eignen Aussage, damals ihr Diener. Und weil du zu Verrichtung ihrer irdischen und abscheulichen Aufträge ein zu zärtlicher Geist warst, und ihre grossen Befehle ausschlugest; so schloß sie dich in ihrer unerbittlichen Wuth, mit Hülfe ihrer stärkern Diener in eine gespaltne Fichte, in deren Klamme eingekerkert du zwölf peinvolle Jahre verharren mußtest, bis sie starb und dich in diesem elenden Zustand ließ, worinn du die Gegend umher, soweit als man das Getöse von Mühlrädern hören kan, mit Ächzen und Winseln erfülltest. Damals war dieses Eiland, (ausser einem Sohn, den sie hier geworfen hatte, einen rothgeflekten ungestalten Wechselbalg) mit keiner menschlichen Gestalt geziert.
Ariel.
Ja, Caliban ihr Sohn.
Prospero. Dummes Ding, das ists was ich sage; eben dieser Caliban, den ich nun in meinen Dinsten habe. Du weist am besten in was für einer Quaal ich dich hier fand; dein Winseln machte Wölfe mit dir heulen, und durchbohrte die wilde Brust des immerzürnenden Bärs; es war eine Marter, wie die Verdammten ausstehen müssen, und Sycorax selbst war nicht im Stande sie wieder aufzuheben: meine Kunst war es, als ich hieher kam und dich hörte, welche die bezauberte Fichte zwang sich zu öffnen, und dich herauszulassen.
Ariel.
Ich danke dir, mein Gebieter.
Prospero. Wenn du noch einmal murrest, so will ich eine Eiche spalten, und dich in ihr knottichtes Eingeweide einklammern, bis du zwölf Winter weggeheult hast.
Ariel. Vergieb mir, mein Gebieter, ich will alle deine Befehle vollziehen, und willig und behend in meinen Spükereyen seyn.
Prospero.
Thue das, so will ich dich in zween Tagen frey lassen.
Ariel.
Das ist mein großmüthiger Meister! Was soll ich thun? Sage was?
Was soll ich thun?
Prospero.
Geh, nimm die Gestalt einer Meernymphe an, aber mache dich jedem andern Auge als dem meinigen unsichtbar. Geh, und komm in dieser Gestalt wieder hieher; mache hurtig.
(Ariel verschwindt.)
Erwache, mein theures Herz, erwache, du hast wohl geschlafen —
Erwache!
Miranda. Die Seltsamkeit eurer Geschichte hat meinen Kopf ganz schwer gemacht.
Prospero. Muntre dich auf; komm mit, wir wollen den Caliban meinen Sclaven besuchen, der uns niemals eine freundliche Antwort giebt.
Miranda. Es ist ein Nichtswürdiger, mein Herr, ich mag ihn nicht gerne ansehen.
Prospero. Und doch, so wie er ist können wir nicht ohne ihn seyn; er macht uns unser Feuer, schaft unser Holz herbey und thut uns Dienste, die uns zu statten kommen. He! Sclave! Caliban! du Kloz du, gieb Antwort!
Caliban (hinter der Scene.)
Es ist Holz genug drinnen.
Prospero. Komm hervor, sag' ich, es ist eine andre Arbeit für dich da, komm, du Schildkröte! Nun, wie lange —
(Ariel erscheint in Gestalt einer Wasser-Nymphe.)
Eine artige Erscheinung! Mein muntrer Ariel, ich habe dir etwas ins Ohr zu sagen —
Ariel.
Es soll geschehen, mein Gebieter.
(Geht ab.)
Prospero. Du krötenmäßiger Sclave, vom Teufel selbst mit der Hexe, die dich gebohren hat, gezeugt! hervor!
Vierte Scene
(Caliban zu den Vorigen.)
Caliban. Ein so schädlicher Thau, als jemals meine Mutter mit Rabenfedern von ungesundem Morast abgebürstet hat, träufle auf euch beyde! Ein Südwest blase euch an, und bedeke euch über und über mit Schwülen und Finnen!
Prospero. Für diesen guten Wunsch, verlaß dich drauf, sollt du diese Nacht den Krampf haben, Seitenstiche sollen deinen Athem einzwängen, und Igel sollen sich die ganze Nacht durch an dir ermüden; du sollt so dicht gekneipt werden, wie Honigwaben, und jeder Zwik soll schärfer stechen als die Bienen, die sie machen.
Caliban. Ich muß zu Mittag essen. Diese Insel ist mein, ich habe sie von Sycorax, meiner Mutter geerbt, und du hast sie mir abgenommen. Wie du hieherkamst, da streicheltest du mich, und thatest freundlich mit mir, gabst mir Wasser mit Beeren drinn zu trinken, und lehrtest mich, wie ich das grössere Licht und das kleinere, die des Tags und des Nachts brennen, nennen sollte; und da liebt ich dich, und zeigte dir die ganze Beschaffenheit der Insel, die frischen Quellen, und die salzigen, die öden und die fruchtbaren Gegenden. Verflucht sey ich, daß ich es that! Alle Zaubereyen meiner Mutter, Kröten, Schröter und Fledermäuse über euch! Daß ich, der vorher mein eigner König war, nun euer einziger Unterthan, und in diesen Felsen eingesperrt seyn muß, indessen daß ihr die ganze übrige Insel für euch allein behaltet.
Prospero. Du lügenhafter Sclave, den nur Schläge, statt Freundlichkeit, zähmen können; So ein garstiges Thier du bist, so hab ich dir doch mit menschlicher Fürsorge begegnet, und dich in meiner eignen Celle beherberget, biß du frech genug warst, meinem Kinde Gewalt anthun zu wollen.
Caliban. O ho! o ho! – Ich wollt' es wäre vor sich gegangen; du kamst zu früh dazu, sonst hätte ich diese Insel mit Calibanen bevölkert.
Prospero. Du abscheulicher Sclave, unfähig den Eindruk von irgend einer guten Eigenschaft anzunehmen, und zu allem Bösen aufgelegt! Ich hatte Mitleiden mit dir nahm die Mühe dich reden zu lehren, und wieß dir alle Stunden etwas neues. Da du nicht im Stand warst, du wilder, deine eigne Meynung zu entdeken, sondern gleich einem unvernünftigen Vieh nur unförmliche Töne von dir gabst, begabte ich deine Gedanken mit Worten, damit du sie andern verständlich machen könntest. Aber ungeachtet alles Unterrichts behielt die angebohrne Bosheit deiner Natur die Oberhand und machte deine Gesellschaft wohlgearteten Geschöpfen unerträglich; ich sah mich also gezwungen, dich in diesen Felsen einzusperren, und begnügte mich, deine Bosheit nur allein unwürksam zumachen, ob du gleich mehr als ein Gefängniß verdient hattest.
Caliban. Ihr lehrtet mich reden, und der ganze Vortheil den ich davon habe, ist daß ich fluchen kan; daß ihr die Pest dafür hättet, daß ihr mich reden gelehrt habt!
Prospero. Du Wechselbalg, hinweg! Bring uns Holz und Reiser zu einem Feuer hieher, und mache hurtig, damit ich dich zu andern Arbeiten gebrauchen kan. Zükst du die Achseln, du Unhold? Wenn du nicht thust was ich dir befehle, oder es unwillig thust, so will ich dich am ganzen Leibe mit krampfichten Zükungen foltern, alle deine Gebeine mit Schmerzen füllen, und dich heulen machen, daß wilde Thiere vor deinem Geschrey zittern sollen.
Caliban.
Nein, ich bitte dich.
(Für sich.)
Ich muß gehorchen; seine Kunst giebt ihm eine so grosse Gewalt, daß er im Stande wäre, meiner Mutter Gott Setebos zu bezwingen, und einen Vasallen aus ihm zu machen.
(Caliban geht ab.)
Prospero.
So, Sclave, hinweg!
Fünfte Scene
(Ferdinand tritt auf; Ariel unsichtbar singend und spielend.)
Ferdinand. Wo kan diese Musik seyn? In der Luft oder auf der Erde? – Sie hat aufgehört – wahrhaftig es ist eine Anzeige, daß irgend eine Gottheit dieses Eiland bewohnt. Indeme ich auf einer Sandbank saß, und den Untergang des Königs meines Vaters beweinte, schien diese Musik über die Wellen mir entgegen zu schleichen, und besänftigte durch ihre Lieblichkeit beydes ihre Wuth und meine Leidenschaft; ich folgte ihr bis an diesen Ort, oder sie zog mich vielmehr an; – Aber sie hat aufgehört – Nun beginnt sie von neuem.
Ariel (singt:)
Fünf Faden tief dein Vater ligt,
Sein Gebein ward zu Corallen,
Zu Perlen seine Augen-Ballen,
Und vom Moder unbesiegt,
Wandelt durch der Nymphen Macht
Sich