Sarah Krueger

Schlechte Romanzen


Скачать книгу

vor dem Fernseher und sehen den Spätfilm.

      »Aber nicht so viel Cola trinken«, gaben sie mir mit auf den Weg.

      Aber da brauchten sie sich keine Sorgen zu machen.

      Die Eltern einer Klassenkameradin hatten im Umland einen größeren Wochenendbungalow. So richtig mit Pool und so. Die Eltern selbst fuhren aber nicht mehr raus. Dort sollte die Party steigen. Zuerst fuhr ich zu einer Freundin, um mich dort richtig aufzubrezeln. Zuhause wären meine Eltern misstrauisch geworden. Hätte ich in meinem Top die Wohnung verlassen, hätten sie mich ausgelacht, ob ich vergessen habe, mir etwas überzuziehen.

      Wir standen also bei meiner Freundin vor dem Spiegel, schminkten uns und versuchten uns darin zu übertreffen, so weit wie möglich unsere Möpse herausquellen zu lassen. Dann fuhren wir mit der Straßenbahn zum nächsten S-Bahnhof, um ins Umland zu gelangen. Schon in der Bahn gefielen mir die Blicke der Männer. Um ehrlich zu sein, sie machten mich sogar ein wenig geil. Am selbstgefälligen Lächeln meiner Freundin erkannte ich, dass es ihr nicht anders ging.

      Wir hatten eine Tüte mit diversen Alkoholvorräten dabei. Man wollte ja nicht mit leeren Händen ankommen. Allerdings konnten wir uns in der Vorfreude auf die erste große Party nicht zurückhalten. Wir mussten schon mal ein paar »Kleinen Feiglingen« den Deckel abschrauben. Damals gab es noch keine sogenannten Alkopops. Da musste man als Mädchen noch ordentlich Likör oder Mixgetränke trinken. Dafür entwickelten wir eine gute Fantasie, was das Mixen von Getränken anging.

      So saßen wir also in der S-Bahn und saugten die kleinen Feigling-Flaschen leer. Wir gackerten und unterhielten uns extra laut und derb. Ein paar alte Leutchen schauten uns pikiert an.

      Als wir bei der Datsche ankamen, war die Party schon voll im Gange. Die neunzigerjahre-typische Dancefloor-Musik wummerte durch den kleinen Bungalow. Noch saß die Mehrzahl der Teilnehmer auf überdimensionalen Sitzkissen herum. Damals war es noch so, dass nicht jeder sein eigenes Getränk hatte. Meist wurden Gemeinschaftsflaschen herumgereicht. Ein Hoch auf die Herpes-Viren-Verteilung!

      Anfangs wurde noch eine gewisse Schüchternheit an den Tag gelegt. Die, die sich nicht kannten, beäugten sich erst mal vorsichtig. Leichte Gespräche fanden statt, zwischen denen, die sich kannten. Bei mir war das kein Problem. Schließlich war ja meine halbe Klasse da. Jedenfalls die Mädels. Die Jungs aus unserer Klasse waren selbstverständlich nicht anwesend. Was sollten wir auch mir denen?! Die waren ja gleichaltrig.

      Langsam kam Pfiff in die Party. Nun quatschten auch die, die sich nicht kannten. Erste Arme wurden um Taillen gelegt. Erste spitze Küsse auf den Mund ausgetauscht. Die Alkoholzufuhr wurde allmählich hochgefahren. Die Jungs tranken lecker Büchsenbier, die Mädels Sekt oder Mixgetränke. Die Musik wurde lauter. Ich war froh, dass ich nicht der Nachbar war, kann ich Dir sagen.

      Was? Ob sich einer beschwert hat? Nein, das hätte sich keiner getraut. Bei dieser Horde Halbstarker auf dem Nachbargehöft sollte man sich lieber um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Bei diesen Halbstarken war alles möglich.

      Gegen zehn Uhr war das Büchsenbier dann alle. Ein letzter Schluck, ein brachialer Rülps, und schon mussten sich die Jungs ein anderes Getränk suchen. Was sie nicht vor allzu große Probleme stellte. Erst wurde Futschi getrunken. Das ist ein Mix aus Cola und Weinbrand. Bei uns damals natürlich billigster Fusel und billigste Cola. Ich hab’s dann auch mal gekostet, widerlich kann ich Dir sagen. Als der edle Goldbrand in meinem Magen ankam, schaute er sich kurz um und wollte wieder heraus. Er machte umgehend kehrt und stieg die Speiseröhre hinauf. Zum Glück konnte ich ihn zurückdrängen. Den Jungs war der dürftige Geschmack der Zutaten egal. Sie wollten nur besoffen werden und noch wichtiger: die Mädels besoffen machen!

      Nachdem ihnen der Futschi aus den Ohren kam, stellten sie andere Mixgetränke her. Dabei bewiesen sie eine ausgeprägte Fantasie. Kakao mit Goldbrand war dabei der Renner. Aber auch heißer Kaffee mit Blue Curacao war erfunden worden. Ich habe einiges davon probiert. Und siehe da: Die Jungs waren gleich eine Ecke interessanter geworden. Nun spielte sich immer wieder folgende Szene ab: Ein Junge kam von hinten auf einen zu und weil er einen so mochte, umarmte er einen. Dabei war es üblich, dass er - natürlich »aus Versehen« - die Brust des Mädels berührte. Es war überall zu beobachten und keines der Mädels machte den Eindruck, als ob es sie störte. Mann, ich hatte den Abend so viele Hände auf meinen Brüsten, ich glaube nicht, dass das jemals wieder in meinem Leben vorgekommen ist. Aber wie gesagt, uns Mädels störte das an jenem Abend nicht. Man hatte ja auch genug intus!

      Draußen, auf dem kleinen Grundstück, befand sich ein Pool. Es war eine laue Sommernacht, die Partyleuchten glänzten im Dunkeln, es kam, was kommen musste: Das erste Mädel flog mitsamt Klamotten in den Pool. Sie zeterte nur kurz mit den Jungs, die sie da hineingeworfen hatten. Vor den fünfzehn- bis sechzehnjährigen Halbgöttern wollte sie ja nicht als prüde gelten. Außerdem, falls Du Dich nicht erinnern kannst, hatten wir ja genug intus!

      Also, was half es, die Kleine zog ihre nassen Klamotten aus, ging ins Bad und föhnte ihre Unterwäsche. Dann kam sie wieder heraus und nahm an der Party teil, als habe sie eine volle Montur an. Sie tanzte inmitten der angezogenen Menge. Das fanden die Jungs offenbar nicht gerecht. Sie fühlten sich animiert, die nächsten Mädels in den Pool zu werfen. Die wehrten sich nur halbherzig. Der Fön arbeitete auf Akkord. Die Mädels, die noch trocken waren, versuchten unauffällig auf sich aufmerksam zu machen. Als sie schließlich an der Reihe waren, wehrten sie sich natürlich, das gehörte zum guten Ton. Wer dann von den Mädels immer noch nicht in den Pool geflogen war, zog sich einfach so aus.

      Es war ein Bild für die Götter. Eine Horde schwankender Mädchen in Unterwäsche. Damals war es allerdings noch so, dass der BH das verhüllte, was er zu verhüllen hatte, und die Kehrseite eines Schlüppers nicht auf einen Zentimeter geschrumpft war. Das, was wir Frauen heute so an Unterwäsche tragen, gab es damals nur über bestimmte Kataloge zu beziehen. Trotzdem reichte es aus, dass der Eine oder Andere von den Jungs ein leichtes Beulchen vor sich hertrug.

      Bald waren die ersten Mädels soweit. Sie waren sozusagen alkoholbedingt nicht mehr Herrinnen ihrer Sinne. Wild knutschend hatten sie bis eben auf der Tanzfläche gestanden. Nun wurden aus den Knutschereien wilde Fummeleien, und zwar heftigst vor aller Augen. Ringelpiez mit Anfassen vor der gaffenden Menge, sozusagen.

      Was?

      Ja, ich habe auch zu denen gehört.

      Bitte?

      Nein! Warum sollte ich mich dafür schämen? Es hat nicht lange gedauert, da waren sowieso alle mit dabei. Es waren komische Verhältnisse damals. Jeder mit jedem. Du hast mit dem gefummelt, den du gerade abgekriegt hast. Ich hatte nicht das große Los gezogen. Ich hatte Torsten abbekommen. Mit seinen roten Haaren und dem Gesicht voller Sommersprossen sah er ziemlich dämlich aus. Aber es gehörte damals dazu. Man hat einfach mitgemacht. Es war nun mal so! Man wollte ja nicht, dass die anderen in der Schule auf einen zeigten.

      Allmählich leerte sich die Tanzfläche. Es zog die Pärchen in die nähere Umgebung. So zog mich auch mein Stell-dich-ein aus dem Bungalow heraus.

      Das war schon ein witziger Anblick. Überall latschten Mädels in Unterwäsche mit einem Jungen an der Hand durch die Walachei. Hinter einigen Schuppen und Bäumen – was immer einen Sichtschutz bot - war schon wildes Geschnaufe zu hören. Mann, ich muss heute noch lachen, wenn ich daran denke. So zerrte mich mein Liebhaber in spe auf einen kleinen Hügel, der mit Kiefern bedeckt war. Er wollte, dass ich mich dort in den Zuckersand lege. Ha, ha, ich hab ihn erst mal gefragt, ob er nicht ganz dicht ist! Er machte ein ganz schön belämmertes Gesicht. Verunsichert sah er sich um. Dann zerrte er mich aufs Zärtlichste zu einer Kiefer und stellte mich mit dem Rücken an den Baumstamm. Dort zog er seine Hose und die Boxershorts herunter. Sein Pimmel, eben hatte er noch gestanden, ich hatte es ganz genau durch seine Jeans gesehen, war durch meine Bemerkung wieder in sich zusammengefallen. Wortlos spielte er daran herum, aber das änderte nichts. Ich selbst wollte ihm nicht helfen bei der Problemlösung.

      Ungeschickt spielte er an meinen Brüsten herum. Mich erregte das in keinster Weise. Aber es half, um seinen Schniedel wieder halbwegs aufzurichten. Als das Ding wieder so stand, wie sein Herrchen es wollte, wollte er ihn ohne Vorwarnung in mich hineinrammen.

      Was?