Samstag, 24. September 2050: viele Gäste, viele Meinungen
Einfach Energie sparen – Checkliste für einen energie- und umweltbewussten Alltag
Literatur- und Quellenverzeichnis
Glossar – Energiewende im Kurzüberblick
Willkommen in der Zukunft
Ein Vorwort der Autoren und Herausgeber
Liebe Leserin, lieber Leser,
haben Sie Zeit für ein wenig Zukunft? Dann laden wir Sie ein ins Jahr 2050, auf einen Besuch bei der norddeutschen Familie Janssen. Es sei gleich gesagt: Familie Janssen fliegt nicht mit ihrem Auto durch eine vertikal gewachsene Megastadt aus futuristischen Wolkenkratzern. In diesem Buch geht es nicht um Zukunftsvisionen à la Hollywood. Wir meinen, dass die kommenden Jahrzehnte auch ohne fliegende Autos oder böse Androiden äußerst spannende Herausforderungen bereithalten: Klimaveränderungen, das Wachstum der Weltbevölkerung, den demografischen Wandel und nicht zuletzt die Energiewende und damit den klima- und ressourcenschonenden Umbau der Energieversorgung.
Technische Fortschritte und neue wissenschaftliche Erkenntnisse werden – hoffentlich – dazu beitragen, diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Allerdings werden effiziente, intelligente, umweltschonende Techniken nur wirksam, wenn viele Menschen Zugang dazu haben und bereit sind, in diese Techniken zu investieren und ihr Energieverhalten zu verändern. Begleiten Sie unsere Modellfamilie Janssen durch den Spätsommer 2050, und erfahren Sie, wie der ganz normale Alltag nach der Energiewende aussehen könnte. Bis dahin wird dieses gesellschaftliche Großprojekt Sie, uns und die heranwachsende Generation voraussichtlich noch intensiv beschäftigen, denn grundlegende Veränderungen brauchen Zeit.
Was passiert bis Mitte des Jahrhunderts?
Um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie weit die unbekannte Zukunft des Jahres 2050 entfernt ist, werfen wir einen Blick zurück in die Vergangenheit. Die 1970er-Jahre sind zeitlich von unserem heutigen Alltag etwa ebenso weit entfernt wie das Jahr 2050. Damals fuhren junge, moderne Menschen gern Käfer oder Ente. Die Haare trugen sie vorzugsweise lang oder dauergewellt, die Hosenaufschläge weit, die Röcke lang und geblümt oder supermini. Man bangte um die Besatzung der Mondrakete Apollo 13 und erfuhr, dass der unschickliche Frauenfußball nach langem Verbot wieder offiziell erlaubt war. Farbfernseher in den Wohnzimmern waren ebenso rar wie Geschirrspüler in den Küchen. Die Röhrenfernseher boten drei Schwarz-Weiß-Programme und nach Sendeschluss das Testbild. Kinder liebten den Fernsehhund Lassie, Erwachsene folgten gespannt den ersten Folgen des Tatorts oder den Worten kettenrauchender Fernsehmoderatoren.
Otto Normalverbraucher telefonierte meist im Hausflur mit einem grauen Wählscheibentelefon. Außer Haus hieß es: „Fasse dich kurz!“ Diese Mahnung prangte in vielen Telefonzellen, denn bei zwei Groschen (20 Pfennigen oder rund 10 Cent) für ein unbegrenztes Ortsgespräch bildeten sich vor den gelben Häuschen schon mal Warteschlangen. Heute selbstverständliche und weit verbreitete Helfer wie Handys, Heimcomputer oder das Internet blieben noch für weitere Jahrzehnte Spezialisten vorbehalten oder Spock und Captain Kirk aus der damals anlaufenden Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise. Fast Food gab es höchstens in München, wo eine US-amerikanische Hamburger-Kette gerade ihre erste deutsche Filiale eröffnete. Deshalb griffen die meisten zum Butterbrot. Doch schon türmten sich die ersten Tiefkühlpizzen in den Supermarkttruhen …
Zeit für Helden
In der Gegenwart fragen wir uns nun, wie es zukünftig sein wird. Werden wir Alltagsaufgaben anders bewältigen als heute, vielleicht schneller und komfortabler? Welche technischen Neuerungen werden uns dabei unterstützen? Unsere Grundbedürfnisse werden sich nicht wesentlich verändern, unabhängig davon, wie bequem oder aufwendig es sein wird, sie zu erfüllen: Auch in Zukunft benötigen wir ausreichend Nahrung, Energie, sauberes Wasser und klare Luft zum Leben. Wir werden sicher weiter großen Wert legen auf angenehme Wohn- und Arbeitsbedingungen, auf Mobilität, Kommunikation, ein anregendes kulturelles und ein funktionierendes gesellschaftliches Umfeld. Diese Lebensbedingungen werden sich im Jahre 2050 rund neun Milliarden Menschen wünschen – zwei Milliarden mehr als heute.
Heutige Trends lassen erahnen, wie sich die technischen Möglichkeiten weiterentwickeln könnten. Alltagstechnik wird künftig wahrscheinlich noch kompakter, leistungsfähiger, vielseitiger sein. Schon in den kommenden Jahren werden Informations-, Kommunikations- und Energietechnologien stärker miteinander verschmelzen. Diese Kombination bietet die Chance, uns energiebewusster zu verhalten. Fortschritte in der Bio- und Nanotechnologie oder in der Entwicklung von künstlicher Intelligenz können neue Materialen, bessere Herstellungsverfahren, neue Produkteigenschaften und individuellere Anwendungen hervorbringen.
Die Zukunft ist offen. Nicht nur Forscher, Politiker und Großunternehmer gestalten sie mit, sondern jeder und jede von uns – Sie, wir und bis 2050 auch Ihre und unsere Kinder und Enkel. Auf den folgenden Seiten finden Sie Zukunftserzählungen zum Nachdenken und ausführliches Hintergrundwissen zum Mitreden. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Frage, was zu tun wäre, um künftig mehr Energiebildung zu vermitteln und so gesellschaftlich eine energiebewusstere Lebensweise zu fördern.
Willkommen in einer funktionierenden, aber keineswegs selbstverständlichen Zukunft! Wir würden uns freuen, wenn Sie sich bei Keno, Frauke, Joost, Hanna, Jan und Martin Janssen wohlfühlen. Und wir hoffen, dass unser Bild von einer möglichen Zukunft nach einer erfolgreichen Energiewende Ihnen Lust macht, den Weg dorthin aktiv mitzugestalten.
Viel Freude bei der Lektüre wünschen Ihnen
Carsten Agert, Christoph Böhringer, Werner Brinker, Gert Brunekreeft, Jörg Buddenberg, Kirstin Hengelage, Jörg Hermsmeier, Sebastian Jurczyk, Hans Kaminski, Stephan Rammler und Ulrich Wagner
Vorwort Handelsblatt
Wenn ich meinem Urururururururururenkel etwas raten könnte – ich würde ihm sagen, dass er nach Grönland ziehen soll. Denn wenn sich die gängigen Klimamodelle bewahrheiten, wird es sich an kaum einem anderen Fleck auf der Welt so unbeschwert leben lassen.
In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Weltbevölkerung vervierfacht. Wir haben erstaunliche Fortschritte in allen Lebensbereichen gemacht. Doch der gewonnene Wohlstand hat seinen Preis: Mit dem Wirtschaftswachstum wurde das ökologische Gleichgewicht derart durcheinandergebracht, dass es nur noch darum gehen kann, die Folgen des Klimawandels einzugrenzen – völlig abzuwenden sind sie ohnehin nicht mehr.
Next Energy ist ein Denkanstoß: Um dem Klimawandel wirksam etwas entgegenzusetzen, müssen gemeinsame Lösungen gefunden werden. Die Frage lautet: Ist der Zwang zum ewigen Wachstum wirklich alternativlos? Feststeht: Die Welt wird 2050 anders funktionieren. Sie werden Familie Janssen kennenlernen, die, wie viele andere auch, ökologisch denkt und handelt. Ihre Welt ist im Hinblick auf Energie und Verkehr besser als unsere heutige, und sie ist keine Utopie.
Dieses Buch macht Mut – ohne Idealismus vorauszusetzen. Die Lebenserwartung meines Urururururururururenkels wird um 23 Jahre höher sein als meine. Er lebt in einer Gesellschaft, die im Einklang mit der Umwelt ist. Die Frage