Александр Дюма

Olympia von Clèves


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ihre Schminke und ihre Schönfleckchen weggemacht und ein Bad genommen; darum ist man noch nicht bei Tische.«

      Ein Abendbrot mit Herrn von Mailly, ein Abendbrot unter dem Vorsitze von Olympia, ein Abendbrot, wo er sie wiedersehen sollte, wo sie ihm sagen würde, er habe gut gespielt, ein Abendbrot besonders, wobei er nicht mit seinem schmutzigen Novizenkleide, sondern mit seinem glänzenden Kostüm des Herodes erscheinen würde! Das war mehr, als er brauchte, um Banniére zu bestimmen, zwei Stunden später in das Noviciat zurückzukehren. Überdies wusste man entweder seinen Ausgang oder man wusste ihn nicht; wusste man ihn nicht, so machten die zwei Stunden nichts; wusste man ihn, so machten die zwei Stunden nicht viel, und die Strafe würde so erschrecklich sein, daß die zwei Stunden mehr sie kaum erschweren könnten.

      Banniére war in der Lage eines Menschen, der gehenkt zu werden verurteilt ist, und der, indem er sich einen großen Genuss erlaubt, Gefahr läuft, gerädert zu werden. Sterben, um zu sterben – Banniére wollte sich vor seinem Tod das Vergnügen eines Gottes machen.

      Er antwortete daher ziemlich hoffärtig:

      »Nun denn, so sagen Sie Herrn von Mailly, ich werde die Ehre haben, seiner Einladung zu entsprechen.«

      Banniére ging in der Tat strahlend und duftend aus seinem Bade hervor. Aus das Roth des Theaters war das matte Braun seiner Hut diese Schminke der Leute des Süden, gefolgt; an der Stelle seiner flatternden Perücke wogten seine schwarzen Haare, denen das Wasser den bläulichen Glanz des Rabenflügels gegeben hatte. Er beschaute sich im Spiegel von Champmeslé und bemerkte zum ersten Mal, daß er schön war.

      Doch beinahe in demselben Augenblick sagte er mit einem Seufzer:

      »Ah! sie auch, sie ist sehr schön!«

      Und er begab sich nach dem großen Foyer, wo das Abendbrot zugerichtet war.

       XII.

      Das Abendbrot

      Olympia war, wie man es Banniére gesagt hatte, in das Foyer herabgegangen. Aber hier erwartete sie eine Überraschung. Sie fand Herrn von Mailly und seine Offiziere gestiefelt und gespornt und In Reisekleidern. Während der zehn Minuten, welche Olympia in ihrer Loge geblieben war, hatten der Graf und sein Generalstab diesen raschen Wechsel in ihren Anzügen vorgenommen.

      Der Graf eröffnete Olympia nun mit der schwermütigsten Miene, die er annehmen konnte, er habe während des Schauspiels eine Stafette vom König erhalten; Seine Majestät Berufe ihn ohne Verzug nach Versailles, und er wäre sogar sogleich nach Empfang dieser Stafette, gemäß der Ehrfurcht, die er den königlichen Befehlen schuldig sei, abgereist, hätte er nicht vor die Ehrfurcht vor dem Königtum die Ehrfurcht der Liebe gesetzt; dem zu Folge habe er seinen Offizieren, sobald der Vorhang gefallen, Befehl gegeben, sich wie für eine Expedition zu stiefeln, wozu er ihnen nur zehn Minuten bewilligt. .

      Alle waren, wie gesagt, schon im Foyer, als Olympia eintrat.

      Nachdem er sich vor ihr verbeugt hatte, wandte er sich gegen die andern Damen um und sprach:

      »Meine Damen, wir kommen, um Sie zu begrüßen und Ihnen zu danken; setzen Sie sich zu Tische.«

      In diesem Augenblick erschien Banniére an der Thür; bei dem Ausrufe der Verwunderung, den ein paar Frauen von sich gaben, wandte sich Olympia um.

      Banniére verdiente in der Tat diesen Ausruf, den seine Gegenwart veranlasst hatte; man konnte unmöglich regelmäßiger schön und auf eine ausgezeichnetere Art schön sein, als er es war.

      Olympia gab keinen Ausruf von sich; sie schaute ihn nur mit Erstaunen an.

      Herr von Mailly grüßte leicht.

      Banniére kreuzte die Hände über seiner Brust, wie es die Orientalen und die Jesuiten machen, und verbeugte sich.

      Er hatte aus eine ganz natürliche Art eine der ehrerbietigsten und elegantesten Begrüßungen gefunden, die man erfinden konnte.

      Herr von Mailly richtete an den jungen Mann mit ein paar Worten, welche Olympia durch ein Lächeln billigte, ein Kompliment.

      Dann nahm er ein Glas, füllte es mit Champagner, bot es Olympia, schenkte sich ein zweites ein, hob dieses empor und sprach:

      »Aus die Gesundheit des Königs, meine Damen und meine Herren.«

      Die Offiziere ahmten ihren Kommandanten nach; jeder nahm sein Glas, hob es zuerst empor und leerte es dann aus die Gesundheit des Königs.

      Herr von Mailly schenkte sich sein Glas abermals voll, wandte sich gegen Olympia und sprach:

      »Und nun, Madame, auf Ihre Anmut, aus Ihre Schönheit.«

      Dieser Toast wurde, wie man leicht begreift, mit stürmischem Beifall von aller Welt überschüttet, Banniére ausgenommen, der nicht den Mut hatte, ein zweites Glas zu trinken, obgleich er das erste sehr gut gefunden.

      Nicht als hätte ihm Olympia nicht schön wie Venus selbst geschienen, aber Herr von Mailly hatte, so höflich er auch war, den Toast mit einer gewissen Eigentümermiene ausgebracht, die ihm das Herz beklomm.

      Herr von Mailly, der im Gegenteil alle Gründe hatte, zu trinken, stellte sein Glas auf den Tisch, nachdem er es bis aus den letzten Tropfen geleert, nahm die Hand von Olympia, küßte sie und sagte:

      »Aus baldiges wiedersehen, mein liebes Herz.«

      Olympia antwortete nichts; es schien ihr, als sähe sie etwas Seltsames in den Manieren, die der Graf an diesem Abend gegen sie hatte.

      Sie beschränkte sich darauf, daß sie ihm mit dm Augen bis zur Thür folgte, lenkte dann ihren Blick in den Saal zurück und heftete ihre Augen aus Banniére.

      Er war sehr bleich und stützte sich aus einen Stuhl, ohne welche Stütze man hätte glauben können, er werde fallen.

      »Auf, mein König,« sagte sie zu dem jungen Mann, indem sie aus einen Sitz zu ihrer Rechten deutete, »nehmen Sie diesen Stuhl, der für den Grafen bestimmt war. Ehre dem Ehre gebührt.«

      Banniére gehorchte mit einer maschinenmäßigen Bewegung und setzte sich zitternd.

      In diesem Augenblick hörte man den Tritt der Pferde der Offiziere aus dem Pflaster erschallen und sich in der Richtung von Lyon entfernen.

      Banniére atmete.

      Olympia stieß im Gegenteil einen Seufzer aus.

      Sie setzte sich indessen zu Tische, und da sie eine große Selbstbeherrschung besaß, so schüttelte sie den Kopf und schien ihre Beklommenheit zu vertreiben.

      Das Abendbrot war vortrefflich; sich selbst überlassen, wurden diese Herren und diese Damen um so heiterer. Banniére besonders hatte Mailly mit einem Vergnügen weggehen sehen, von dem er sich keine Rechenschaft geben konnte, das er aber zu verbergen sich nicht bemühte.

      Die Schauspieler, und besonders die Provinzschauspieler, welche nicht alle Tage essen, haben im Allgemeinen einen guten Appetit. Das Abendbrot von Herrn von Mailly wurde verschlungen.

      Banniére, der neben Olympia saß, trank, aß, wurde gereizt, geneckt, sagte kein Wort, und während er mit dem Munde und seinen beiden Händen aß und trank, – man erinnert sich, daß Banniére seit sechsunddreißig Stunden nur ein Mahl gemacht hatte, – verschlang er mit den Augen seine schöne Gefährtin.

      Als eine Frau von Geist schien diese den Abgang der Herren Offiziere nicht zu bedauern; sie machte die Honneurs des Schmauses, mit der größten Anmut, sie trieb sogar ihre Freundlichkeit so weit, daß sie alle Männer berauschte, indem sie die Zahl der bestellten Flaschen verdoppelte und das Supplement aus ihre Kosten nahm.

      Jeder Moment exaltierte Banniére; denn jeden Moment begegneten seine Augen den Augen, begegnete seine Hand der Hand seiner schönen Nachbarin.

      Am Ende des Mahles war Banniére auch kein Mensch mehr: er nannte sich Roscius, er nannte sich Baron.

      Nur war er tief verliebt und leicht betrunken. Seine bleiche, melancholische Schönheit hatte sich in eine glühende Schönheit verwandelt. Seine Augen schleuderten zugleich alle Feuer der Liebe und des Weines.

      Dann war er es, der Olympia die Augen niederschlagen machte;