pflegen lassen.«
»Ich danke, Sire.«
»Ich werde selbst bei Dir wachen.«
»Sire, ich dulde es nicht.«
»Ich lasse mir ein Bett in Deinem Zimmer aufschlagen. Wir plaudern die ganze Nacht. Ich habe Dir tausend Dinge zu sagen.«
»Ah!« rief Saint-Luc in Verzweiflung, »Ihr nennt Euch Arzt, Ihr nennt Euch meinen Freund, und wollt mich zu schlafen verhindern? Bei Gott! Doktor, Ihr habt eine komische Manier, Eure Kranken zu behandeln! Bei Gott! Sire, Ihr habt eine eigentümliche Art, Eure Freunde zu lieben.«
»Ei! Du willst allein bleiben, während Du so krank bist?«
»Sire, ich habe meinen Pagen Jean.«
»Aber er schläft.«
»So liebe ich die Leute, die mich bewachen; sie hindern mich wenigstens nicht, selbst zu schlafen.«
»Lass mich bei Dir wachen. Ich werde nur mit Dir sprechen, wenn Du aufwachst.«
»Sire, ich habe ein sehr verdrießliches Erwachen, man muss ganz an mich gewöhnt sein, wenn man mir alle die Ungezogenheiten vergeben soll, die ich sage, ehe ich völlig wach bin.«
»Wohl, es sei, doch wohne wenigstens meinem Schlafengehen bei.«
»Wird es mir dann frei stehen, in mein Bett zurückzukehren?«
»Ganz und gar.«
»Gut, doch ich werde einen traurigen Höfling abgeben, dafür stehe ich Euch, denn ich falle vor Schlaf beinahe um.«
»Du magst nach Belieben gähnen.«
»Welche Tyrannei, da Ihr doch Eure anderen Freunde habt!«
»Ah! ja, sie sind in einem schönen Zustande, Bussy hat sie mir gut zugerichtet. Schomberg ist der Schenkel gespalten; Épernon ist das Faustgelenke aufgeschlitzt, wie ein spanischer Ärmel; Quélus ist noch ganz betäubt von dem Schlage von gestern und von der Umarmung von heute. Es bleiben d'O, der mich zum Sterben langweilt und Maugiron, der mir schmollt. Vorwärts! wecke diesen großen Lümmel von einem Pagen, und lass Dir einen Schlafrock anziehen.«
»Sire, Eure Majestät wolle mich allein lassen.«
»Warum dies?«
»Die Ehrfurcht …«
»Geh' doch!«
»Sire, in fünf Minuten bin ich bei Eurer Majestät.«
»In fünf Minuten, gut! doch, hörst Du, nicht mehr als fünf Minuten, und während dieser fünf Minuten finde mir gute Geschichten, Saint-Luc, dass wir ein wenig lachen können.«
Und hiernach ging der König, der die Hälfte von dem, was er wollte, erlangt hatte, halb zufrieden hinaus.
Die Türe hatte sich nicht sobald wieder hinter ihm geschlossen, als der Page rasch erwachte und mit einem Sprung an dem Türvorhang war.
»Ah! Saint-Luc,« sagte er, als sich das Geräusch der Tritte verloren hatte, »Ihr verlasst mich abermals. Mein Gott, welche Pein! ich sterbe vor Angst hier. Wenn man es entdecken würde …«
»Meine liebe Jeanne,« erwiderte Saint-Luc, »Gaspard (er deutete auf den alten Diener), Gaspard wird Euch vor jeder Indiskretion beschützen.«
»Dann ist es eben so gut, wenn ich weggehe,« entgegnete die junge Frau errötend.
»Wenn Ihr es durchaus verlangt, Jeanne,« sprach Saint-Luc mit traurigem Tone, »wenn Ihr es durchaus verlangt, so werde ich Euch nach dem Hotel Montmorency zurückführen lassen, denn das Verbot betrifft nur mich. Doch wenn Ihr eben so gut, als schön wäret, wenn Ihr einige Gefühle für den armen Saint-Luc im Herzen hättet, so würdet Ihr ein paar Augenblicke warten. Ich werde so viel im Kopf, in den Nerven, in den Eingeweiden leiden, dass der König sicherlich keinen traurigen Gefährten bei sich haben will und mich in das Bett zurückschickt.«
Jeanne schlug die Augen nieder.
»Geht also,« sprach sie, »ich werde warten, doch ich sage Euch, wie der König: bleibt nicht lange aus.«
»Jeanne, meine, liebe Jeanne, Ihr seid anbetungswürdig, verlasst Euch auf mich, ich werde so bald als möglich zu Euch zurückkehren. Überdies kommt mir ein Gedanke, ich will ihn ein wenig reifen lassen und Euch bei meiner Rückkehr mitteilen.«
»Ein Gedanke, der Euch die Freiheit wiedergeben soll?«
»Ich hoffe es.«
»Geht! geht!«
»Gaspard,« sagte Saint-Luc, »verhindert Jedermann, wer es auch sein mag, hier einzutreten. In einer Viertelstunde schließt die Türe mit dem Schlüssel und bringt mir den Schlüssel, zum König. Sagt im Hotel, man möge sich über die Gräfin nicht beunruhigen, und kommt erst morgen wieder zurück.«
Gaspard versprach lächelnd die Befehle zu vollziehen, welche die junge Frau errötend hörte.
Saint-Luc nahm die Hand seiner Frau, küsste sie zärtlich und lief in das Zimmer von Heinrich, der ungeduldig zu werden anfing.
Ganz allein und ganz bebend, kauerte sich Jeanne in den weiten Vorhang, der von den Stangen des Bettes herabfiel, und suchte hier, träumerisch, unruhig, unmutig, ihrerseits ein Mittel, siegreich aus der seltsamen Lage hervorzugehen, in der sie sich befand.
Als Saint-Luc in das Zimmer des Königs kam, wurde er von einem scharfen, wollüstigen Gerüche erfasst, den das königliche Zimmer ausströmte. Die Füße von Heinrich traten wirklich eine Streuung von Blumen nieder, von denen man die Stängel abgeschnitten hatte, aus Furcht, sie könnten die zarte Haut Seiner Majestät verletzen; Rosen, Jasmine, Veilchen, Nelken bildeten trotz der strengen Jahreszeit einen weichen, wohlriechenden Teppich für König Heinrich III.
Das Zimmer, dessen Plafond herabgelassen und mit schönen Malereien auf Leinwand verziert war, enthielt, wie gesagt, zwei Betten, von denen das eine, obgleich oben an die Wand angelehnt, durch seine Breite beinahe den dritten Teil des Gemaches einnahm. Dieses Bett war von einem goldenen und seidenen Tapetenwerk mit mythologischen Personen, die Geschichte von Ceneo oder Cenis, bald Mann, bald Frau, darstellend, welche Metamorphose, wie man sich leicht denken kann, nicht ohne die phantastischen Anstrengungen der Einbildungskraft des Prinzen vor sich ging. Der Betthimmel war von Silberstoff mit goldenen Streifen und seidenen Figuren, und das reich gestickte königliche Wappen hatte man an dem Teil des Baldachin angebracht, der, an die Wand angelehnt, das Haupt des Bettes bildete.
An den Fenstern waren dieselben Vorhänge, wie an den Betten und die Canapes und Lehnstühle wurden von demselben Stoffe gebildet, den man an dem Bette und den Fenstern bemerkte. Mitten vom Plafond hing an einer goldenen Kette eine Lampe von Vermeil herab, in der ein Öl brannte, das, sich verzehrend, einen herrlichen Wohlgeruch verbreitete. Rechts von dem Bette hielt ein goldener Satyr einen Kandelaber in der Hand, auf welchem vier rosenfarbige, ebenfalls wohlriechende Kerzen brannten. Diese Kerzen gaben im Verein mit der Lampe ein Licht von sich, welches das Zimmer hinreichend beleuchtete.
Des Königs nackte Füße ruhten auf den über den Boden ausgestreuten Blumen, während er auf einem ebenholzenen, mit Gold incrustirten Stuhle saß. Er hatte auf seinem Schooße sieben oder acht ganz junge spanische Jagdhündchen, deren frische Schnauzen äußerst zart seine Hände kitzelten. Zwei Diener ordneten und frisierten seine Haare, welche wie die einer Frau zurückgeschlagen waren, so wie seinen hakenförmigen Schnurrbart und seinen spärlichen, flockigen Kinnbart.
Ein Dritter überzog das Gesicht des Fürsten mit einer salbenartigen Lage von rosenfarbiger Creme von ganz besonderem Geschmack und äußerst appetitlichem Geruche. Heinrich schloss die Augen und ließ sich mit. der Majestät und dem Ernste eines indischen Gottes bedienen.
»Saint-Luc,« sagte er, »wo ist Saint-Luc?«
Saint-Luc trat ein.
Chicot nahm ihn bei der Hand und führte ihn vor den König.
»Hier,« sagte Chicot zu Heinrich, »hier ist Dein Freund Saint-Luc; befiehl ihm, sich ebenfalls mit Creme zu entschmutzen, oder vielmehr zu beschmutzen; denn wenn Du nicht diese unerläßliche Vorsichtsmaßregel nimmst, so wird etwas Ärgerliches geschehen. Entweder wird er schlecht