Madlen Schaffhauser

Little Pearl


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versuche nicht zu eingeschnappt dreinzuschauen. »Und wenn es so wäre? Vielleicht habe ich ja einfach Bock, mal mit ihm zu schlafen und das war’s dann.«

      Wieder zeigt er mit seinem Essen auf mich. Seine Augen sind nur noch zwei enge Schlitze. »Sicher. Wenn du nur mit ihm Sex haben möchtest, würdest du erstens: Nicht das Wort schlafen benutzen. Und zweitens: Hättest du einen anderen Gesichtsausdruck.«

      »Okay, jetzt reichts. Ich habe keine Lust mehr, noch weiter mit dir über dieses Thema zu diskutieren.«

      »Über welches? Sex oder Dylan Sawyer?«

      Ich seufze, bevor ich mich weiter um die Wäsche kümmere. Dieses Mal lässt mich Evan weitermachen.

      »Bitte pass auf dich auf, Cee.« Sein Ton klingt versöhnlich, weshalb ich den Blick von den Klammern nehme, die ich gerade befestigen wollte und sehe meinen Bruder an. »Er hat keinen guten Ruf, das weißt du. Tu dir einen Gefallen und sei vorsichtig.«

      »Immer.« Ich schenke Evan ein Lächeln, um ihn zu beruhigen und um das, was ich gleich sagen werde, abzuschwächen. »Behältst du es bitte für dich?«

      Mein Bruder hebt sein Cap, fährt sich durch die kurzen Haare und sieht mich fast schon verzweifelt an. »Dir ist schon klar, dass das etwas viel verlangt ist?«

      »Ich werde es Mom und Dad erzählen, wenn der Kasten wieder an seinem Platz ist. Dann brauchen sie sich nicht unnötig aufregen. Du übrigens auch nicht.«

      »Und was ist mit den anderen? Sobald sie erfahren, dass ich dich gedeckt habe, werden sie mir den Hals umdrehen.«

      Ich zucke mit den Achseln. »Du musst dich ja nicht verraten.«

      »Ich hab dich auch lieb, Schwesterherz.« Evans Mundwinkel wandern kurz nach oben, dann wird er gleich wieder ernst. »Ich werde still sein, wenn du mir versprichst, dich nicht mehr mit ihm abzugeben, sobald er seine Arbeit getan hat.«

      Das kann ich nicht. Das will ich nicht. »Ich verspreche dir, auf mich aufzupassen«, antworte ich ausweichend.

      »Das ist nicht ganz das, was ich hören will.«

      »Ja, ich weiß.«

      Evan holt tief Atem. »Was soll ich nur mit dir machen?«

      »Weißt du, dass du mein Lieblingsbruder bist?«

      »Klar, elende Heuchlerin.«

      Kapitel 6

      Ich lese eine Mail nach der anderen. Beantworte Anfrage um Anfrage. Mr. Linkin habe ich vor ein paar Minuten zurückgerufen und eine Reservierung von zwei Nächten entgegengenommen. Mr. und Mrs. Franklin, die laut ihrer Nachricht gut nach Hause gekommen sind, haben mir eine reizende Mail geschickt. Darin haben sie von meiner und Everlys Gastfreundschaft und von unserem Service geschwärmt. In einer Antwort habe ich sie darum gebeten, ihre Worte auf meiner Website publizieren zu dürfen. Solche Feedbacks wie die ihre sind gute Werbung. Mal sehen, was sie mir zurückschreiben.

      Gerade als ich das Internet öffnen will, drückt vorne jemand auf die Glocke. Wahrscheinlich sind es meine neuen Gäste. Schnell schließe ich den Laptop und gehe in den Flur, wo mich ein junges Paar erwartet.

      »Sie müssen Mrs. Wayne und Mr. Stone sein. Willkommen im Blue House Inn«, begrüße ich die beiden. »Haben Sie gut hergefunden?« Ich schätze sie in meinem Alter.

      »Mit dem Navi war das überhaupt kein Problem«, antwortet mir der Mann.

      »Wir sind schon durch die Main Street geschlendert«, meint Mrs. Wayne. »Schön haben Sie’s hier. Die Bilder auf ihrer Homepage haben nicht gelogen.«

      Ich lache herzlich. »Danke. Dann gehört das weiße Auto also Ihnen?«

      »Der Honda? Ja.«

      Somit wäre die Frage nach dem SUV, den ich vorhin noch niemandem zuordnen konnte, auch schon geklärt.

      Die Neuankömmlinge wirken erschöpft. »Ich gebe Ihnen doch gleich den Schlüssel und zeige Ihnen das Zimmer. Das Check-in können wir noch später erledigen.« Ich hole den Schlüssel vom Brett und zeige der Frau mit den megalangen, blonden Haaren und dem Mann mit Glatze zur Treppe. Im ersten Stock bleibe ich bei der zweiten Tür stehen und schließe sie auf. »Hier, ihr Reich für die nächsten drei Tage.« Mit einer Handbewegung umfasse ich den Raum. Ich gehe weiter ins Badezimmer und mache Licht, wo ich einen Kontrollblick hineinwerfe, ehe ich mich meinen Gästen zuwende. »Frühstück gibt es von halb acht bis zehn Uhr. Die Haustür ist oft verschlossen. Also bitte immer den Schlüssel mitnehmen, wenn sie aus dem Haus gehen. Alle nötigen Informationen sowie meine Handynummer finden Sie in der Informationsmappe auf der Kommode.«

      Ich werfe einen kurzen Blick zum antiken Möbelstück. Ein Gedanke flitzt durch meinen Kopf, doch ich unterdrücke ihn schnell. Es ist besser so.

      »Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt.«

      »Danke.«

      »Werden wir haben.«

      Die Urlauber lächeln sich verliebt an.

      Als ich in den Flur trete, ziehe ich leise die Tür hinter mir zu und gehe nach unten. In der Küche lege ich die Unterlagen bereit, die mir Mrs. Wayne und Mr. Stone noch ausfüllen müssen. Gerade als ich nach draußen die Wäsche reinholen will, summt mein Handy in der hinteren Hosentasche.

      »Hey, Em. Was gibt’s?«

      »Lust auf Gesellschaft heute Abend?«, fragt mich Emily auf der anderen Seite der Leitung.

      »Immer. Kommst du zu mir?«

      »Ich bring Wein mit.«

      »Aber dieses Mal einen Besseren. Der letzte war katastrophal. Von dem war mir am nächsten Morgen noch schlecht.«

      »He, etwas netter, bitte.«

      Ich grinse. »Liebe Emily Rose Thompson dieses Mal einen feinen Rotwein, bitte. Gut so?«

      »Ach, ich dich auch«, schnaubt Emily, doch ich kann das Lachen in ihrer Stimme hören. »Kommt eventuell Kyle oder Evan noch vorbei?«

      »Heute Abend?«

      Ein Seufzen geht durch die Leitung. »Nö, im nächsten Jahrhundert. Natürlich heute Abend.«

      »Werd nicht frech.«

      »Und?«, fragt Em, ohne auf meine Zurechtweisung einzugehen.

      Zwar kann sie mich nicht sehen, trotzdem rolle ich mit den Augen. »Also echt, Em. Dass du auf einen meiner Brüder abfährst, ist ja schon schlimm, aber gleich auf zwei ... das ist widerlich.«

      »Nein, sie sind heiß. Und irgendwie muss ich mich ja von Matt ablenken.«

      »Bin ich ganz deiner Meinung, was das Ablenken betrifft. Aber doch nicht mit meinen Brüdern. Außerdem ... Evan war am Mittag schon hier. Das reicht für heute.«

      »Ist etwas passiert?«, fragt Emily alarmiert.

      Ich setze mich auf die Verandastufe und stütze den Kopf in die Hände. »Er hat das mit Dylan herausgefunden.«

      »Oh, oh.«

      »Ja, das kannst du laut sagen. Er hat mir die Hölle heiß gemacht.«

      »Hast du etwas anderes erwartet?«

      »Nein. Trotzdem ...«

      »Was, trotzdem?«, bohrt Em nach, als ich nicht weiterrede.

      Ich streiche mir die Haare hinter die Ohren, lasse mir mit der Antwort ein wenig Zeit. »Warum müssen alle so auf ihm herumhacken.«

      »Auf Dylan?«

      »Ja, auf wem denn sonst?«, entgegne ich etwas genervt.

      Emily räuspert sich. »Kannst du es ihm verübeln?«

      »Ja und nein.« Ich wechsle das Telefon