Various

Deutsche Humoristen, 4. und 5. Band (von 8)


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winziger Wicht,

      ein Zwerglein, so zierlich, mit Ampelenlicht,

      mit Rednergebärden und Sprechergewicht,

      zum Fuß des ermüdeten Grafen,

      der, schläft er nicht, möcht’ er doch schlafen.

      „Wir haben uns Feste hier oben erlaubt,

      seitdem du die Zimmer verlassen,

      und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt,

      so dachten wir eben zu prassen.

      Und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut,

      so schmausen die Zwerge, behaglich und laut,

      zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut.“

      Der Graf im Behagen des Traumes:

      „Bedienet euch immer des Raumes!“

      Da kommen drei Reiter, sie reiten hervor,

      die unter dem Bette gehalten;

      dann folget ein singendes, klingendes Chor

      possierlicher kleiner Gestalten,

      und Wagen auf Wagen mit allem Gerät,

      daß einem so Hören als Sehen vergeht,

      wie’s nur in den Schlössern der Könige steht;

      zuletzt auf vergoldetem Wagen

      die Braut und die Gäste getragen.

      So rennet nun alles in vollem Galopp

      und kürt sich im Saale sein Plätzchen;

      zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp

      erkieset sich jeder ein Schätzchen.

      Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt,

      da ringelt’s und schleift es und rauschet und wirrt,

      da pispert’s und knistert’s und flüstert’s und schwirrt;

      das Gräflein, es blicket hinüber,

      es dünkt ihn, als läg’ er im Fieber.

      Nun dappelt’s und rappelt’s und klappert’s im Saal,

      von Bänken und Stühlen und Tischen,

      da will nun ein jeder am festlichen Mahl

      sich neben dem Liebchen erfrischen;

      sie tragen die Würste, die Schinken so klein

      und Braten und Fisch und Geflügel herein;

      es kreiset beständig der köstliche Wein;

      das toset und koset so lange,

      verschwindet zuletzt mit Gesange. —

      Und sollen wir singen, was weiter geschehn,

      so schweige das Toben und Tosen.

      Denn was er, so artig, im kleinen gesehn,

      erfuhr er, genoß er im großen.

      Trompeten und klingender, singender Schall,

      und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall,

      sie kommen und zeigen und neigen sich all,

      unzählige, selige Leute.

      So ging es und geht es noch heute.

      Offne Tafel

      von

      Johann Wolfgang von Goethe

      Viele Gäste wünsch’ ich heut

      mir zu meinem Tische!

      Speisen sind genug bereit,

      Vögel, Wild und Fische.

      Eingeladen sind sie ja,

      haben’s angenommen.

      Hänschen, geh und sieh dich um!

      Sieh mir, ob sie kommen!

      Schöne Kinder hoff’ ich nun,

      die von gar nichts wissen,

      nicht, daß es was Hübsches sei,

      einen Freund zu küssen.

      Eingeladen sind sie all’,

      haben’s angenommen.

      Hänschen, geh und sieh dich um!

      Sieh mir, ob sie kommen!

      Frauen denk’ ich auch zu sehn,

      die den Ehegatten,

      ward er immer brummiger,

      immer lieber hatten.

      Eingeladen wurden sie,

      haben’s angenommen.

      Hänschen, geh und sieh dich um!

      Sieh mir, ob sie kommen!

      Junge Herrn berief ich auch,

      nicht im mind’sten eitel,

      die sogar bescheiden sind

      mit gefülltem Beutel;

      diese bat ich sonderlich,

      haben’s angenommen.

      Hänschen, geh und sieh dich um!

      Sieh mir, ob sie kommen!

      Männer lud ich mit Respekt,

      die auf ihre Frauen

      ganz allein, nicht nebenaus

      auf die schönste schauen.

      Sie erwiderten den Gruß,

      haben’s angenommen.

      Hänschen, geh und sieh dich um!

      Sieh mir, ob sie kommen!

      Dichter lud ich auch herbei,

      unsre Lust zu mehren,

      die weit lieber ein fremdes Lied

      als ihr eignes hören.

      Alle diese stimmten ein,

      haben’s angenommen.

      Hänschen, geh und sieh dich um!

      Sieh mir, ob sie kommen!

      Doch ich sehe niemand gehn,

      sehe niemand rennen.

      Suppe kocht und siedet ein,

      Braten will verbrennen.

      Ach, wir haben’s, fürcht’ ich nun,

      zu genau genommen!

      Hänschen, sag’, was meinst du wohl?

      Es wird niemand kommen!

      Hänschen, lauf und säume nicht,

      ruf’ mir neue Gäste!

      Jeder komme, wie er ist,

      das ist wohl das beste! —

      Schon ist’s in der Stadt bekannt,

      wohl ist’s aufgenommen.

      Hänschen, mach die Türen auf:

      sieh nur, wie sie kommen!

      Ritter Kurts Brautfahrt

      von

      Johann Wolfgang von Goethe

      Mit des Bräutigams Behagen

      schwingt sich Ritter Kurt aufs Roß;

      zu der Trauung soll’s ihn tragen,

      auf der edlen Liebsten Schloß;

      als am öden Felsenorte

      drohend sich ein Gegner naht;

      ohne Zögern, ohne Worte

      schreiten sie zu rascher Tat.

      Lange schwankt des Kampfes Welle,

      bis