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und besichtigte eine der ersten, nahezu fertiggestellten Wohnungen. Kurz entschlossen machte er Nägel mit Köpfen und bewarb sich auf eine der komfortablen, lichtdurchfluteten und mit intelligenter Technik ausgestatteten Zweizimmerwohnungen mit Terrasse und Blick auf den Park. Martins Freunde Werner Oesten und Tom Frerichs erkannten ebenfalls, dass sie im Campus am Julianenpark bis ins hohe Alter weitgehend eigenständig würden leben können, und reservierten Wohnungen gleich nebenan. Sein Friesenhaus bot Martin Hanna und Jan an.

       Aus alt mach neu und effizient!

      Hanna und Jan war klar, dass sie das alte Gebäude modernisieren mussten. Sobald Martins Umzugstermin feststand, begannen sie mit der Planung. Schon Jans Vater hatte in den zurückliegenden Jahren einiges unternommen, um die immensen Heizkosten in den Griff zu kriegen. Anfang der 1990er-Jahre hatte er Dach und Innenwände des Hauses gedämmt und den veralteten Heizkessel durch einen sparsamen Erdgas-Brennwertkessel ersetzt. 20 Jahre später bot sich die Gelegenheit zu einem weiteren Techniksprung: Als Mitarbeiter eines regionalen Energieversorgungsunternehmens bekam Martin 2010 die Chance, an einem zweijährigen Test von Brennstoffzellenheizgeräten teilzunehmen. Die saubere und sparsame Strom- und Wärmeerzeugung überzeugte ihn restlos. Als die Testanlage wieder ausgebaut wurde, hätte er am liebsten sofort eine eigene gekauft, doch die Brennstoffzellentechnik für den Heizungskeller war noch nicht serienreif. Deshalb entschied er sich für einige weitere energiesparende Umbaumaßnahmen und nutzte den vorhandenen Heizkessel weiter. 2018 schloss er dann einen Strom- und Wärmeliefervertrag mit einem Energiedienstleister ab, der ein neues Brennstoffzellenheizgerät installierte und darüber hinaus die Finanzierung und die regelmäßige Wartung übernahm.

      Zwölf Jahre später waren Jan und Hanna dran, das Haus zeitgemäß umzurüsten. Sie wollten den Bedarf an Strom und Heizenergie weiter senken und die gesamte Haustechnik intelligent und energieeffizient steuern können. Als Jan nach der Modernisierung endlich die gusseisernen Ziffern des Erbauungsjahres wieder an der Hauswand befestigte, war er versucht, statt „1902“ die aktuelle Jahreszahl „2031“ anzubringen.

      Als Jan ihm vor Beginn der Bauarbeiten die Pläne zeigte, hatte Martin Janssen trocken angemerkt: „Pass bloß auf, dass das Haus nicht schlauer wird als du!“ Berufsbedingt interessiert sich Jans Vater für alles, was mit Energie zu tun hat. Doch die umfassende Informations- und Kommunikationstechnik moderner Wohnhäuser machte ihn zunächst skeptisch. Nach seinem Umzug in den Wohncampus wich seine Skepsis rasch, denn entgegen seiner Erwartung war das Bedienen kinderleicht. Schon bald schwärmte er von den Vorzügen seiner Wohnung, die sich in vielerlei Hinsicht auf seine persönlichen Bedürfnisse einstellte. Jan erinnert sich an den ersten Rundgang durch das neue Zuhause seines Vaters. Martin erläuterte die vielfältigen Funktionen, die sich mithilfe eines übersichtlichen zentralen Bedienfelds anpassen lassen. Er senkte die Zimmertemperatur, aktivierte die Fenstertönung, bis sich der Raum vollständig verdunkelte, wählte eine indirekte Beleuchtung mit einem warmen Lichtton und wies auf die zahlreichen Sensoren und Bewegungsmelder hin, die ihm im Alltag mehr Sicherheit boten. Bevor er das großzügige, barrierefreie Bad zeigte, führte er noch rasch die serienmäßige Aufstehhilfe der Sitzmöbel und die elektrisch höhenverstellbaren Tische und Arbeitsplatten vor. „Brauch’ ich zwar alles nicht, ist aber ganz nett“, war sein Standardkommentar während des Rundgangs. Doch er hatte längst eingesehen, dass diese Technik zu seinem sicheren, komfortablen und selbstbestimmten Alltag beitrug – bis ins hohe Alter. Bis dahin aber ist, wie der agile 90-Jährige 20 Jahre später immer noch gerne betont, noch jede Menge Zeit.

       Intelligente Technik erobert den Alltag

      Jan betritt die Duschkabine. Unverzüglich strömt angenehm warmes Wasser aus mehreren Duschköpfen, die seitlich und über ihm angebracht sind. Um endlich richtig wach zu werden, aktiviert er den Massagestrahl in Schulterhöhe und wählt ein belebendes Blau für die Lichtdusche. Jan genießt diesen „Wellness-Firlefanz“, wie Martin anfangs gespottet hatte. Inzwischen sieht sein Vater das längst anders, schließlich bietet sein eigenes Zuhause im Campus mindestens ebenso viele individuelle Anpassungsmöglichkeiten.

      Jan tippt auf das Duschdisplay. Der Wasserstrom versiegt, aus den seitlichen Düsen strömt nun warme Luft. „Welche Generation hat wohl die größeren technischen Revolutionen miterlebt – meine Generation oder Martins?“, überlegt er, während der Luftstrom Haut und Haare trocknet. Sein Vater ist mit Telefonzellen und Festnetztelefonen aufgewachsen, Jan erinnert sich dagegen an PC-Spiele, sein erstes Smartphone und seine Bemühungen um ein möglichst cooles Profil in den ersten sozialen Netzwerken. Selbst ihm erscheint ein Alltag ohne umfassende automatische Kommunikation zwischen Geräten, Maschinen und Fahrzeugen absurd lange her.

      Jan fällt ein, wie er beim Entrümpeln seines Elternhauses auf einen nahezu historischen Fund aus den 1980er-Jahren gestoßen war: einen der ersten erschwinglichen Heimcomputer, einen Commodore 64. Martins Generation hatte das Aufkommen dieser ersten Heimcomputer miterlebt, aber auch, wie in den kommenden Jahrzehnten immer leistungsfähigere und kompaktere Computer Büros und private Schreibtische eroberten. Jan bekam mit zwölf Jahren sein erstes, von seinem Vater ausrangiertes Handy, als Student leistete er sich ein Smartphone. Die Smartphones wurden zu immer leistungsfähigeren und vielseitigeren Multifunktionsgeräten weiterentwickelt und eroberten im Alltagsleben einen festen Platz. Sie wurden nicht nur komfortabler, sondern schließlich unerlässlich, als Bindeglied zur persönlichen Datenwolke und zu einer Vielzahl von Dienstleistungen. Orientieren, Navigieren, Reservieren und Bezahlen sind nur einige der Funktionen, die die handlichen Geräte im Alltag übernehmen.

       Intelligente Technik dient dem Menschen, aber macht sie uns nicht gleichzeitig unselbstständiger und abhängiger?

      Weil die Geräte zur persönlichen Grundausstattung gehören, werden sie als „Persönliche Assistenten“ angeboten. Es ist durchaus üblich, seinem elektronischen Begleiter einen eigenen Namen zu geben. Jan taufte seinen „Helferlein“, nach Daniel Düsentriebs kleinem Assistenten mit dem Glühbirnenköpfchen. Und wie Daniel Düsentrieb fühlt er sich manchmal hilflos, wenn er sein Helferlein verlegt hat. Zum Glück reagiert es auf seinen Rufnamen – so findet Jan das Gerät meistens rasch unter Sofakissen, auf Schrankregalen oder an anderen ungewöhnlichen Ablageorten wieder.

       Was heißt hier inakzeptabel?

      Martin hatte 1980 seine berufliche Laufbahn bei einem regionalen Energieversorgungsunternehmen begonnen. Strom wurde ausschließlich in Großkraftwerken produziert und vielerorts noch über Freileitungen bis zu den Haushalten transportiert. Serienreife Windenergie- oder Solaranlagen waren seinerzeit noch nicht in Sicht, aber Techniken zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wurden intensiv erforscht und erprobt. Martin erlebte in seinen ersten Berufsjahren, wie die Nieder- und Mittelspannungsnetze nach und nach aus dem Landschafts- und Städtebild verschwanden: Sie wurden unterirdisch verlegt, um besser vor Wettereinflüssen wie Sturm und Eis geschützt zu sein. Die Energieversorgung vor der Haustür geriet mit jedem demontierten Freileitungsmast buchstäblich weiter außer Sicht.

      Martin sorgte in seinem Bezirk für den zuverlässigen Betrieb der Stromnetze. Ihm fiel auf, dass Strom rund um die Uhr für viele seiner Freunde, Nachbarn und Kunden offenbar völlig selbstverständlich war. Ihm dämmerte, dass die unterirdische Verlegung der Leitungen dieses Desinteresse förderte: „Kaum jemand sieht, dass der Strom nicht aus der Steckdose kommt, sondern dass Aufwand dahintersteckt, ihn in jedes Haus zu bringen“, stellte er fest. „Umso sicherer scheinen alle zu sein, dass sie zu viel bezahlen müssen für ihre zuverlässige Energieversorgung.“ Als Ende der 1990er-Jahre die Energiekosten deutlich zu steigen begannen, wurde zunehmend heftig über die Ursachen diskutiert. Mit der Energiewende erreichte die Diskussion eine neue Dimension, denn die Kosten des Umbaus der Energieversorgung stiegen viel rascher als erwartet. Der Umbau geriet auch durch Proteste und Initiativen ins Stocken: Vielerorts wehrten sich Anwohner und Interessengruppen gegen neue Hochspannungsleitungen oder den Bau von Großkraftwerken, Windenergie-, Wasserkraft- oder Biogasanlagen. „Das ist doch verrückt“, wetterte Martin, wenn er mit Jan darüber diskutierte. „So viele Bürger