Александр Дюма

Das Brautkleid


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es Eugene d'Erville?«

      »O nein, Madame, der ist es nicht.«

      «Eugene de Castelluir?«

      »Der ist es' auch nicht.«

      »Eugene von Clos-Benaud?«

      »Auch der ist es nicht.«

      »Wenn dies der Fall ist, so sagen Sie, meine Teure, diesem Herrn, daß ich nicht zu Hause bin.«

      »Wie! Sie befehlen mir!. . .«

      »Gehen Sie.«

      Fernande sprach dieses letzte Wort mit einer solchen Würde einer Theaterprinzessin aus, daß sich die Zofe, so sehr sie auch Lust hatte, die Sache ihres Schützlings zu verfechten, gezwungen sah, abzutreten, und dem Befehle, der ihr so bestimmt gegeben worden, Folge zu leisten.

      Mademoiselle Cornelie ging also hinaus, und Fernande nahm mit einer noch zerstreuteren und verdrießlicheren Miene als zuvor das Manuskript wieder auf, allein sie hatte noch keine vier Verse darin gelesen, als sich die Türe schon wieder öffnete, und die Zofe wieder eintrat.

      »Nun, Sie kommen noch einmal!« sagte Fernande in einem Tone, welcher ernst zu sein versuchte, der aber schon viel von seiner Strenge verloren hatte.

      »Ach, mein Gott, Madame,« erwiderte Cornelie, »ja, ich bin es wieder, aber Sie werden mir verzeihen; Herr Eugene will durchaus nicht weggehen.«

      »Wie, er will nicht weggehen?«

      »Nein, er sagt: er wisse, daß Sie nie so frühe ausgehen.«

      »Wenn auch; aber ich empfange am Morgen nur meine Freunde.«

      »Er sagt, daß er einer von Ihren Freunden sei.«

      »O, zum Beispiele? Das wird verwickelt; Eugene, ein schwarzer Schnurrbart, das Band der Ehrenlegion, einer meiner intimen Freunde; ist es nicht Eugene de Miremont?«

      »Nein, Madame, dieser hier ist besser.«

      »Eugene d'Harcourt?«

      »O, dieser hier ist viel besser.«

      »Eugene d'Argv?«

      »O, der hier ist unendlich besser.«

      »Aber wissen Sie, Mademoiselle, daß Sie meine Neugierde aufregen?«

      »Übrigens,« fuhr die Zofe fort, indem sie ihrer Gebieterin ein kleines Schmuckkästchen von rothem Maroquin in der Größe eines Fünffrankenthalers Überreichte, »übrigens hatte er beigefügt, stellen Sie dieses Fernanden zu und sie wird wissen, wer ich bin.«

      »Fernanden?«

      »Ja, Madame, so hat er gesagt.«

      »Meiner Treu, ich gebe zu, daß ich nicht die Geringste der Welt bin,« sagte die Schauspielerin, indem sie das Schlößchen öffnete und das kleine Schmuckkästchen neugierig betrachtete.

      »Da sehen Sie; Ihr Portrait!« rief die Zofe.

      »O, wie es Ihnen ähnlich ist, wie Sie so schön mit dem Schleier sind, der da um Ihren Kopf flattert;«

      »Mein Portrait,« murmelte Fernande, indem sie sichtbar durch eine letzte Anstrengung ihre Erinnerungen zu sammeln suchte.

      »Mein Portrait! Meiner Treu, ich finde mich nicht zu rechte.«

      Nach einem augenblicklichen Schweigen rief sie:

      »Ach, Eugene?«

      »Ja.«

      »Ein Schwarzer?«

      »Ja.«

      »Das Band der Ehrenlegion?«

      »Ja.«

      »Einer meiner Freunde?«Dieses Portrait, diese Chiffer: E.B. die ich auf dem Kästchen nicht bemerkt hatte. Das ist es, das ist es; mein Gott, wie wenig Gedächtniß ich habe und wie zerstreut ich bin; lassen Sie ihn hereinkommen, lassen Sie ihn hereinkommen, diesen armen Eugene, den ich im Vorzimmer warten ließ. Wenn ich bedenke, daß mir dasselbe, es ist noch nicht ein Monat, mit Jerome begegnet ist. . . .!«

      Mademoiselle Cornelie ließ sich das nicht zweimal sagen, sie schoß wie ein. Pfeil und so hinaus, daß kaum die Vorwürfe, welche Fernande hinsichtlich ihres Gedächtnisses an sich richtete, beendigt waren, als schon an der Stelle Cornelie's der schöne junge Mann, schwarz an Haaren, Augen und Schnurrbart und mit dem rothen Bande, unter der Thüre erschien.

      »Verzeihen Sie, meine liebe Fernande,« rief der junge Mann lachend; »aber auf meine Ehre, ich war weit davon entfernt, daran zu zweifeln, daß Sie in meiner Abwesenheit uneinnehmbar sein werden.«

      »Wer daran zweifelt, das sind Sie, mein theurer Prinz,« sagte Fernande, indem sie dem Neuangekommenen eine Hand darreichte, welche dieser mit der Miene eines Siegers küßte. »Sie ließen sich bloß und einfach unter dem Namen Eugene anmelden; aber ich kenne so viele Eugenes. . . .«

      »Daß Sie mich mit allen andern Eugenes der Welt verwechselt haben, das ist sehr schmeichelhaft für mich. Ah! Entschuldigen Sie, mein Portrait! Haben Sie die Güte, es mir zurückzugeben.«

      »Sie denken also noch daran?«sagte Fernande mit einer bezaubernden Koketterie.

      »Immer,« sagte der Prinz, indem er ein Tabouret neben den Sopha stellte.

      »Cornelie,« bemerkte Fernande, »so lange seine kaiserliche Hoheit bei mir sein wird, bin ich für Niemand zu sprechen.«

      Cornelie machte große Augen, sie hatte bis jetzt zu ihrer Gebieterin viele Prinzen kommen sehen; aber unter diesen Prinzen gab es wenige, die man mit dem pompösen Titel »Hoheit,« am allerwenigsten aber mit dem »kaiserliche Hoheit«bezeichnete.

      Mademoiselle Cornelie trat ab, ohne ein Wort zu entgegnen.

      »Und seit wann sind Sie in Paris, mein teurer Eugene? Ah, verzeihen Sie, gnädigster Herr, ich spreche immer zu Ihnen, wie wenn Sie noch ein einfacher Oberst der Consular-Garde wären.«

      »Und Sie thun wohl daran, meine schöne Fernande.

      Sie fragen, seit wann ich angekommen bin? Seit gestern, und mein erster Besuch gilt Ihnen, Undankbare!«

      »Wie so? Sie sind hierher gekommen. . .?«

      »Nein, ich würde Sie nicht aufgesucht haben, als bis Sie gespielt hätten.«

      »Ah, das ist wahr?«

      »Ich war im Francais.«

      »In der Loge des Kaisers? Ich habe Sie dort nicht gesehen.«

      »Weil Sie nicht hingesehen haben, Ungetreue! Ich war nicht dort, aber Poniatowsky war da.«

      »Ich habe ihn wahrhaftig dort nicht gesehen.«

      »O, dreifache Lügnerin;«rief der Prinz.

      »Nein, Madame, ich war inkognito in einer Baignoire.«

      »Allein?«

      »Nein, mit Ihrem Portrait.«

      »O, mein Gott, welche Artigkeiten Sie mir sagen; aber ich schwöre Ihnen, daß ich auch nicht ein Wort davon glaube.«

      »Es ist dennoch die reine Wahrheit.«

      »Nun, ich bin verzweifelt, daß Sie hierher gekommen sind.«

      »Und warum? Sie waren in der Zaire anbetungswürdig; in der Roxelane wunderbar.«

      »Ich war nicht schön.«

      »Lassen Sie das, Sie waren im Gegentheile entzückend.«

      »Nein, ich war sehr übler Laune.«

      »Weil Poniatowsky zuviel mit seiner Nachbarin geplaudert hat.«

      »Abscheulicher!«

      »Oder ist vielleicht Duroc gestorben?«

      »Trauriger!«

      »Ist vielleicht Murat zu Grunde gerichtet.«

      »A propos von Murat, er ist Großherzog, nicht wahr? Und man sagt, daß man ihn zum Vice-König machen will, wie Sie, oder wie Joseph zum König und was weiß ich sonst noch?«

      »Ja, ich habe einige Worte