Блейк Пирс

Überfahren


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Flunitrazepam wirkt nicht sofort, egal wie es verabreicht wird. In Situationen der Rendezvous-Vergewaltigungen ist das meistens egal. Das nichtsehnende Opfer hat vielleicht ein paar Drinks mit ihrem baldigen Vergewaltiger, irgendwann fühlt sie sich dann benebelt ohne genau zu wissen wieso, und bald darauf ist sie dann komplett hilflos. Aber wenn unser Killer sie mit einer Nadel gestochen hätte, wüsste sie sofort, dass etwas nicht stimmt und hätte zumindest einige Minuten vor dem Einsetzen der Wirkung um sich zu wehren. Es klingt einfach nicht sehr…effizient.“

      Cullen lächelte Jenn an –– ein bisschen flirtend, wie Riley fand.

      „Ich finde, das macht vollkommen Sinn“, entgegnete er. „Lassen Sie mich zeigen.“

      Er stellte sich hinter Jenn, die merklich kleiner als er war. Es begann ihren Hals von hinten mit seinem Arm zu umgreifen. Jenn trat zur Seite.

      „Hey, was soll das?“, fragte sie.

      „Nur ’ne kleine Demonstration. Keine Sorge, ich tu’ Ihnen nicht wirklich weh.“

      Jenn machte ein höhnisches Geräusch und hielt Abstand von ihm.

      „Da haben Sie verdammt Recht“, sagte sie. „Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß, was Sie Sich denken. Sie meinen, der Mörder habe irgendeine Art Würgegriff benutzt.“

      „Genau“, sagte Cullen, weiterhin lächelnd. „Genauer gesagt, einen sogenannten Blood Choke.“

      Er winkelte seinen Arm entsprechend an, um seinen Punkt zu verdeutlichen.

      „Der Mörder schlich sich von hinten an sie an und legte dann seinen Arm auf diese Weise um ihren Hals. Das Opfer konnte immer noch atmen, aber ihre Halsschlagader war komplett blockiert, sodass die Blutzufuhr ins Gehirn gehindert war. Das Opfer verlor das Bewusstsein innerhalb weniger Sekunden. So war es einfach für den Killer die Injektion zu tätigen, die sie dann langfristiger ruhigstellte.“

      Riley spürte die Spannung zwischen Cullen und Jenn. Cullen war offensichtlich ein klassischer „Mansplainer“ –– einer der Typen, die Frauen gerne von oben herab ihnen wohlbekannte Dinge erklärte –– und seine Einstellung Jenn gegenüber war nicht nur herablassend, sondern auch flirtend.

      Es war klar, dass Jenn ihn kein Stückweit leiden konnte, genau wie Riley selbst. Der Mann war oberflächlich, das stimmte zwar, und noch dazu mit dubiosen Vorstellungen darüber, wie man sich weiblichen Kollegen gegenüber verhielt und noch problematischeren Vorstellung über das angemessene Verhalten am Tatort.

      Trotzdem musste Riley zugeben, dass Cullens Theorie hieb- und stichfest war.

      Er war vielleicht persönlich unausstehlich, aber er war nicht dumm.

      Tatsächlich könnte er wirklich eine wahre Hilfe bei den Ermittlungen darstellen.

      Naja, das heißt, wenn wir es schaffen, seine Gegenwart zu ertragen, dachte Riley sich.

      Cullen stieg herab von den Gleisen und ging in die Richtung eines abgesperrten Geländes.

      Er sagte: „Wir haben hier Fahrzeugspuren gefunden, die von der Straße an der Eisenbahnkreuzung abführen und sich bis hierher ziehen. Es sind Spuren eines großen Fahrzeugs –– offensichtlich handelt es sich um einen Geländewagen. Es gibt auch einige Schuhabdrücke.“

      Riley sagte: „Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen Fotos von denen machen. Wir schicken die nach Quantico und bitten unsere Techniker sie durch die Datenbanken zu jagen.“

      Cullen stand einen Moment da, seine Arme in die Hüften gestemmt, und schaute sich die ganze Szenerie an, fast schon mit einem Eindruck von Genugtuung, wie Riley fand.

      Er sagte: „Ich muss schon sagen, das hier ist was Neues für mich und meine Jungs. Wir sind daran gewöhnt in Fällen von Diebstahl von Frachtgütern, Vandalismus und Kollisionen zu ermitteln. Morde und dergleichen sind selten. Und so was –– naja, so was haben wir noch nie hier erlebt. Natürlich ist es wahrscheinlich nichts wirklich Besonderes für Sie vom FBI. Sie sind an so was gewöhnt.“

      Cullen bekam keine Antwort und blieb einen Moment lang still. Dann drehte er sich zu Riley und ihren Kollegen und sagte: „Nun, ich will nicht zu viel Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch nehmen. Geben Sie uns einfach ein Fahndungsprofil und wir übernehmen das von da an. Sie können heute noch zurückfliegen, außer Sie möchten unbedingt noch die Nacht hier verbringen.“

      Riley, Bill und Jenn schauten einander überrascht an.

      Dachte er wirklich sie wären so schnell fertig mit ihrer Arbeit hier?

      „Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen“, sagte Riley.

      Cullen zuckte mit den Schultern und sagte: „Ich bin mir sicher Sie haben mittlerweile schon irgendwelche Ideen zum Profil des Täters. Das ist immerhin der Grund aus dem Sie hier sind. Was können Sie mir dazu sagen?“

      Riley hielt einen Moment lang inne.

      Dann sagte sie: „Wir können Ihnen ein paar Generalisierungen nennen. Statistisch gesehen haben die meisten Mörder, die den Körper am Tatort lassen, schon eine kriminelle Vergangenheit. Über die Hälfte sind im Alter von fünfzehn bis fünfunddreißig Jahren, über die Hälfte sind Afro-Amerikaner, sind zumindest Teilzeit angestellt und haben zumindest einen High School Abschluss. Einige solcher Mörder hatten in der Vergangenheit psychiatrische Probleme gehabt, einige waren beim Militär. Aber…“

      Riley hielt wieder inne.

      „Was aber?“, wollte Cullen wissen.

      „Verstehen Sie doch –– nichts davon ist wirklich brauchbare Information, zumindest zu diesem Zeitpunkt. Es gibt immer Sonderfälle und statistische Ausreißer. Und unser Mörder sieht jetzt schon nach einem aus. Zum Beispiel, die Art des Täters, über den wir sprechen, ist meistens in irgendeiner Weise sexuell motiviert. Aber das scheint hier nicht der Fall zu sein. Ich würde vermuten, dass er in vielerlei Hinsicht nicht typisch ist. Vielleicht ist er in keinerlei Hinsicht typisch. Wir haben hier weiterhin sehr viel Arbeit vor uns.“

      Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft verdüsterte sich Cullens Gesichtsausdruck ein wenig.

      Riley fügte hinzu: „Und ich will, dass ihr Handy so schnell wie möglich nach Quantico gebracht wird. Das Handy des anderen Opfers auch. Unsere Techniker sollen überprüfen, ob sie irgendwelche Hinweise darin finden können.“

      Bevor Cullen antworten konnte, fing sein eigenes Handy zu vibrieren an, woraufhin sein Blick noch finsterer wurde.

      Er sagte: „Ich weiß jetzt schon, wer das ist. Es ist die Eisenbahnadministration, die wissen will, ob sie die Züge wieder starten können. Die Linie hat drei wartende Güterzüge und einen Passagierzug, der schon stark verspätet ist. Es ist auch schon eine neue Crew vor Ort, um den Zug, der in die Tat verwickelt war weiterzufahren. Können wir den Körper schon bewegen?“

      Riley nickte und sagte zum Gerichtsmediziner: „Sie können sie ruhig in den Wagen laden.“

      Cullen drehte sich weg um den Anruf entgegenzunehmen, während der Gerichtsmediziner seine Mitarbeiter zusammenrief und sie begangen sich am Körper abzuarbeiten.

      Als Cullen auflegte, war er bei wahrhaft schlechter Laune.

      Er sagte zu Riley und ihren Kollegen: „Dann nehme ich an, dass Sie eine Weile lang hier unterkommen werden.“

      Riley dachte sie verstand langsam, was ihn ärgerte. Cullen erwartete hier einen Sensationsfall aufzudecken und hatte nicht damit gerechnet, dass das FBI ihm seinen großen Auftritt nehmen würde.

      Riley sagte: „Hören Sie zu, wir sind hier, weil Sie uns hierher bestellt haben. Aber ich glaube Sie brauchen uns auch wirklich –– zumindest noch eine Weile.“

      Cullen schüttelte den Kopf und trat von einem Fuß auf den anderen.

      Dann sprach er: „Tja, wir machen uns wohl lieber alle zur Barnwell Polizeistation auf. Etwa ziemlich