Александр Дюма

Diana de Lys


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Mutter, Florentin folgte mir.«

      »Wo warst Du?«

      »Im Walde.«

      »Zu welcher Stunde bist Du gestern Abend zurückgekehrt?«

      »Um elf Uhr.«

      Man konnte dieses Gespräch für ein Echo der Fragen halten, welche der Graf seinem Sohne vorgelegt hatte.

      Hierauf setzte man sich zum Frühstück, dann aber zog sich Jedes auf sein Zimmer zurück, und eben, als der Baron sich in das seinige begeben wollte, überreichte ihm der Hausverwalter einen Brief.

      Er war von Diana.

      Maximilian entsiegelte hastig den Brief und las ihn in Einem Zuge, wie ein von der Hitze erschlaffter Mensch ein Glas Wasser in Einem Zuge austrinkt.

      Der Inhalt des Briefes, welcher wohl einen Louis werth war, veranlaßte es denn auch, daß der Portier um zwanzig Franken reicher wieder herunter stieg.

      Als Maximilian das Billet der Marquise gelesen und wieder gelesen hatte. sagte er bei sich, indem er sich auf sein Bett setzte:

      »Offenbar nimmt sie eine Bestellung an. Aber sie will mich weder bei sich, noch bei mir, noch anderswo sehen; es ist nöthig, daß ich einen Ort ausfindig mache, wo sie nichts zu fürchten hat. In meinem Hotel geht es unmöglich, wegen der Spionerie der Bedienten; dort wäre es nothwendig, daß ich meinen Namen nenne, und mein Vater könnte es erfahren. Das Beste wäre, wenn einer meiner Freunde mir sein Zimmer liehe; aber alle meine Freunde sind neugierig und unbesonnen, die Einen immer mehr als die Andern.

      »Jetzt,« rief er plötzlich, »fällt mir etwas ein.«

      Er kleidete sich in Eile an, stieg herab, sprang in ein Cabriolet und sagte zum Kutscher.

      »Märtyrerstraße, Nr. 67.«

      Maximilian befand sich bald in der Straße Rivoli, und eine Viertelstunde nachher vor dem Hause, welches er bezeichnet hatte, er durchschritt einen kleinen Garten. nachdem er dem Portier den Namen der Person, welche er besuchen wollte, genannt hatte, und klingelte an der Thür eines Malerateliers.

      Er hörte Schritte, und ein junger Mensch von ungefähr 25 Jahren, mit einer Sammtweste und eleganten Pantalons bekleidet, öffnete ihm. Dieser junge Mensch war groß, hatte schwarze Augen und eben solches Haar, weiße Zähne, eine loyale, wohlwollende und distinguirte Miene.

      In der einen Hand hielt er eine Palette und einen Malerstock, in der andern eine Cigarre.

      »Du!« rief er, als er Maximilian sah.

      »Ich selbst.«

      »Was Teufel willst Du hier?« frug der Maler Aubry, indem er die Thür schloß und seinen Freund in das Atelier führte.

      »Ich will Dich um einen Dienst Ersuchen.«

      »Sprich, lieber Freund, und setze Dich, wenn Du einen Stuhl frei findest.

      Maximilian folgte seinem Freunde durch die enge Straße, welche die Gestelle und Gemälde aller Art und Größe in dem Atelier bildeten Dieser Saal war eine Welt; es wäre ein Tag nöthig, um die Specialitäten kennen zu lernen, welche mir nicht einmal anzuzeigen versuchen wollen. Man hätte, wenn man die Zeichnungen im Hintergrunde sah, die Coulissen eines großen Theaters zu sehen geglaubt. Schärpen und Kostüme waren auf Körben, Entwürfe von allen bekannten Künstlern an den Wänden, mitten unter den Wappen aller Länder aufgehangen. Halbkreisförmige Platten trugen Statuen und Gliedermänner.

      Namen und Adressen von Modellen waren mit Kreide auf das Ofenrohr geschrieben, sowie auf das Mauerwerk von grauer Farbe; ein Piano war geöffnet und überdeckt von Zeichnungen, Albums und Musikalien.

      Aubry setze sich wieder vor das Gemälde, an welchem er gearbeitet. als der Baron eintrat, und dessen erster Farbenschmelz der ein wenig durch die großen Vorhänge verhüllten Sonne freundlich entgegenschimmerte.

      »Höre ich Dich?« frug Maximilian, und setzte sich auf einen breiten Divan. dem Fenster gegenüber.

      »Keineswegs.«

      »Ist Niemand hier?« fuhr Maximilian fort, indem er den Hintergrund des Ateliers durchforschte.

      »Niemand.«

      »Damit handelt es sich.«

      »Nun, was wünschest Du?«

      Indem er dies sagte, setzte sich der Maler wieder an die Arbeit.

      »Stelle Dir vor, daß es eine Person giebt,« sagte Maximilian, »mit welcher ich sehr gern zusammen kommen möchte. Unglücklicherweise kann ich sie nicht bei sich sprechen oder sehen, und da ich dies auch nicht bei mir zu Hause kann, so bin ich in einer sehr schlimmen Lage.«

      »Diese Person ist eine Frau?«

      »Natürlich.«

      »Aber hat sie Dir erlaubt, sie irgendwo zu treffen?«

      »Freilich.«

      »Nun so mag sie doch zu Dir kommen.«

      »Nein, das ist wie gesagt auch nicht statthaft; mein Vater und meine Mutter sind mir zu sehr auf dem Nacken. Es ist mir ein Ort nöthig, wo weder der Eine noch der Andere der Interessenten bekannt ist.«

      »Miethe ein Zimmer in einem Hotel.«

      »Die Bedienten sind zu neugierig, und da diese Person der großen Welt angehört, ja der sehr vornehmen Welt, so will ich sie nicht compromittiren.«

      »Das ist recht, wie willst Du es aber denn machend?«

      »Ich habe an Dich gedacht.«

      »An mich?«

      »Ja.«

      »Dein Zimmer kann der Ort unseres Rendez-vous werden.«

      »Wird sie hierher kommen?«

      »Warum nicht?«

      »In das abscheuliche Atelier eines schlechten Malers?«

      »Warum nicht?«

      »Sie liebt Dich also wohl?« sagte Aubry lächelnd.

      »Warum nicht?«

      »Ich wiederhole es, mein Zimmer ist eine zu schlechte Liebeshütte.«

      »Lieber Freund,« sagte Maximilian, »Deine Hütte ist ein lieblicher Zufluchtsort, sehr abgelegen, sehr geheim, isoliert, kurz, eben so wie ich ihn brauche. Ich habe bei allen meinen Freunden gesucht und keinen gefunden, an den ich mich hätte wenden können, Dir allein habe ich den Vorzug gegeben.

      »Aber das ist nicht Alles.«

      »Was brauchst Du noch?«

      »Die größte Verschwiegenheit ist nöthig, für den Fall, daß Du mit der fraglichen Person zusammentriffst, oder sie in Gesellschaft wieder findest; es ist nöthig, daß Du Dir den Anschein giebst, als kenntest Du sie nicht.«

      »Sei ruhig. Aber erlaube mir eine Frage: Zu welcher Stunde will sie kommen?«

      »Abends, denke ich.«

      »Sehr schön. Auf diese Art werde ich den ganzen Tag arbeiten können; und da ich alle Tage von 6 Uhr bis Mitternacht ausgehe, so wird das Zimmer frei sein.«

      »Es kann nicht besser passen! Verzeihst Du mir?«

      »Was denn?«

      »Daß ich Dich, einen alten Schulkameraden, nur an den Tagen aufsuche, wo ich Dich nöthig habe.«

      Aubry reichte Maximilian die Hand.

      »Jetzt verstehen wir uns,« sagte dieser. »Nun will ich Dich mit zu mir nehmen und Dich mit der Sache völlig bekannt machen.«

      Die zwei jungen Leute verließen das Atelier lachend und gingen in ein Zimmer, dessen Thür sich dem Piano gegenüber befand.

      »Dies ist mein Schlafkabinet, daneben das Toilettenzimmer. Hieran stößt das Atelier, und das Vorzimmer kennst Du auch, das ist Alles. Hält sich Deine Schöne streng an Ordnung?«

      »Bei sich, ohne Zweifel; aber hier wird sie sich nur wenig daran halten, glaube ich.«

      »Siehst Du, ein