Эрих Мария Ремарк

Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке


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waren die beiden um die Ecke, da blubberte Gottfried los. „Bist du denn ganz von Gott verlassen, Robby? Verpasst so eine Gelegenheit! Das war doch ein Schulbeispiel, wie man anspringen muss!”

      „Unteroffizier Lenz”, erwiderte ich, „nehmen Sie die Knochen zusammen, wenn Sie mit einem Vorgesetzten reden! Glauben Sie, ich bin ein Bigamist[69] und verheirate den Wagen zweimal?”

      Es war ein großer Moment, Gottfried dastehen zu sehen. Er machte Augen wie Teller. „Treib keinen Scherz mit heiligen Dingen”, stotterte er.

      Ich beachtete ihn gar nicht, sondern wandte mich an Köster. „Otto, nimm Abschied von unserm Cadillac-Kinde! Es gehört nicht mehr uns. Es wird der Unterhosenbranche fortan Glanz verleihen![70] Hoffe, dass es ein gutes Leben dort haben wird! Nicht so heldisch wie bei uns, – dafür aber sicherer.”

      Ich zog den Scheck heraus. Lenz fiel beinahe auseinander.

      „Doch nicht – was? Etwa – bezahlt?” flüsterte er heiser.

      „Was dachten Sie Anfänger denn?” fragte ich und schwenkte den Scheck hin und her. „Ratet!”

      „Vier!” rief Lenz mit geschlossenen Augen.

      „Vierfünf”, sagte Köster.

      „Fünf”, schrie Jupp von der Pumpe aus herüber.

      „Fünffünf”, schmetterte ich.

      Lenz riss mir den Scheck aus der Hand. „Unmöglich! Wird bestimmt ungedeckt sein!”

      „Herr Lenz”, sagte ich mit Würde, „der Scheck ist so sicher, wie Sie unsicher sind! Mein Freund Blumenthal ist für die zwanzigfache Summe gut. Mein Freund, verstehen Sie, bei dem ich morgen abend gefüllten Hecht esse. Nehmen Sie sich ein Beispiel daran! Freundschaft schließen, Vorauszahlung bekommen und zum Abendbrot eingeladen werden: das heißt verkaufen! So, jetzt können Sie rühren!”[71]

      „Du hast tadellos verkauft, Robby”, sagte Köster. „Gottlob, dass wir den Schlitten los sind. Können den Zaster verdammt gut gebrauchen.”

      „Gibst du mir fünfzig Mark Vorschuss?” fragte ich.

      „Hundert. Hasts verdient.”

      „Möchtest du nicht auch meinen grauen Mantel auf Vorschuss dazu haben?” fragte Gottfried mit zugekniffenen Augen.

      „Kinder, wir machen Schluss für heute!” schlug Köster vor. „Genug für einen Tag verdient! Man soll Gott auch nicht versuchen. Wollen mit Karl rausfahren und zum Rennen trainieren.”

      Jupp hatte längst seine Benzinpumpe im Stich gelassen. Er wischte sich aufgeregt die Hände. „Herr Köster, dann übernehme ich wohl solange hier wieder das Kommando, wie?

      „Nein, Jupp”, sagte Otto lachend, „du kommst mit!”

      Wir fuhren zunächst zur Bank und gaben den Scheck ab. Lenz ruhte nicht, bis er wusste, dass er in Ordnung war. Dann hauten wir ab, dass die Funken aus dem Auspuff stoben.

      VIII

      Ich stand meiner Wirtin gegenüber. „Wo brennts?” fragte Frau Zalewski.

      „Nirgendwo”, erwiderte ich. „Ich will nur meine Miete bezahlen.” Es war noch drei Tage zu früh und Frau Zalewski fiel vor Erstaunen fast um. „Dahinter steckt doch was”, meinte sie argwöhnisch.

      „Nicht die Spur”, erwiderte ich. „Kann ich heute abend mal die beiden Brokatsessel aus Ihrem Salon haben?”

      „Da haben wir es! Gefällt Ihnen Ihr Zimmer nicht mehr?”

      „Doch. Aber Ihre Brokatsessel gefallen mir besser.”

      Ich erklärte ihr, dass ich vielleicht Besuch von einer Kusine bekäme und dazu das Zimmer gern etwas hübscher haben möchte. „Kusine”, wiederholte sie verächtlich, „und wann kommt die Kusine?”

      „Es ist noch gar nicht sicher”, sagte ich, „aber wenn sie kommt, natürlich früh, früh abends, zum Essen. Warum soll es übrigens keine Kusinen geben, Frau Zalewski?”

      „Es gibt schon welche”, erwiderte sie, „aber für die borgt man keine Sessel.”

      „Ich wohl”, behauptete ich. „Wissen Sie. ich habe sehr viel Familiensinn.”

      „So sehen Sie aus! Rumtreiber seid ihr alle miteinander. Die Brokatsessel können Sie haben. Stellen Sie die roten Plüsch solange in den Salon.”[72]

      „Danke schön. Morgen bringe ich alles zurück. Den Teppich auch.”

      „Teppich?” Sie drehte sich um. „Wer hat denn hier ein Wort von Teppich gesagt?”

      „Ich. Und Sie auch, eben grade.”

      Sie sah mich entrüstet an. „Der gehört doch dazu”, sagte ich. „Die Sessel stehen doch drauf.”

* * *

      Ich war dabei, meine Bude auszuschmücken. Nachmittags hatte ich mit Patrice Hollmann telefoniert. Sie war krank gewesen und ich hatte sie fast eine Woche nicht mehr gesehen. Jetzt waren wir um acht Uhr verabredet und ich hatte ihr vorgeschlagen, bei mir zu essen und nachher in ein Kino zu gehen.

      Ich packte aus, was ich zum Abendbrot eingekauft hatte, und machte alles zurecht, so gut ich konnte. Aus der Küche war keine Hilfe für mich zu erwarten, dazu stand ich mit Frida zu schlecht. Sie hätte mir höchstens etwas umgeworfen. Aber es ging auch so und bald kannte ich meine alte Bude nicht wieder in ihrem neuen Glanz.

* * *

      Die Haustür klappte. „Hallo”, sagte Patrice Hollmann, „so tief in Gedanken?”

      „Nein, gar nicht! Aber wie geht es Ihnen? Sind Sie wieder gesund? Was haben Sie denn gehabt?”

      „Ach, nichts Besonderes. Erkältet und ein bisschen Fieber.”

      Sie sah gar nicht krank und angegriffen aus. Im Gegenteil, – ihre Augen waren mir noch nie so groß und strahlend erschienen, ihr Gesicht war ein wenig gerötet und ihre Bewegungen waren geschmeidig, wie bei einem schmalen, schönen Tier.

      „Sie sehen prachtvoll aus”, sagte ich. „Ganz gesund! Wir können eine Menge unternehmen.”

      „Das wäre schön”, erwiderte sie. „Aber heute geht es nicht. Ich kann heute nicht.”

      Ich starrte sie verständnislos an. „Sie können nicht?”

      Sie schüttelte den Kopf. „Leider nicht.”

      Ich begriff immer noch nicht. Ich glaubte, sie hätte sich das mit meiner Bude anders überlegt und wollte nur nicht bei mir daheim essen.

      „Ich habe schon bei Ihnen angerufen”, sagte sie, „damit Sie nicht vergebens kämen. Aber Sie waren schon weggegangen.”

      Jetzt verstand ich endlich. „Sie können wirklich nicht? Den ganzen Abend nicht?” fragte ich.

      „Heute nicht. Ich muss irgendwohin. Leider habe ich es auch erst vor einer halben Stunde erfahren.”

      „Können Sie das denn nicht verschieben?”

      „Nein, das geht nicht.” Sie lächelte. „Es ist so etwas wie eine geschäftliche Sache.”

      Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Mit allem hatte ich gerechnet, nur damit nicht. Ich glaubte ihr kein Wort. Geschäftliche Sache, – sie sah nicht nach geschäftlichen Sachen aus! Wahrscheinlich war es nur eine Ausrede. Sicher sogar. Was konnte man abends schon für geschäftliche Besprechungen haben? Sowas machte man vormittags! Und man erfuhr es auch nicht erst eine halbe Stunde vorher. Sie wollte einfach nicht, das war alles.

      Ich war auf eine geradezu kindische Weise enttäuscht. Jetzt spürte ich erst, wie sehr ich mich auf den Abend gefreut hatte. Ich ärgerte mich darüber, dass ich so enttäuscht war, und ich wollte nicht, dass sie es merkte. „Also schön”, sagte ich, „dann ist nichts zu machen. Auf Wiedersehen.”

      Sie