Александр Дюма

Die Dame von Monsoreau


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Chicot!« rief Heinrich, »Eure Haut ist zu trocken und würde eine zu große Quantität Creme einschlucken, es ist kaum genug für mich vorhanden; und Euer Haar ist so hart und rau, dass es meine Kämme zerbrechen würde.«

      »Meine Haut ist dadurch ausgetrocknet, dass ich für Dich das Feld behauptet habe, undankbarer Fürst! Und wenn mein Haar hart und rauh ist, so kommt es davon her, dass der Ärger, den Du mir bereitest, dasselbe beständig gesträubt hält. Doch wenn Du mir die Creme für meine Wangen, das heißt, für mein Äußeres verweigerst, so ist es gut, mein Sohn, mehr sage ich Dir nicht.«

      Heinrich zuckte die Achseln wie ein Mensch, der wenig geneigt ist, sich mit den Späßen seines Narren zu belustigen.

      »Laßt mich,« sagte er, »Ihr sprecht abgeschmacktes Zeug.«

      Dann wandte er sich an Saint-Luc und fragte diesen:

      »Nun, mein Sohn, das Kopfweh?«

      Saint-Luc fuhr mit der Hand nach der Stirne und stieß einen Seufzer aus.

      »Stelle Dir vor,« fuhr Heinrich fort, »ich habe Bussy d'Amboise gesehen. Aie! … Herr, Ihr brennt mich,« sagte er zu dem Friseur.

      Der Friseur kniete nieder. »Ihr habt Bussy d'Amboise gesehen, Sir?« versetzte Saint-Luc ganz bebend.

      »Ja,« antwortete der König, »begreifst Du diese Dummköpfe, die ihn zu fünf angriffen und dennoch fehlten? Ich werde sie rädern lassen. Wenn Du da gewesen wärst, sag' einmal, Saint-Luc.«

      »Sire,« antwortete Saint-Luc, »ich wäre wahrscheinlich nicht glücklicher gewesen, als meine Gefährten.«

      »Was sagst Du da? Ich wette zehntausend Thaler, Du touchierst Bussy zehnmal, gegen sechsmal. Bei Gott! wir müssen das morgen sehen. Stößt Du immer noch, mein Junge?«

      »Ja, Sire.«

      »Ich frage Dich, ob Du Dich oft übst?«

      »Beinahe jeden Tag, wenn ich mich wohl befinde. Doch wenn ich krank bin, tauge ich durchaus zu gar nichts, Sire.«

      »Wie oft hast Du mich touchiert?«

      »Ich denke, wir spielten ungefähr ein gleiches Spiel, Sire.«

      »Ja, aber ich stoße besser, als Bussy. Bei Gottes Tod! mein Herr, Ihr reißt mir den Schnurrbart aus,« sagte Heinrich zu seinem Barbier.

      Der Barbier kniete nieder.

      »Sire,« sprach Saint-Luc, »sagt mir ein Mittel für das Magenweh.«

      »Du musst essen,« erwiderte der König.

      »Oh! Sire, ich glaube, Ihr täuscht Euch.«

      »Nein, ich versichere Dich.«

      »Du hast Recht, Valois,« rief Chicot, »und da ich sehr starkes Magenweh habe, so befolge ich Deine Verordnungen.«

      Und man hörte ein seltsames Geräusch, ähnlich dem, welches aus der vervielfachten und raschen Bewegung der Kinnbacken eines Affen entsteht.

      Der König wandte sich um und sah Chicot, der, nachdem er für sich allein das doppelte Abendbrot verschlungen, das er im Namen des Königs hatte bringen lassen, geräuschvoll, während er den Inhalt einer Tasse von japanischem Porzellan verkostete, seine Kinnbacken spielen ließ.

      »Was Teufels macht Ihr denn da, Herr Chicot?« fragte Heinrich.

      »Ich nehme meine Creme innerlich, da sie mir äußerlich verboten ist,« antwortete Chicot.

      »Ah! Verräter,« rief der König, indem er eine so unglückliche halbe Wendung mit dem Kopfe machte, dass der teigige Finger des Kammerdieners den Mund des Königs mit Creme füllte.

      »Iß, mein Sohn,« sprach Chicot mit ernstem Tone. »Ich bin nicht so tyrannisch wie Du; innerlich oder äußerlich, ich erlaube Dir Beides.«

      »Mein Herr, Ihr erstickt mich,« sagte Heinrich zu dem Kammerdiener.

      Der Kammerdiener kniete nieder, wie dies der Friseur und der Barbier getan hatten.

      »Man hole mir meinen Kapitän der Garden,« rief Heinrich, »man hole mir ihn auf der Stelle.

      »Und warum Deinen Kapitän der Garden?« fragte Chicot, während er seinen Finger in das Innere der Porzellantasse steckte und dann durch seine Lippen schlüpfen ließ.

      »Damit er seinen Degen durch den Körper von Chicot stößt und, so mager er auch sein mag, einen Braten für meine Hunde daraus macht.«

      Chicot erhob sich, setzte seine Mütze schief auf und rief:

      »Bei Gottes Tod! Chicot Deinen Hunden, den Edelmann Deinen Vierfüßigen! Er mag kommen, Dein Kapitän der Garden, und wir werden sehen.«

      Und er zog seinen langen Degen und focht damit so lustig gegen den Friseur, den Barbier und den Kammerdiener, dass sich der König des Lachens nicht enthalten konnte.

      »Aber ich habe Hunger,« sagte der König mit kläglicher Stimme, »und der Schelm hat das ganze Abendbrot allein verzehrt.«

      »Du bist ein launenhafter Mensch, Heinrich,« versetzte Chicot, »ich machte Dir den Vorschlag, Du möchtest Dich zu Tische setzen, und Du weigertest Dich. In jedem Fall bleibt Dir Deine Fleischbrühe. Ich habe keinen Hunger mehr und will mich niederlegen.«

      Während dieser Zeit hatte der alte Gaspard seinem Herrn den Schlüssel gebracht.

      »Ich auch,« sprach Saint-Luc, »denn ich würde mich gegen die Achtung vor meinem König verfehlen, wenn ich länger bliebe und in seiner Gegenwart in Nervenanfällen niederstürzte. Es schauert mich.«

      »Halt, Saint-Luc,« sagte der König, dem jungen Mann eine Hand voll kleiner Hunde reichend, »trage sie fort, trage sie fort.«

      »Wozu?« fragte Saint-Luc.

      »Um sie bei Dir schlafen zu lassen; sie werden Dein Übel annehmen, und Du hast es nicht mehr.«

      »Ich danke, Sire,« erwiderte Saint-Luc, die Hunde In ihr Körbchen legend, »ich habe kein Vertrauen zu Eurem Rezept.«

      »Ich werde Dich heute Nacht besuchen.«

      «Oh! kommt nicht, Sire, ich bitte Euch, Ihr würdet mich plötzlich erwecken, und man sagt, das mache epileptisch.«

      Hiernach verbeugte sich Saint-Luc vor dem König und verließ das Zimmer, verfolgt von den Zeichen der Freundschaft, die Heinrich an ihn verschwendete, so lange er ihn sehen konnte.

      Chicot war bereits weggegangen.

      Die paar Personen, welche dem Schlafengehen beigewohnt hatten, entfernten sich ebenfalls.

      Es blieben bei dem König nur noch die Diener, die ihm das Gesicht mit einer mit wohlriechendem Fett bestrichenen Maske von feiner Leinwand bedeckten. In dieser Maske waren Löcher für die Nase, für die Augen und für den Mund angebracht. Eine Mütze von Seide und Silberstoff hielt sie auf der Stirne und an den Ohren fest.

      Dann steckte man den Arm des Königs in eine Nachtjacke, welche sehr weich mit feiner Seide und Watte aus gefüttert war; hierauf reichte man ihm Handschuhe von so geschmeidigem Leder, dass man hätte glauben sollen, sie wären von Trikot; diese Handschuhe gingen bis an den Ellenbogen und waren innen mit einem wohlriechenden Öle bestrichen, das ihnen die Elastizität verlieh, deren Ursache man vergebens außen suchte.

      Als diese Mysterien der Toilette vollendet, waren, ließ man Heinrich seine Fleischbrühe aus einer goldenen Tasse trinken; doch ehe er sie an die Lippen setzte, goß er die Hälfte in eine andere, der seinigen ganz ähnliche, Tasse und befahl, diese Hälfte Saint-Luc zu schicken und ihm eine gute Nacht zu wünschen.

      Nun war die Reihe an Gott, der an diesem Abend, ohne Zweifel wegen der großen Geschäfte, ziemlich gleichgültig behandelt wurde. Heinrich verrichtete ein einziges Gebet, ohne nur seinen Rosenkranz zu berühren; dann ließ er sein mit Koriander, Benzoe und Zimmet gewärmtes Bett öffnen.

      Als er sich auf seinen zahlreichen Kopfkissen bequem gelagert hatte, befahl Heinrich die ausgestreuten Blumen wegzunehmen, welche die Luft des Zimmers zu verdichten anfingen. Man öffnete die Fenster einige Sekunden, um diese zu