in einem Rosamunde Pilcher Roman, aber das war ihm egal. Wieder schaute er auf die saubere Schrift des Anwalts auf dem kleinen Stück Papier. Wie ordentlich und deutlich es geschrieben war. Auf so einem Papierfetzen hätte ich das nie hinbekommen.

      Er war gerührt und wickelte gedankenverloren die braune Köstlichkeit in Herzform aus der Folie.-Milchschokolade mit einem leichten scharfen Erdbeergeschmack.- Das goldene Verpackungspapier hatte er, ohne groß nachzudenken, im Hohlraum seiner linken geschlossenen Hand zu einer kleinen Kugel zusammengeknüllt.

      Der Geschmack hatte ihn neugierig gemacht. Es war gar nicht so einfach, die kleine Kugel wieder so auseinander zu bekommen, damit zu erkennen war, was auf ihr geschrieben stand.

      Nach einer kurzen Zeit hatte er es endlich geschafft. Das goldene Verpackungspapier sah zwar immer noch recht mitgenommen aus, aber es war klar und deutlich genau mittig ein Datum zu erkennen. 19.09. Dieser Tag lag in der Zukunft, nicht allzu weit entfernt, fast greifbar.

      Um sicher zu gehen, wie viele Tage ihn aktuell von diesem mysteriösen Tag X trennen würden, griff er kurz zu seinem Smartphone, welches in einer Dockingstation auf der Nachtkonsole lag. Das Display leuchtete auf, als er aus der kleinen Vorrichtung nahm. Er rechnete kurz. Bis zum 19. September waren es noch etwas 7 Wochen. Was wollte ihm Ben nur mit dieser ominösen Botschaft mitteilen? Sollte es vielleicht der Tag sein, an dem er ihm das Ja-Wort geben würde? Eigentlich konnte es doch nichts anderes bedeuten.

      Mark war sich relativ sicher, dass sein lieber Anwalt soweit schon alles sorgfältig vorbereitet hatte. Sein Herz klopfte wie wild. Es war eine Mixtur aus Euphorie und Beklemmung, die aber keineswegs negativ wirkte. Vor Monaten hatte er sich nicht träumen lassen, dass der sichere Hafen der Ehe auch mal in diesem Leben für ihn ein Thema sein würde.

      Übermütig rollte er sich quer durchs Bett und plumpste auf der gegenüberliegenden Seite wie ein nasser Sack auf die Erde.

      „Autsch.“

      Schmerzhaft verzerrte er das Gesicht, musste aber im nächsten Moment über sich selber lachen. Vor ihm aus der Wand gegenüber lachte ihn ein glücklicher Mittvierziger an. Mark streckte seine rechte Hand nach vorne und zeigte auf sein Spiegelbild.

      „Du hast es dir verdient. Auf jeden Topf passt ein Deckel. Das habe ich dir immer wieder gesagt. Du siehst, ich habe Recht gehabt, wie immer. Dann kniff er sich selber ein Auge zu. Wir sehen uns, mein Freund.“

      Er erhob sich aus seiner unbequemen Position. Es wird Zeit, dass ich nun auch endlich zu Pott komme. Das Handy hielt er noch immer in der Hand. Auf dem Weg nach unten wählte er die Nummer seiner Schwester. Sie musste für ihn auf seinem Kalender im Studio nachschauen, ob für die nächsten Tage Behandlungstermine eingetragen waren. Eigentlich trug er soweit alles in seinem Handykalender oder auf dem Notebook ein, aber seitdem er denken konnte, wurden die Termine seiner Stammkunden zur Kosmetikbehandlung nur zuhause eingetragen.

      Wenn er Glück hatte, war seine Sis noch zuhause. Seitdem sie mit ihrem in die Jahre gekommenen Adonis zusammen war, nahmen es beide mit geregelten Arbeitszeiten nicht mehr ganz so eng. Ein ausgefülltes Liebesleben und ein Tag, der mit Sex in immer wieder neuen Varianten beginnen konnte, war die Grundlage eines erfolgreichen Arbeitstages. So hatte Jess ihm das vor kurzem erst erklärt, nachdem das lustvolle Schreien der beiden ihn darum gebracht hatte, die morgendlichen Nachrichten im Radio zu verstehen.

      4 - Ein Telefonat mit Jess

      Er ließ es einige Male klingeln und wartete schon darauf, dass endlich die Mailbox aktiviert würde.

      Eine gehetzte Stimme unterbrach die monotone Musik in der Warteschleife. Jess hatte mal irgendwann „You’re my heart, you’re my soul“ von Modern Talking runtergeladen. Für die meisten Leute war es ein No Go, aber sie war damals auf die Musik von Dieter Bohlen und Thomas Anders total abgefahren. Mittlerweile war es auch nicht mehr ihre vorrangige Musikrichtung, aber die Melodie im Handy blieb und bestrafte jeden, der darauf wartete, dass sie endlich das Gespräch beantwortete.

      „Mark, dich gibt es noch?“

      Sie klang ein wenig außer Atem, aber keineswegs genervt.

      „Bist du zuhause, Jess? Ich muss dir gestehen, dass ich durch Ben meinen Job ein wenig aus den Augen verloren habe. Wenn du in der Wohnung bist, könntest du bitte mal kurz in mein Studio runtergehen und schauen, ob diese Woche noch was an Terminen ansteht? Monika müsste eigentlich wieder fällig sein. Irgendwie habe ich so etwas in Erinnerung.“

      Jessica gluckste kurz in den Hörer.

      „Momentan kommen mein geiler Hengst und ich gar nicht aus den Federn. Ich glaube nicht, dass er in seiner alten Beziehung so potent war. Mir scheint es, dass er einiges an Nachholbedarf hat. Er sucht sich die unmöglichsten Orte für eine geile Nummer aus. Stell dir vor. Gestern haben wir es in der Vorratskammer der Kantine in der Mittagspause getrieben. Die Firmenkantine ist mittags immer gerammelt voll. Ich konnte praktisch das Schmatzen der Kollegen und Kolleginnen durch die dünne Wand hören, als Momsen mich mit seinem Liebesspeer verwöhnte. Es ist so prickelnd, an solchen Orten seine Geilheit unter Kontrolle zu halten. Mein Liebesgott schafft das auch nicht immer; außerdem spricht er so schön versaut, wenn er mich zureitet.“

      „Jess, ich freue mich, dass alles zu deiner vollen Zufriedenheit läuft, aber manche Dinge solltest du lieber für dich behalten. Ich hoffe nicht, dass du anderen Leuten gegenüber so redselig bist.“

      Seine Schwester kicherte wieder wie ein kleines Schulmädchen in den Hörer.

      „Sorry, du hast recht. Ich dachte nur, so könnte ich dir auch mal entlocken, was du mit Ben