Franz Treller

Verwehte Spuren


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Morgen, Männer.«

      Die Farmer, welche ihn fast alle kannten, erwiderten den Gruß freundlich.

      »Gebt uns einen Schluck, Grover, haben einen langen Ritt hinter uns.«

      »Seid willkommen, Weller, bei Bill Grover, sollt‘« haben,« und rasch wurden die neuen Gäste bewirtet.

      »Was führt euch hier zusammen, Männer?« fragte der Konstabel, »komme von Süden, bin auf der Jagd.«

      »Könnt gleich mit uns jagen, Weller,« sagte Jones, »sind mir diese Nacht fünf Pferde gestohlen, sind eben dabei, sie uns wieder zu holen.«

      »Pferde?« sagte der Konstabel gedehnt. »Jetzt? Das wäre gar toll. Will euch sagen, Leute, habe augenblicklich höhere Jagd, bin hinter dem Morris her.«

      »So hat der Indianer also ganz recht gesehen.«

      »Nun, Weller,« meinte Jones, »so tut Ihr wohl am besten, mit uns zu reiten, denn der war mit Tyron, dem Iltis und noch einem diese Nacht an meinem Pferch.«

      »Irrt Ihr Euch nicht, Jones?« fragte ernst der Beamte, ein untersetzter, energisch dreinschauender Mann.

      »Denke nicht,« entgegnete dieser und setzte nun dem Konstabel den ganzen Sachverhalt auseinander.

      Nach kurzem Nachdenken sagte dieser: »Es wird so sein, Männer. Der Iltis auch hier? Den glaubte ich weit. Und den Tyron habt ihr selbst gesehen?«

      »Wie ich Euch sehe, Weller, nur leider zu spät erkannt.«

      »Auch das ist mir neu. Daß der Morris im Lande war, wußten wir. Er hat sich in letzter Zeit in Indiana herumgetrieben, ist dann am Grand River gesehen worden, und es wurde festgestellt, daß er sich nach Norden gewendet habe. Ich bin seit drei Tagen hinter ihm her. Einmal war ich ihm dicht auf den Fersen, habe aber gestern abend die Spur verloren. Dann hat er also sich mit Tyron und dem Iltis hier zusammengefunden und die hatten ein Schlupfloch für ihn offen. Wie sah denn der dritte Mann aus?« Man schilderte dem Konstabel die Persönlichkeit, er nahm darauf ein Buch aus der Tasche und überlas einige Notizen. »Hm, habe nichts von dem Burschen hier, aber gesehen habe ich ihn schon, weiß nur nicht wo und wann. Werden ja hoffentlich seine Bekanntschaft machen? Wo denkt ihr denn, Männer, die Gesellschaft und Jones‘ Pferde zu finden?«

      Jones erklärte ihm ihre Ansicht über die Richtung, welche die Pferdediebe genommen haben konnten.

      »Könnt recht haben, wird so sein. Dachte erst, der Morris wolle nach Norden, zu seinen Freunden, den Ottawas, oder nach Canada hinüber.«

      »Zu den Ottawas?« fragte Grover.

      »Ist ein Fakt, hat schon oft bei den roten Spitzbuben einen Unterschlupf gefunden. Haben aber von Regierungs wegen dem Häuptling Peschewa einen Wink geben lassen: solle ihm teuer zu stehen kommen, wenn er den Mörder noch einmal verstecke. Uebrigens, Männer, wenn eure Pferde wieder Atem haben, wird es Zeit sein, sich auf den Weg zu machen.«

      »Ist Zeit,« sagte Jones, »mußten aber die Pferde verschnaufen lassen, können jetzt wieder einen Ritt aushalten.« Die Farmer bestiegen nach und nach ihre Rosse. In der Türe stand Grover bei seiner Frau und seinen Kindern. »Wird dir nichts in meiner Abwesenheit geschehen, Nelly, ist das Land sicher, wo mir die blutigen Schurken vor uns haben,«

      »Reite mit Gott, Grover,« sagte die Frau, »ist Mannespflicht, den grausamen Mord am Kalamazoo zu rächen. Weißt, bin im Walde groß geworden und verstehe mit der Büchse umzugehen. Reite mit Gott.«

      »Bist mein braves altes Weib. Würde mich zeitlebens schämen, wenn ich zu Haufe bliebe, wenn es der Jagd auf den Morris gilt und zugleich einem Nachbarn sein Eigentum wieder zu schaffen.«

      Er gab den Befehl, sein Pferd, welches Jim schon gesattelt hatte, vorzuführen.

      »Reitet denn der Indianer mit?« fragte der Konstabel.

      Da erschien Athoree auch schon auf einem andern Pferde des Wirts vollständig bewaffnet.

      »Hallo!« schrieen die Farmer, »die Rothaut geht mit; gut so. Seine Spürnase können wir brauchen. Ist recht, John, daß du dabei bist.«

      »Athoree, ein Wörtchen reden mit der ›roten Hand‹.«

      »Wir auch! Wir auch!«

      Die Frauen reichten den Männern noch Mundvorräte in den Sattel.

      »Wird gerne gegeben, Männer, kann eine lange Jagd werden, und ist nicht gut mit hungrigem Magen schlafen.«

      Die ganze Scene über hatten Graf Edgar und Heinrich ruhig dabei gestanden und den Worten der Männer gelauscht, auch der Graf von Zeit zu Zeit dem Jäger Kenntnis von dem Inhalt der Gespräche gegeben.

      Als jetzt die Farmer mit dem Konstabel langsam sich in Bewegung setzten, trat der Graf auf Grover zu und sagte: »Mich sollte eigentlich die heilige Pflicht, welche ich hier zu erfüllen habe, abhalten, an eurem Zuge teilzunehmen, doch da Ihr, Grover, und auch der Indianer sich entfernen, ist mein Aufenthalt hier nutzlos, und wenn es Euch recht ist, will ich mich der Expedition anschließen.«

      »Ist recht. Mann, hatte es auch so erwartet. Kalkuliere, ist gut für Euch und Eure fernere Fahrt, könnt da manches lernen. Seht, wie‘s in den Wäldern zugeht. Ist recht. Mann, seid willkommen bei der Jagd.«

      Jim hatte wie selbstverständlich die Pferde der beiden Fremden gesattelt und in weniger als einer Minute ritten sie mit Grover zur Farm hinaus, in raschem Galopp bald die übrigen einholend, welche jetzt eine stattliche, wohlbewaffnete Reiterschar von achtzehn Männern darstellte.

      In rascher Gangart ging es die Straße nach Süden entlang. Der Indianer ritt an der Spitze, ihm folgte der Konstabel und Grover mit dem Grafen und Heinrich schlossen den Zug.

      Schweigend ritten sie so drei Stunden dahin, als der Indianer endlich mit der Hand winkte und zum Halten aufforderte.

      »Was gibt‘s, Rothaut?« fragte Weller.

      »Müssen hier in Wald, wenn an die Biegung des Muskegon wollen.«

      »Jetzt schon? Ist‘s nicht besser, bis zum Bluefill zu reiten?«

      »Es besser hier, Boden besser, Baum besser. Weg kürzer.«

      »Ich denke, Gentlemen, mir folgen dem Rate des Indianers.« äußerte Jones.

      »Tut‘s,« sagte Grover, »John kennt jeden Baum hier.«

      »Dann voran, Indianer, führe uns nach Harpers Trift.«

      Unter des Indianers Führung ritten sie nun rasch im Walde einher, so rasch, als es die sich entgegenstellenden Hindernisse erlaubten. Doch standen die Bäume, Ahorn, Ulmen und Walnuß, nicht gar zu eng, und die von Jugend auf an den Wald gewöhnten Pferde überwanden leicht alle Schwierigkeiten des Weges. Sie mochten wohl zwei Stunden geritten sein, als das Holz dichter wurde und die Verfolger zwang, langsamer zu reiten. Im Walde hatte man sich erst recht schweigend verhalten. Der Konstabel, der selbst ein sehr erfahrener Hinterwäldler war, ritt zu dem Indianer und fragte: »Wie weit glaubst du noch den Muskegon, John?«

      »Er ganz nahe. Hier warten. Athoree will an den Fluß gehen.«

      »Gut, Indianer, geh.«

      Er forderte zum Halten auf und der Reitertrupp stand schweigend unter den Bäumen, während der Indianer, der sein Pferd verlassen hatte, rasch zwischen den Büschen verschwand.

      Nach kurzer Zeit erschien Athoree wieder.

      »Können gehen,« sagte er, nahm sein Pferd am Zügel und schritt voran, die andern folgten.

      Nach wenigen Minuten erreichten sie nun das Flußufer. Der Muskegon, welcher stromab nach Grovers Landing hin einen großen Bogen machte, bildet hier fast einen rechten Winkel, so daß die Reiter sowohl stromauf als stromab weithin den Fluß überschauen konnten. Das Ufer war da, wo sie es erreichten, frei von Bäumen und nur niedriges Gebüsch säumte dasselbe ein. Dicht vor ihnen zeigte sich ein verfallenes Blockhaus. Das Ufer des ziemlich breiten Flusses war auf beiden Seiten durch Menschenhände abschüssig gemacht, denn diese Stelle bot für die Bewohner weithin die