Александр Дюма

Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2


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suche ich diesen Freund und sehe ihn nicht mehr,« sprach Cagliostro, ängstlich sein Glas befragend. »Niemand von Ihnen ist mit Herrn von Langlé verwandt?«

      »Nein.«

      »Niemand kennt ihn?«

      »Nein.«

      »Nun denn! der Tod wird mit ihm anfangen. Ich sehe ihn nicht mehr.«

      Ein Gemurmel des Schreckens drang aus der Brust aller Anwesenden hervor.

      »Aber er … er … Lapérouse?« fragten mehrere keuchende Stimmen.

      »Er schwimmt auf der See, er landet, er schifft sich wieder ein. Ein Jahr, zwei Jahre glücklicher Schifffahrt. Man erhält Nachrichten von ihm.2 Und dann…«

      »Und dann?«

      »Die Jahre vergehen.«

      »Nun?«

      »Der Ocean ist groß. Der Himmel ist düster, da und dort tauchen immer frische Länder empor, da und dort werden Gestalten, so häßlich wie die Ungeheuer des griechischen Archipels sichtbar. Sie belauern das Schiff, das, von der Strömung fortgerissen, im Nebel zwischen den Riffen hinflieht, dann der Sturm, der Sturm, gastlicher als das Gestade, dann unheilvolle Feuer. Oh! Lapérouse, Lapérouse! Wenn Du mich hören könntest, würde ich zu Dir sagen: Du segelst ab wie Christoph Columbus, um eine Welt zu entdecken; mißtraue unbekannten Inseln!«

      Er schwieg.

      Ein eisiger Schauer durchlief die Versammlung, während über den Tisch noch seine letzten Worte vibrirten.

      »Warum hatten Sie ihn aber nicht gewarnt?« rief der Graf von Haga, der wie die Anderen dem Einfluß dieses außerordentlichen Menschen erlag, welcher nach seiner Laune alle Herzen bewegte.

      »Ja, ja,« sprach Madame Dubarry. »Warum ihm nicht nacheilen, warum ihn nicht einholen? Das Leben eines Mannes wie Lapérouse ist wohl die Reise eines Couriers werth, mein lieber Marschall.«

      Der Marschall begriff und stand halb auf, um zu läuten.

      Cagliostro streckte den Arm aus.

      Der Marschall sank in seinen Lehnstuhl zurück.

      »Ach! jeder Rath wäre unnütz,« fuhr Cagliostro fort, »der Mensch, der das Verhängniß vorhersieht, ändert das Verhängniß nicht. Herr von Lapérouse würde lachen, wenn er meine Worte gehört hätte, wie die Söhne des Priamus bei der Weissagung Cassandra's lachten; aber sehen Sie, Sie lachen selbst, Herr Graf von Haga, und das Lachen wird auch Ihre Gefährten anstecken. Oh! thun Sie sich keinen Zwang an, Herr von Condorcet, thun Sie sich keinen Zwang an, Herr von Favras; ich habe nie einen gläubigen Zuhörer gefunden.«

      »Oh! wir glauben,« riefen Madame Dubarry und der alte Herzog von Richelieu.

      »Ich glaube,« murmelte Taverney.

      »Ich auch,« sagte der Graf von Haga verbindlich.

      »Ja,« sprach Cagliostro, »Sie glauben, Sie glauben, weil es sich um Herrn von Lapérouse handelt; handelte es sich aber um Sie, so würden Sie nicht glauben.«

      »Oh!«

      »Davon bin ich fest überzeugt.«

      »Ich muß gestehen,« sprach der Graf von Haga, »was mich glauben machen könnte, wäre, wenn Herr von Cagliostro zu Herrn von Lapérouse gesagt hätte: »»Hüten Sie sich vor unbekannten Inseln.«« Er hätte sich davor gehütet. Das war immer eine Chance.«

      »Ich versichere Sie, mein Herr Graf, und würde er mir auch geglaubt haben – sehen Sie, wie furchtbar diese Offenbarung gewesen wäre – so hätte in Gegenwart der Gefahr, beim Anblick der unbekannten Inseln, der Unglückliche, an meine Prophezeiung glaubend, den geheimnißvollen Tod, der ihn bedroht, herannahen gefühlt, ohne ihm entfliehen zu können. Nicht Einen Tod, tausend Tode würde er erlitten haben, denn es heißt tausend Tode erleiden, wenn man mit der Verzweiflung an seiner Seite in der Finsterniß umhergeht. Bedenken Sie wohl, die Hoffnung, die ich ihm benommen hätte, ist der letzte Trost, den der Unglückliche unter dem Messer bewahrt, wenn ihn schon das Messer berührt, wenn ihn die Schärfe des Stahls berührt, wenn sein Blut fließt. Erlischt das Leben, so hofft der Mensch doch noch.«

      »Es ist wahr,« sagten mit leiser Stimme einige Anwesende.

      »Ja,« sprach Condorcet, »der Schleier, der das Ende unseres Lebens bedeckt, ist das einzige wahre Gute, das Gott dem Menschen auf der Erde gewährt hat.«

      »Nun, wie dem auch sein mag,« sagte der Graf von Haga, »wenn ich zufällig von einem Mann wie Sie hörte: Mißtrauen Sie diesem oder jenem Menschen, dieser oder jener Sache – so würde ich die Warnung für gut annehmen und dem Rathgeber danken.«

      Cagliostro schüttelte sanft den Kopf und begleitete diese Geberde mit einem Lächeln.

      »In der That, Herr von Cagliostro,« fuhr der Graf von Haga fort, »geben Sie mir einen Wink, und ich werde Ihnen dankbar sein.«

      »Sie möchten gern, daß ich Ihnen sagte, was ich Herrn von Lapérouse nicht sagen wollte?«

      »Ja, das möchte ich.«

      Cagliostro machte eine Bewegung, als ob er sprechen wollte; doch er hielt wieder an sich und sagte nur:

      »Oh! nein, Herr Graf, nein.«

      »Ich bitte Sie inständig.«

      Cagliostro wandte den Kopf ab und erwiderte:

      »Nie! nie!«

      »Nehmen Sie sich in Acht,« sagte lächelnd der Graf, »Sie werden mich abermals ungläubig machen.«

      »Die Ungläubigkeit ist der Angst vorzuziehen.«

      »Herr von Cagliostro,« sprach der Graf mit ernstem Ton, »Sie vergessen Eines.«

      »Was?« fragte der Prophet voll Ehrfurcht.

      »Daß, wenn es Menschen gibt, welche ohne Nachtheil über ihr Geschick im Ungewissen sein können, andere dagegen vorhanden sind, welche die Zukunft wissen mochten, weil ihr Geschick nicht nur für sie selbst, sondern für Millionen von Menschen von Gewicht und Bedeutung ist.«

      »Einen Befehl also,« versetzte Cagliostro. »Nein, ich werde Nichts ohne einen Befehl thun.«

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Eure Majestät befehle, und ich werde gehorchen,« erwiderte Cagliostro mit leiser Stimme.

      »Ich befehle Ihnen, mir mein Schicksal zu offenbaren, Herr von Cagliostro,« sprach der König mit einer Majestät voll Höflichkeit.

      Zu gleicher Zeit, wo der Graf von Haga sich als König behandeln ließ und durch Ertheilung eines Befehls sein Incognito brach, stand der Herzog von Richelieu auf, verbeugte sich ehrerbietig vor dem Fürsten und sagte:

      »Ich danke für die Ehre, die der König von Schweden meinem Hause angethan hat: Eure Majestät wollen den Ehrenplatz einnehmen. Von diesem Augenblick kann er nur Ihnen gehören, Sire.«

      »Bleiben wir, bleiben wir, wie wir sind, Herr Marschall, und verlieren wir nicht ein Wort von dem, was mir der Herr Graf von Cagliostro sagen wird.«

      »Den Königen sagt man die Wahrheit nicht, Sire.«

      »Bah! ich bin nicht in meinem Königreich. Nehmen Sie Ihren Platz wieder ein, Herr Herzog; sprechen Sie, Herr von Cagliostro, ich beschwöre Sie darum.«

      Cagliostro schaute sein Glas an; Kügelchen, denen ähnlich, welche den Champagner durchziehen, stiegen vom Boden zur Oberfläche auf, das Wasser schien sich, durch seinen mächtigen Blick angezogen, unter seinem Willen zu rühren.

      »Sire, sagen Sie mir nur, was Sie wissen wollen, ich bin bereit zu antworten,« sprach Cagliostro.

      »Sagen Sie mir, welchen Todes ich sterben werde.«

      »Durch einen Schuß.«

      Die Stirne Gustavs strahlte.

      »Ah! in einer Schlacht,« sagte er, »den Tod eines Soldaten. Ich danke Ihnen, Herr von Cagliostro, ich danke tausendmal. Oh! ich sehe Schlachten vorher, und Gustav Adolph und Karl XII.