Александр Дюма

La San Felice Band 8


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sie zu beseitigen, Herr Commandant?«

      »Womit willst Du das thun?«

      »Mit einer Kugel.«

      »Bist Du wirklich so geschickt?«

      »Ich hoffe es, Herr Commandant.«

      »Wie viel Schüsse verlangt Du?«

      »Drei.«

      »Ich bin es zufrieden, aber ich sage Dir im voraus, wenn Du sie mit drei Schüssen nicht herunter hat, so bekommst Du drei Tage Arrest.«

      »Wenn ich sie nun aber treffe?«

      »Dann bekommst Du zehn Ducaten.«

      »Gut, dann sind wir einig.«

      Der Artillerist richtete sein Geschütz, feuerte es ab und die Kugel ging mitten durch das Tuch der Fahne hindurch.

      »Das war nicht schlecht, sagte Nicolino, »aber es ist nicht genug.«

      »Ich weiß es wohl,« antwortete der Artillerist. »Auch werde ich sogleich versuchen, es noch besser zu machen.«

      Die Kanone ward zum zweiten Mal mit noch größerer Sorgfalt gerichtet als das erste Mal. Der Artillerist sah erst, von welcher Seite der Wind kam, berechnete die, wenn auch unbedeutende Veränderung, welche dieser Hauch der Richtung der Kugel geben könnte, richtete sich empor, bückte sich abermals, veränderte den Zielpunkt seines Geschützes um den hundertsten Theil einer Linie und hielt dann die Lunte auf das Zündloch.

      Ein lauter Knall, welcher den Tumult übertäubte, ließ sich hören und die unten am Fuße der Stange durchschossene Fahne stürzte herab.

      Nicolino klatschte in die Hände und gab, ohne zu ahnen, welchen Einfluß dieser Vorfall haben würde, dem Artilleristen die zehn Ducati, die er ihm versprochen.

      In diesem Augenblick erschien die Spitze von Salvato's Colonne an der Immacolatella.

      Salvato marschierte, wie immer, voran. Er sah die Fahne fallen und obschon er wohl bemerkt hatte, daß ihr Verschwinden durch fremde Einwirkung herbeigeführt worden, rief er:

      »Man senkt die Fahne! Das Fort ergibt sich! Vorwärts, meine Freunde, vorwärts!«

      Und im Sturmschritt eilte er weiter.

      Die Vertheidiger des Castells ihrerseits schrieen, als sie keine Fahne mehr sahen und in der Meinung, man habe sie wirklich freiwillig heruntergenommen, über Verrath. Die Folge hiervon war ein Tumult, während dessen die Vertheidigung erschlaffte.

      Salvato benutzte diese Pause, um die Strada del Piliere im Sturmschritt zu passiren.

      Er schleuderte seine Sapeurs gegen das Thor des Castells und ließ es durch eine Petarde aufsprengen.

      Dann stürzte er in das Innere des Castells und rief:

      »Folgt mir!«

      Zehn Minuten später war das Fort genommen und das Geschütz desselben zwang, indem es den Largo del Castello und den Riesengang bestrich, die Lazzaroni, sich in die, in diese Straßen ausmündenden Seitengassen zu flüchten, in welchen sie durch die Position der Häuser vor den Kugeln geschützt waren.

      Sofort ward die französische dreifarbige Fahne an der Stelle der weißen Fahne aufgepflanzt.

      Eine auf dem höchsten Punkt des Castello Capuana stehende Schildwache übermittelte die Nachricht von der Einnahme des Castells an den General Championnet.

      Die drei Castelle, in deren Triangel die Stadt eingeschlossen ist, waren somit in der Gewalt der Franzosen.

      Als Championnet die Nachricht von der Einnahme des Castells Nuovo erhielt, bewirkte er seine Vereinigung mit Dufresse in der Stradadi Foria.

      Er schickte Villeneuve über den freien Strand zu Salvato, um diesem Glück zu wünschen und ihm zu befehlen, die Bewachung des Castello Nuovo einem Officier zu übertragen und sich dann sofort bei ihm, Championnet, einzufinden.

      Villeneuve traf den jungen Brigadechef auf dem Walle des Castells stehend und das Auge auf die Mergellina geheftet.

      Von hier aus konnte er jenes theure Palmbaumhaus erspähen, welches er seit zwei Monaten nur noch in seinen Träumen gesehen. Sämtliche Fenster desselben waren geschlossen, dennoch aber war es ihm, als sähe er mit Hilfe seines Fernrohres die in den Garten führende Thür des Perrons geöffnet. Mitten in dieser Betrachtung überraschte ihn der Befehl des Generals.

      Er übertrug das Commando sofort Villeneuve selbst, nahm sein Pferd und galoppierte davon.

      In dem Augenblick, wo Championnet und Dufresse vereinigt die Lazzaroni nach der Toledostraße trieben und während ein furchtbares Feuer nicht blos von dem Largo delle Pigne, sondern auch aus allen Fenstern kam, bemerkte man plötzlich einen leichten Rauch, welcher die Wälle des Castells San Elmo krönte, dann hörte man das Krachen mehrerer schweren Geschütze und sah, daß unter den Lazzaroni eine große Verwirrung entstand.

      Nicolino hielt Wort.

      Gleichzeitig kam eine Abtheilung Dragoner wie ein reißender Strom durch die Strada della Stalla, während ein lebhaftes Musketenfeuer sich hinter dem Museo Burbonico hören ließ.

      Es war Kellermann, welcher seinerseits seine Vereinigung mit den Corps Dufresses und Championnets bewirkte. Binnen wenigen Augenblicken war der Largo delle Pigne gesäubert und die drei Generale konnten sich hier die Hand reichen.

      Die Lazzaroni zogen sich durch die Strada Santa Maria in Constantinopoli und die Salita dei Studi zurück.

      Um aber über den Largo San Spirito und den Mercatello zu kommen, sahen sie sich genöthigt, unter dem Feuer des Castells San Elmo durchzupassieren, welches trotz der Schnelligkeit, womit diese Passage bewirkt ward, Zeit hatte, fünf oder sechs Todesboten in ihre Reihen zu senden.

      Während so der Rückzug der Lazzaroni stattfand, brachte man einen ihrer Anführer, den man nach verzweifeltem Widerstande gefangen genommen, vor Championnet.

      Mit Blut bedeckt, mit zerrissenen Kleidern, drohendem Gesicht und spöttischem Tone war er der echte Typus des sich im höchsten Stadium der Exaltation befindenden Neapolitaners.

      Championnet zuckte die Achseln, kehrte ihm den Rücken und sagte:

      »Es ist gut. Man erschieße diesen Burschen, um den Andern ein Beispiel zu geben.«

      »Schön!« sagte der Lazzarone. »Wie es scheint, hat Nanno sich doch geirrt. Ich sollte erst noch Oberst und dann gehängt werden. Gleichwohl aber habe ich es blos bis zum Capitän gebracht und werde durch Pulver und Blei sterben. Es gereicht mir um meines Schwesterchens willen immer noch zum Troste.«

      Championnet hörte diese Worte. Er stand im Begriff, den Verurtheilten näher zu befragen, da er aber in diesem Augenblick einen Reiter auf sich zugesprengt kommen sah, und in diesem Reiter Salvato erkannte, so richtete sich eine ganze Aufmerksamkeit auf diesen.

      Man schleppte den Lazzarone fort, lehnte ihn an die Mauer des Museo Borbonico und wollte ihm die Augen verbinden.

      Dagegen aber erhob er Einspruch.

      »Der General,« rief er, »hat gesagt, man solle mich erschießen, aber nicht, daß man mir die Augen verbinden solle!«

      Salvato stutzte, als er diese Stimme vernahm, drehte sich um und erkannte Michele, der seinerseits ihn ebenfalls sofort erkannte.

      »Sanguedi Cristo!« rief der Lazzarone. »Sagen Sie selbst, Signor Salvato, daß man, um mich zu erschießen, mir nicht erst die Augen zu verbinden braucht.«

      Und die ihn umringenden Soldaten zurückstoßend, kreuzte er die Arme und lehnte sich freiwillig an die Mauer.

      »Michele!« rief Salvato. »General, dieser Mann hat mir das Leben gerettet; ich bitte Sie, mir das einige zu schenken.«

      Und ohne die Antwort des Generals abzuwarten, denn er war überzeugt, daß dieser ihm seine Bitte nicht abschlagen würde, sprang Salvato vom Pferde, durchbrach den Halbkreis der Soldaten, welche schon ihre Musketen fertig machten, um Michele niederzuschießen, und warf sich in die Arme des Lazzarone, den er küßte und an sein Herz drückte.

      Championnet erkannte sofort, welchen Nutzen er von diesem