Александр Дюма

Olympia von Clèves


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von Mailly.«

      »Oh! mein Gott,« rief im ersten Aufschwung seines Herzens Banniére, nachdem er gelesen hatte.

      »Oh! mein Fräulein, Sie sind nun sehr unglücklich!«

      »Ich? Sie irren sich. Ich bin frei, das ist das Ganze,« erwiderte Olympia lächelnd.

      In diesem Augenblick klopfte man zum zweiten Male an die Hausthüre, diesmal jedoch aus eine viel kräftigere Art als das erste Mal.

       XV.

      Die Jesuiten im Schauspiel

      Ehe wir unsern Lesern sagen, welcher neue Überlästige den Helden und die Heldin dieser Geschichte gerade in dem zarten Augenblick, zu dem wir sie geführt, störte, ist es, wir denken dies wenigstens, unerläßlich, aus einige Augenblicke zu den Personen zurückzukehren, die, obgleich allerdings minder wichtig, doch nicht ganz von uns verlassen werden dürfen, da sie bei dieser ein wenig romanhaften Handlung beteiligte Parteien sind.

      Wir sprechen von der Gesellschaft Jesu, welche während der drei bis vier letzten Kapitel ein wenig von uns geopfert worden ist. Wir wollen mit unsern Lesern vom Puter Mordon und vom Pater de la Sante sprechen, die uns zu mächtige Schauspieler zu sein scheinen, um so ihre Rollen sich beschneiden zu sehen.

      Wir haben gesagt, die Jesuiten seien ins Theater gegangen; in jenen Zeiten war es den Priestern erlaubt, die Literatur anzuhören und die Moral zu beurteilen. Es war eine angenommene Idee, der Prediger könne vom Histrio einige seiner Gebärden und seiner Darstellungsmittel entlehnen. Alles, was zur Verherrlichung Gottes zu dienen vermochte, wurde als gute Prise betrachtet, besonders von der Gesellschaft Jesu.

      »Ad majorem dei gloriam, « sagte der Gesellschaftswahlspruch.

      Es konnte also für die Verherrlichung Gottes wichtig sein, daß die ehrwürdigen Väter Mordon und de la Sante die Verse des Heiden Voltaire, vorgetragen von den abtrünnigen Komödianten, anhörten.

      Man durfte nicht bezweifeln, es würden der Pater Mordon in einer seiner Predigten und der Pater de la Sante in einem seiner heiligen Trauerspiele mit Nutzen einige in diesem Misthaufen gefundene Goldtheilchen anwenden. Margaritas in sterquilinio.

      Darum halte Banniére hinter seiner Säule verborgen, zur Stunde, wo das Schauspiel anfing, zwei Jesuiten im Wagen vor der Thür des Theaters ankommen sehen.

      Wir haben gesagt, Banniére sei bei diesem Anblick von einem solchen Schrecken ergriffen worden, daß, er sich aus der Stelle in den Gang des Theaters geflüchtet.

      Sein Schrecken war so groß gewesen, daß er sich nur Zeit gelassen hatte, das Ende des Rockes und die Spitze des Hutes zu erschauen. Diese zwei Brüche der Kleidung der ehrwürdigen Väter hatten genügt, ihn seinen Posten mit der Hast, von der wir gesprochen, verlassen zu machen.

      Es wäre, wie man leicht begreift, etwas Anderes gewesen, hätte er erraten können, wer die wichtigen Personen waren, deren Leib diese Röcke bekleideten, deren Kopf diese Hüte bedeckten.

      Was die guten Väter betrifft, so hatten sie nicht einmal das Ende des Rockes und die Spitze des Hutes von Banniére gesehen, und so sehr wir auch von ihrem Scharfsinn überzeugt sind, so sagen wir doch, hätten sie dies auch gesehen, sie wären weit entfernt gewesen, zu erraten, von den dreihundert ihrem Orden untergebenen jungen Leuten sei derjenige, welcher so behende vor ihnen fliehe, der Gefangene der Meditationsstube.

      Die guten Väter traten also ein, ohne auch nur im Geringsten an Banniére zu denken, und nahmen Besitz von einer kleinen vergitterten Loge, – eine Batterie von wo aus sie mit glühenden Kugeln auf Voltaire, schießen und in aller Ruhe ihre Beute machen konnten, was der Religion einen doppelten Vorteil bot.

      Der Pater de la Sante besonders, der am Tage vorher Champmeslé Beichte gehört hatte, der Pater de la Sante versprach sich ein gewisses Vergnügen, seinen Bußfertigen in der Ausübung seiner Schwächen und in der Begehung seiner Sünden zu sehen, und während der Beichtiger nachsichtig gewesen, drohte der Kritiker, es nicht zu sein.

      Es geschah in diesem Moment, wo unter seinen dicken, grauen Brauen seine Augen von einer Feindseligkeit, welche bei diesen, vortrefflichen Manne noch etwas Wohlwollendes hatte, zu glänzen anfingen, daß der Redner der Truppe sein Vergnügen dadurch störte, daß er die Unpässlichkeit von Champmeslé und das Anerbieten der Gefälligkeit eines Stellvertreters ankündigte.

      Die guten Väter brummten ein wenig, aber sie mussten, wie alle Welt, diesen Unfall in Geduld hinnehmen, und belebt durch die Vorstellung der zwei ersten Acte, in denen man viel von Herodes spricht, ohne daß Herodes in denselben erscheint, hatten sie diese Substitution beinahe vergessen, als der syrische König im dritten Akt auftrat.

      Dieses Austreten, das wir an seiner Stelle beschrieben haben, machte den Eindruck aus die ehrwürdigen Väter, den es aus die übrigen Zuschauer machte, aber nach einigen Secunden fingen seltsame Empfindlichkeiten an im Geiste von jedem derselben zu erwachen.

      Diese Stimme, dieser Gang, was man von diesem Gesicht sah, – der Bart und die Perücke verbargen, wie man sich erinnert, einen großen Teil davon, – Alles dies, sagen wir, rief ins Gedächtnis der zwei Jesuiten ein Individuum ihrer Bekanntschaft, aber aus eine so schwankende, so unbestimmte Art, so groß war die Entfernung von dem mit Sammet und Seide bedeckten Herodes bis zu Banniére in seiner schwarzen Robe und mit dem dreieckigen Hut, daß Beide den Kreis Ihrer Bekannten erschöpften, ohne bei Banniére stehen zu bleiben; dann verriet sich plötzlich durch eine Gebärde, durch eine Betonung, durch eine angenommene Gewohnheit der Debütant jedem von ihnen, so daß sich jeder von ihnen augenblicklich, noch leise aber, sagte, denn weder der Eine, noch der Andere wagte es, einen so ungereimten Gedanken an den Tag zu legen: »Das ist Banniére!«

      Eine Folge hiervon war, daß, als einige Secunden, nachdem dieses Licht in ihrem Geiste aufgegangen, Herodes durch eine richtige Intonation und einen leidenschaftlichen Aufschwung den Beifall des Parterre gewonnen und einen Sturm von Bravos erregt hatte, der Pater de la Sante. der sich von seiner Künstlernatur hinreißen ließ, an diesem für das Ohr des Schauspielers so süßen Konzert Teil zu nehmen, ausrief:

      »Der Bursche spielte den Isaak zu gut, als daß es ihm nicht hätte gelingen sollen, eines Tags den Herodes trefflich zu geben.«

      Dieser Ausruf antwortete so gut dem Gedanken, der sich ganz leise im Geiste des Pater Mordon bildete, daß er sein flammendes Auge aus de la Sante heftete, ihn beim Handgelenke packte und zu ihm sagte:

      »Nicht wahr, er ist es?«

      »Ich gestehe,« erwiderte der lateinisch« Tragiker, »wenn Sie von einer Ähnlichkeit sprechen wollen.«

      »Nicht wahr, unerhört?«

      »Fabelhaft.«

      »Zwischen diesem Schauspieler und dem kleinen Banniére?«

      »Sie finden also wie ich?«

      »Das heißt, ich würde daraus schwören, wenn. . .«

      »Gerade wie ich, wenn ich nicht durch einen Zweifel zurückgehalten würde. . .«

      »Durch welchen Zweifel?«

      »Daß ich Banniére in die Meditationsstube eingesperrt habe.«

      »Sie selbst?«

      »Ich selbst.«

      »Nun?«

      »Nun!« erwiderte Mordon lächelnd. »Sie wissen, mein Bruder, daß diese Stube mit vortrefflichen Riegeln geschlossen ist.«

      »Das ist ein Grund,« murmelte der Pater de la Sante, »jedoch . . .«

      »Jedoch?«

      »Es sind so sehr seine Stimme, sein Gang, seine Gebärde, besonders für mich, der ich den Jungen habe probiren lassen . . .«

      »Thun Sie mir einen gefallen, mein Bruder.«

      «Zu Ihren Befehlen, mein Ehrwürdiger.«

      »Gehen Sie ins Noviciat und sehen Sie nach.«

      Der Pater de la Sante machte ein saures Gesicht. Es war nicht sehr anziehend für ihn, sich in seiner süßen Beschäftigung