verwundet und Quélus beinahe totgeschlagen.«
»Ah, wirklich! davon hat er mir nichts gesagt. Ich werde ihm mein Kompliment machen.«
»Und ich,« sprach der König, »ich werde Niemand mein Kompliment machen, sondern an diesem Raufer ein Beispiel geben.«
»Ich aber,« versetzte der Herzog, »ich, den Eure Freunde nicht nur in der Person von Bussy, sondern auch in der meinigen angreifen, werde erfahren, ob ich Euer Bruder bin, und ob in Frankreich, Eure Majestät ausgenommen, ein einziger Mensch lebt, der berechtigt ist, mir in das Gesicht zu schauen, ohne dass ihn, in Ermanglung der Achtung, die Furcht bewegt, seine Augen niederzuschlagen.«
Durch das Geschrei der zwei Brüder herbeigezogen, erschien in diesem Augenblick Bussy, äußerst zierlich in zartgrünen Atlass mit Rosaschleifen gekleidet.
»Sire,« sagte er, sich vor Heinrich III. verbeugend, »wollt gnädigst meine ehrfurchtsvolle Huldigung annehmen.«
»Bei Gott! hier ist er,« sprach Heinrich.
»Eure Majestät erweist mir, wie es scheint, die Ehre, sich mit mir zu beschäftigen?« fragte Bussy.
»Ja,« antwortete der König, »und es ist mir sehr lieb, dass ich Euch sehe, obgleich man mir gesagt hat, Euer Gesicht atme Gesundheit.«
»Euer Majestät, das abgezogene Blut erfrischt das Gesicht, und ich muss wirklich diesen Abend ein sehr frisches Gesicht haben.«
»Wohl, da man Euch geschlagen, da man Euch gequetscht hat, so beklagt Euch bei mir, Herr von Bussy, und ich werde Euch Gerechtigkeit widerfahren lassen.«
»Erlaubt Sire,« erwiderte Bussy, »man hat mich weder geschlagen, noch gequetscht, und ich beklage mich nicht.«
Heinrich war ganz erstaunt, schaute den Herzog von Anjou an und fragte:
»Nun, was sagtet Ihr denn?«
»Ich sagte, Bussy habe einen Degenstich in die Seite bekommen.«
»Ist das wahr, Bussy?« fragte der König.
»Da es der Bruder Eurer Majestät behauptet, so muss es wahr sein; ein erster Prinz von Geblüt würde nie lügen.«
»Und mit einem Degenstich in der Seite beklagt Ihr Euch nicht?«
»Ich würde mich nur beklagen, Sire, wenn man mir, um mich zu verhindern, selbst Rache zu nehmen, die rechte Hand abschnitte; auch hoffe ich,« fuhr der unverbesserliche Duellist fort, »auch hoffe ich mich noch mit der linken Hand rächen zu können.«
»Unverschämter!« murmelte Heinrich.
»Sire,« sagte der Herzog von Anjou, »Ihr habt von Gerechtigkeit gesprochen, wohl, so übt Gerechtigkeit, wir verlangen nichts Anderes. Befehlt eine Untersuchung, ernennt Richter, und man erfahre, von welcher Seite der Hinterhalt kam und wer zu dem Morde Vorbereitungen getroffen hatte.«
Heinrich errötete und sprach:
»Nein, ich will diesmal lieber nicht wissen, auf welcher Seite das Unrecht ist, und alle Welt in eine allgemeine Verzeihung einschließen. Es ist mir lieber, wenn diese wilden Feinde Frieden machen, und es ärgert mich, dass Schomberg und Épernon durch ihre Wunden zu Hause gehalten werden. Lasst hören, Herr von Anjou, wer war Eurer Ansicht nach der wütendste von meinen Freunden? Sprecht, es muss Euch leicht werden, da Ihr sie gesehen zu haben behauptet?«
»Sire,« antwortete der Herzog von Anjou, »es war Quélus.«
»Meiner Treue ja,« sprach Quélus, »ich verberge mich nicht, und Seine Hoheit hat gut gesehen.«
»So mögen Herr von Bussy und Herr von Quélus im Namen Aller Frieden machen.«
»Oh! oh!« rief Quélus, »was bedeutet das, Sire?«
»Das bedeutet, dass man sich hier in meiner Gegenwart und auf der Stelle umarmen soll.«
Quélus runzelte die Stirne.
»Wie, Signor,« sagte Bussy, sich gegen Quélus umwendend und die italienische Gebärde des Pantalon nachahmend »werdet Ihr mir nicht diese Gunst erweisen?«
Dieser Einfall war so unerwartet und Bussy hatte ihn mit so viel Lebendigkeit vorgebracht, dass der König selbst zu lachen anfing. Dann näherte er sich Quélus, rief: »Auf, Monsou, der König will es haben,« und warf ihm seine beiden Arme um den Hals.
»Ich hoffe, das verpflichtet Euch zu nichts,« sagte ganz leise Quélus zu Bussy.
»Seid unbesorgt,« antwortete Bussy in demselben Tone, »wir werden uns früher oder später wiederfinden.«
Quélus wich, ganz rot und die Haare in Unordnung, wütend zurück.
Heinrich runzelte die Stirne, und Bussy machte, stets Pantalon, eine Pirouette und verließ den Saal. Er hatte sich durch diese groteske Umarmung einen Todfeind zugezogen.
Fünftes Kapitel
Wie das Kleine Schlafengehen des Königs beschaffen war
Nach dieser als Trauerspiel begonnenen und als Lustspiel beendigten Szene, deren Lärmen wie ein Echo aus dem Louvre hinaus drang und sich in der Stadt verbreitete, kehrte der König ganz zornig, gefolgt von Chicot, welcher Abendbrot verlangte, in seine Gemächer zurück.
»Ich habe keinen Hunger,« sagte der König über die Schwelle seiner Türe tretend.
»Das ist möglich,« erwiderte Chicot, »doch ich bin wütend und möchte gern beißen.«
Der König stellte sich, als hätte er nicht gehört. Er häkelte seinen Mantel los, legte ihn auf sein Bett, nahm sein mit langen, schwarzen Nadeln auf dem Kopfe befestigtes Barett ab, warf es auf einen Stuhl, schritt nach dem Gange zu, der in das Zimmer von Saint-Luc führte, das von dem seinigen nur durch eine einfache Wand getrennt war, und sagte zu Chicot:
»Erwarte mich hier, Narr, ich komme zurück.«
»Oh! beeile Dich nicht, mein Sohn,« erwiderte Chicot, »beeile Dich nicht,« fuhr er, auf den sich entfernenden Tritt von Heinrich horchend, fort, »ich wünsche sogar, dass Du mir Zeit lässt, Dir eine kleine Überraschung zu bereiten.«
Als das Geräusch der Tritte völlig erloschen war, öffnete er die Türe des Vorzimmers und rief: »Hollah!« Ein Diener lief herbei.
»Der König hat seine Ansicht geändert,« sagte er, »er will ein hübsches Abendbrot, ein feines Abendbrot für sich und Saint-Luc. Besonders hat er den Wein empfohlen; geht Lackei.«
Der Bediente drehte sich auf den Fersen um und eilte weg, um die Befehle von Chicot zu vollziehen, denn er zweifelte nicht, es wären die des Königs.
Heinrich war, wie gesagt, in das Zimmer von Saint-Luc gegangen, der sich, von dem Besuche Seiner Majestät in Kenntnis gesetzt, niedergelegt hatte, und sich Gebete von einem alten Diener vorlesen ließ, welcher ihm nach dem Louvre gefolgt und mit ihm zum Gefangenen gemacht worden war. In einem vergoldeten Fauteuil in einer Ecke saß, den Kopf zwischen seinen zwei Händen, in tiefen Schlaf versunken der Page, den Bussy gebracht hatte.
Der König umfasste Alles mit einem Blicke.
»Wer ist dieser junge Mensch?« fragte er unruhig Saint-Luc.
»Als mich Eure Majestät hier zurückhielt, bevollmächtigten sie mich, einen Pagen kommen zu lassen.«
»Allerdings,« sagte Heinrich III.
»Nun, ich habe diese Erlaubnis benützt, Sire.«
»Ah! ah!«
»Bereut Seine Majestät, mir diese Zerstreuung bewilligt zu haben?« fragte Saint-Luc.
»Nein, mein Sohn, nein, zerstreue Dich im Gegenteil. Lass hören, wie geht es Dir?«
»Sire, ich habe ein heftiges Fieber.«
»In der Tat, Dein Gesicht ist purpurrot, mein Sohn. Lass mich Deinen Puls fühlen, Du weißt, ich bin ein wenig Arzt.«
Saint-Luc reichte ihm die Hand mit einer sichtbaren Bewegung übler Laune.
»Oh weh!« rief der König, »sehr ungleich, sehr bewegt!«
»Oh!