Александр Дюма

Die Dame von Monsoreau


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ich, so schreie ich, so zertrümmere ich die Türe, so zerbreche ich das Fenster. Ah! ah! Ah!«

      »Chicot,« erwiderte der König. »Chicot, mein Freund, Du missbrauchst meine Traurigkeit.«

      »Ah! ich begreife, Du hast Furcht, allein zu sein. So sind die Tyrannen. Lass Dir zwölf Zimmer machen wie Dionys, oder zwölf Paläste wie Tiber. Mittlerweile nimm meinen langen Degen und erlaube mir, die Scheide in mein Zimmer zu tragen.«

      Bei dem Worte Furcht schoss ein Blitz aus den Augen von Heinrich; dann erhob er sich mit einem seltsamen Schauer und durchlief das Zimmer.

      Es herrschte eine solche Aufregung in dem ganzen Körper von Heinrich, es verbreitete sich eine solche Blässe über sein Gesicht, dass Chicot zu glauben anfing, der König wäre wirklich krank, und, nachdem er ihn mehrere Male im Zimmer hatte auf und abgehen sehen, zu ihm sagte:

      »Sprich, mein Sohn, was hast Du? Erzähle Deine Schmerzen Deinem Freunde Chicot.«

      Der König blieb vor dem Narren stehen und erwiderte ihn anschauend:

      »Ja, Du bist mein Freund, mein einziger Freund.«

      »Die Abtei von Balencey ist erledigt,« versetzte Chicot.

      »Höre Chicot, nicht wahr, Du bist verschwiegen?«

      »Ebenso die von Pithiviers, wo man so gute Lerchenpasteten isst.«

      »Du bist ein Mensch von Herz, trotz Deiner Narrheiten,« fuhr der König fort.

      »Dann gib mir keine Abtei, sondern ein Regiment.«

      »Und Du bist sogar ein Mann von gutem Rate.«

      »Dann gib mir kein Regiment, sondern mache mich zum Rat. Ah! nein, wenn ich bedenke … ich will lieber ein Regiment oder eine Abtei. Ich will nicht Rat werden, denn ich wäre genötigt, stets der Ansicht des Königs zu sein.«

      »Schweigt, schweigt, Chicot, die schreckliche Stunde naht.«

      »Ah! es fasst Dich wieder.«

      »Ihr werdet sehen, Ihr werdet hören.«

      »Was sehen? wen hören?«

      »Wartet, und das Ereignis selbst wird Euch die Dinge lehren, die Ihr wissen wollt, wartet.«

      »Nein, nein, ich warte nicht; doch welcher wütende Hund hat Deinen Vater und Deine Mutter in der Nacht gebissen, wo sie den unseligen Gedanken hatten, Dich zu zeugen?«

      »Chicot, Du bist mutig?«

      »Ich rühme mich dessen, aber, den Teufel! ich stelle meinen Mut nicht so auf die Probe! Wenn der König von Frankreich und Polen in der Nacht dergestalt im Louvre schreit, dass Skandal dadurch entsteht, so bin ich ein gebrechliches Wesen und muss notwendig Deine Wohnung entehren. Gute Nacht, Heinrich. Rufe Deine Kapitäne der Garden, Deine Schweizer, Deine Türhüter und lass mich hinaus ins Freie. Pfui, über die unsichtbare Gefahr, pfui, über die Gefahr, die ich nicht kenne!«

      »Ich befehle Dir, zu bleiben,« sprach der König mit gebieterischem Tone.

      »Ein lustiger Herr, der der Furcht befehlen will. Ich habe Furcht. Ich habe Furcht, sage ich Dir, Hilfe! Feuer!«

      Und bei diesem Rufe stieg Chicot, ohne Zweifel um die Gefahr zu beherrschen, auf den Tisch.

      »Nun wohl, Bursche,« sagte der König, »da es sein muss, um Dich zum Schweigen zu bringen, so will ich Dir Alles erzählen.«

      »Ah! ah!« versetzte Chicot, während er vorsichtig vom Tisch herabstieg und seinen ungeheuren Degen zog. »Weiß ich einmal, wie die Sache sich verhält, so ist es gut; wir wollen darauf losgehen. Erzähle, erzähle, mein Sohn. Es scheint, es ist irgend ein Krokodil! der Teufel, die Klinge ist gut, denn ich bediene mich derselben, um jede Woche meine Hörner damit zu beschneiden, und meine Hörner sind hart. Du sagtest also, Heinrich, es sei ein Krokodil.«

      Hiernach setzte sich Chicot bequem in einen großen Lehnstuhl und steckte seinen bloßen Degen zwischen seine Schenkel, wie die Schlangen, ein Symbol des Friedens, den Stab des Mercurs umschlingen.

      «In der vergangenen Nacht,« sagte Heinrich, »schlief ich…«

      »Ich auch.«

      »Plötzlich strömt ein Hauch über mein Gesicht hin.«

      »Das Tier hatte Hunger und leckte Dein Fett ab.«

      »Ich wache halb auf und fühle, wie mein Bart sich vor Schrecken unter der Maske sträubt.«

      »Ah! Du bereitest mir einen köstlichen Schauer,« sprach Chicot, sich in seinem Fauteuil zusammenwickelnd und sein Kinn auf seinen Degenknopf stützend.

      »Da geschah es,« sagte der König mit einem so schwachen Tone und so zitternd, dass der Klang seiner Worte kaum bis zu dem Ohre von Chicot gelangte, »da geschah es, dass eine Stimme im Zimmer mit so schmerzhaftem Ausdrucke erscholl, dass mein ganzes Gehirn dadurch erschüttert wurde.«

      »Ja, die Stimme des Krokodils. Ich habe in dem Werke des Reisenden Marco Polo gelesen, das Krokodil habe eine furchtbare Stimme, mit der es das Geschrei der Kinder nachahme; doch beruhige Dich, mein Sohn, wenn es kommt, so töten wir es.«

      »Höre mich wohl.«

      »Bei Gott! ich höre,« sagte Chicot, sich wie durch eine Feder abspannend, »ich bin so unbeweglich wie ein Baumstamm und so stumm wie ein Karpfe.«

      Heinrich fuhr mit einem immer düstereren, immer traurigeren, immer kläglicheren Tone fort:

      ›Elender Sünder,‹ sprach die Stimme …

      »Bah!« unterbrach ihn Chicot, »die Stimme sprach; es war folglich kein Krokodil?«

      ›Elender Sünder,‹ sprach die Stimme, ›ich bin die Stimme Deines Herrn und Gottes.‹

      Chicot machte einen Sprung und kauerte sich wieder rasch in seinem Stuhle zusammen.

      »Die Stimme Gottes?« sagte er.

      »Ah! Chicot,« rief Heinrich, »es ist eine furchtbare Stimme.«

      »Ist es eine schöne Stimme und gleicht sie, wie die Schrift sagt, dem Klang der Trompete?«

      ›Hörst Du mich?‹ fuhr die Stimme fort, ›hörst Du mich, verhärteter Sünder, bist Du entschlossen, in Deinen Missetaten und in Deiner Schlechtigkeit zu verharren?‹

      »Ah! wahrhaftig, wirklich?« rief Chicot, »die Stimme Gottes gleicht ungemein der Deines Volkes, wie mir scheint.«

      »Dann folgten tausend andere Vorwürfe, welche, ich beteure es Dir, sehr grausam für mich waren.«

      »Fahre ein wenig fort, mein Sohn,« sprach Chicot, »erzähle mir ein wenig, was die Stimme sagte, damit ich weiß, ob Gott gut unterrichtet war.«

      »Ruchloser!« rief der König, »wenn Du daran zweifelst, so lasse ich Dich bestrafen.«

      »Ich zweifle nicht daran; ich wundere mich nur, dass Gott bis heute gewartet hat, um Dir diese Vorwürfe zu machen. Er ist seid der Sündfluth sehr geduldig geworden. Du hast also eine furchtbare Angst gehabt, mein Sohn?«

      »Oh! ja.«

      »Es war Grund vorhanden.«

      »Der Schweiß lief an meinen Schläfen herab und das Mark erstarrte in meinen Knochen.«

      »Wie im Jeremias, das ist ganz natürlich; bei meinem adeligen Ehrenwort, ich weiß nicht, was ich an Deiner Stelle getan hätte; und dann hast Du gerufen?«

      »Ja.«

      »Und man ist gekommen?«

      »Ja.«

      »Und man hat genau gesucht?«

      »Überall.«

      »Und keinen guten Gott gefunden?«

      »Alles war verschwunden.«

      »Bei König Heinrich anzufangen. Das ist furchtbar.«

      »So furchtbar, dass ich meinen Beichtvater berief.«

      »Ah! Gut! und er lief herbei?«

      »Auf der Stelle.«

      »Lass