Александр Дюма

Der Bastard von Mauléon


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Don Enrique von Transtamare mein Zwillingsbruder ist, und daß ich eben so wenig in meiner Gegenwart von ihm, als von meinem Bruder Don Pedro, dem König, von Castilien, etwas Böses zu sagen erlauben werde.«

      »Das ist richtig,« erwiderte Mothril, »entschuldigt mich, erhabener Großmeister. Ich vergaß Eure Brüderschaft, indem ich Don Enrique so meuterisch und Euch dem König Don Pedro so liebevoll zugethan sah. Ich werde also nur von Dona Bianca sprechen.«

      »Verdammter Maure!« murmelte Don Federigo.

      Agenor warf dem Großmeister einen Blick zu, welchen sagen wollte: »Soll ich Euch von diesem Menschen befreien, hoher Herr? Das wird bald geschehen sein.

      Mothril stellte sich, als hörte er die Worte nicht und als sähe er den Blick nicht.

      »Ich sagte also, die ehrgeizigen Bestrebungen haben angefangen an den Tag zu treten, die Anhänglichkeiten wurden lockerer, und in dem Augenblick, wo der König Don Pedro beinahe die Ewigkeit berührte, öffneten sich die Pforten des Schlosses von Alcala und in einer Nacht entfernte sich Dona Bianca daraus, geleitet von einem unbekannten Ritter, der sie bis Toledo führte, wo sie verborgen blieb. Doch die Vorsehung wollte, daß unser viel geliebter König Don Pedro, beschützt durch alle Gebete seiner Unterthanen und wahrscheinlich auch durch die seiner Familie, wieder zu Kraft und Gesundheit gelangte. Da vernahm er die Flucht von Dona Bianca, die Hilfe des unbekannten Ritters und den Ort, wohin sie sich geflüchtet hatte. Er befahl sogleich, sie festzunehmen, die Einen sagen, um sie nach Frankreich zurückzuführen, und ich bin der Ansicht von diesen, die Andern sagen, um sie in engeren Gewahrsam als zuvor einzuschließen. Was aber auch die Absicht des Königs, ihres Gemahls, gewesen sein mag, Dona Bianca flüchtete sich, zu rechter Zeit von den Befehlen, die er gegeben, in Kenntniß gesetzt, in die Kathedrale von Toledo an einem Sonntag, mitten unter dem Gottesdienst, und hier erklärte sie den Einwohnern, sie fordere das Asylrecht und stelle sich unter den Schutz des Gottes der Christen. Es scheint, Dona Bianca ist schön,« fuhr der Maure fort, indem er abwechselnd den Ritter und den Großmeister anschaute, als wollte er sie befragen, »zu schön sogar. Ich meines Theils habe sie nie gesehen. Ihre Schönheit, das mit ihrem Unglück verknüpfte Geheimniß, wer weiß? vielleicht schon lange vorbereitete Einflüsse bewegten alle Seelen zu ihren Gunsten. Der Bischof, der einer von denjenigen war, welche die Ehe für nichtig erklärt hatten, wurde aus der Kirche verjagt, die man in eine Festung verwandelte, und wo man sich Dona Bianca gegen die herannahenden Wachen des Königs zu vertheidigen anschickte.«

      »Wie,« rief Agenor, »die Wachen hatten im Sinn, Dona Bianca aus einer Kirche wegzuführen! Christen willigten ein, das Asylrecht zu verletzen!«

      »Ei! mein Gott, ja!« erwiderte Mothril. »Der König Don Pedro wandte sich zuerst an seine maurischen Bogenschützen; doch diese baten ihn, in Erwägung zu ziehen, daß die Entheiligung eine noch größere wäre, wenn er Ungläubige zu einer solchen Profanation verwenden würde, und Don Pedro begriff diese Bedenklichkeit. Er wandte sich also an Christen, und diese willigten ein. Was wollt Ihr, Herr Ritter! alle Religionen sind voll von solchen Widersprüchen, und diejenigen, welche am wenigsten haben, sind die besten.«

      »Willst Du etwa sagen, Du Ungläubiger,« rief der Großmeister, »willst Du damit sagen, die Religion des Propheten sei mehr werth, als die Religion Christi?«

      »Nein, erhabener Großmeister, ich will dergleichen nicht sagen, und Gott behüte ein armes Atom von Staub, wie ich bin, irgend eine Meinung über einen solchen Gegenstand zu haben! Nein. In diesem Augenblick bin ich nur ein einfacher Erzähler und wiederhole die Abenteuer von Madame Blanche von Bourbon, wie die Franzosen sagen, oder von Dona Bianca von Bourbone, wie die Spanier sagen.«

      »Unverwundbar!« murmelte Don Federigo.

      »So viel ist gewiß,« fuhr Mothril fort, »daß die Wachen diese abscheuliche Heiligthumsverletzung begingen, in die Kirche eindrangen und dort Dona Bianca wegreißen wollten, als plötzlich ein Ritter, ganz mit Eisen bedeckt, das Visir niedergelassen, ohne Zweifel derselbe unbekannte Ritter, der der Gefangenen zu ihrer Flucht verholfen hatte, zu Pferde in die Kirche sprengte.«

      »Zu Pferde!« rief Agenor.

      »Ja, gewiß,« erwiderte Mothril! »das ist eine Kirchenschänderei, aber vielleicht war es ein Ritter, dem sein Name, sein Rang, oder irgend ein militärischer Orden das Recht hierzu gaben. Es bestehen mehrere Privilegien dieser Art in Spanien. Der Großmeister von San Jago, zum Beispiel, hat das Recht, behelmt und bespornt in alle Kirchen der Christenheit einzutreten. Ist das nicht wahr, Don Federigo?«

      »Ja,« antwortete Don Federigo mit dumpfem Tone, »das ist die Wahrheit.«

      »Nun wohl!« sprach der Maure, »dieser Ritter kam in die Kirche, stieß die Wachen zurück, rief die ganze Stadt unter die Waffen, und bei seinem Aufruf empörte sich die Stadt, vertrieb die Soldaten des Königs Don Pedro und schloß ihre Thore.«

      »Doch seitdem,« sagte Don Federigo, »hat sich der König, mein Bruder, gerächt, und die zwei und zwanzig Köpfe, welche auf seinen Befehl aus dem öffentlichen Platze von Toledo fielen, haben ihm mit Recht den Beinamen der Justiciar eingetragen.«

      »Ja, doch unter diesen zweiundzwanzig Köpfen war nicht der des meuterischen Ritters, denn nie hat ein Mensch erfahren, wer dieser Ritter war.«

      »Und was hat der König mit Dona Bianca gemacht?« fragte Agenor.

      »Dona Bianca wurde in das Schloß von Xexes geschickt, wo man sie gefangen hält, obgleich sie vielleicht eine viel härtere Strafe als die der Gefangenschaft verdient hätte.«

      »Herr Maure,« sprach Don Federigo, »es geziemt sich nicht für uns, zu entscheiden, was für eine Strafe oder Belohnung diejenigen verdienen, welche Gott auserwählt hat, um sie an die Spitze der Nationen zu stellen. Nur Gott steht über ihnen und Gott allein kommt es zu, sie zu bestrafen oder zu belohnen.«

      »Unser edler Herr spricht würdig,« erwiderte Mothril, indem er seine beiden Hände über seiner Brust kreuzte und seinen Kopf bis aus den Hals seines Pferdes neigte; »sein demüthiger Sklave hatte Unrecht, zu sprechen, wie er es gethan.«

      In diesem Augenblick kam man an den Ort, an dem man am Abend Halt zu machen gedachte, und man hielt auch wirklich an, um die Zelte auszuschlagen.

      Als sich der Maure entfernte, um dem niedersetzen der Sänfte beizuwohnen, näherte sich Don Federigo dem Ritter und sagte rasch zu ihm:

      »Sprecht nichts mehr, was den König, oder Dona Bianca oder mich selbst betrifft, vor diesem verdammten Mauren, den ich alle Augenblicke von meinem Hunde erwürgen zu lassen Lust habe; sprecht nichts mehr davon bis zum Abendmahle, dann sind wir allein und können nach Muße plaudern.«

      »Und Mothril der Maure wird er nicht ebenfalls dabei sein, wie immer?«

      »Mothril der Maure wird genöthigt sein, uns allein zu lassen, er ißt nicht mit Christen; überdies hat er seine Sänfte zu bewachen.«

      »Diese Sänfte enthält also einen Schatz?«

      »Ja,« antwortete Federigo lächelnd, »Ihr täuscht Euch nicht, es ist ein Schatz.«

      In diesem Augenblick näherte sich Fernando; Agenor hatte an diesem Tage schon genug Indiscretionen begangen, um zu befürchten, er könnte neue begehen. Aber wenn er seine Neugierde auch unterdrückte, so war sie doch nur um so lebhafter.

      Fernando kam herbei, um die Befehle seines Herrn einzuholen, denn das Zelt von Don Federigo war mitten im Lager aufgeschlagen worden.

      »Laß uns auftragen, mein guter Fernando,« sprach der Großmeister zu dem jungen Mann, »der Ritter muß Hunger und Durst haben.«

      »Und ich werde zurückkommen,« sagte Fernando, »Ihr wißt, daß ich es versprochen habe, und Ihr wißt auch, wem ich es versprochen habe.«

      Eine flüchtige Rothe stieg dem Großmeister in die Wangen.

      »Bleibe also bei uns, Kind,« sagte er, »denn ich habe keine Geheimnisse vor Dir.«

      Das Mahl wurde unter dem Zelte des Großmeisters aufgetragen; Mothril wohnte demselben in der That nicht bei.

      »Nun, da wir allein sind,« sprach Agenor, »denn es ist, als ob wir allein wären, da Ihr, wie Ihr selbst