Elvira Lang

Sedieren ohne Medikamente


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al. 2000; Lang et al. 2006; Lang et al. 2008). Diese randomisierten Studien belegten somit indirekt auch, wie viel mehr Patienten leiden, die keine Hypnose bekommen. Wir behaupten nicht, dass alle Patienten mithilfe unserer Techniken in eine tiefe Trance eintreten und überhaupt keine Schmerzen oder Ängste haben. Medikamente können das genauso wenig garantieren. Eines ist jedoch sicher: Die Patienten fühlen sich mit den Hypnosetechniken letztendlich besser als ohne sie. Patienten sollten deshalb definitiv die Möglichkeit bekommen, sich für das Angebot einer Hypnose zu entscheiden.

      Erlernt und praktiziert man neue Fähigkeiten, ist das lohnend und oft schön, aber man braucht auch eine Menge Mut. Das folgende Skript bietet Ihnen die Gelegenheit, Selbsthypnose und ein Gefühl des Vertrauens, der Zuversicht und der inneren Stärke zu erfahren. Machen Sie es sich dafür bequem:

      Sie können Ihre Füße gerade auf den Boden stellen und Ihre Körperhaltung so anpassen, dass Sie bequem sitzen. Lesen Sie das Skript laut oder leise durch, ganz, wie Sie möchten. Sie können es auch selbst lesen und aufnehmen und sich Ihre Aufnahme vorspielen oder fertige Aufnahmen auf unserer englischsprachigen App Comfort Talk® Pro anhören (kostenlos erhältlich im Apple Store und Google Play Store). Selbstverständlich dürfen Sie das Skript aber nicht beim Autofahren oder anderen Aktivitäten hören oder lesen, bei denen Sie sich konzentrieren müssen.

      Atmen Sie ein paar Mal langsam ein und aus. Vielleicht sprechen Sie innerlich mit jedem Einatmen das Wort »stark« und stellen sich mit jedem Ausatmen vor, wie Sie immer mehr Anspannung loslassen. Und vielleicht bemerken Sie, wie Sie mit jedem Einatmen mehr Stärke und Selbstvertrauen gewinnen und mit jedem Ausatmen mehr und mehr Anspannung gehen lassen. Atmen Sie so ein paar Mal in Ihrem eigenen Rhythmus, ganz natürlich und angenehm für Sie. Und während Sie sich ein paar Momente Zeit nehmen und diese befreienden Atemzüge genießen, können Sie bemerken, wie Sie sich fühlen, wenn sie in dieser Weise atmen.

      Schweben Sie jetzt in Ihrer Fantasie hin zu einer Zeit oder einem Moment, in dem Ihnen alles gelungen ist, zu einem dieser »magischen« Augenblicke, in dem für Sie alles in Einklang ist und Sie vollkommene Freude und Wohlbefinden empfinden. Vielleicht beruht der Augenblick auf einem persönlichen Erlebnis oder einem beruflichen Erfolg, auf den Sie intensiv hingearbeitet haben. Vielleicht haben Sie enorm viel geleistet, um dies zu erreichen; vielleicht ist es aber auch einfach so passiert, ohne Ihr Zutun, wie ein Geschenk des Himmels. Vielleicht haben Sie etwas mühelos gelernt – einer dieser Augenblicke, in dem Sie genau wissen, wie die Situation bestens zu bewältigen ist. Und vielleicht haben Sie sich gesagt: Ja, genau! So soll es sein! Und Sie verspüren dieses Gefühl uneingeschränkter Freude. Wenn Sie sich nicht an solch eine Erfahrung erinnern können, stellen Sie sich einfach vor, wie es wäre, solch eine Erfahrung zu haben. Vielleicht haben Sie etwas Gleichartiges in einem Film gesehen oder haben gehört, wie jemand solch ein Erlebnis schildert. Versetzen Sie sich voll und ganz in diese Situation.

      Gut. Jetzt schweben Sie weiter in diesen zauberhaften Augenblick, in dem alles in bestem Einklang ist. Genießen Sie diesen Augenblick, und nehmen Sie auf, was Sie um sich herum sehen und hören, hüllen Sie sich ein in die Gefühle des Erfolgs und der Freude.

      Manche Leute bemerken, dass die Szene von einer bestimmten Farbe durchdrungen ist. Wenn das auch für Sie der Fall ist, können Sie diese Farbe zu »Ihrer« Farbe machen. Später, wann auch immer Sie im täglichen Leben oder bei der Arbeit diesen wunderbaren Zustand der Zuversicht, der Selbstsicherheit und des inneren Friedens wiedergewinnen möchten, brauchen Sie einfach nur an diese Farbe zu denken. Sie können ein Objekt in »Ihrer« Farbe bereithalten (vielleicht einen Kuli oder Socken oder was auch immer in dieser Farbe), um sich daran zu erinnern, wie Sie diesen Zustand der Zuversicht wiedergewinnen können; allein das Denken an die Farbe genügt schon als Signal. Oder vielleicht liegen besondere Klänge oder ein bestimmtes Lied in der Luft, das Sie an diesen Moment erinnert, und die Erinnerung an diese Klänge oder das Lied kann Sie sofort wieder in diesen Zustand der Stärke zurückversetzen, wenn Sie es wollen oder brauchen.

      Alternativ können Sie Ihren Daumen und Zeigefinger jetzt zusammenbringen oder Ihre Zehen krümmen, solange Sie noch in dieses Erlebnis vertieft sind, und später können Sie dann das Berühren von Daumen und Zeigefinger oder das Krümmen Ihrer Zehen als Signal dafür benutzen, sich in diesen Zustand der Erfüllung, Zuversicht und des inneren Friedens, die Sie gerade empfinden, wieder hineinzuversetzen. Sie können eine oder mehrere dieser Techniken benutzen, wann auch immer Sie die Lust oder Notwendigkeit verspüren, diesen Zustand der Zuversicht wieder zu erreichen, selbst unter den schwierigsten Umständen.

      Eine Sache noch. Ihr Unbewusstes hat einen Prozess vollzogen, in dem es sich erlaubt hat, die Information, die Sie brauchen, in einem Format zu organisieren, das Ihr Bewusstsein jederzeit leicht benutzen kann. Obwohl Sie sich nicht vollkommen bewusst sein mögen, was genau Ihr Bewusstsein verarbeitet hat, bringen Sie diese Information mit, wenn Sie nun wieder langsam zurück in das Hier und Jetzt einschweben.

      Wenn Sie bereit sind, wieder zu Ihrem natürlichen Zustand des Bewusstseins zurückzukehren, zählen Sie bitte von drei bis eins zurück: Bei drei bereiten Sie sich vor, bei zwei blicken Sie mit geschlossenen Augen nach oben, und bei eins öffnen Sie Ihre Augen, atmen tief ein, lassen den Atem ausströmen und fühlen sich ganz wach, erfrischt und sind stolz darauf zu wissen, wie Sie sich selbst und anderen helfen können.

      In den nächsten Kapiteln werden Sie neue Fähigkeiten lernen und diejenigen erweitern, über die Sie schon verfügen. Sie können hohe Erfolgserwartungen haben – alle Methoden, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind ausgiebig in der Praxis getestet worden, um sicherzustellen, dass sie die gewünschten Resultate zeigen. Wenn Sie Ihren Patienten mit diesem Wissen gegenübertreten, wird Ihnen das helfen, ein Klima der Zuversicht zu schaffen, welches den Erfolg fördert. Die Patienten werden Ihre Zuversicht spüren und diese dann auch selbst entwickeln. In diesem Buch geht es darum, Patienten durch das eigene Beispiel anzuleiten und ihnen zu helfen, sich selbst zu helfen.

       Es hilft niemandem zu wissen, was man machen muss, wenn man sich nicht traut, es zu tun.

       Positive Erwartungen werden zu selbsterfüllenden Prophezeiungen.

       Selbstvertrauen ist ansteckend. Wenn Sie mit Selbstvertrauen handeln, kann dies das Selbstvertrauen anderer Menschen stärken.

       Es ist wichtig, Selbstvertrauen und Zuversicht des Patienten zu unterstützen, indem Sie beides selbst demonstrieren. Das geschieht durch Ihre Körperhaltung, Ihr Auftreten, den Tonfall Ihrer Stimme und natürlich auch durch das, was Sie sagen.

       Dieses Buch möchte nicht den Eindruck vermitteln, dass alle Patienten, bei denen diese Techniken angewandt werden, in einen tiefen Trancezustand kommen und keinerlei Schmerz oder Angst fühlen. Es ist allerdings bewiesen, dass es Patienten mit diesen Hypnosetechniken letztendlich besser geht als ohne sie.

       Sobald Sie sich die Fähigkeiten angeeignet haben und die klinisch-wissenschaftlichen Grundlagen verstehen, auf die sich dieses Buch stützt, werden Sie die Hypnosetechniken mit Erfolg, Selbstvertrauen und Überzeugung anwenden können.

      Das nächste Mal, wenn Sie beispielsweise einen Artikel in einem Laden umtauschen wollen, die Hilfe eines Verkäufers in Anspruch nehmen, den Behandlungsraum betreten, um einem Patienten Blut abzunehmen, oder sonst etwas tun, was Sie normalerweise mit anderen Menschen machen: Gehen Sie die Sache bewusst mit Selbstvertrauen an. Experimentieren Sie mit den Techniken aus Skript 1-1, »Selbstvertrauen erfahren«: Atmen Sie Stärke ein, und atmen Sie Spannung aus. Gehen Sie in »Ihre Farbe«, stellen Sie sich vor, dass Sie »Ihren Klang« oder »Ihr Lied« hören, legen Sie Ihren Daumen und Zeigefinger aufeinander, oder krümmen Sie Ihre Zehen, damit