Александр Дюма

Salvator


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verlangt, und sein Oheim ist zu egoistisch, als daß er daran gedacht hätte, es ihm zu verschaffen, und überdies ist er bei der Opposition: – schwarze Sammetweste mit einem Knopfe oben zugeknöpft, drei Knöpfen unten zugeknöpft, welche Weste durch ihre Oeffnung ein Jabot von englischen Spitzen passieren läßt; anliegende Beinkleider, ein nerviges, bewunderungswürdig gemachtes Bein zeichnend; durchbrochene schwarze seidene Strümpfe und Schuhe mit kleinen goldenen Schnallen, einen Frauenfuß enthaltend; – sodann über Alles dies der Kopf von Van Dyk mit sechsundzwanzig Jahren.

      Sie haben ihn erkannt, es ist Petrus. Er hat kurz zuvor ein reizendes Portrait von der Gebieterin des Hauses gemacht. – Er liebt es nicht, Portraits zu machen, doch sein Freund Jean Robert ist so sehr in ihn gedrungen, er möge das von Frau von Marande malen, daß der junge Künstler einwilligte. Allerdings hat ein hübscher Mund, sich mit dem befreundeten Munde von Jean Robert verbindend, indeß zugleich eine reizende Hand die seinige drückte, auf dem Balle der Frau Herzogin von Berry, – wo er, man weiß nicht auf welche Empfehlung, eingeladen war, – allerdings hat ein hübscher Mund mit einem bezaubernden Lächeln zu ihm gesagt: »Machen Sie das Portrait von Lydie; ich will es.«

      Und der Maler, da er nichts diesem hübschen Munde zu verweigern hatte, in welchem der Leser schon den von Regina von Lamothe-Houdan, Gräfin Rappt, erkannt hat, öffnete die Pforten seines Atelier Madame Lydie von Marande, welche, das erste Mal von ihrem Gatten geführt, – der dem Maler in Person für seine Gefälligkeit danken wollte, – die anderen Male nur in Begleitung eines einzigen Bedienten kam.

      Sodann, als das Gemälde vollendet war, – da man einsah, man bezahle nicht mit Banquebillets die Gefälligkeit eines Künstlers wie Petrus, eines Edelmannes wie der Baron von Courtenay, – neigte sich Frau von Marande an das Ohr des schönen Malers und sagte zu ihm:

      »Besuchen Sie mich, wann Sie wollen: nur benachrichtigen Sie mich am Tage vorher durch eine Zeile, damit Sie Regina bei mir finden.«

      Und Petrus ergriff die Hand von Frau von Marande und küßte sie mit einem Feuer, das die schöne Lydie sagen machte:

      »Oh! mein Herr« wie müssen Sie diejenigen lieben, welche Sie lieben!«

      Am andern Tage erhielt Petrus, durch die Vermittlung von Regina, eine sehr einfache Nadel, die kaum den halben Werth seines Bildes hatte, – eine

      doppelte Zartheit, welche mit seinem aristokratischen Charakter Petrus besser als irgend ein Anderer zu schätzen im Stande war.

      Folgen wir also Petrus: Sie sehen, daß er alles Recht hat, uns in seinem Gefolge in das Haus des Banquier der Rue d’Artois einzuführen und uns die Schwelle dieser Salons überschreiten zu lassen, wo uns so viele Illustrationen vorangegangen sind.

      Gehen wir unmittelbar zur Gebieterin des Hauses. Sie ist dort rechts in ihrem Boudoir.

      Die erste Bewegung von Jedem, der in dieses Boudoir eintritt, gehört ganz dem Erstaunen. Was ist aus allen den berühmten Personen geworden, die man gemeldet hat, und warum findet man hier, mitten unter zehn bis zwölf Frauen, kaum drei bis vier junge Leute? Das ist so, weil die politischen Illustrationen Herrn von Marande zu Liebe kommen; weil Frau von Marande die Politik haßt; weil sie erklärt, sie habe keine Meinung, sie finde nur, die Frau Herzogin von Berry sei eine reizende Frau, und König Karl X. müsse einst ein vollendeter Edelmann gewesen sein.

      Doch sind die Männer, – welche bald kommen werden, seien Sie ruhig! – sind die Männer oder vielmehr die jungen Leute in der Minderzahl, welch ein blendendes Luststück von Frauen!

      Beschäftigen wir uns zuerst mit dem Boudoir.

      Das ist ein hübscher Salon, der einerseits in ein Schlafzimmer und andererseits in eine Gewächshausgallerie geht. Er ist ausgeschlagen mit himmelblauem Atlaß mit schwarzen und rosenfarbigen Ornamenten; so daß die glänzenden Augen und die herrlichen Diamanten der schönen Freundinnen von Frau von Marande auf dem Azur wie Sterne am Firmament funkeln.

      Diejenige aber, welche man zuerst erblickt, diejenige, mit welcher wir uns besonders zu beschäftigen haben, die Sympathetischste, wenn nicht die Schönste, die Anziehendste, wenn nicht die Hübscheste, ist ohne Widerspruch die Herrin des Hauses, Madame Lydie von Marande.

      Wir haben, so weit es der Feder dies zu thun erlaubt ist, das Portrait ihrer drei Freundinnen von Saint-Denis gezeichnet; versuchen wir es nun das ihrige zu skizzieren.

      Madame Lydie von Marande schien kaum ihr zwanzigstes Jahr erreicht zu haben. Es war eine Person von reizendem Anblick für Jeden, der in der Frau einen Körper und nicht allein eine Seele finden will.

      Sie hatte Haare von einer köstlichen Nuance: blond, wenn sie dieselben in leichten Locken trug, kastanienbraun, wenn sie sie in geschlossenem Scheitel trug, immer glänzend und seiden.

      Ihre Stirne war schön; verständig und stolz, weiß wie Marmor, glatt wie dieser.

      Ihre Augen waren seltsam, weder völlig blau, noch völlig schwarz, doch an beiden Farben theilhabend, zuweilen in Nuancen von Opal spielend, andere Male düster wie Lasurstein, und dies je nach dem Lichte, das sie beleuchtete, oder vielleicht nach den Schlägen des Herzens, das sie belebte.

      Die Nase war fein, aufgestülpt, spöttisch; der Mund war wohl gezeichnet, jedoch ein wenig groß, frisch wie feuchte Koralle, lachend und sinnlich.

      Gewöhnlich sind ihre prallen Lippen leicht geöffnet und lassen das äußerste Ende einer doppelten Reihe von Perlen sehen; schließen sich diese Lippen, so geben sie, indem sie sich verbinden, dem ganzen oberen Theile des Gesichtes ein hoffärtiges, geringschätziges Wesen.«

      Das Kinn ist zierlich und rosenfarbig.

      Was aber diesem ganzen Gesichte seine wirkliche Schönheit, seine wahre Physiognomie, seinen originalen und, wir möchten beinahe sagen, seinen originellen Charakter verlieh, das war dieses schauernde Leben, das mit dem Blute unter der Haut zu laufen schien; das war dieser lebendige Teint; das waren diese so leicht mit Perlmutter nuancierten, so coquett mit Rosa gefärbten Wangen, daß sie zugleich die Durchsichtigkeit hatten, an der man die Frau des Südens erräth, und die Frische, an der man die Frau des Nordens erkennt.

      So, unter einem blühenden Apfelbaume, bekleidet mit der reizenden Tracht der Frauen aus der Gegend von Caux, wäre sie von einer Tochter der Normandie als Landsmännin reclamirt worden; und sich in einer Hängematte schaukelnd, im Schatten eines Bananenbaumes, würde sie für eine Schwester von einer Creolin von Guadelupe oder Martinique gehalten worden sein.

      Wir haben weiter oben zu verstehen gegeben, der ganze Körper, der diesen reizenden Kopf getragen, sei mit einer gewissen Fülle ausgestattet gewesen; doch diese Fülle , die bei der Frau von Albano anhielt, ohne die von Rubens zu erreichen, war, weit entfernt, unangenehm zu sein, an und für sich verführerisch; mehr als verführerisch: wollüstig.

      In der That, ein üppiger Hals, der nie zum carcere duro5 des Corsetts verdammt gewesen zu sein schien, prallte bei jedem Athemzuge, stolz und reich, durch eine Gazewoge auf, ähnlich jenen Hälsen der schönen Töchter von Sparta und Athen, welche für die Venus und die Hebes von Praxiteles und Phidias standen.

      Hatte diese strahlende Schönheit, die wir so eben beschrieben, ihre Bewunderer, so müssen Sie begreifen, daß sie dagegen auch ihre Feinde und ihre Verleumder hatte. Ihre Feinde, das waren fast alle Frauen; ihre Verleumder, das waren alle diejenigen, welche sich für berufen gehalten hatten und nicht auserwählt worden waren; es waren die abgewiesenen Liebhaber; es waren diese Schönen und diese Elegants mit leerem Gehirne, die sich nicht darstellen, eine Frau begabt mit solchen Schätzen könne damit geizig sein.

      Frau von Marande war also mehr als einmal verleumdet worden; und dennoch, obschon sie diese köstliche Verführung der Frau, die Schwäche behalten hatte, hatten wenige Frauen die Verleumdung minder verdient als sie.

      So, als der Graf Herbel, als wahrer Voltairianer, was er war, zu seinem Neffen sagte: »Was ist Frau den Marande? Eine Magdalena unter der Gewalt ihres Mannes und in der Ohnmacht der Reue!« beging der General unserer Ansicht nach ein Unrecht, und wir werden später sagen, auf welche grammatikalische Art er die Wörter Gewalt und Ohnmacht hätte setzen müssen, hätte er die geringste Velleität gehabt, correct zu sprechen. Madame Lydie von Marande