Gerdt von Bassewitz

Peterchens Mondfahrt: Ein Märchenspiel


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geben;

      Ich habe noch in der Puppenstube.

Peterchen

      Der ißt keinen Zucker, ich glaube es kaum;

      Die Maikäfer sitzen oben im Baum,

      Die essen Kastanien.

Anneliese

      Ja, das kann sein.

Peterchen

      Wie kam der bloß hier in die Stube herein?

Anneliese

      Vielleicht hat er sich auf dem Weg verirrt

      Und ist aus Versehen hereingeschwirrt

      Und fürchtet sich nun, so ganz allein,

      Ohne seine Frau und seine Kinderlein.

Peterchen(überlegen)

      Aber, Anneliese, ein Maikäferpapa,

      Der bangt sich doch nicht nach der Maikäfermama;

      Der fliegt nur so des Abends spazieren

      Und guckt in die Fenster und in die Türen,

      Ob’s da für ihn was zu holen gibt.

Anneliese

      Dann ist er jetzt ganz gewiß betrübt;

      Er hat doch bei uns nichts gefunden, und

      Minna hat ihn doch eingespunnt.

Peterchen(nachdenklich)

      Nun, man könnte ihn ja befrei’n;

      Aber, wo mag er jetzt nur sein?

      Ich glaube, er sitzt an dem Vorhang da …

(springt aus dem Bett.)

      Husch, husch! – Wo bist du, Maikäferpapa?

(Die Mutter kommt herein.)Mutter(droht)

      Aber, Peterchen, sieh mal an! –

Peterchen

      Mutti, da sitzt ein Maikäfer dran,

      Ein ganz dicker, den lassen wir fliegen …

Mutter(sieht nach)

      Unsinn! – Ihr sollt jetzt im Bettchen liegen

      Und schlafen und an gar nichts denken.

      Wer schläft, dem will ich was Schönes schenken;

      Fünf Äpfelchen für jedes Kind,

      Wenn beide hübsch ausgeschlafen sind.

(Sie stellt zwei kleine, bunte Körbchen mit Äpfeln auf den Tisch.)Peterchen

      Ei, Mutti, Mutti, ich danke schön!

(hängt sich ihr an den Hals – besichtigt dann die Äpfel.)Mutter(führt ihn zum Bett.)

      Erst schlafen, morgen früh besehen!

Peterchen

      Anneliese, Äpfel, zwei Körbchen voll!

Anneliese(legt der Mutter die Ärmchen um den Hals.)

      Danke schön, Muttchen!

Mutter(küßt sie)

      Mein kleiner Troll!

(legt Peterchen ins Bett, deckt beide Kinder zu.)

      So, es ist schon furchtbar spät. –

      Nun sprecht noch schnell euer Nachtgebet!

Anneliese(faltet die Hände.)

      Ich bin noch klein, mein Herz ist rein,

      Soll niemand drin wohnen, als Jesus allein. – Amen.

Peterchen(faltet die Hände.)

      Lieber Herr Jesus, mach mich fromm,

      Daß ich in den Himmel komm’. – Amen.

Mutter(küßt beide.)Peterchen

      Mutti, meinen Hampelmann!

Anneliese

      Und meine Puppe, bitte, bitte!

Mutter(holt beides.)

      So, hier zwischen euch in die Mitte.

Peterchen

      Mutti, nun sing noch, eh’ wir schlafen!

Mutter(setzt sich am Bett.)

      Was denn? vom Prinzen, vom Schäfchen, vom Grafen?

Peterchen

      Nein, vom Maikäfer muß es sein!

Mutter

      Also, das Lied vom Maikäferlein:

(Sie beginnt.)

      War einst ein kleines Käferlein,

      Summ – Summ – Summ,

      Hatte zwei braune Flügelein,

      Summ – Summ – Summ,

      Und sechs Beinchen hatte es auch

      Unter seinem schwarzweißen Bauch,

      Summ – Summ – Summ.

      Saß auf einem grünen Baum,

      Summ – Summ – Summ,

      Träumte einen schönen Traum,

      Summ – Summ – Summ,

      Träumte von Sonne, Mond und Sternen

      Und von fremden Länderfernen,

      Summ – Summ – Summ.

      Als der dunkle Abend kam,

      Summ – Summ – Summ,

      Käferlein sein Ränzel nahm,

      Summ – Summ – Summ,

      Wollt’ auf die weite Reise gehn

      Und die große Welt beseh’n,

      Summ – Summ – Summ.

      Flog über einen breiten Bach,

      Summ – Summ – Summ,

      Verlor ein kleines Beinchen, ach –

      Summ – Summ – Summ,

      Reiste nur noch mit fünf Beinen,

      Tat so bitterlich drum weinen,

      Summ – Summ – Summ.

      Flog es nach dem Mond geschwind,

      Summ – Summ – Summ,

      Kam ein großer Wirbelwind,

      Summ – Summ – Summ,

      Brach ein Flügelchen entzwei,

      Ach, das gab ein groß’ Geschrei –

      Summ – Summ – Summ.

      Fiel in einen tiefen Wald,

      Summ – Summ – Summ,

      Starb an seinem Kummer bald,

      Summ – Summ – Summ,

      Muß die Reis’ ein Ende haben,

      Sandmännchen hat’s eingegraben,

      Summ – Summ – Summ.

      (Refr.) Muß die Reis’ ein Ende haben,

      Sandmännchen hat’s eingegraben,

      Summ – Summ – Summ.

      (Während des Gesanges der Mutter ist es allmählich dunkel im Zimmer geworden. Sie wiederholt die letzten Zeilen leise, während schon die Melodie von einer Geige aufgenommen wird. – Die Mutter schweigt, und die Geige spielt weiter. Es