DEUTSCHES INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE DOKUMENTATION UND INFORMATION 2015.
139 DISSE 2015: 149.
140 HELL 2018: 201.
141 A. A. 2020zzzh.
142 LENGSFELD & LILGE-STODIECK 2020.
143 LENGSFELD & LILGE-STODIECK 2020.
144 NIEDER-ENTGELMEIER 2020.
145 NIEDER-ENTGELMEIER 2020.
6. Psychologie der Massen
„Wenn fünfzig Millionen Menschen etwas Dummes sagen,
bleibt es trotzdem eine Dummheit.“
Anatole France, französischer Literaturnobelpreisträger (1844–1924).
„Die Leute sind gar nicht so dumm,
wie wir sie durchs Fernsehen noch machen werden.“
Hans-Joachim Kulenkampff,
Schauspieler und Fernsehmoderator (1921–1998).
Wir haben bisher die Angst bei der einzelnen Person betrachtet. Was geschieht aber, wenn diese bei großen Gruppen auftritt? Die erste bahnbrechende Forschung dazu hat der Franzose Gustave Le Bon gemacht, der 1911 seine „Psychologie der Massen“ veröffentlichte.
In der Masse verschwinden bis zu einem gewissen Grad das Ich und die persönliche Individualität der Emotionen des Einzelnen. So versucht die Massenpsychologie, die überraschende Tatsache zu erklären, dass das „Individuum unter einer bestimmten Bedingung ganz anders fühlt, denkt und handelt, als von ihm zu erwarten stand, und diese Bedingung ist die Einreihung in eine Menschenmenge, welche die Eigenschaft einer psychologischen Masse erworben hat“.146 Auf die aktuelle Situation übertrug dies der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Dr. Hans Hopf: „Irrationale Ängste können aber auch kollektiv auftreten. Die Angst vor dem Coronavirus bewirkte Hamsterkäufe, von Nudeln, Hefe, bis hin zu Toilettenpapier.“147
Die Menschen vereinigen sich dabei zu einer eigenen Form der psychologischen Einheit. Le Bon schreibt: „Das Überraschendste an einer psychologischen Masse: welcher Art auch die einzelnen sein mögen, die sie bilden, wie ähnlich oder unähnlich ihre Lebensweise, Beschäftigungen, ihr Charakter oder ihre Intelligenz ist, durch den bloßen Umstand ihrer Umformung zur Masse besitzen sie eine Art Gemeinschaftsseele, vermöge deren sie in ganz anderer Weise fühlen, denken und handeln, als jedes von ihnen für sich fühlen, denken und handeln würde … Die psychologische Masse ist ein unbestimmtes Wesen, das aus ungleichartigen Bestandteilen besteht, die sich für einen Augenblick miteinander verbunden haben, genauso wie die Zellen des Organismus durch ihre Vereinigung ein neues Wesen mit ganz anderen Eigenschaften als denen der einzelnen Zellen bilden.“148
Le Bon sah drei Ursachen für dieses merkwürdige Phänomen: „Die erste dieser Ursachen besteht darin, dass der einzelne in der Masse schon durch die Tatsache der Menge ein Gefühl unüberwindlicher Macht erlangt, welches ihm gestattet, Trieben zu frönen, die er für sich allein notwendig gezügelt hätte. Er wird ihnen umso eher nachgeben, als durch die Namenlosigkeit und demnach auch Unverantwortlichkeit der Masse das Verantwortungsgefühl, das die einzelnen stets zurückhält, völlig verschwindet.“149 Der Einzelne geht also so in der Masse auf, dass ihm eigene Aktionen nicht mehr zugeschrieben werden können. Er ist in der Masse versteckt, ist gesichtslos. Und dies erst recht, wenn sein Gesicht auch materiell noch mit einer Maske verdeckt ist. Er ist dann kein Individuum mehr, sondern nur noch ein Teil des Ganzen, das sich selbst nicht mehr als verantwortlich für seine Taten sieht. Besonders die Zwanghafte und die Depressive Persönlichkeit können leicht in solchen Massen gefangen sein, die Histrionische nur für eine gewisse Zeit. Gefeit ist am ehesten die Schizoide Persönlichkeit.
In einer Zeit, wo fast alle Masken tragen, sind die, die von deren Sinn und Richtigkeit überzeugt sind, eine solche Masse, die sich nun frei ihren Trieben überlassen kann. Das spüren insbesondere Menschen, die aus medizinischen Gründen keine Masken tragen können und so der Masse der Regierungstreuen gegenüberstehen. Hier einige Beispiele.
„Ich war in einem Baumarkt und wollte einen Duschkopf kaufen. An der Kasse wieder der dumme Spruch hinsichtlich der Maske, worauf ich erklärte, diese aus medizinischen Gründen nicht tragen zu müssen. Darauf forderte mich die Kassenfrau auf, einen Einkaufwagen zu nehmen. Der Einwand, es gehe schneller, gerade abzurechnen, ließ sie nicht gelten, so ging ich artig raus, einen Einkaufswagen zu holen. Die Kassiererin war jedoch nachgelaufen und stellte sich in den Eingang und verweigerte den Zutritt zum Laden. Ich fragte sie, ob sie sich bei so einem Gehampel wohlfühle, drückte ihr den Duschkopf in die Hand und erklärte ihr, zukünftig woanders zu kaufen.“150
„Ich bin heute einkaufen. An der Kasse kam es dann. Da hat eine Frau gerade mit einem Mann geredet. Und dann wurde sie lauter, schaut mich an und sagt: ‚Wegen solchen, wie der, haben wir das Problem immer noch!‘ Dann wandte sie sich zum Kassierer und sagte: ‚Und Sie machen nix?‘ Der Kassierer fragte mich, wieso ich keine Maske aufhabe und ich antwortete ‚Ich habe ein Attest!‘ Er nickte, lächelte und scannte weiter. Die Alte wollte keine Ruhe geben. ‚Ja bestimmt so ein Fake-Attest!‘ Dann bin ich hoch. ‚Wie fühlt man sich denn, wenn man solche Züge in sich hat?‘ ;Bitte?‘ ‚Gute Frau, können Sie mich nicht einfach selbst fragen? Ich habe ein ärztliches Attest von meinem Hausarzt!‘ ‚Aber Sie sehen gar nicht krank aus!‘ ‚Sie sehen auch nicht aus wie eine Denunziantin. So kann man sich täuschen. Hitler wäre stolz auf Sie!‘ Dann kam nichts mehr.“151
„Ich war hochschwanger und hatte schon ohne Maske Probleme gehabt, Luft zu bekommen. Mein Freund und ich wollten den einen Tag in aller Ruhe einkaufen gehen, und da ich dieses Problem hatte, bin ich einfach ohne Maske in den Lebensmittelmarkt rein. Ich dachte mir: ‚Cool, niemanden interessiert es, ob ich eine Maske trage oder nicht. Hoffentlich komme ich damit bis zum Schluss durch. Aber schon im Augenwinkel hab ich gesehen, dass ein großer schlanker Mann die ganze Zeit über mich beobachtete. Da mein Freund und ich uns getrennt hatten, da jeder für sich was suchte, stand ich alleine da. Ich bin durch sämtliche Gänge geschlichen, um diesen Kerl, der mich dann noch verfolgte, abzuwimmeln. Ich wusste ja, dass irgendwas nicht stimmt. Als ich dachte, ich bin den Typen los, konzentrierte ich mich also auf meinen Einkauf, bis dieser Mann mich ansprach. ‚Setzen Sie Ihre Maske auf!‘ Ich erwiderte sofort: ‚Sehen Sie nicht, dass ich hochschwanger bin und erstrecht Probleme habe, Luft zu bekommen?! Ich setze die Maske nicht auf!‘ Der Mann wurde etwas lauter und wiederholte sich. Ich wollte ihn stehen lassen und mit meinem Einkauf weitermachen, aber dieser Mann verfolgte und drängte mich solange, bis ich zu ihm sagte: ‚Kippe ich wegen diesem Mist um und meinem ungeborenen Kind passiert etwas, werde ich diesen Laden bis auf den letzten Krümel auseinandernehmen!‘ Und musste die Maske aufsetzen. Außerdem wollte ich weiteren Stress vermeiden, allein wegen meinem Kind. Meinen Freund hab ich erst Minuten nach dem Geschehen gefunden und der Typ war verschwunden. Habe ihn auch nicht wiedergefunden. Seitdem gehe ich auch nicht mehr in diesen Laden.“152
„Bei uns in der Firma wurde im Mai angeordnet, dass wir außerhalb des direkten Arbeitsplatzes in den Gebäuden diese Unterdrückungsmasken tragen sollten. Ich holte mir darauf ein Attest und nach der ersten Ansprache legte ich es meinem Abteilungsleiter vor. Der schrie mich richtig an. Wenn er was anordne, hätte ich zu gehorchen. Ich machte ihn auf die Rechtslage aufmerksam und nachdem er sich informiert hatte, sagte er nichts mehr. Ich dachte, damit sei alles erledigt. Aber nee. Plötzlich gingen alle möglichen Schikanen los. Irgendetwas hätte ich falsch gemacht, was nicht stimmte. Mein Verhältnis zu den Kolleginnen sei spannungsreich, was auch nicht stimmte.