Testament sein Haus hinterlassen.“
Roys Augenbrauen hoben sich. Emily konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass seine eigene Beziehung zu Trevor nicht die beste gewesen war.
„Trevor Mann hat dir sein Haus hinterlassen?“, fragte Roy überrascht.
Emily nickte. „Ich weiß. Es war eine ungewönliche Freundschaft. Ich war am Ende für ihn da.“
„Wie ist er gestorben?“, fragte Roy leise.
„Vielleicht sollten wir das nicht bei Tisch besprechen“, unterbrach Daniel und sah zu Chantelle hinüber, die ziemlich blass geworden war.
Roy richtete seine volle Aufmerksamkeit auf Chantelle. Er ließ seine Stimme in seine beruhigende, väterliche Stimme fallen.
„Ich würde gerne das Gewächshaus mit dir reparieren“, sagte er. „Du könntest der Boss sein und mir sagen, was zu tun ist.“
Chantelles Gesicht hellte sich augenblicklich auf. Seit Trevors Tod hatte sie verzweifelt nach den Obstbäumen sehen wollen, aber Emily hatte sie immer zurückgehalten, immer noch nicht bereit, diese Wunde zu öffnen.
„Kann ich es Opa Roy jetzt zeigen?“, fragte Chantelle und sah zuerst zu Daniel und dann zu Emily.
Daniel zeigte auf Emily und überließ ihr die Entscheidung. Sie hatte ihm so oft gesagt, dass sie noch nicht bereit war, das Haus zu betreten. Er hielt es für das Beste, sie die Entscheidung treffen zu lassen, anstatt Chantelle etwas zu versprechen, das sie nicht halten konnten.
„Sicher, okay“, sagte Emily.
Sie zögerte ein wenig, in das Haus des Verstorbenen zu gehen, aber mit ihrem Vater und ihren Lieben an ihrer Seite würde es vielleicht nicht so schmerzhaft sein, wie sie befürchtete.
*
Emily holte tief Luft und drehte den Schlüssel in Trevors Tür. Sie schwang auf und die abgestandene Luft, die sich monatelang im Haus gesammelt hatte, strömte heraus. Der Flur lag im Dunkeln und Emily zitterte und war verunsichert.
Sie ging zuerst hinein und ging voran. Hinter ihr hielt Daniel Chantelles fest bei der Hand und beruhigte das kleine Mädchen.
Während sie den Korridor entlangging, erinnerte sich Emily bruchstückhaft an die Gespräche, die sie mit Trevor geführt hatte. Als sie den Anblick des Tisches wahrnahm, an dem sie gesessen und Tee getrunken hatten als ein Stück Putz von der Decke gefallen war, während ein Sturm das Haus durchschüttelte, überrannten sie die Erinnerungen. Dieser Ort war voller Erinnerungen an Trevor. Daran zu denken, eines Tages diesen Ort beräumen zu müssen, war überwältigend.
„Zum Gewächshaus geht es hier entlang“, sagte Chantelle.
Emily trat zurück und erlaubte dem Mädchen, das Kommando zu übernehmen. Sie alle folgten ihr durch den Hinterausgang und durch die Glastür des Gewächshauses.
Obwohl Trevor es in seinen letzten Wochen genossen hatte, hier draußen zu sitzen, war das Gewächshaus in einem schrecklichen Zustand. Alle schauten sich um und erkannten die enorme Menge an Arbeit, die getan werden musste, um diesem Ort wieder seinen früheren Glanz zu verleihen.
Chantelle zog ihren Notizblock heraus und fing an, sich Notizen zu machen. „Ich denke, wir brauchen einen Brunnen“, sagte sie. „Und Bänke, damit wir im Sommer hier sitzen und lesen können. Eine Schaukel. Einen Platz, an dem Papa sein Gemüse anbauen kann. Und ein Blumengarten.“
„Ich weiß alles darüber, welche Pflanzen in welchen Klimazonen wachsen“, erzählte Roy Chantelle. „Ich kann dir helfen, die richtigen Sorten auszuwählen.“
Er nahm Chantelle sehr ernst, was Emily erfreute. Er trug sogar ihren Notizblock und den dazu passenden Stift mit der rosa Feder, mit denen er nun die benötigten Sachen aufschrieb.
„An welches Farbschema hast du gedacht?“, fragte Roy sachlich.
„Gelb und Pink“, sagte Chantelle. „Oder Regenbogenfarben.“
„Alles ausgezeichnete Möglichkeiten.“ Er schrieb ein paar Notizen in den Block. „Wir werden neues Glas brauchen“, fügte er hinzu. „Um sicherzustellen, dass dieser Ort wasserdicht ist und um ihn warm zu halten. Willst du einen Ausflug in den Baumarkt machen?“
Chantelle nickte aufgeregt. „Dann können wir zu Raj gehen und die Samen für die Blumen holen.“
„Sag mal, hast du deine eigenen Gartengeräte? Handschuhe? Eine Schürze?“
Chantelle schüttelte den Kopf.
„Dann müssen wir all das auch einkaufen“, erklärte Roy. „Jeder Gärtner braucht sein eigenes Outfit. Du würdest in einem grün-karierten ziemlich großartig aussehen.“
Chantelle grinste und Emily stellte fest, dass sie selbst genauso breit lächelte. Als sie sah, wie sich ihr Vater mit dem Kind durch das Gewächshaus verband, war das ein Moment, den sie für immer schätzen würde. Sie dankte Trevor im Stillen dafür, dass er ihr so ein großzügiges Geschenk gemacht hatte, das nun einen so schönen Moment ermöglichte.
Daniel zerzauste Chantelles Haar. „Komm schon! Ich werde dich und Opa Roy in die Stadt fahren.“
Sie gingen zurück in Trevors Garten, dann überquerten sie den Rasen in Richtung der Einfahrt, wo Daniels Pick-up geparkt war.
„Kommst du auch mit, Emily?“, fragte Chantelle, als sie das Auto erreichten.
Emily öffnete die Hintertür und half ihr hinein. „Ich kann nicht“, erklärte sie. „Ich erwarte Gäste, Amy und Jayne. Du erinnerst dich bestimmt an sie.“
Chantelle verzog das Gesicht. Sie hatte Emilys Freunde in New York City nicht besonders gemocht, als sie das letzte Mal dort gewesen waren. Emily konnte es ihr nicht verdenken. Sie waren keine Kuscheltypen und nicht so ruhig wie Opa Roy.
Emily schloss die Tür und Daniel erweckte den Truck zum Leben.
„Habt Spaß“, rief sie und winkte ihrer Familie zu, als der Truck aus der Einfahrt kroch.
Sie entsprachen vielleicht nicht dem konventionellen Bild einer Familie, aber sie gehörten zu ihr, und das war es, was Emily wichtig war.
Gerade als sie um die Ecke bogen und außer Sichtweite waren, sah Emily, wie Amys Wagen am anderen Ende erschien. Sie hatte plötzlich das seltsame Gefühl, dass, egal, wie verrückt sich die Dinge gestern angefühlt haben mögen, der Wahnsinn gerade erst begonnen hatte.
KAPITEL DREI
„Entschuldigung, wir sind zu spät!“, rief Amy, als sie aus ihrem Auto stieg. „Ich wollte die Fahrt wirklich an einem Tag erledigen, aber es gab ein Problem mit einem unserer japanischen Lieferanten und es hat ewig gedauert.“
„Ein PR-Albtraum“, fügte Jayne hinzu und stieg aus der Beifahrerseite aus. „Hinzu kam die Tatsache, dass wir in einem ekelhaften Motel am Straßenrand übernachten mussten.“
„Ich bin einfach nur froh, dass ihr jetzt hier seid“, erwiderte Emily und umarmte sie beide.
Amy öffnete den Kofferraum und begann, Taschen auszuladen. Sie hatte viel Gepäck mitgebracht, bemerkte Emily.
„Was ist das ganze Zeug?“, fragte Emily und hievte einen Koffer von der Rücksitzbank. Er wog eine Tonne.
„Hochzeitsausstattung“, antwortete Amy. „Farbproben für Farbschemata. Stoffe. Düfte. Alle möglichen Dinge.“
„Aber das ist alles schon organisiert“, protestierte Emily.
Amy rollte mit den Augen. „Du wirst deine Meinung noch andauernd ändern. Bis zur letzten Sekunde. Was für eine Freundin wäre ich, wenn ich nicht für