Александр Дюма

Olympia von Clèves


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und ging ohne Zorn, aber auch ohne Schwäche weg.

      Sie hatte nur Wasser getrunken.

      Als sie die Männer ausstehen und weggehen sahen, versuchten sie es auch, aufzustehen, und ihr Artigkeit zu erweisen; doch in dem Augenblick, wo es sich darum handelte, diese Bewegung auszuführen, stolperte die eine Hälfte, die sich nur mit Mühe sitzend erhalten hatte, und rollte aus die andere Hälfte, deren Beine unter dem Tische hervorkamen.

      Die Frauen ahmten Olympia nach; nur fand der Unterschied statt, daß sie, als sie sich zurückzogen, vor dem jungen Manne defilierten und, da es sich um eine ewige Trennung handelte, weil Banniére in sein Kloster zurückkehren sollte, ihn zum Abschied alle umarmten.

      Bei der Letzten wandte sich Olympia, welche eben über die Schwelle schritt, um und sah den schamhaften Joseph die Lippen abwischen.

      Sie lächelte und verschwand.

      Da wurde Banniére, der allein unter diesen Trinkern blieb, welche aus dem Boden des Foyer zerstreut umher lagen, wie entwurzelte Bäume aus der Erde eines Waldes liegen, wieder von einer unaussprechlichen Traurigkeit erfasst.

      Mit dem Abgang von Olympia war in der Tat der Traum entflohen, und die Wirklichkeit war wiedergekehrt.

      Die Wirklichkeit, das heißt:, statt des goldenen Himmels, in welchem er in Gesellschaft der Götter und der Göttinnen gelebt hatte, das Kloster, wo er wieder schwarze Menschen finden sollte; statt des von Lichtern funkelnden Foyer, wo noch das Beifall klatschen des Saales und das Anstoßen der Gläser erscholl, die Meditationsstube mit ihrem trockenen Brot, ihrem klaren Wasser und ihren finsteren Inschriften.

      Alles dies war nicht sehr anziehend, und dennoch musste er Alles dies wieder aufsuchen.

      Er durchschritt den Speisesaal langsam und mit großer Vorsicht, um nicht aus die Leiber der Unglücklichen Streiter zu treten, welche dem Rottenfeuer des Chambertin und des Champagners unterlegen. Er war schwermüthig wie ein siegender General, der das Schlachtfeld besucht, aus dem er die Hälfte seines Heeres gelassen hat. Man hätte glauben sollen, es wäre Pyrrhus nach dem Siege von Heracles.

      Er kehrte in die Loge zurück, wo er sich angekleidet hatte: die Lampen waren im Verscheiden begriffen; er fachte die dem Erlöschen nahe Flamme wieder an und schritt zur Aufsuchung seiner Novizenkleider, die er in einem Winkel gelassen hatte.

      Zu seinem großen Erstaunen waren sie verschwunden.

      Banniére glaubte Anfangs, der Schneider habe die Kleider hinter eine Thür oder in einen Schrank geworfen; er stieß alle Thüren auf, er öffnete alle Schränke, aber vergebens.

      Nachdem er eine Viertelstunde gesucht hatte, verzweifelte er und ging hinab.

      Der Hausmeister wachte allein noch im Theater: Schneider, Friseur, Aufwärter und Diener, Alles war weggegangen.

      Der Hausmeister schaute ihn an und sagte:

      »Das gehörte also Ihnen, ein schwarzer Rock, eine schwarze Hose und ein Hut wie ein vierpfündiger Laib Brot?«

      »Allerdings, das gehörte mir.«

      »Ei! Ei! es muss Ihnen nicht so gut stehen, als das Kostüm, das Sie noch haben.«

      «Sie haben die Kleider also gesehen?« sagte Banniére zur Erklärung antreibend.

      »Gewiss habe ich sie gesehen,« antwortete der Hausmeister.

      »Und wo dies.«

      »Auf dem Rücken von Herrn Champmeslé, bei Gott!«

      »Wie, auf dem Rücken von Herrn Champmeslé?«

      »Ja; er ist in seine Loge zurückgegangen; als er in seine Loge zurückkam, sah er Ihre Kleider, und als er sie sah, machte er das Zeichen des Kreuzes.«

      »Ohne etwas zu sagen?«

      »Doch. Er hat gesagt: »»Es ist entschieden der Wille Gottes, da er mir nicht nur den Beruf, sondern auch das Kleid schickt.««

      »Und dann?«

      »Dann hat er seine weltlichen Kleider ausgezogen und Ihre Novizenkleider angezogen.«

      »Aber was ist aus seinen Kleidern geworden?«

      »Er hat sie dem Schneider geschenkt, unter der Bedingung, daß seine Frau acht Tage lang fünf Pater und fünf Ave für ihn bete.«

      »Und er ist schon lange weggegangen?«

      »Oh! über eine Stunde.«

      Das war, um den Kopf zu verlieren: Banniére blieb auch ganz verblüfft durch diesen Vorfall.

      Wenn es schon eine ernste Sache war, um zwei Uhr Morgens in das Noviciat im Jesuitenkleide zurückzukehren, so war es noch viel ernster, dies im Kostüm von Herodes zu tun.

      Es kam ihm indessen ein Gedanke.

      Das war keine Stunde, um In den Straßen herumzulaufen, nicht einmal in Jesuitenkleidern. Champmeslé musste nach Hause gegangen sein.

      »Wo wohnt Herr Champmeslé?« fragte Banniére.

      »In der Grande-Rue, der Nische des heiligen Benedict gegenüber, unmittelbar neben Fräulein Olympia.«

      »Fräulein Olympia!« wiederholte unwillkürlich Banniére, indem er einen Seufzer ausstieß. »Fräulein Olympia! Ah!«

      Dann, da er unbeweglich blieb, fragte der Hausmeister:

      »Nun, wozu entscheiden Sie sich? Ich muss schließen; es ist Zeit. Morgen werden Sie den ganzen lieben, langen Morgen in Ihrem Bette schlafen, während ich um sechs Uhr bei meinem Geschäfte sein muss.«

      Banniére lächelte bitter.

      Den ganzen lieben, langen Morgen in seinem Bette schlafen! Es war wohl hiervon für ihn die Rede!

      »Nun!« wiederholte der Hausmeister, »haben Sie nicht gehört? Champmeslé wohnt in der Grande-Rue der Statue des heiligen Benedict gegenüber, unmittelbar neben Fräulein Olympia.«

      »Doch, ich habe gehört,« erwiderte Banniére; »zum Beweise mag dienen, daß ich dahin gehe.«

      Und als ein Mensch, der seinen Entschluss gefasst bat, stürzte er mutig aus die Straße, immer im Kostüm des Herodes,

      Der Hausmeister schloß die Thür hinter ihm.

       XIII.

      Wo sich Banniére in eine große Verlegenheit setzt

      Banniére folgte der ihm vom Hausmeister bezeichneten Richtung. Er fand die Statue des heiligen Benedict und gegenüber ein Haus, von dem er dachte, es müsse das von Champmeslé sein.

      Doch dieses Haus war traurig und finster wie das Herz voller Gewissensbisse und Bangigkeiten, das darin wohnte. Alle Läden waren geschlossen, einen einzigen ausgenommen, – ein offenes, aber erloschenes Auge, das die Nacht im Innern wie außen sehen ließ.

      Das Haus daneben, das der Hausmeister als das von Olympia bewohnte bezeichnet hatte, schien dagegen jenes sanfte nächtliche Leben, welches schon nicht mehr das Wachen und noch nicht der Schlaf ist, zu leben. Wohl waren die Jalousien im ersten Stocke, dem einzigen, der für den Augenblick bewohnt zu sein schien, geschlossen, aber durch die Zwischenräume der Jalousien sah man ein rosiges Licht dringen, das, gemildert durch seidene Vorhänge, entweder das Schlafzimmer oder das Boudoir einer hübschen Frau bezeichnete.

      Banniére-Herodes betrachtete dieses reizende rosige Licht, seufzte und klopfte an die Thür von Champmeslé.

      Aber nach dem von ihm gegebenen Prospectus, – ein diesmal getreuer Prospectus, – war das Haus einsam, denn auf die drei unter der Hand von Banniére schallenden Schläge antwortete kein Geräusch.

      Banniére klopfte sechsmal. Dieselbe Stille.

      Banniére klopfte neunmal.

      Bis jetzt war Banniére die Zahl drei, welche, wie man weiß, den Göttern gefällt, verdoppelnd und verdreifachend zu Werke gegangen; als er aber sah, daß man aus seine neun Schläge nicht antwortete, fing er an ungeduldig zu werden und unternahm ein Getrommel, das bald die Hunde der drei bis vier benachbarten Häuser aufgeweckt hatte, welche Hunde