Александр Дюма

Der Graf von Bragelonne


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danke Euch abermals, Herr Chevalier, ich danke Euch für Eure Dienste: sie werden Euch vom Herrn im Himmel belohnt werden, der für mich allein, wie ich hoffe, die Prüfungen und den Schmerz vorbehält.«

      Monk folgte Keyser und seinem Sohn und schiffte sich mit ihnen ein.

      D’Artagnan kam hinter ihnen und murmelte:

      »Ah! mein armer Planchet! ich befürchte, wir haben eine schlechte Speculation gemacht.«

       XVI.

      Die Actien von Planchet und Compagnie steigen auf pari

      Während der Ueberfahrt sprach Monk mit d’Artagnan nur in Fällen dringender Notwendigkeit. Zögerte der Franzose, sein Mahl zu nehmen, ein armseliges Mahl, bestehend aus gesalzenem Fisch, Zwieback und Wachholderbranntwein, so rief ihm Monk und sagte:

      »Zu Tische, mein Herr.«

      Dies war Alles. Gerade weil er bei großen Veranlassungen äußerst bündig war, entnahm d’Artagnan kein günstiges Vorzeichen aus dieser Kürze für den Erfolg seiner Sendung. Da ihm aber viel Zeit übrig blieb, so zerbrach er sich während dieser Zeit den Kopf damit, daß er nachsann, wie Athos Karl II. gesehen, wie er mit ihm den Plan zu dieser Abreise entworfen habe, und wie er endlich in das Lager von Monk gekommen sei; und der arme Lieutenant der Musketiere riß sich ein Haar aus dem Schnurrbart, so oft er daran dachte, Athos sei ohne Zweifel der Cavalier gewesen, der Monk in der Nacht der Entführung begleitet habe.

      Endlich nach einer Fahrt von zwei Nächten und zwei Tagen landete der Patron Keyser an der Stelle, wo Monk, der während der Ueberfahrt alle Befehle gab, das Ausschiffen befohlen hatte. Dies war gerade an der Mündung des kleinen Flusses, in deren Nähe Athos seine Wohnung gewählt hatte.

      Der Tag neigte sich, eine schöne Sonne tauchte, einem glühenden stählernen Schilde ähnlich, das untere Ende ihrer Scheibe an der blauen Linie des Meeres nieder. Die Felucke segelte immer weiter den Fluß aufwärts, der an dieser Stelle ziemlich breit war; doch Monk befahl in seiner Ungeduld, zu landen, und der Nachen von Keyser brachte ihn in Gesellschaft von d’Artagnan an das schwammige, mit Rohr bewachsene User des Flusses.

      An den Gehorsam gewöhnt, folgte d’Artagnan durchaus wie der gefesselte Bär seinem Herrn folgt; doch seine Lage demüthigte ihn ungemein und er brummelte ganz leise, der Dienst der Könige sei bitter und der beste von allen tauge nichts,

      Monk ging mit großen Schritten, als wäre er noch nicht sicher, den Boden von England wieder erreicht zu haben, während man schon ganz deutlich die paar Häuser von Matrosen und Fischern erblickte, welche auf dem kleinen Kai dieses armseligen Hafens zerstreut lagen. Plötzlich rief d’Artagnan:

      »Gott vergebe mir, dort brennt ein Haus.«

      Monk schaute empor. Das Feuer fing in der That an, ein Haus zu verzehren. Es war an einem kleinen Schoppen angelegt worden, der an dieses Haus stieß, dessen Dach es ergriffen hatte. Der frische Abendwind kam dem Brand zu Hilfe.

      Die zwei Reisenden beschleunigten ihre Schritte; sie hörten ein gewaltiges Geschrei und sahen, als sie näher kamen, die Soldaten ihre Waffen schwingen und die Faust gegen das angezündete Haus ausstrecken. Es war ohne Zweifel diese bedrohliche Beschäftigung, der zu Folge man es versäumt hatte, die Felucke zu signalisiren.

      Monk blieb plötzlich stehen und drückte zum ersten Mal seine Gedanken in Worten aus.

      »Ei!« sagte er, »das sind vielleicht nicht mehr meine Soldaten, sondern die von Lambert.«

      Diese Worte enthielten zugleich einen Schmerz, eine Befürchtung und einen Vorwurf, was d’Artagnan gar wohl begriff. Während der Abwesenheit des Generals konnte Lambert in der That eine Schlacht geliefert, gesiegt, die Truppen des Parlaments zerstreut und mit seinem Heer den Platz der ihrer festesten Stütze beraubten Armee von Monk eingenommen haben. Bei diesem Zweifel, der aus dem Geist von Monk in den seinigen überging, urtheilte d’Artagnan also:

      »Von zwei Dingen wird eines geschehen: entweder hat Monk bei dem, was er gesagt, Recht gehabt, und es sind nur noch die Lambertisten in der Gegend, die Lambertisten, das heißt Feinde, die mich vortrefflich aufnehmen werden, da sie mir ihren Sieg zu verdanken, haben, oder es hat sich nichts verändert und Monk, der sein Lager an demselben Platz findet. wird ganz entzückt sein und sich bei seinen Repressalien nicht zu hart zeigen.«

      Während er so dachte, gingen die zwei Reisenden immer weiter, und bald befanden sie sich mitten unter einer kleinen Truppe von Seeleuten, welche mit Schmerz zuschauten, wie das Haus abbrannte, aber eingeschüchtert durch die Drohungen der Soldaten nichts zu sagen wagten.

      Monk wandte sich an einen von den Seeleuten und fragte:

      »Was geht denn vor?«

      »Mein Herr,« antwortete dieser Mann, der in Monk unter dem dicken Mantel, in den er gewickelt war, keinen Officier erkannte, »dieses Haus wird von einem Fremden bewohnt, der den Soldaten verdächtig geworden ist. Sie wollten unter dem Vorwand, ihn ins Lager zu führen, bei ihm eindringen, er aber ließ sich nicht durch ihre Anzahl erschrecken, bedrohte mit dem Tod den Ersten, der seine Thürschwelle zu überschreiten versuchen würde, und da sich Einer fand, der das wagte, so streckte ihn der Franzose mit einem Pistolschuß nieder.«

      »Ah! es ist ein Franzose?« sagte d’Artagnan sich die Hände reibend. »Gut!«

      »Wie, gut!« versetzte der Fischer.

      »Nein, ich wollte sagen . . . hernach? . . . Ich habe mich versprochen.«

      »Hernach, mein Herr? Die Anderen sind wüthend geworden wie Löwen; sie feuerten mehr als hundert Musketenschüsse nach dem Hause ab, aber der Franzose, war hinter seiner Mauer geschützt, und so oft man durch die Thüre eindringen wollte, war man einem Schuß von seinem Bedienten ausgesetzt, der gut trifft. So oft man das Fenster bedrohte, begegnete man der Pistole des Herrn. Denkt nur, es sind schon sieben Mann zu Boden gestreckt.«

      »Ah! mein braver Landsmann!« rief d’Artagnan, »warte, warte, ich komme zu Dir, und wir werden bald mit dieser ganzen Canaille fertig sein.«

      »Einen Augenblick Geduld, mein Herr,« sagte Monk: »wartet.«

      »Lange?«

      »Nein, nur solange, als ich brauche, um eine Frage zu machen.«

      Dann sich gegen den Fischer umwendend, fragte er mit einer Bewegtheit, die er trotz seiner Selbstbeherrschung nicht zu verbergen vermochte:

      »Mein Freund, ich bitte, wem gehören diese Soldaten?«

      »Wem sollen sie gehören, wenn nicht dem wüthenden Monk?«

      »Es ist also keine Schlacht geliefert worden?«

      »Ah! ja wohl! Wozu denn? Die Armee von Lambert schmilzt wie der Schnee im April. Alles läuft Monk zu, Officiere und Soldaten. In acht Tagen wird Lambert keine fünfzig Mann mehr haben.«

      Der Fischer wurde von einer neuen Salve nach dem Hause gerichteter Flintenschüsse, und von einem neuen Pistolenschuß unterbrochen, der diese Salve beantwortete und den Unternehmendsten von den Angreifern niederwarf. Der Grimm der Soldaten erreichte den höchsten Grad.

      Das Feuer stieg immer mehr und Rauch und Flammen wirbelten am First des Hauses empor. D’Artagnan konnte sich nicht mehr länger halten.

      »Mordioux!« sagte er zu Monk, den er von der Seite anschaute, »Ihr seid General und laßt Eure Soldaten die Häuser abbrennen und die Leute ermorden! Dabei schaut Ihr ganz ruhig zu und wärmt Euch Eure Hände am Brand. Mordioux! Ihr seid kein Mann.«

      »Geduld, mein Herr, Geduld!« sprach Monk lächelnd.

      »Geduld, Geduld! bis dieser brave Edelmann geröstet ist, nicht wahr?« rief d’Artagnan fortstürzend.

      »Bleibt, mein Herr,« sprach Monk gebieterisch.

      Und er schritt auf das Haus zu. Eben näherte sich demselben ein Officier und rief dem Belagerten zu:

      »Das Haus brennt, Du wirst in einer Stunde geröstet sein. Noch ist es Zeit, sage uns, was Du vom General Monk weißt, und Du sollst unversehrt bleiben. Antworte, oder beim heiligen Patrick! . . . «

      Der