starrte mich aus seinen traumblauen Augen an, während ich versuchte, über die Malerei des Expressionismus‘ zu reden.
Ich testete das Vorwissen der Schüler, sie waren alle ziemlich gut. Doch Luca war der Beste. Wie ein wandelndes Kunstlexikon wusste er auf jede Frage die richtige Antwort, geradezu unheimlich.
In der anschließenden großen Pause rannte ich in mein Zimmerchen und wichste noch einmal, in aller Hast. Lucas schönes Gesicht erschien vor meinem inneren Auge, sein schwarzes Haar, seine Schwanzbeule. Ich lud so heftig ab, als ob ich zehn Tage enthaltsam gelebt hätte.
Beim Abendessen erkundigte ich mich bei Herrn Lowitz, einem der Musiklehrer, nach Luca. Nicht nur nach ihm, zur Tarnung nach allen Abiturschülern, aber wirklich interessiert war ich nur an Luca.
»Der ist ein echtes Genie«, begann Lowitz zu schwärmen. »Luca hat das absolute Gehör, was ganz Seltenes. Er kann jeden Ton blind benennen, den ich ihm vorspiele. Er spielt virtuos Klavier und hat vor vier Jahren noch mit dem Cello angefangen. Auch da ist er schon ziemlich gut. Er hat bestimmt eine große Karriere vor sich.« Lowitz überschlug sich fast vor lauter Lob.
»Mir fiel heute auf«, sagte ich, »dass er auch in Kunst besser ist als seine Klassenkameraden.«
»Oh ja! Er ist in allen Fächern exzellent. Dr. Rankeburg ist begeistert, die anderen Kolleginnen und Kollegen auch. Nur im Sportunterricht soll er faul sein.« Lowitz lachte. »Aber das verzeihe ich ihm. Im Gegensatz zu Herrn Gerges, dem Sportlehrer.«
Zufällig traf ich Gerges am späteren Abend draußen im Park hinter den Villen. Es war fast dunkel inzwischen. Ich genoss die milde Luft, die nach Waldboden und Tannennadeln duftete. Gerges ging es wohl ähnlich. Wir kamen ins Gespräch. Er erwähnte Luca, ohne dass ich nach ihm gefragt hatte. Offenbar beschäftigte dieses junge Genie jeden hier im Internat.
»Der Luca, der könnte viel besser sein in Sport«, erzählte Gerges. »Wenn es um die Note geht, kann er plötzlich alles, Leichtathletik, Barren, Ringe … Aber am Schuljahresanfang ruht er sich immer auf seinen Lorbeeren aus. Der ist nämlich ziemlich arrogant. Sein Vater ist ein erfolgreicher Pianist, seine Mutter Sängerin. Die sind beide dauernd auf Tournee. Eine richtige Kindheit hatte der Luca gar nicht, glaube ich. Vielleicht ist er deshalb so arrogant, als Schutz.«
Ich dachte über diese Worte nach, während ich mich etwas später bettfertig machte. Ich wichste noch einmal, diesmal voller Genuss. Süßer Luca! Ich wollte ein Foto von ihm machen, heimlich, damit ich ihn jederzeit angucken könnte … Nein, besser nicht! Mit lautem Stöhnen spritzte ich meinen Milchsaft ins Internatsbett.
In den nächsten Tagen und Wochen wurde es mit mir immer schlimmer. Gegen Ende September traute ich mich kaum noch in die Abiturklasse. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meine Erektionen, die kamen einfach, wenn ich Luca nur kurz in die Augen blickte. Und er schaute mich immer an, so oft ich meinen Blick auf ihn richtete. Immer! Ich trug jetzt stets ein geschlossenes Jackett über den Jeans, um meine Latte zu verbergen. Ich war nervös und konnte mich nicht auf den Unterricht konzentrieren.
Am letzten Wochenende im September fanden zwei Konzerte im hauseigenen Saal statt. Auch die Eltern der Schüler waren eingeladen. Samstag spielten die Kleinen vor, schon sehr ordentlich. Am Sonntag waren die Großen an der Reihe. Das Programm war anspruchsvoll wie bei einem echten Konzert. Sehnsüchtig wartete ich auf Lucas Auftritt.
Zuerst spielte er in einem Kammerensemble das Cello. Er wirkte konzentriert und ruhig. Später dann hatte er seinen Soloauftritt am Flügel. Er setzte sich auf die Klavierbank und warf mit Schwung sein glänzendes Haar zurück.
Bevor Luca richtig anfing, führte Herr Lowitz ihn als Paradepferd vor. Er testete Lucas absolutes Gehör und ließ ihn dann ein unbekanntes, schwieriges Stück vom Blatt spielen. Luca machte keinen Fehler. Wenn Lowitz ihn fragte, gab er knappe, gelangweilte Antworten. Luca lächelte nicht. Dabei wirkte er sehr selbstsicher und überheblich. Ich musste an Gerges‘ Worte denken. Wie gerne hätte ich diesen Jungen in meine Arme geschlossen und ihm Nähe und Wärme gegeben.
Als Luca dann Chopin spielte, schienen alle im Publikum nicht mehr zu atmen. Obwohl ich wenig Ahnung von Musik hatte, spürte ich, dass da ein wirkliches Genie am Flügel saß.
Zum Schluss gab es brausenden Applaus. Ich beobachtete, wie alle jungen Musikerinnen und Musiker von ihren Eltern oder anderen Verwandten geherzt und gedrückt wurden. Nur Luca blieb allein. Seine Eltern waren nicht da. Still verließ er den Saal.
Mich hielt es nicht mehr auf meinem Stuhl. Ich lief in den dunklen Internatspark hinaus und schritt rasch über die Wege bis zum dichten Tannenhain. So ging es nicht weiter. Ich musste mir, kaum einen Monat hier, unbedingt einen neuen Job suchen. Meine Sehnsucht nach Luca wurde mir zu gefährlich.
Ein Zweig knackte. Ich fuhr herum.
Luca stand auf dem Weg, umflossen von silbrigem Mondlicht.
Eine Erscheinung! Ich schloss die Augen und öffnete sie wieder, doch der Schöne war immer noch da.
»Sie haben wundervoll gespielt, Luca«, rang ich mir endlich ab.
»Ich weiß«, sagte er nur.
Darauf wusste ich nichts zu antworten.
»Ich will, dass du mich nicht mehr >Sie< nennst, Christian«, sagte er unvermittelt, genauso ruhig und selbstsicher, wie er vorhin auf der Bühne musiziert hatte.
Ein heißer Stich fuhr durch mein Herz. Was wollte er von mir? Was sollte daraus werden?
»Das … ist nicht so einfach«, murmelte ich unsicher.
»Doch. Ist ganz einfach.« Er trat auf mich zu, sehr dicht, und hauchte mir einen leichten Kuss auf die Lippen.
Ich stand da und konnte mich nicht bewegen. Nur mein Schwanz bewegte sich, aber heftig. Er wurde so hart in meiner Abendanzughose, dass er wehtat.
»Du magst mich doch, Christian?«, fragte Luca leise. »Du siehst mich immer an, jeden Tag. So schaut man keinen an, den man nicht mag.«
Verdammt! Die Sehnsucht nach diesem schönen jungen Mann stand mir also nicht nur in der Hose, sondern auch im Gesicht!
»Das geht nicht«, flüsterte ich schwach. Vielleicht wollte er mich nur reinlegen, mich fertigmachen, mich bloßstellen? Ich kannte ihn doch gar nicht wirklich. Vielleicht verbarg sich hinter seiner Arroganz nicht die Einsamkeit seiner jungen Seele, sondern kalte und boshafte Berechnung.
»Alles geht!«, gab er zurück. Er küsste mich wieder. Diesmal glitt seine kleine, heiße Zunge zwischen meine Lippen und schob sich tiefer in meinen Mund. Niemand an meiner Stelle hätte da widerstehen können.
Ich umschlang seinen schlanken Leib, spürte ihn an meinem Körper, ließ meine Zunge mit seiner spielen. Er schmeckte süß nach Schokolade, er musste auf dem Weg in den Park einen Schokoriegel gegessen haben, Symbol für die perfekte Süße, die er verkörperte.
Er drückte sich an mich wie Schutz suchend. Unmöglich, dass er Böses mit mir vorhatte! Seine Zärtlichkeit fühlte sich echt an, seine Hitze wirkte so wahrhaftig. Ich ließ mich in dieses unglaublich wundervolle Gefühl fallen, dass er mich liebte, oder wenigstens brauchte und haben wollte.
Wir küssten uns, bis wir kaum noch Luft zum Atmen hatten. Lucas Hand schob sich zwischen uns und strich über meine harte Männlichkeit. Ich hätte sofort spritzen können, wenn ich nicht genug Übung im Abwarten gehabt hätte.
»Dein Schwanz ist immer so steif, wenn du in der Klasse bist«, flüsterte er mir ins Ohr. »Wenn du mich ansiehst.«
Mein Gott, er wusste alles, er sah alles.
»Ja!«, hauchte ich. »Du bist mein Wunschtraum. Ich denke nur noch an dich, Tag und Nacht.«
»Wenn ich spiele, denke ich auch an dich. Ich spiele besser, wenn ich dabei an dich denke.« Er drückte meinen Kolben fester.
Ich stöhnte.
»Ich will dich haben«, flüsterte ich. Vielleicht kam diese Möglichkeit nie wieder. »Jetzt! Hier! Willst du mich?«
»Ja!