Madlen Schaffhauser

Little Pearl


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Herzen nach Hause.

      Zuhause parke ich meinen Toyota auf dem Parkplatz vor dem Blue House Inn. Ich gehe in meinen Bungalow, um meine Tasche zu leeren, die nassen Sachen aufzuhängen und meine Nerven zu beruhigen, ehe Emily auftaucht. Weil das nicht so einfach ist, gehe ich nochmals rüber ins B&B und sehe nach dem Rechten. Vielleicht braucht ja jemand meine Hilfe.

      Ständig verdrehe ich die Augen, weil ich so nah dran war eine große Dummheit zu machen. Nicht nur wegen meiner Familie, Dylan hat mir am Morgen deutlich zu verstehen gegeben, dass er mich nicht mehr sehen will, bis er meinen Kasten fertig hat. Das muss ich akzeptieren, auch wenn es mir schwerfällt.

      Seufzend laufe ich über den schmalen Weg. Im Esszimmer brennt Licht und als ich durch die Tür gehe, höre ich mehrere Stimmen und ausgelassenes Gelächter. Neugierig laufe ich zum Durchgang. Vier meiner Gäste sitzen an einem Tisch und spielen Karten.

      »Guten Abend«, begrüße ich sie freundlich und trete an ihren Tisch. »Wie ich sehe, spielen Sie Hearts.«

      »Wollen Sie mitmachen?«, fragt mich eine der beiden Damen.

      Ich muss kurz überlegen, wie ihr Name ist, bis mein Blick auf die weißen Haare ihres Mannes fällt, die eine gute Eselsbrücke bilden. »Nein danke, Mrs. White. Ich wollte mich nur versichern, dass alles in Ordnung ist. Wollen Sie vielleicht ein Glas Wein? Ich hätte im Keller eine feine Flasche Merlot«, sage ich, als ich ihre leeren Wassergläser sehe. »Oder lieber ein Bier?«

      »Sie müssen uns doch nicht bewirten«, meint Mrs. White.

      Als ich in die glitzernden Augen der Männer sehe, lächle ich und sage: »Ich bin gleich zurück.«

      In der Küche entkorke ich den Rotwein und stelle ihn mit vier Weingläsern auf ein Tablett. Aus einem Hängeschrank hole ich Chips und salzige Erdnüsse und fülle beides in kleine Glasschalen ab.

      Ich führe ein Bed and Breakfast und das Bewirten am Abend gehört in Normalfall nicht zu meinem Service. Aber ich möchte, dass sich meine Gäste wohlfühlen und das Blue House Inn in guter Erinnerung behalten.

      Mit meinem befüllten Servierbrett kehre ich zu meinen Gästen zurück, stelle es auf den Tisch neben ihnen und schenke in die vier Gläser Wein ein. »Wahrscheinlich ist er noch etwas kühl. Wenn Sie ihn ein wenig stehenlassen, wird er bestimmt bald wunderbar schmecken.« Danach stelle ich ihnen noch die Glasschalen mit den Knabbereien hin und verabschiede mich von ihnen. Nicht ohne vorher in ihre strahlenden Gesichter zu sehen und ihr Dankeschön entgegenzunehmen.

      Ich öffne gerade meine Haustür, als ich einen Motor aufheulen höre. Ruckartig drehe ich mich nach dem Lärm um und sehe gerade noch Rücklichter eines großen Autos, ehe es hinter der nächsten Biegung verschwindet.

      Noch bevor ich mir einbilden kann, es könnte Dylan gewesen sein, taucht Emily auf und parkt ihren Wagen hinter meinem Toyota.

      »Hast du etwa erst jetzt Feierabend gemacht?«, fragt sie mich, als sie bei mir ist.

      Ich bitte meine Freundin herein und schließe ab. »Nein, ich war nur noch mal schnell drüben, um nach dem Rechten zu sehen.«

      »Und, alles in Ordnung?«

      »Alles bestens. Zwei ältere Ehepaare spielen Karten und ich habe Ihnen eine Flasche Wein gebracht.«

      Em zwinkert plötzlich mit den Augen und betrachtet mich mit einem frechen Grinsen.

      »Hast du etwas im Auge?«, erkundige ich mich, weil ich aus ihrem Zwinkern nicht schlau werde.

      »Und bei Manuel auch alles in Ordnung?«

      Ich ziehe meine Brauen hoch. »Meinst du vielleicht Miguel?«

      Sie schnippt mit den Fingern, bevor sie auf mich zeigt. »Ja, genau der. Und?«

      Etwas genervt gehe ich in die Küche. Em folgt mir. »Ich fange nichts mit meinen Gästen an. Wie oft muss ich dir das denn noch erklären? Außerdem ist er nicht mein Typ.«

      »Ich wollte mich nur erkundigen, ob du vielleicht unterdessen einen anderen Kerl vergessen hast.«

      Abermals seufze ich. »Nee, ich ... ich war ... Ach vergiss es. Hast du Wein mitgebracht?«

      Sie zaubert eine Flasche hervor und stellt sie vor mich auf den Tisch. »Wenn ich gewusst hätte, dass du drüben deine Gäste bewirtest, hätte ich mir nicht extra die Mühe gemacht, um noch in den Supermarkt zu flitzen«, witzelt sie, geht zu den Schränken und nimmt zwei Gläser heraus, während ich den Korkenzieher aus einer Schublade hole.

      Ich hebe den Kopf vom Korken, weil ich Ems durchdringenden Blick auf mir spüre. »Was?«

      »Ich habe Dylan im Walmart gesehen. Er ist kurz vor mir vom Parkplatz und in diese Richtung gefahren.«

      »Bist du ihm etwa gefolgt?«, frage ich mit riesigen Augen.

      »Indirekt.«

      »Aber?« Ich weiß, dass sie mir etwas verheimlicht.

      Sie grübelt, ich sehe es an ihrem Gesichtsausdruck. Wahrscheinlich überlegt sie, was sie mir sagen soll. Das hätte sie vorher überlegen sollen. Bevor sie damit begonnen hat, dass sie Dylan gesehen hat.

      »Es herrschte zwar eine relativ große Distanz zwischen uns, trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass er vor deinem Haus eine Pause eingelegt hat.«

      Ich lege mir eine Hand auf die Brust und spüre mein Herz, wie es mit einem Mal schneller schlägt. »Du meinst ... er ist ...« Ich gerate ins Stammeln.

      »Er hat dich beobachtet.«

      Das müsste mich verschrecken und mir Angst einjagen. Ich kenne Dylan nicht und wegen all den Gerüchten, die über ihn kursieren, sollte ich zweimal nachsehen, ob meine Tür verschlossen ist. Aber so ist es nicht. Der Gedanke, dass er ein Auge auf mich geworfen hat ... freut mich und lässt meine Mundwinkel nach oben ziehen.

      Mag er mich vielleicht doch? Bedeute ich ihm sogar etwas?

      »Dir ist echt nicht mehr zu helfen«, reißt mich Emily aus meinen Überlegungen und nimmt mir die geöffnete Weinflasche ab, um uns beiden einzuschenken.

      »Ich weiß gar nicht, was du hast«, sage ich mit Unschuldsmiene, nehme mein Glas und gehe ins Wohnzimmer. Kaum sinke ich in die Polster der Couch, probiere ich den Wein.

      »Du bist so verknallt, dass du gar nicht mehr richtig sehen kannst.«

      »Dieses Thema hatten wir doch schon.« Ich nehme einen weiteren Schluck. »Übrigens«, sage ich auf den Wein deutend, »gute Wahl.«

      »Der war sauteuer, also gieß ihn nicht runter, als wäre er Wasser«, erklärt mir Em, die sich neben mich gesetzt und ein Bein untergeschlagen hat. Sie hebt das Glas und nimmt selbst einen tiefen Zug.

      »Sagt die Richtige.«

      »Ich habe ihn bezahlt, ich darf das.«

      Ich proste ihr zu. »Merk ich mir.«

      »Und jetzt zurück zu Sawyer«, meint Em ernst. »Pass auf dich auf. Wir kennen ihn nicht und dass er vorhin vor deinem Haus gestanden hat, ist irgendwie unheimlich.«

      Seit Matthew sie geschlagen hat, ist Emily allen Männern gegenüber skeptisch. Außer vielleicht meinen Brüdern.

      »Dylan mag etwas ungehobelt sein, dennoch bin ich mir sicher, dass er immer noch besser ist als dein Ex. Das fühle ich.«

      »Manchmal lassen die Gefühle einen blind werden. Ich kann ein Lied davon singen.« Ems Blick ist auf ihre Hände gerichtet, in der sie ihr Glas hält. Die plötzliche Anspannung und Traurigkeit in ihrer Stimme, brechen mir beinahe das Herz. »Es gab so viele Anzeichen, die mich vor Matt gewarnt hätten, hätte ich sie richtig gedeutet. Aber ich wollte nicht hinsehen und es nicht wahrhaben. Bis es dann zu spät war.« Sie hebt ihren Kopf, um mich anzusehen. »Ich möchte nicht, dass dir dasselbe passiert.«

      »Ach, Süße.« Ich stelle mein Glas auf den Couchtisch, der aus einfachem hellen Holz besteht und lege meiner Freundin die Arme um die