und Turnieren den Kräftigsten zuvor. Er hatte schwarze Haare, schwarzen Bart und eine dunkelrothe Gesichtshaut, was ihm, wie die Memoiren sagen, ein noch belebteres Aussehen verlieh. Er trug an diesem Tag, wie immer, die Farben der Herzogin von Valentinois: einen Rock von grünem Atlaß mit weißen Schlitzen, besetzt mit goldenen Flittern und Stickereien; eine Toque mit weißer Feder, ganz funkelnd von Perlen und Diamanten; eine goldene Kette mit einer doppelten Reihe von Ringen, woran ein Medaillon von dem Orden des heiligen Michael hing; einen von Benvenuto ciselirten Degen, einen weißen venetianischen Spitzenkragen und einen mit goldenen Lilien besäten Sammetmantel, der anmuthig über seine Schultern herabhing. Diese Kleidung war von einem seltenen Reichthum und der Cavalier von ausgesuchter Zierlichkeit.
Wir haben mit zwei Worten gesagt, daß Diana ein einfaches weißes Morgengewand von seltsamer Durchsichtigkeit und Feinheit trug; ihre göttliche Schönheit zu schildern, wäre minder leicht; man vermöchte nicht zu sagen, ob das Kissen von schwarzem Sammet, worauf sie ihren Kopf stützte, oder das glänzend weiße Kleid, das sie umhüllte, mehr den Schnee und die Lilien ihres Teint hervorhoben. Und dann war es eine Vollendung zarter Formen, worüber selbst Jean Goujon1 in Verzweiflung gerieth. Es gibt keine tadellosere antike Statue, und die Statue war lebendig, und sehr lebendig, wie man sagt. Was die über ihre reizenden Glieder verbreitete Anmuth betrifft, so darf man es nicht versuchen, darüber zu sprechen. Das läßt sich eben so wenig darstellen, als ein Sonnenstrahl. Ein Alter hatte sie nicht, sie war in diesem Punkte wie in so vielen andern den Unsterblichen ähnlich; nur erschienen die Frischesten und Jüngsten neben ihr alt und runzelig. Die Protestanten sprachen von Liebestränken und geheimen Mitteln, mit deren Hilfe sie stets sechzehnjährig bleibe. Die Katholiken sagten nur, sie nehme alle Tage ein kaltes Bad und wasche sich das Gesicht sogar im Winter mit Eiswasser. Man hat die Recepte von Diana aufbewahrt, doch wenn es wahr ist, daß die Diana mit dem Hirsch von Jean Goujon nach diesem königlichen Modell gebildet wurde, so hat man ihre Schönheit nicht wiedergefunden.
Sie war also würdig der Liebe zweier Könige, welche sie hinter einander blendete. Denn wenn die Geschichte der durch ihre schönen braunen Augen erlangten Begnadigung des Grafen von Saint-Vallier2 auch apokryphisch ist, so ist doch bewiesen, daß Diana die Geliebte von Franz war, ehe sie die von Heinrich wurde.
Man sagt, berichtet le Laboureur, als König Franz, der zuerst Diana von Poitiers geliebt hatte, ihr eines Tags nach dem Tode des Dauphin Franz, seines Sohnes, sein Mißvergnügen über den geringen Grad von Lebhaftigkeit, den er in dem Prinzen Heinrich sehe, ausdrückte, habe sie ihm geantwortet, der Prinz müsse sich verlieben, und sie wolle ihn zu ihrem Liebhaber machen.
Was die Frau will, will Gott, und Diana war zweiundzwanzig Jahre lang die Geliebte und zwar die einzige Geliebte von Heinrich.
Doch nachdem wir den König und die Favoritin angeschaut haben, ist es wohl Zeit, sie zu hören. Heinrich hielt ein Pergament in der Hand und las laut nachfolgende Verse, jedoch nicht ohne einige Unterbrechungen, die wir hier nicht wiederholen können:
Lippe süß und rund,
Kirschenrother Mund,
Duftend wie die Rosen,
Wenn sie Götter kosen,
Lieblich, wie das Veilchen blüht,
Feurig, wie die Sonne glüht,
Strahlend wie auf grüner Au,
Perlenglanz im Morgenthau;
Küsse Mich, mein Herz, mein Leben,
Göttertrank von Zauberreben,
Holde Freundin, küsse mich.
Liebesrausch durchtaumle Dich,
Und die Seel’ entfessle sich,
Lipp’ an Lippe wonniglich,
Bis erstarrt ich niedersinke,
Matten Auges Dir noch winke!
Seligkeit, wie groß, wie groß!
Erdenbande, reißet los,
Wenn Dein Mündchen heiß durchglüht
Himmelsfeuerfunken sprüht.
Darum, schmucke Kriegerin,
Meines Herzens Königin,
Wandeln wollen wir fortan
Treu vermählt der Jugend Bahn,
Hingerissen fort und fort,
Bis zum letzten Ruheport;
Bis als Greise tief gebückt,
Uns der Jahre Last erdrückt.
Wenn auch Wogen uns umtosen,
Jetzt erhöh’n, dann niederstoßen,
Sollen Mund an Mund noch kosen,
Bis der Arm vom Arme sinkt,
Eine Welle, uns verschlingt.
»Und wie heißt der edle Dichter, der so gut ausspricht, was wir thun?« fragte Heinrich, als er geendet hatte.
»Er heißt Remy Belleau, Sire, und verspricht, wie ich glaube, ein Nebenbuhler von Ronsard zu werden. Nun,« fuhr die Herzogin fort, »schätzt Ihr, wie ich, zu fünfhundert Thalern diese verliebte Poesie?«
»Dein Schützling soll sie haben, meine schöne Diana.«
»Doch man darf deshalb die Alten nicht vergessen, Sire. Habt Ihr die Pension unterzeichnet, die ich in Eurem Namen Ronsard, dem Fürsten der Dichter, versprochen? Ja, nicht wahr? Ich habe also von Euch nur noch die erledigte Abtei Recouls für Euren Bibliothekar Mellin von Saint-Gelais, unsern französischen Ovid zu verlangen.«
Ovid soll Abt werden, mein edler Mäcen,« sagte der König.
»Ach! wie glücklich seid Ihr, Sire, daß Ihr nach Eurem Wohlgefallen über so viele Pfründen und Stellen verfügen könnt! Wenn ich Eure Macht nur eine Stunde lang hätte!«
»Hast Du sie nicht immer, Undankbare?«
»Wahrhaftig, mein König? Doch nun habe ich seit wenigstens zwei Minuten keinen Kuß mehr von Euch bekommen! . . . so ist es gut! . . . sagtet Ihr nicht, Eure Macht gehöre stets mir? Versucht mich nicht, Sire! ich sage Euch zum Voraus, ich würde sie benützen, um die große Schuld abzutragen, welche Philibert Delorme unter dem Vorwande, mein Schloß Anet sei beendigt, von mir fordert. Das wird die Ehre Eurer Regierung sein, Sire; doch, wie theuer das ist . . . einen Kuß, Heinrich.«
»Und für, diesen Kuß, Diana, nimm für Deinen Philibert Delorme die Summen, welche der Verkauf des Gouvernement der Picardie eintragen wird.«
»Sire, verkaufe ich meine Küsse? Ich schenke sie Dir, Heinrich . . . Das Gouvernement der Picardie ist, glaube ich, zweimal hundert tausend Livres Werth? Oh! gut, dann kann ich das Collier von Perlen nehmen, das man mir angeboten, und mit dem ich mich gar zu gern heute an dem Hochzeitsfeste Eures vielgeliebten Sohnes Franz geschmückt hätte. Hundert tausend Livres für Philibert, hundert tausend Livres für das Halsgeschmeide, das Gouvernement der Picardie wird drauf gehen.«
»Um so mehr, als Du so gerade um die Hälfte über seinem Werthe anschlägst, Diana.«
»Wie! ist es nur hundert tausend Livres werth? Nun! das ist ganz einfach, dann verzichte ich auf das Halsgeschmeide.«
»Bah!« versetzte der König lachend, »wir haben irgendwo drei oder vier erledigte Compagnien, welche das Collier bezahlen können.«
»Oh! Sire, Ihr seid der Großmüthigste der Könige, wie Ihr der Geliebteste der Liebenden seid.«
»Ja, Du liebst mich wahrhaftig, wie ich Dich liebe, nicht wahr, Diana?«
»Er fragt noch!«
»Siehst Du, ich bete Dich immer mehr an, denn Du bist immer schöner. Ah! welch ein süßes Lächeln hast Du, o Holde! Ah! wie ist Dein Blick so reizend! Laß mich, o laß mich zu Deinen Füßen. Lege Deine weißen Hände auf meine Schultern. Wie schön bist Du, Diana! Diana wie liebe ich Dich! Ich könnte Dich so Stunden, Jahre lang betrachten; ich würde darüber Frankreich, ich würde die