Александр Дюма

Die beiden Dianen


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bereit und herrlich seid, Sire, so bin ich noch gar nicht bereit. Geht, mein König, es ist glaube ich, Zeit, daß ich meine Frauen rufe. Sogleich wird es zehn Uhr schlagen.«

      »Zehn Uhr!« versetzte Heinrich« »ich habe in der That ein Rendezvous für diese Stunde.«

      »Ein Rendezvous, Sire? mit einer Frau vielleicht!«

      »Mit einer Frau.«

      »Und hübsch ohne Zweifel?«

      »Ja, Diana, sehr hübsch.«

      »Dann ist es nicht die Königin.«

      »Boshafte! Catharina von Medicis hatte ihre Schönheit, eine strenge, kalte, aber eine wirkliche Schönheit. Doch ich erwarte nicht die Königin. Du erräthst nicht, wen?«

      »In der That, nein, Sire.«

      »Es ist eine andere Diana, es ist die lebendige Erinnerung an unsere junge Liebe, es ist unsere Tochter, unsere geliebte Tochter.«

      »Ihr wiederholt es zu laut und zu oft, Sire,« entgegnete Diana, die Stirne faltend und mit verlegenem Tone. »Es war unter uns verabredet, daß Frau von Castro für die Tochter von einer Andern, als von mir, gelten sollte. Ich war geboren, um gesetzliche Kinder von Euch zu haben, ich bin Eure Geliebte gewesen, weil ich Euch liebte; doch ich werde es nicht dulden, daß Ihr mich öffentlich für Eure Concubine erklärt.«

      »Es soll geschehen, wie Dein Stolz es wünscht, Diana,« sprach der König, »Du liebst jedoch unser Kind sehr, nicht wahr?«

      »Ich liebe es, von Euch geliebt zu werden.«

      »Oh! ja, Vielgeliebte . . . sie ist so reizend, so geistreich und so gut, und dann erinnert sie mich an meine Jugendjahre und an die Zeit, wo ich Dich liebte, Diana . . . oh! nicht tiefer, als heute, aber wo ich Dich . . . bis zum Verbrechen liebte.«

      Der König versank plötzlich in eine düstere Träumerei, dann erhob er wieder das Haupt und sprach:

      »Dieser Montgommery! nicht wahr, Ihr liebtet Ihn nicht, Diana?«

      »Welche Frage!« entgegnete die Favoritin mit einem Lächeln der Verachtung, »nach zwanzig Jahren noch diese Eifersucht!«

      »Ja, ich war eifersüchtig, ich bin es, ich werde es stets bei Dir sein, Diana. Du liebtest ihn nicht, doch er liebte Dich, der Elende, er wagte es, Dich zu lieben!«

      »Mein Gott, Sire, Ihr habt stets den Verleumdungen, mit denen diese Protestanten mich verfolgen, zu viel Glauben geschenkt. Das geziemt sich nicht für einen katholischen König. Doch hätte mich dieser Mensch auch geliebt, was ist am Ende daran gelegen, wenn mein Herz nicht einen Augenblick aufgehört hat, Euch zu gehören? Und überdies ist der Graf von Montgommery seit langer Zeit todt.«

      »Ja, todt!« sprach der König mit dumpfem Tone.

      »Trüben wir nicht durch solche Erinnerungen einen Tag, der ein Festtag sein soll,« versetzte Diana. »Sprecht, habt Ihr Franz und Marie schon gesehen? Sind sie immer noch so verliebt, diese Kinder? Ihre große Ungeduld wird nun bald gestillt sein. Ja zwei Stunden gehören sie einander, sie werden sich sehr freudig, sehr glücklich fühlen; doch nicht so freudig, als die Guisen, deren Wünsche durch diese Verbindung erfüllt werden.«

      »Ja, doch wer ist wüthend?« versetzte der König, »mein alter Montmorency; und der Connetable hat um so mehr Recht, wüthend zu sein, als unsere Diana, wie ich befürchte, seinem Sohne nicht zufallen wird.«

      »Aber, Sire, verspracht Ihr ihm nicht diese Heirath als Entschädigung?«

      »Sicherlich, doch es scheint, Frau von Castro hat einen Widerwillen . . .«

      »Ein Kind von achtzehn Jahren, das kaum erst aus dem Kloster kommt! Welchen Widerwillen kann sie haben?«

      »Um es mir anzuvertrauen, soll sie mich zu dieser Stunde in meinen Gemächern erwarten.«

      »Geht zu ihr, Sire; ich will mich schön machen, um Euch zu gefallen.«

      Und nach der Feierlichkeit sehe ich Euch wieder beim Carrousel; ich werde auch heute zu Eurer Ehre Lanzen brechen, und will Euch zur Königin des Turnieres machen.«

      »Zur Königin, und die Andere?«

      »Es gibt nur Eine, Diana, Du weißt es wohl. Auf Wiedersehen.«

      »Auf Wiedersehen, Sire; vor Allem aber keine unkluge Verwegenheit bei diesem Tournier, Ihr macht mir zuweilen bange.«

      »Es ist keine Gefahr dabei; ach! ich wollte es wäre Gefahr vorhanden, damit ich mehr Verdienst in Deinen Augen hätte. Doch die Stunde vergeht und meine zwei Dianen werden ungeduldig. Sage mir doch noch einmal, daß Du mich liebst.«

      »Sire, wie ich Euch stets geliebt habe, wie ich Euch immer lieben werde.«

      Ehe der König den Thürvorhang hinter sich fallen ließ, sandte er seiner Geliebten mit der Hand einen letzten Kuß zu und sprach:

      »Gott befohlen! meine liebende, meine viel geliebte Diana.«

      Und er entfernte sich.«

      Da öffnete sich eine durch eine Tapete verborgene geheime Füllung in der entgegengesetzten Wand.

      »Bei Gottes Tod! habt Ihr heute genug geschwatzt!« sprach mit barschem Tone der eintretende Connetable von Montmorency.

      »Mein Freund« erwiderte Diana, welche aufgestanden war. »Ihr habt gesehen, daß ich vor zehn Uhr also vor der Stunde, zu der ich Euch zu mir beschieden, Alles gethan habe, um ihn wegzuschicken. Ich litt ebenso sehr als Ihr, das dürft Ihr mir glauben.«

      »Eben so sehr als ich, nein, Gottes Ostern! bildet Ihr Euch etwa ein, Euer Gespräch sei erbaulich und belustigend gewesen? . . . Und was bedeutet denn vor Allem der wunderliche Einfall, daß meinem Sohne Franz die Hand Eurer Tochter Diana verweigert werden soll, nachdem sie ihm feierlich zugesagt war? Bei der Dornenkrone! sollte man nicht glauben, dieser Bastard erweise dem Hause Montmorency dadurch, daß er in dasselbe eintrete, große Ehre! Die Heirath muß stattfinden, hört Ihr Diana, Ihr werdet das einzurichten wissen. Es ist das einzige Mittel, durch welches ein wenig das Gleichgewicht zwischen uns und diesen Guise hergestellt wird, die der Teufel erdrosseln möge. Trotz dem König, dem Papst und der ganzen Welt, ist es mein Wille, daß dies geschehe, Diana . . .«

      »Aber, mein Freund . . .«

      »Ah!« rief der Connetable, »wenn ich Euch sage, daß ich es will, Pater noster! . . .«

      »Es wird also geschehen, mein Freund,« sprach Diana hastig und erschrocken.«

      V.

      Das Gemach der Kinder von Frankreich

      Als der König in seine Wohnung zurückkehrte, fand er seine Tochter nicht. Der Huissier vom Dienste meldete ihm, Frau Diana sei, nachdem sie lange Zeit gewartet, in die Wohnung der Kinder von Frankreich gegangen und habe gebeten, sie zu benachrichtigen, sobald Seine Majestät zurückgekehrt wäre.

      »Es ist gut,« sprach Heinrich, »ich will sie selbst dort aufsuchen. Man lasse mich, ich will allein gehen.«

      Er durchschritt einen großen Saal, dann einen langen Gang, öffnete sachte eine Thüre und blieb stehen, um hinter dem Vorhange durchzuschauen. Das Geschrei und das Gelächter der Kinder hatten das Geräusch seiner Schritte bedeckt und er konnte, ohne gesehen zu werden, das reizendste anmuthigste Gemälde betrachten.

      Am Fenster stand Maria Stuart, die junge bezaubernde Braut, sie hatte um sich her Diana von Castro, Elisabeth und Margarethe von Frankreich, alle drei eifrig plaudernd und beschäftigt, eine Falte an ihrem Kleide zu tilgen, eine in Unordnung gebrachte Locke ihres Kopfputzes zurecht zu richten, und ihrer frischen Toilette jene letzte Vollendung zu geben, welche nur die Frauen allein zu eben wissen: am andern Ende des Zimmers drückten die Brüder Carl, Heinrich, und der jüngste, Franz, schreiend und in die Wette lachend, auf Leibeskräften an eine Thüre, welche vergebens der Dauphin Franz, der junge Bräutigam, dem die Schelme bis zur letzten Minute den Anblick seiner Frau verweigern wollten, aufzustoßen suchte.

      Jacques Amyot, der Hofmeister der Prinzen, sprach in einer Ecke ernst mit Frau von Coni und Lady Lennor, den Gouvernanten der