können wir übermorgen den Contract unterschreiben?«
»Mit Gottes Hilfe wird Alles bereit sein.«
»Tausend Dank, gnädige Frau!«
»Sag mir aber,« fuhr die Marquise fort, sich auf den Sessel lehnend, und sich zu ihm hinneigend, »hat er dir keine Fragen gethan, wegen dem jungen Menschen, dessen Deportation er durch die Ordre des Ministers bewirkt hat?«
»Ganz und gar nicht. Diese Dienste gehören zu denen, die man ohne Erklärung verlangt und mit Vertrauen gewährt, und man ist unter Leuten die savoir vivre besitzen, im voraus, einverstanden, sie zu vergessen, sobald sie geleistet sind.«
»Also – weiß er nichts? . . .«
»Nein! wüßte er's aber auch?«
»Nun?«
»Nun, gnädige Frau, so hielt ich ihn für philosophisch genug, daß diese Entdeckung auf seinen Entschluß keinen Einfluß hätte.«
»Das dachte ich mir, er ist ruiniert,« antwortete die Marquise mit dem Ausdruck unbeschreiblicher Verachtung, als spräche sie mit sich selbst.
»Und wenn auch, gnädige Frau!« antwortete Manuel mit Unruhe, »so hoffe ich, ihr Entschluß würde derselbe bleiben.«
»Sind wir denn nicht reich genug, ihm wieder Vermögen zu verschaffen, wenn er uns zu einer Stellung verhilft?«
»So wäre es blos meine Schwester . . .«
»Zweifelst du, daß sie gehorcht, wenn ich gebiete?«
»Glauben sie denn, daß sie Lusignan vergessen hat?«
»Seit sechs Monaten hat sie wenigstens nicht gewagt, sich seiner vor mir zu erinnern!«
»Erwägen sie, meine Mutter!« fuhr Manuel fort, »daß diese Heirath das einzige Mittel ist, unserer Familie wieder aufzuhelfen; denn ich darf ihnen nichts verbergen; mein Vater, der seit fünfzehn Jahren krank und eben so lange vom Hofe entfernt ist, war von dem alten Könige vor seinem Tode, von dem jungen Könige als er auf den Thron kam, durchaus vergessen worden. Ihre tugendhafte Sorgfalt für den Marquis, hat ihnen nicht erlaubt, ihn einen Augenblick zu verlassen, seitdem er die Vernunft verloren hat; ihre Tugenden, gnädige Frau, sind solche, die nur Gott sieht und belohnen kann, aber die Welt übersieht, und während sie in diesem alten, im Grunde der Bretagne verlorenen Schlosse ihre heilige, trostreiche Bestimmung erfüllen, die ihre Strenge, eine Pflicht nennt, verschwanden die alten Freunde, starben oder vergaßen, so daß – es ist hart es sagen zu müssen, wenn man wie wir 600 Jahre des Ruhmes zählt! – als ich wieder am Hofe erschien, kaum mein Name, der Name des Geschlechts d'Auray, den Majestäten anders bekannt war, als eine historische Erinnerung!«
»Ja – ja, die Könige haben ein kurzes Gedächtniß, ich weiß es!« murmelte die Marquise; aber, als bereue sie diese Lästerung, fuhr sie fort: »ich hoffe, daß Gottes Segen sich über die Majestäten und über Frankreich verbreite!«
»Ei , wer sollte ihr Glück antasten?« versetzte Manuel mit jener vollkommnen Zuversicht auf die Zukunft, die zu dieser Zeit ein entscheidender Charakterzug der thörichten und sorglosen Jugend des Adels war. »Louis XVI. ist jung und gut; Marie Antoinette jung und schön: beide sind von einem braven loyalen Volke geliebt. Gott feige priesen, das Geschick hat sie so gestellt, daß sie kein Unfall erreichen kann!«
»Mein Sohn,« versetzte die Marquise, den Kopf schüttelnd, »glaube mir, Niemand ist so gestellt, daß ihm Irrthum und menschliche Schwäche nicht erreichen könnte. Kein Herz ist weder so seiner selbst Herr, als es glaubt, noch, so standhaft es auch immer sei, vor Leidenschaften geschützt; und kein Haupt, wär es auch ein gekröntes, kann dafür stehen, nicht grau zu werden über Nacht. Das Volk ist brav und loyal, sagst du?« – sie stand auf, ging langsam auf das Fenster zu und streckte mit feierlicher Geberde die Hand aus. »Siehst du dieses Meer? es ist ruhig und still, und doch kann es vielleicht morgen, diese Nacht, in einer Stunde vielleicht vom Hauche des Sturmes bewegt, das Hilfsgeschrei der Unglücklichen zu hören geben, die es verschlingt. So entfernt, als ich auch von der Welt lebe, haben doch sonderbare Gerüchte mein Ohr erreicht, als ob unsichtbare, prophetische Geister sie brächten! Ist nicht eine philosophische Sekte vorhanden, die einige berühmte Männer zu ihren Irrthümern fortgerissen hat? Spricht man nicht von einem ganzen Welttheile, der sich von dem Mutterlande los machte, dessen Kinder ihren Vater nicht mehr anerkennen? Giebt es nicht ein Volk, das sich den Titel Nation giebt? Habe ich nicht sagen hören, daß gemeine Leute über den Ocean gezogen sind, um den Empörern die Schwerter anzubieten, die ihre Vorfahren nur bei dem Aufrufe ihrer legitimen Monarchen gezogen hatten; und hat man mir nicht auch erzählt – oder ists ein Traum meiner Einsamkeit? daß der König Louis XVI. und Marie Antoinette selbst vergessen haben, daß die Monarchen ein Brudergeschlecht sind, diese bewaffneten Umtriebe autorisiert, und Gott weiß, welchen Piraten Freibriefe gegeben haben?« —
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