Grund Deines Herzens ernstlich berührt wurde?«
»Gut gesagt,« rief Chicot, »oh, gut getroffen!«
Die Hände des Königs schlugen an einander, während er sie falten wollte; Chicot näherte sich ihm.
»Nun!« murmelte Heinrich, »glaubst Du jetzt, Unglücklicher?«
»Warte,« flüsterte Chicot.
»Was willst Du?«
»Stille doch! Höre: schlüpfe ganz sachte aus Deinem Bett und lass mich an Deine Stelle.«
»Warum dies?«
»Damit der Zorn des Herrn zuerst auf mich fällt.«
»Denkst Du, er werde mich verschonen?«
»Versuchen wir es immerhin.«
Und mit einer liebevollen Zudringlichkeit stieß er den König ganz sachte aus dem Bett und legte sich an seine Stelle. Dann sagte er leise:
»Nun setze Dich auf meinen Stuhl und lass mich machen.«
Der König gehorchte; er fing an zu erraten.
»Du antwortest nicht,« sprach die Stimme, »ein Beweis, dass Du in der Sünde verhärtet bist.«
»Oh! Gnade, Gnade, Herr,« sagte Chicot, näselnd wie der König.
Dann sich gegen Heinrich ausstreckend:
»Das ist komisch, begreifst Du, mein Sohn, der gute Gott erkennt Chicot nicht.«
«Potz tausend!« flüsterte der König, »was soll das bedeuten?«
»Warte, warte, Du wirst noch ganz andere Dinge sehen.«
»Unglücklicher!« sprach die Stimme.
»Ja, Herr, ja,« antwortete Chicot, »ja, ich bin ein verhärteter Sünder, ein furchtbarer Sünder.«
»So erkenne Deine Verbrechen und bereue sie.«
«Ich erkenne,« sagte Chicot, »ich erkenne, dass ich ein großer Verräter gegen meinen Vetter Condé gewesen bin, dessen Frau ich verführt habe, und bereue es.«
»Aber was sagst Du denn da?« murmelte der König, »willst Du wohl schweigen! Es ist schon lange nicht mehr hiervon die Rede.«
»Ah! wirklich,« versetzte Chicot, »gehen wir zu etwas Anderem über.«
»Sprich,« sagte die Stimme.
»Ich erkenne,« fuhr der falsche Heinrich fort, »ich erkenne, dass ich ein großer Dieb gegen die Polen gewesen bin, die mich zum König gewählt hatten; ich verließ sie in einer schönen Nacht und nahm alle Diamanten der Krone mit, und das bereue ich.«
»Ah! verfluchter Kerl!« sagte Heinrich, »woran erinnerst Du da? das ist vergessen.«
»Ich muss ihn zu täuschen fortfahren,« versetzte Chicot. »Lass mich machen.«
»Sprich,« sagte die Stimme.
»Ich erkenne,« fuhr Chicot fort, »dass ich den Thron meinem Bruder Alençon geraubt habe, dem er von Rechts wegen zukam, denn ich leistete förmlich darauf Verzicht, als ich den Thron von Polen annahm, und das bereue ich.«
»Schelm!« flüsterte der König.
»Das ist es immer noch nicht,« sprach die Stimme.
»Ich erkenne, dass ich im Einverständnis mit meiner guten Mutter Catharina von Medicis meinen Schwager, den König von Navarra, nachdem ich alle seine Freunde, und meine Schwester, die Königin Margarethe, nachdem ich alle ihre Liebhaber umgebracht, aus Frankreich vertrieben habe, worüber ich eine aufrichtige Reue fühle.«
»Ah! Schuft, der Du bist,« murmelte der König, die Zähne vor Zorn zusammenpressend.
»Sire, beleidigen wir Gott nicht dadurch, dass wir ihm zu verbergen suchen, was er so gut weiß, als wir.«
»Es handelt sich nicht um Politik,« fuhr die Stimme fort.
»Ah! sind wir so weit,« sprach Chicot mit einem kläglichen Tone. »Es handelt sich um meine Sitten, nicht wahr?«
»Ganz richtig,« sagte die Stimme.
»Mein Gott, es ist wahr,« antwortete Chicot, immer im Namen des Königs sprechend. »Ich bin sehr weibisch, sehr träg, sehr weichlich und sehr heuchlerisch.«
»Ganz richtig,« wiederholte die Stimme mit ihrem hohlen Tone.
»Ich habe die Frauen misshandelt, besonders die meinige, eine so würdige Frau.«
»Man muss seine Frau lieben, wie sich selbst, und sie allen Dingen vorziehen,« sprach die wütende Stimme.
»Ah!« rief Chicot mit verzweiflungsvollem Tone, »dann habe ich viel gesündigt.«
»Und Du hast die Andern zur Sünde verleitet, indem Du ihnen das Beispiel gabst.«
»Das ist wahr, das ist abermals wahr.«
»Du hast den armen Saint-Luc beinahe in Verdammnis gebracht.«
»Bah!« erwiderte Chicot, »mein Gott, weißt Du gewiss, dass ich ihn nicht völlig in Verdammnis gebracht habe?«
»Nein, aber es könnte ihm wohl begegnen und Dir auch, wenn Du ihn nicht spätestens morgen früh zu seiner Familie zurückschickst.«
»Ah! Ah!« sagte Chicot zu dem König, »die Stimme scheint mir mit der Familie Cossé befreundet.«
»Und wenn Du ihn nicht zum Herzog und seine Frau zur Herzogin machst,« fuhr die Stimme fort, »um ihn für die Tage seiner vorzeitigen Witwerschaft zu entschädigen.«
»Und wenn ich nicht gehorche?« entgegnete Chicot, indem er in seine Stimme eine Ahnung von Widerstand einfließen ließ.
»Wenn Du nicht gehorchst,« antwortete die Stimme, sich auf eine furchtbare Weise verstärkend, »wenn Du nicht gehorchst, so wirst Du die ganze Ewigkeit hindurch in dem großen Kessel braten, in welchem Dich Sardanapal, Nebukadnezar und der Marschall Retz erwarten.«
Heinrich III. stieß einen Seufzer aus. Die Furcht fasste ihn bei dieser Drohung noch grausamer als zuvor.
»Pest!« flüsterte Chicot, »bemerkst Du, Heinrich, wie der Himmel sich für Saint-Luc interessiert? Man sollte beim Teufel glauben, er habe den guten Gott in seinem Ärmel.«
Aber Heinrich hörte die Scherze von Chicot nicht, oder wenn er sie hörte, so vermochten sie ihn nicht zu beruhigen.
»Ich bin verloren,« sagte er ganz bestürzt, »ich bin verloren! und diese Stimme von oben bringt mich um.«
»Stimme von oben!« entgegnete Chicot, »ah! diesmal täuschest Du Dich; höchstens Stimme von der Seite.«
»Wie! Stimme von der Seite?« fragte Heinrich.
»Ja wohl, hörst Du denn nicht, mein Sohn, dass die Stimme von jener Wand kommt? Heinrich, der gute Gott wohnt im Louvre. Wahrscheinlich reist er wie Kaiser Karl V. durch Frankreich, um in die Hölle hinabzusteigen.«
»Atheist! Gotteslästerer!«
»Das ist ehrenvoll für Dich, Heinrich, und ich mache Dir mein Kompliment. Doch ich muss gestehen, ich finde Dich sehr kalt gegen die Ehre, die Du empfängst. Wie! der gute Gott ist im Louvre und nur durch einen Verschlag von Dir getrennt, und Du stattest ihm nicht einen Besuch ab? Auf, Valois, daran erkenne ich Dich nicht, Du bist nicht höflich.«
In diesem Augenblick entzündete sich ein in einer Ecke des Kamins verlorener Ast und beleuchtete, einen Schimmer in das Gemach werfend, das Gesicht von Chicot.
Dieses Gesicht hatte einen solchen Ausdruck von Heiterkeit und Spott, dass der König darüber erstaunte.
»Wie!« sagte er, »Du hast das Herz, zu spotten, Du wagst es …«
»Ja wohl, wage ich es,« antwortete Chicot, »und Du wirst es sogleich selbst wagen, oder der Teufel soll mich holen! Doch sei vernünftig, mein Sohn, und thue, was ich Dir sage.«
»Ich soll sehen …«
»Ob der gute Gott wirklich in dem Zimmer neben an ist.«
»Doch