Lisa Lamp

Wenn die Nacht stirbt und dein Herz aufhört zu schlagen


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den Kunstwerken hingen verschiedenste Fotos. Auf den meisten war Marie mit einem Mädchen abgebildet. Die Chooserin sah auf allen Bildern ungefähr gleich aus. Manchmal waren ihre Haare kürzer und auf einigen hatte sie noch nicht die Tätowierungen auf den Schultern, doch sie hatte sich nicht groß verändert.

      Das andere Mädchen jedoch war auf einigen Bildern nur aufgrund ihrer Gesichtszüge wiederzuerkennen. Auf älteren Bildern war sie in fröhlichem Orange oder Gelb gekleidet. Sie hatte lange blonde Haare und blaue Augen. Ihr Gesicht zierte ein Lächeln. Doch auf den neueren Bildern war bis auf ihre strahlend blauen Augen alles von ihr verschwunden. Statt Farben trug sie nun Schwarz. Statt den langen Haaren trug sie nur noch Zöpfe, die bis kurz unter ihren Nacken hingen. Sie war dürr. Abnormal dürr und das Lächeln war verschwunden. Stattdessen wurden ihre traurigen Augen ein Blickfang ihrer Seele. Damals konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass zwei so unterschiedliche Charaktere miteinander befreundet sein sollen, doch insgeheim bewunderte ich sie und war neidisch auf die lange Freundschaft der beiden.

      »Das ist Taranee Waters. Sie wird deine Zimmergenossin. Du wirst sie mögen«, sagte Marie und mir entging nicht, dass die beiden sich wohl besser kannten als sonst irgendjemand.

      »Tara und ich sind beste Freundinnen«, antwortete die Blondine mit den hellen Augen wieder auf eine meiner unausgesprochenen Fragen.

      Ich zuckte vor Schreck zusammen, als plötzlich Glocken zu hören waren.

      »Mitternacht«, meinte Marie nur gelassen und zuckte mit den Schultern, während sie mich aufgrund meines Verhaltens auslachte.

      »Geisterstunde«, redete sie weiter und ihr Schmunzeln wurde zu einem richtigen Kichern.

      »Du hättest dein Gesicht sehen sollen«, grölte Marie und bekam Schluckauf. Sie lief rot an und sah aus, als wäre sie kurz davor, zu ersticken.

      »Hör auf sie zu ärgern, Mel!«, sprach eine Stimme, die ich noch nicht kannte. Sie war leise und klang erschöpft. Die Chooserin hörte auf zu lachen und wandte ihren Kopf dem Mädchen im Türrahmen zu. Ich folgte ihrem Blick und musste schockiert feststellen, dass Taranee Waters in der Realität noch dünner aussah als auf den Bildern. Sie trug eine schwarze, an den Knien zerfetzte Hose und ein schwarzes Top mit der weißen Aufschrift: Ein guter Tag zum Sterben. An ihrem Handgelenk baumelte ein schwarzes Perlenarmband und auf ihrem Schlüsselbein befand sich auch das Zeichen der Hexen. Das Brandmal bestand bei ihr im Gegensatz zu meinem nur aus dünnen Linien, die fast zu verschwinden schienen. Auch wenn sie zerbrechlich wirkte wie eine Porzellanpuppe, war sie wunderschön und schien von innen heraus zu leuchten.

      »Du musst Read sein«, sagte sie und es klang nicht gerade nach einer Frage. »Mein Name ist Tara, aber das hat Mel dir ja sicher schon verraten.«

      Taranees Aussage verstand ich nicht. Wer war diese Mel? Ich dachte, die Chooserin hieß Marie. Und woher kannte sie meinen Namen?

      »Wir alle kennen deinen Namen, Read«, meinte die Blondine und ich starrte sie an.

      Woher wusste sie, dass ich mir diese Frage gestellt hatte? Hatte ich etwa laut gesprochen?

      »Nein, hast du nicht«, kicherte die Chooserin. Ängstlich ging ich ein paar Schritte zurück, um den Abstand zwischen uns zu vergrößern, weil mir die Situation und der Stimmungsumschwung nicht geheuer war.

      »Mel!«, schrie Tara. »Hör jetzt auf!«

      Doch Mel dachte nicht einmal daran aufzuhören und lachte einfach weiter.

      »Erinnere dich, wie es uns am Anfang ging!«, tobte Taranee und zum ersten Mal glaubte ich, dass die Chooserin recht haben könnte. Vielleicht würde ich Tara wirklich mögen.

      Die Blondine mit den hellen Augen stellte das Lachen ein, worüber ich mehr als nur froh war, da ich mich langsam unwohl in meiner Haut fühlte.

      »Na schön, dann wird es Zeit, mich endlich vorzustellen. Mein Name ist Marie Estelle Lauro, aber alle nennen mich Mel. Ich bin eine Chooserin, wie die Menschen uns gerne nennen, und ich kann hören was du denkst, wenn ich mich darauf konzentriere.«

      Gedanken lesen? In welchem schrägen Film war ich gelandet? Anscheinend in einer Mischung aus Harry Potter und Twilight, aber wenn sie schon meine Gedanken lesen konnte, sollte ich das zu meinem Vorteil nutzen.

       Hörst du mich, Blondie? Ich bin ein Mensch. Ich gehöre nicht hier her und ich will nur dieses Brandmal auf meinem Schlüsselbein loswerden, um wieder nach Hause zu können.

      »Du bist kein Mensch«, erwiderte Mel genervt. »Diese Stümper würden niemals ein Feuer erzeugen können, wie du es im Zug getan hast.«

      Genervt rollte ich mit den Augen. Mich interessierte gar nicht erst, woher die Chooserin über die Geschehnisse im Zugabteil Bescheid wusste. Eigentlich interessierte mich in diesem Augenblick gar nichts, außer dem bedrückenden Gefühl in meiner Brust, dass ich nie wieder von hier wegkommen würde, ohne in einem Leichensack zu stecken.

      Tara hatte während unserer Unterhaltung einfach nur dagestanden, doch ihre Anwesenheit hatte mich ein wenig beruhigt. Sonst wäre ich vermutlich schon zu diesem Zeitpunkt Amok gelaufen, oder Dir an die Gurgel gesprungen, Mel. Du machtest mir Angst, da ich Dich nicht einschätzen konnte. Dieser Umstand störte mich, weil ich es nicht gewohnt war. Ich war dafür bekannt gewesen, mich niemals bei Horrorfilmen zu fürchten oder mich von irgendwem erschrecken zu lassen. Selbst meine Mutter und ihre geliebte Geißel konnten mich nicht einschüchtern. In nicht mal zwei Tagen hattest Du es geschafft, mein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen und mich das Fürchten zu lehren. Ich hatte Dich gehasst und manchmal tue ich es immer noch. Deine Read

      

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