Александр Дюма

Die Dame von Monsoreau


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ist seltsam.«

      »Nein, das ist königlich.«

      »Ihr könnt also in den Louvre hinein?«

      »Gewiss: ich bin nicht die Frau von Saint-Luc.«

      »Ihr macht mich ganz verwirrt.«

      »Kommt immerhin.«

      »Wie soll Ich das verstehen? Ihr behauptet, Frau von Saint-Luc sei der Eintritt in den Louvre versagt, und wollt mich doch mitnehmen!«

      »Keineswegs, Madame, ich will nicht die Frau von Saint-Luc dahin führen … Eine Frau! pfui doch!«

      »Ihr spottet meiner … und seht doch meine Traurigkeit, das ist grausam von Euch.«

      «Ei! nein, liebe Dame, hört mich: Ihr seid zwanzig Jahre alt, groß, habt schwarze Augen, eine schön gerundete Gestalt, und gleicht meinem jüngsten Pagen … versteht Ihr … dem hübschen Knaben, dem der Goldstoff gestern Abend so gut stand.«

      »Ah! welche Torheiten, Herr von Bussy,« rief Jeanne errötend.

      »Hört: ich habe kein anderes Mittel, als das, welches ich Euch vorschlage, Ihr könnt es annehmen oder lassen. Sprecht, wollt Ihr Herrn von Saint-Luc sehen?«

      »Oh! ich gäbe Alles in der Welt, um ihn zu sehen.«

      »Wohl, ich verspreche, ihn Euch zu zeigen, ohne dass Ihr etwas zu geben braucht.«

      »Ja … aber …«

      »Ich habe Euch gesagt, auf welche Weise.«

      »Wohl, Herr von Bussy, ich werde tun, was Ihr wollt, nur benachrichtigt den jungen Menschen, dass ich eines von seinen Gewändern brauche und eine von meinen Frauen zu ihm schicken werde.«

      »Nein, ich werde bei mir eines von den ganz neuen Kleidern nehmen, die ich diesen Burschen für den ersten Ball der Königin Mutter bestimmt habe. Ich schicke Euch das, welches mir am passendsten für Euren Wuchs vorkommt, und Ihr trefft diesen Abend an einem bestimmten Orte mit mir zusammen, zum Beispiel in der Rue Saint-Honoré, bei der Rue des Prouvelles, und von da …«

      »Von da?«

      »Von da gehen wir mit einander in den Louvre.«

      Jeanne brach in ein Gelächter aus, reichte Bussy die Hand und sprach:

      »Verzeiht mir meinen Argwohn.«

      »Von ganzem Herzen. Ihr verschafft mir ein Abenteuer, worüber ganz Europa lachen wird, und dafür bin ich Euch abermals verbunden.«

      Hiernach verabschiedete er sich von der jungen Frau und kehrte nach Hause zurück, um Anstalten zur Maskerade zu treffen.

      Am Abend, zur bestimmten Stunde, kamen Bussy und Frau von Saint-Luc auf der Höhe der Barriere des Sergens zusammen. Hätte die junge Frau nicht das Gewand seines Pagen getragen, so würde sie Bussy nicht erkannt haben. Sie war bewunderungswürdig in dieser Verkleidung. Nachdem sie ein paar Worte ausgetauscht, wanderten Beide dem Louvre zu.

      Am Ende der Rue des Fossés-Saint-Germain-l'Auxerrois trafen sie große Gesellschaft. Diese Gesellschaft hielt die ganze Straße besetzt und versperrte ihnen den Weg.

      Jeanne hatte bange. Bussy erkannte an den Fackeln und Büchsen den Herzog von Anjou, der überdies an seinem Schecken, und an dem Mantel von weißem Sammet, den er gewöhnlich trug, zu erkennen war.

      »Ah!« sagte Bussy, sich gegen Jeanne umwendend, »Ihr wart verlegen, mein schöner Page, wie Ihr in den Louvre dringen könntet; wohl! seid nun unbesorgt, Ihr werdet im Triumphe einziehen.«

      »Monseigneur! Monseigneur!« rief Bussy mit voller Lunge dem Herzog von Anjou zu. Die Stimme durchschnitt den Raum und gelangte trotz des Stampfens der Pferde und des Geräusches der Menschen bis zum Prinzen.

      Der Prinz wandte sich um.

      »Du, Bussy!« rief er ganz entzückt, »ich glaubte Du wärst auf den Tod verwundet, und wollte mich eben in Deine Wohnung begeben.«

      »Meiner Treue, Monseigneur,« antwortete Bussy, ohne dem Prinzen nur für dieses Zeichen der Aufmerksamkeit zu danken, »meiner Treue, wenn ich nicht tot bin, so ist es der Fehler von Niemand außer mir. In der Tat, Monseigneur, Ihr treibt mich in schöne Hinterhalte und verlasst mich in freudigen Lagen. Gestern auf dem Balle von Saint-Luc war eine wahre Mördergrube, eine allgemeine Gurgelschneiderei. Ich war der einzige Angevin2 dort, und bei meiner Ehre, sie hätten mir beinahe alles Blut abgezapft, das ich im Leibe hatte.«

      »Beim Tode! Bussy, sie werden Dein Blut teuer bezahlen, und ich will ihnen die Tropfen vorrechnen lassen.«

      »Ja, Ihr sagt das, doch Ihr lächelt dem Ersten zu, dem Ihr begegnet,« versetzte Bussy mit seiner gewöhnlichen Freiheit. »Wenn Ihr ihnen beim Lächeln nur wenigstens die Zähne zeigen würdet, doch Eure Lippen sind hierfür zu sehr zusammengepresst.«

      »Wohl, so begleite mich in den Louvre, und Du wirst sehen,« sprach der Prinz.

      »Was werde ich sehen, Monseigneur?«

      »Du wirst sehen, wie ich mit meinem Bruder spreche.«

      »Hört, Monseigneur, ich gehe nicht in den Louvre, wenn es sich darum handelt, ein neues Anschnauzen in Empfang zu nehmen. Das ist gut für die Prinzen von Geblüt und für die Mignons.«

      »Sei unbesorgt, ich habe mir die Sache zu Herzen genommen.«

      »Versprecht Ihr mir eine schöne Genugtuung?«

      »Ich verspreche Dir, dass Du zufrieden sein sollst. Ich glaube, Du zögerst noch?«

      »Monseigneur, ich kenne Euch so gut.«

      »Komm, sage ich Dir. Man wird darüber reden.«

      »Eure Sache macht sich vortrefflich,« flüsterte Bussy der Gräfin in das Ohr. »Es wird zwischen diesen zwei Brüdern, die sich wahrlich anbeten, ein furchtbarer Zank entstehen, und mittlerweile findet Ihr Saint-Luc wieder.«

      »Nun!« fragte der Prinz, »entschließest Du Dich, muss ich Dir mein Ehrenwort verpfänden.«

      »Oh! nein,« sagte Bussy, »das würde mir Unglück bringen. Vorwärts, mag es kosten, was es will, ich folge Euch, und wenn man mich beleidigt, so werde ich mich zu rächen wissen.«

      Hiernach nahm Bussy seine Stelle neben dem Prinzen, während der neue Page, seinem Herrn so nahe als möglich folgend, unmittelbar hinter ihm ging.

      »Nein, nein,« sagte der Prinz, die Drohung von Bussy beantwortend, »das ist nicht Deine Sorge, mein braver Edelmann. Ich übernehme Deine Rache. Höre,« fügte er mit leiser Stimme bei, »ich kenne Deine Mörder.«

      »Bah!« versetzte Bussy, »Eure Hoheit, ist bemüht gewesen, sich darnach zu erkundigen?«

      »Ich habe sie gesehen.«

      »Wie dies?« fragte Bussy erstaunt.

      »Ja, ich hatte selbst an der Porte Saint-Antoine zu tun, sie begegneten mir und hätten mich beinahe statt Deiner getötet. Ah! ich vermutete nicht, dass die Schurken Dich erwarteten! sonst ….«

      »Nun, sonst?«

      »Hattest du diesen neuen Pagen bei Dir?« fragte der Prinz, ohne die Drohung zu vollenden.

      »Nein, Monseigneur,« antwortete Bussy, »ich war allein, und Ihr, Monseigneur?«

      »Ich war mit Aurilly; … und warum warst Du allein?«

      »Weil ich den Namen: der brave Bussy, den Sie mir gegeben, behalten will.«

      »Und sie verwundeten Dich?« fragte der Prinz mit der Raschheit, mit der er gewöhnlich die Streiche, die man nach ihm führte, durch eine Finte erwiderte.

      »Hört,« sagte Bussy, »ich will ihnen die Freude nicht machen; doch ich habe einen hübschen Degenstich in der Seite.«

      »Ah! die Bösewichte!« rief der Prinz, »Aurilly sagte mir doch, sie hätten schlimme Absichten.«

      »Wie,« versetzte Bussy, »Ihr habt den Hinterhalt gesehen? Wie, Ihr wart mit Aurilly, der mit dem Degen beinahe so gut als auf der Laute spielt? Wie, er sagte