Robert Wagner

Die Grump-Affäre


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in ihre Fahrzeuge. Im Vorbeifahren reichte Ronald Grump John eine Autogrammkarte aus dem fahrenden Cart und rief in bester Laune:

      „Für meine Fans bin ich immer da!“

      Mit zitternden Knien stieg John wieder auf sein Gefährt und fuhr direkt zurück zum Clubhaus. Er wollte unter keinen Umständen noch einmal gesehen werden. John ging auf die Terrasse, bestellte ein Bier und positionierte sich so, dass er zwar alle ankommenden Personen sehen konnte, er aber selbst außer Sichtweite war. Vorsicht war oberstes Gebot, zweimal am selben Tag würde er nicht so unverschämtes Glück haben.

      Er musste über eineinhalb Stunden warten, bis die gesuchten Personen in ihren Carts auftauchten. Ein Blick auf die Uhr sagte kurz nach vier. Die Notizen wurden vervollständigt. John ging zurück an die Bar, zahlte das Bier und ließ sich ein Taxi rufen.

      Völlig erschöpft von der Aufregung, die langsam abflaute, erreichte er eine Stunde später Marcos Haus. Als er in die Küche kam, waren Marco und Toni bereits dabei, die Pasta vorzubereiten. Marco marinierte den Thunfisch und übergoss den Fisch mit Orangensaft. Beide schauten John an, der einigermaßen konfus wirkte, und Marco flötete: „Na, Schatz, wie war dein Tag?“ Alle drei mussten grinsen.

      Während Marco und Toni sich weiter um die Zubereitung des Abendessens kümmerten, fing Toni an, von seiner Beschattung zu berichten.

      Alles verlief, wie in dem FBI-Bericht vermerkt. Wenig Außergewöhnliches, außer dass es kleine Abweichungen im Zeitplan gab, aber sonst nichts Erwähnenswertes. Belaqua aß allein an einem speziellen Tisch, der immer für ihn reserviert war. Seine Bodyguards saßen am Nachbartisch und nahmen nur Vor- und Nachspeise zu sich. Kurz nach 12:30 Uhr verließen sie wieder das Restaurant und fuhren mit einem Cadillac-SUV davon.

      John öffnete eine Flasche Weißwein und setzte sich an den Küchentisch, während Marco über seine Observierung berichtete.

      Die Geschichte von Marco war schon spannender als die von Toni, natürlich, es kam ja auch eine schöne junge Frau darin vor: Belaquas Geliebte Jacqueline de Santos stellte sich als gebürtige Mexikanerin heraus und war nicht nur mit Belaqua liiert. Gegen zwölf Uhr wurde sie von einem älteren Mann mit einer gewaltigen europäischen Limousine abgeholt. Marco zeigte ein Foto, auf dem eindeutig ein Bentley Mulsanne abgebildet war. Das Nummernschild war perfekt zu erkennen.

      „Daniel Harbour ist der Halter des Fahrzeugs, seines Zeichens Schauspieler in allerlei Hollywoodstreifen und offiziell mit Beatrice Harper, ebenfalls Schauspielerin, verheiratet. Sonst keine Auffälligkeiten, in keinem der Suchprogramme oder der FBI-Datenbank taucht der Name auf. Sie ist einfach eine Edelnutte.“ Marco fuhr fort.

      „Nun, die Chance habe ich mir nicht entgehen lassen wollen und habe mich ein wenig in ihrer Wohnung umgesehen. Einrichtung und Geschmack wirklich erste Liga. Alles vom Feinsten. Allein der Fernseher so groß wie meine ganze Schrankwand. Esstisch aus Kristall, und Teppiche so tief, da versinkt man bis zu den Knöcheln. Ich hatte ein wenig Ausrüstung mit dabei und habe drei Kameras platziert, eine im Wohnzimmer, eine im linken Schlafzimmer und die letzte im rechten hinteren Schlafzimmer der Wohnung. Es sind die kleinen HD-Knopfkameras mit Bewegungssensor und Tonaufzeichnung.“

      Marco musste lächeln, als er von seiner Ausrüstung sprach, und John wunderte sich, über welche Fähigkeiten sein Freund verfügte.

      „Die Fenster sind alle mit Riegeln verschlossen und können von außen nicht geöffnet werden. In Summe war die Wohnung ganz gut gesichert, keine High-End-Anlage, aber doch so gut, dass ich fast drei Minuten gebraucht habe, um reinzukommen. Zahlenschloss an der Tür. Na ja, und eine Schwachstelle ist mir sofort aufgefallen. Vor dem Küchenfenster gibt es eine Feuerleiter, hier habe ich an dem Riegel ein wenig gearbeitet, sodass er bis zur nächsten Reparatur nicht mehr richtig schließt. Wir haben nun zwei Möglichkeiten reinzukommen, über die Tür und über das Küchenfenster. Egal wie, wir brauchen dann noch einen Plan, wie man die Gorillas ablenken will, wenn wir an Belaqua rankommen wollen.“

      John und Toni nickten zustimmend.

      Nun waren die Augen auf John gerichtet.

      „Ähm, nun ja, bei mir lief es ein wenig anders, als ich es geplant hatte.“

      John berichtete ausführlich, was passiert war und wie es zu dem unbeabsichtigten Treffen mit Ronald Grump kam. Als John von dem Selfie erzählte und wie es zustande kam, brach lautes Lachen in der Küche aus. Was für ein Zufall und welch glückliche Wendung, dass sie nicht aufgeflogen waren.

      „Anfängerglück“, sagte Toni und klopfte John auf die Schulter.

      Es wurde spät, Marco servierte seine berühmte Pasta mit Thunfisch, und die Männer sprachen über die nächsten Schritte, während eine Flasche Wein nach der anderen geöffnet wurde.

      Nach wie vor bemerkte keiner von ihnen das zivile Polizeifahrzeug, das vor ihrer Haustür parkte.

      DIe Kandidatur, Sommer 2015

      Ronald traf sich wie verabredet am nächsten Tag mit Steve Bacon, um die Kampagne zu besprechen und den Zeitplan für die nächsten Wochen seiner Kandidatur abzustimmen.

      Außer ihnen beiden wusste niemand von diesem Treffen. Das würden Breaking News, die den ganzen Erdball erschütterten: Ronald Grump steigt in das Rennen um das Präsidentenamt ein! Steve stellte den Plan so vor, dass anzunehmen war, Ronald könne ihm folgen. Er wusste genau, sein Kandidat verfügte über eine extrem kurze Aufmerksamkeitsspanne.

      „Ronald, wir wollen die einfachen Leute aktivieren, die Leute, die sonst nicht zur Wahl gehen. Weiße, unterprivilegierte Arbeiter, einfache Büroangestellte und am besten noch ein paar religiöse Randgruppen, die noch nie einem Kandidaten getraut haben. Menschen, die Washington hassen und alles, wofür es steht.“

      Steve ließ die Worte auf Ronald wirken, der aber weder eine Reaktion zeigte noch sich irgendwie angesprochen fühlte. Ronald verzog sogar die Mundwinkel leicht nach unten. Okay, Runde eins war kein Treffer.

      „Weiter, wir wollen einen Handelskrieg mit China und Europa anzetteln, damit wir besser in deren Märkte kommen und wir dort einfach und besser bauen können, um Immobilien, zum Beispiel in China, erwerben zu können oder ganze Firmen.“

      Ronalds Miene hellte sich merklich auf. Runde zwei. Treffer!

      „Wir wollen die Zuwanderung begrenzen und die illegalen Einwanderer aus den USA wieder rauswerfen, egal ob Kubaner oder Leute aus Puerto Rico, aber vor allem aus Mexiko, um diese Jobs dann den weißen Amerikanern zu geben.“

      Ronald hatte fast ein Lächeln auf den Lippen.

      Runde drei. Treffer!

      „Ronald, wir wollen in Washington aufräumen und die korrupten Politiker vernichten, nach Hause schicken und durch unsere Leute ersetzen, die hart für Amerika arbeiten. Solche Leute wie Sie, Ronald, das sind die Leute, die wir in Washington sehen wollen. Leute, die Deals machen zum Besten für Amerika!“

      Ronald hatte eindeutig ein fettes Grinsen aufgesetzt. Runde vier. Volltreffer, versenkt!

      „Das klingt gut, Steve, ich sehe es schon vor mir, wie wir die Massen mobilisieren können. Ich bin kein Politiker, und ich hasse die Illegalen, und ja, ich will nach China expandieren.“

      Steve applaudierte und nickte mit dem Kopf, wobei er hinzufügte:

      „Wir streben die Kandidatur bei den Republikanern an, die Partei ist bekannt für ihre Nähe zu den großen Konzernen und ihre konservativen Ansichten, da punkten wir am schnellsten und können die anderen Kandidaten sofort schlagen, erst dann wenden wir uns gegen die Demokraten. Wenn uns das aus irgendeinem mir nicht vorstellbaren Grund nicht gelingen sollte, können wir Sie als unabhängigen Kandidaten ins Ziel bringen.“

      Ronald war sichtlich erfreut, er sprang auf, nahm ein großes Glas Scotch in die Hand und fing an, wie wild im Büro auf und ab zu laufen. Dies war seine Art, sich zu sammeln. „Gut, Steve, und was sind jetzt die ganz konkreten nächsten Schritte?“

      „Kurz gesagt, wir werden Sie Ende der Woche offiziell als Kandidaten um das Rennen