Александр Дюма

Das Brautkleid


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schickte am folgenden Tage d«Herzogin ihren Tapezierer, um das Maß zu nehmen.

      Die Baroness protestierte gegen diese aristokratische Manier und gestand der Herzogin offen, daß sich ihr ganzes Vermögen in diesem Augenblicke auf hundert tausend Franken, die Diamanten der Marquise mit einbegriffen, belaufe. Die Herzogin hatte aber erwidert, daß mit hundert tausend Franken und einiger Sparsamkeit Frau von Marsilly wohl fünf oder sechs Jahre warten könne, daß es aber immer evident sei, daß man diese Zeit nicht zu warten brauche, indem die Truppen der Alliierten kaum fünfzig Stunden von der Hauptstadt entfernt seien.

      Überdies hatte man Pächter, Landgüter, Hilfsquellen, man würde Geld aus Frankreich beziehen.

      Alle diese Gründe schienen der Herzogin und der Marquise so richtig, daß sie nicht begreifen konnten, warum sie die Baroness nicht auf der Stelle anerkenne. Die Baroness gab in einem Stücke nach, sie akzeptierte den Tapezierer, sie behielt sich aber den Ankauf der Möbeln vor.

      Acht Tage später war das Landhaus bereit, seine Bewohner aufzunehmen; Alles war von außerordentlicher Einfachheit, aber von wunderbarem Geschmack und Nettigkeit. Übrigens hatte man Alles kaufen müssen: Weißzeug, Silbergeräthe, Möbel, Kleider u.s.w., so daß, wie ökonomisch auch die Baroness zu Werke ging, die Einrichtung zwanzigtausend Frank kostete.

      Es war der fünfte Teil dessen, was sie besaß, es blieb ihr an barem Geld nicht mehr als die zehntausend Livre von Peter Durand, denn die weiteren sechzig oder achtzig tausend Frank an Diamanten gehörten, wie gesagt, der Marquise. Aber damit konnte man fünf oder sechs Jahre leben, und ungeachtet der Zweifel, welche das Unglück in dem Herzen der Frau von Marsilly wegen der Zukunft erregt hatte, konnte sie sich nicht enthalten, ganz leise zu wiederholen:

      »In fünf oder sechs Jahren kann sich vieles ereignen.«

      In der Tat waren diese fünf oder sechs Jahre bestimmt, die wichtigsten Ereignisse zu sehen.

      Aber für den gegenwärtigen Augenblick haben wir uns mit unserem kleinen Landhaus und seinen zwei Bewohnerinnen zu beschäftigen.

      VII.

      Die Erziehung

      Man wird leicht einsehen, daß die Marquise ihrer Tochter bei allen diesen Einrichtungen des Hauses durchaus nutzlos war; sie war daher die ganze Zeit hindurch bei der Herzogin de Lorges geblieben und diese hatte dafür Madame Duval gebeten, die möglichste Sorgfalt auf die Einrichtung ihrer Freundin zu wenden.

      Madame Duval war, wie bereits erwähnt wurde, eine Engländerin von bürgerlicher Abkunft, aber von einer ausgezeichneten Erziehung, so daß sie sich der Professur hätte widmen können. Zu der Sympathie, welche ein gemeinschaftliches Unglück der Baronin für sie einflößte, trat die Dankbarkeit für tausend kleine ihr geleistete Dienste hinzu, und daraus ergab sich in fünf oder sechs Tagen, während welchen die beiden Frauen beisammen blieben und die Einrichtungen des Landhauses bewerkstelligten, eine gewisse Innigkeit zwischen Beiden, in welcher jedoch Madame Duval mit einem sicheren Takte stets die Entfernung beobachtete, welche die Sitte der Gesellschaft zwischen sie und der Baroness gestellt hatte.

      Die beiden Kinder, welche von Allem dem noch nichts wußten, spielten inzwischen mit einander auf dem Nasen des Gartens oder auf dem Teppiche des Salons, bald liefen sie sich nach, oder gingen Hand in Hand in der den Garten umgebenden Allee.

      Nach Verlauf von acht Tagen war Alles fertig; Madame Duval verpflichtete sich, für die Baroness eine Frau ausfindig zu machen, welche sowohl für die Küche als für das Hauswesen sorgen könne, und kehrte nach London zurück.

      Den beiden Kindern verursachte diese Trennung viel Schmerz.

      Am folgenden Tage langte die Herzogin de Lorges an und brachte in ihrem Wagen die Marquise de la Roche-Bertaud und eine französische Kammerfrau mit, welche die Marquise ausschließend für ihren Dienst angenommen hatte.

      Die Baroness sah mit einiger Unruhe auf diesen Zuwachs der Dienerschaft, auf welchen sie nicht gerechnet hatte. Allein sie kannte die aristokratischen Gewohnheiten ihrer Mutter und da diese eine Bedienung notwendig hatte, so hielt sie es für grausam, die Marquise dieses Luxus zu berauben, sie, die schon so viele Opfer in ihrer Lage gebracht hatte.

      Gewiß war diese Lage sehr unabhängig von dem Willen der Baronin. Frau von Marsilly war wie ihre Mutter an alle Bequemlichkeiten eines großen und eleganten Lebens gewöhnt, und sie hatte daher gleich ihrer Mutter die Beengung schmerzlich zu fühlen, welche sie in ihrer gegenwärtigen Lage, wenn sie diese mit ihrer früheren, reichern Stellung verglich, zu ertragen hatte; allein es gibt solche hingebende Charaktere, die immer sich selbst vergessen, um an andere zu denken. Frau von Marsilly war einer dieser Charaktere, erhoben durch den Schmerz, und ihre vorzüglichste Sorge war ihre Mutter.

      Die kleine Cäcilie wußte noch nichts von den Ereignissen der Welt; Schmerz und Glück waren für sie leere Worte, die sie nur einem Echo gleich aussprach, ohne ihren Wert zu kennen und ohne noch einen Unterschied in dem Tone zu machen, mit welchem sie sie aussprach.

      Sie war übrigens ein allerliebstes Mädchen von drei und einem halben Jahre, mit all' den bezaubernden Instinkten der weiblichen Natur den guten Eindrücken zulächelnd, wie eine Frühlingspflanze der Sonne, natürlich glücklich, und nichts als der mütterlichen Liebe bedürfend, um alle Tugenden in sich zu vereinigen.

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