Александр Дюма

Die beiden Dianen


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Freund, ist also sehr schwierig, wenn nicht zu sagen unmöglich. Laßt diese Heirath, und ersetzt, sie durch eine glänzendere Verbindung. Der König hat die kleine Johanna an Carl von Mayenne verlobt, wir werden von ihm die kleine Margarethe für Euren Sohn erhalten.«

      »Mein Sohn liegt in einem Bett, und nicht in einer Wiege,« entgegnete der Connetable, »und wie vermöchte ein kleines Mädchen zum Glück meines Hauses beizutragen? Frau von Castro hat im Gegentheil, wie Ihr mir wunderbar passend bemerkten einen großen persönlichen Einfluß auf den Geist des Königs, und deshalb will ich Frau von Castro zur Söhnerin haben. Gottes Tod! es ist seltsam, daß ein Edelmann, der den Namen des ersten Barons der Christenheit führt, wenn er sich herbeiläßt, eine Bastardin zu heirathen, so viel Schwierigkeiten findet, diesen Mißbund zu schließen. Madame, Ihr seid nicht umsonst die Geliebte des Königs, wie ich nicht umsonst Euer Liebhaber bin. Trotz Frau von Castro, trotz diesem Jungfernknecht, der sie anbetet, will ich, daß diese Heirath stattfinde, ich will es.«

      »Nun wohl! hört mein Freund,« sprach Diana von Poitiers mit sanftem Tone, »ich mache mich anheischig, das Mögliche und das Unmögliche zu thun, um Euch zu diesem Ziele zu führen. Was soll ich Euch mehr sagen? Doch Ihr werdet wenigstens besser gegen mich sein, und nicht mehr in diesem plumpen Tone mit mir sprechen, Böser!«

      Und mit ihren zarten, rosigen Lippen streifte die schöne Herzogin den grauen starren Bart des alten Anne, der sie brummend gewähren ließ.

      Denn so war diese seltsame Liebe, die nichts erklärte, wenn nicht eine seltsame Entsittlichung der vergötterten Geliebten eines jungen schönen Königs für einen alten Graubart, der sie hart behandelte. Das rohe Wesen von Montmorency entschädigte sie für die Galanterie von Heinrich II., und sie fand mehr Reize in der üblen Behandlung des Einen, als in den Schmeicheleien des Andern. Ungeheuerliche Laune eines weiblichen Herzens! Anne von Montmorency war weder geistreich noch glänzend, und er galt mit Recht für habgierig und geizig. Die furchtbaren Strafen, die er der meuterischen Bevölkerung von Bordeaux auferlegt, hatten ihm allein eine Art von gehässiger Berühmtheit verliehen. Allerdings brav, eine gewöhnliche Eigenschaft in Frankreich, war er bis dahin kaum in den Schlachten, an denen er Antheil genommen, glücklich gewesen. Bei den Siegen von Ravenna und Marignan, wo er noch nicht befehligte, zeichnete man ihn nicht unter der Menge aus; an der Bicoque, wo er Oberster der Schweizergarden war, ließ er beinahe sein ganzes Regiment niedermetzeln, und bei Pavia wurde er gefangen genommen. Sein militärischer Ruhm ging nicht weiter, und Saint-Laurent sollte dem Allem eine klägliche Krone aufsetzen. Ohne die Gunst von Heinrich II., die diesem wahrscheinlich durch Diana von Poitiers eingeflößt wurde, wäre er der Zweite im Rath wie im Kriege geblieben, und dennoch liebte ihn Diana, schmeichelte sie ihm, gehorchte sie ihm in Allem, die Geliebte eines reizenden Königs, die Sklavin eines lächerlichen Kriegsknechtes.

      In diesem Augenblick kratzte man bescheiden an der Thüre, ein Page trat auf die Erlaubniß von Frau von Valentinois ein und meldete, der Vicomte d’Ermès bitte inständig und aus einem sehr wichtigen Beweggrunde, einen Augenblick bei der Herzogin vorgelassen zu werden.

      »Der Verliebte!« rief der Connetable, »was will er denn von Euch, Diana? Sollte er zufällig kommen, um sich von Euch die Hand Eurer Tochter zu erbitten?«

      »Darf ich ihn eintreten lassen?« fragte fügsam die Favoritin.

      »Allerdings, allerdings; dieser Schritt kann uns unterstützen. Doch er warte einige Augenblicke. Noch ein Wort, damit wir uns verständigen.«

      Diana von Poitiers ertheilte diesen Befehl dem Pagen, der wieder hinausging.

      »Wenn der Vicomte d’Ermès zu Euch kommt, Diana,« sprach der Connetable, »so geschieht es, weil sich unerwartete Schwierigkeiten erheben, und weil der Fall sehr verzweifelt sein muß, daß er zu einem verzweifelten Mittel seine Zuflucht nimmt. Hört mich also wohl, und wenn Ihr meine Instruktion genau befolgt, so wird Eure, ich gestehe es, etwas gewagte Vermittlung beim König vielleicht unnöthig werden. Diana, um was auch der Vicomte bei Euch nachsuchen mag, verweigert es ihm. Bittet er Euch um seinen Weg, so schickt ihn auf die seiner Bahn entgegengesetzte Seite, will er, daß Ihr ja antwortet, so sagt nein und ja, wenn er auf ein Nein hofft. Seid verächtlich, hochmüthig, schlimm gegen ihn, kurz seid die würdige Tochter der Fee Melusine, von der Ihr aus dem Hause Poitiers abstammt, wie es scheint. Habt Ihr mich verstanden, Diana? und werdet Ihr thun, was ich sage?«

      »Punkt für Punkt, mein Connetable.«

      »Dann werden sich die Strähnen des Galant ein wenig verwirren. Der Arme wirft sich so in den Rachen der . . .«

      Er wollte sagen der Wölfin, doch er Verbesserte sich:

      »Der Wölfe. Ich lasse Euch allein, Diana, und legt mir gut Rechenschaft ab von diesem schönen Prätendenten. Heute Abend!«

      Er war so gnädig, Diana auf die Stirne zu küssen, und entfernte sich sodann. Man führte durch eine andere Thüre den Vicomte d’Ermès ein.

      Gabriel verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor Diana, die ihm durch den hochmüthigsten Gruß antwortete; doch Gabriel bewaffnete sich mit Muth für diesen ungleichen Kampf der glühenden Leidenschaft gegen die eisige Eitelkeit, und begann mit ziemlich viel Ruhe.

      »Madame,« sprach er, »der Schritt, den ich bei Euch thue, ist allerdings kühn und wahnsinnig. Doch es gibt zuweilen im Leben so ernste, so erhabene, so feierliche Umstände, daß sie uns über die gewöhnlichen Regeln des Wohlstandes, über die gewöhnlichen Bedenklichkeiten setzen. Ich befinde mich nun in einer dieser furchtbaren Krisen des Schicksals. Der Mann, der mit Euch spricht, Madame, legt in Eure Hände sein Leben, und wenn Ihr es ohne Mitleid fallen laßt, so wird es zerschellen.«

      Frau von Valentinois machte nicht das geringste Zeichen der Ermuthigung. Den Leib vorwärts geneigt das Kinn auf ihre Hand, und den Ellenbogen auf ihr Knie stützend, schaute sie Gabriel fest und mit einer Miene verdrießlichen Erstaunens an.

      »Madame,« fuhr Gabriel fort, indem er den betrübenden Einfluß dieses absichtlichen Schweigens von sich abzuschütteln suchte. »Ihr wißt, oder wißt vielleicht nicht, daß ich Frau von Castro liebe. Ich liebe sie, Madame mit einer tiefen, glühenden, unwiderstehlichen Liebe.«

      »Was geht das mich an?« schien ein nachlässiges Lächeln von Diana von Poitiers sagen zu wollen.

      »Ich spreche von dieser Liebe, die meine Seele erfüllt, Madame, um dazu zu gelangen, Euch zu sagen, ich könne, ich müsse sogar die blinden Fatalitäten und die unversöhnlichen Forderungen der Leidenschaft verstehen, entschuldigen, bewundern. Weit entfernt, diese zu tadeln, wie der gemeine Haufen, sie zu zergliedern, wie die Philosophen, sie zu verdammen, wie die Priester, knie ich vor ihr nieder, und bete sie an wie eine Ausstrahlung Gottes. Sie macht das Herz, in das sie eintritt, reiner, größer, göttlicher, und hat sie nicht Jesus geheiligt an dem Tag, wo er zu Magdalena sagte, sie sei gebenedeit unter allen Weibern, weil sie viel geliebt?«

      Diana von Poitiers änderte ihre Haltung, und streckte sich die Augen halb geschlossen, nachläßig in ihrem Lehnstuhle aus.

      »Wo will er hinaus mit seiner Rede?« dachte sie.

      »Ihr seht also, Madame,« fuhr Gabriel fort, »die Liebe ist für mich heilig; mehr noch, sie ist allmächtig in meinen Augen. Lebte der Gemahl von Frau von Castro noch, ich würde Frau von Castro lieben und es nicht einmal versuchen, einen unwiderstehlichen Instinkt zu besiegen. Nur die falsche Liebe läßt sich bändigen, die wahre Liebe aber kann man eben so wenig vermeiden, als befehlen. Ihr selbst, Madame, auserkohren und geliebt von dem größten König der Welt, müßt deshalb nicht vor der Berührung einer aufrichtigen Leidenschaft geschützt sein, und hättet Ihr derselben nicht zu widerstehen vermocht, so würde ich Euch beklagen und beneiden, aber nie verdammen.«

      Dasselbe Schweigen von Seiten der Herzogin von Valentinois. Ein spöttisches Erstaunen war das einzige Gefühl, das sich auf ihrem Gesichte ausprägte. Gabriel sprach mit noch mehr Wärme, als wollte er diese eherne Seele an den Flammen der seinigen erweichen:

      »Ein König verliebt sich, und das ist ganz einfach, in eine bewunderungswürdige Schönheit; Ihr seid gerührt von dieser Liebe, doch Euer Herz, das sie erwidern will, kann es dies nothwendig? Ach! nein. Aber an der Seite des Königs sieht Euch ein Edelmann schön, muthig, ergeben; er liebt